Alaska, Teil zwei

Hier nun, mit weniger weichem Hirn, der zweite Teil des großen Alaskareiseberichts.

Wie ich im ersten Teil schon sagte, kann man Anchorage aus touristischer Sicht beiseite lassen. Die Halbinsel, die sich an Anchorage anschließt, lohnt aber einen Besuch. Leider hatten wir sehr schlechtes Wetter und wenig Zeit, so dass wir nur ein wenig am Turnagain-Arm entlang gefahren sind. Eigentlich wollten wir uns einen Gletscher ankucken, der in einen See kalbt, aber das Wetter hat uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber allein schon der Blick aufs eisblaue Gletscherwasser war beeindruckend. Außerdem sieht der Pazifik hier aus wie die Nordsee und als Norddeutsche bekomme ich dann sofort Heimweh und will ganz viele Fotos von grauem Schlick machen.

Wir sind dann also weiter Richtung Süden gefahren, am Wrangell St. Elias Nationalpark vorbei. Falls ihr mal 300 Dollar übrig habt, macht doch einen Gletscherrundflug und erzählt mir, wie der Blick so war, ich hatte dafür leider nicht das nötige Kleingeld. Das ist leider die Kehrseite der Medaille. Die USA an sich sind schon teuer, in Alaska zahlt man dann zusätzlich noch drauf. Nehmt bloß genug Geld mit. Dafür kann man aber in Alaska in der Regel auf jedem Parkplatz entlang der Highways nächtigen und dadurch Geld sparen, wenn es einem nichts ausmacht, direkt an der Straße zu schlafen. Aber ich schweife ab. Am Wrangell Nationalpark vorbei fuhren wir zum Kluane Nationalpark. Dieser liegt dann wieder im Yukon, aber das macht ja nichts. Der Kluane ist nicht ganz so überlaufen wie die anderen Nationalparks in der Ecke und bietet Wandermöglichkeiten und schöne Ausblicke. In Haines Junction (mit ca 250 Einwohnern übrigens eine der größten „Städte“ im Yukon) kann man ganz ausgezeichnete Cranberriescones essen, was man auf gar keinen Fall versäumen sollte.
Ansonsten ist das große Highlight hier der Highway zwischen Haines Junction und Haines, welches dann wieder in Alaska liegt. Man fährt über 1000 Meter hohe Passstraßen und die Landschaft ist beeindruckend karg und gleichzeitig voller Leben. Das klingt furchtbar kitschig, ist aber wirklich so.

Haines selbst ist eine kleine entspannte Stadt am Wasser, die zum Glück nur recht selten von Kreuzfahrtschiffen heimgesucht wird. Hier kann man wunderbaren geräucherten Lachs kaufen, es gibt tatsächlich einen bezahlbaren Campingplatz mitten in der Stadt und die Wanderung auf den Hausberg Mount Ripinsky ist zwar hart anstrengend (vorallem mit Höhenangst), aber der Blick auf die umliegenden Gletscher und das Meer entschädigt für die Qualen.

Da ein Abstecher nach Juneau zeitlich nicht drin war, sind wir dann mit der Fähre weiter nach Skagway gefahren. Hier erlebt der geneigte Besucher, was passieren kann, wenn man 5-6 riesige Kreuzfahrtschiffe auf ein kleines Städtchen loslässt. Es ist verstörend. Die ganze Stadt quillt über mit Rentnern und Menschen, die schon mit 35 im geistigen Rentenalter sind und jedes zweite Haus beherbergt einen garantiert authentischen Goldrauschjuwelenladen.
Wir haben diesen Ort so schnell wie möglich hinter uns gelassen. Hinter Skagway wird es dann nämlich wieder sehr sehr schön. Der Highway schlängelt sich wieder auf über 1000 Meter in die Höhe und die Landschaft ist noch beeindruckender als auf der kanadischen Seite zwischen Haines Junction und Haines. Dieser Abstecher hat sich definitiv gelohnt.

Alaska / Yukon / British Columbia – Der endgültige Vergleich

Die Svejdahorntravelagency hat die erste große Etappe des Abenteuers Panamericana erfolgreich hinter sich gebracht: Vier Wochen lang sind wir durch den äußeren Nordwesten des nordamerikanischen Kontinents gereist. Dabei lagen drei Provinzen bzw. (Bundes-) Staaten auf unserem Weg und wenngleich alle drei sich in vielen Punkten ähneln und durch eine gemeinsame Geschichte untrennbar miteinander verbunden sind (Stichwort Goldrausch), so sind doch auch viele kleine und große Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen zu beobachten. Zeit für einen durch und durch ernstgemeinten und in seiner Objektivität unvergleichlichen Vergleich in den wirklich wichtigen Reisekategorien.

Facilities: Drei Worte: Free hot showers! Welche Wonne sie versprechen. Welch verheißungsvoller Schauder über den Rücken kriecht. In einer Lebensrealität, in der „Zuhause“ mit vier Rädern und einem Motor, dafür jedoch nicht mit fließendem Wasser oder WLAN verknüpft wird, sind gut ausgestattete und saubere Campingplätze und Cafés mehr als eine Annehmlichkeit – sie sind schlichtweg eine Notwendigkeit. Zum Glück sind alle drei Staaten in dieser Hinsicht bemerkeswert gut aufgestellt. Gut, natürlich findet man nicht in jedem kleinen Provincial Park in der tiefsten Pampa ein Wasserklosett, aber ehrlich gesagt wäre das auch etwas zu viel verlangt. Wie zur Hölle sollte eine solche Infrastruktur in einem so dünn besiedelten Land denn finanziert und der Aufwand dafür gerechtfertigt werden können? Außerdem sind die Plumpsklos eigentlich immer sauber und top gepflegt. Genauso wie die öffentliche Parkanlagen und die dortigen facilities. Einzig British Columbia bekommt in dieser Hinsicht einen Punkt abgezogen: Ich erwarte ja nicht, dass mich aus jeder Latrine gleich der Charmin-Bär freundlich hüftschwingend anspringt und mit mir einen Mambo tanzen will, aber etwas mehr als eine einzige durchscheinende Lage könnte das Toilettenpapier dort auf den öffentlichen WCs schon haben. Auch die kostenlosen warmen Duschen gibt es leider längst noch nicht überall und auch das zur Verfügung gestellte WLAN ist meistens nur eingeschränkt benutzbar, insgesamt ist die Infrastruktur jedoch zufriedenstellend. Vielleicht wird es ja auch noch besser, wenn auf manchen der überall, wirklich überall anzutreffenden Golfplätzen (es gibt Golfplätze am nördlichen Polarkreis, wer denkt sich sowas eigentlich aus?) noch ein Sendemast oder eine Kläranlage gebaut wird. Bis dahin erhalten AK und Y.T. schonmal 2 Punkte und B.C. 1 Punkt.

Flora & Fauna: Beeindruckend. Einfach beeindruckend. Vergesst all die Grizzlies, Elche, Fuchswelpen, Präriehunde, Bisons oder Caribous, die euch hier scheinbar hinter jeder Highwaykreuzung vor die Augen rennen. Am Allerbeeindruckendsten ist immer noch das Fireweed. So schön lila. Und so selten. Kaum zu finden in einem 2000km-langen Korridor von der Mitte von B.C. bis zur Mitte Alaskas. Das muss man einfach fotografieren, wenn man es sieht. An jedem verdammten Rastplatz… Abgesehen von dieser Schönheit, die es immerhin auf die Flagge der Yukon Territories geschafft hat und die scheinbar der Hauptanreisegrund für Trillionen Renterinnen gewesen ist, scheint sich die Natur oben im Nordwesten vor allem darauf versteift zu haben, möglichst frühzeitig wieder aus dem Leben scheiden zu wollen. Anders kann ich mir all die Präriehunde und Kleinvögel nicht erklären, die kurzerhand auf den Highway rennen, paralysiert stehen bleiben, zurück rennen, sich wieder umentscheiden, nur um dann stilecht genau in der Mitte der Achse von unserer treuen Rosinante überrollt zu werden. Echt jetzt, Lemminge sind nix gegen das Artic ground squirrel, ein Herzkasper garantiert. Dabei hat sich vor allem die Strecke zwischen Whitehorse und Dawson City im Yukon hervorgetan, weswegen diese Provinz sich wegen massiver Gesundheitsgefährdung der Nerven der Agency leider auch mit einem Punktabzug konfrontiert sieht. Damit bekommen B.C. und AK 3 Punkte und der Yukon 2 Punkte in dieser Kategorie.

  • Fuchs am Rande des Highway

Folklore: Wann genau war eigentlich diese Zeit, in der Museumspädagogik sich vor allem darauf verstanden hat, Plastikpuppen und Plastiktiere in einer nachgebauten Plastikwelt zur Schau zu stellen? War das überhaupt jemals state of the art? Und wieso muss bis heute selbst in so renoviert klingenden Institutionen wie dem Royal British Columbia Museum immer noch der Plastikmuff der vergangenen Jahrzehnte herumstehen? Wieso steht in einer der beliebtesten Sehenswürdigkeit in Fairbanks ein alter Raddampfer, in dem 30-40 Vitrinen ausgestellt werden, in denen es ausschließlich Eisenbahnmodellbau zu sehen gibt? Wieso muss man das alte Goldgräberstädtchen Skagway so mit Kreuzfahrtschiffen und ihren Gästen zuscheißen, dass die meisten Ladengeschäft mittlerweile Diamantjuweliere sind? Fragen, auf die mir zumindest keine guten Antworten einfallen. Große Ausnahme ist Dawson City im Yukon, dass als Gesamtkunstwerk irgendwo zwischen charmant verrottet und liebevoll restauriert verortet werden kann. Zwar fehlen auch hier im örtlichen Museum die scheinbar allgegenwärtigen Plastikpuppen nicht, dennoch bekommen die Y.T. für dieses Kleinod zumindest 1 Punkt, während B.C. und AK mit 0 Punkten nach Hause geschickt werden.

  • Folklore, Alaska style

Seafood: Gut, vielleicht mag es zunächst etwas unfair erscheinen, aber leider haben die Yukonesen nunmal keinen Pazifikzugang. Klare Sache, gibt erstmal Punktabzug. In Alaska und in British Columbia sieht das schon anders aus. Umso reichhaltiger die Fischküche, wobei es anscheinend vor allem der Heilbutt ist, der nebem dem in allen drei Provinzen allgegenwärtigen Lachs die Speisekarten dominiert. Naja, ich mag ja lieber Kabeljau. Daher bekommt British Columbia einen Sonderpunkt. Schließlich heißt der Bundesstaat nicht umsonst so – in der Hauptstadt Viktoria gibt es einfach vorzügliche Fish n‘ Chips. Und Sushi. Wirklich, in diesem Leben werde ich kein großer Freund des Sushi mehr, aber die deep fried california rolls, die mir im Tatsu Bistro serviert wurden waren einfach so gut- ich glaube jetzt kann ich erst recht nirgendwo anders mehr Sushi essen gehen. Daher bekommt B.C. 3 Punkte, AK 2 Punkte und die Y.T. für den Lachs zumindest noch 1 Punkt.

Fish n' Chips in Victoria

Fish n‘ Chips in Victoria

Trinkgewohnheiten: Nunja, Nordamerika bleibt nunmal Nordamerika. Alkohol scheint hierzulande einfach nicht so sehr zur kulturellen Identität zu gehören. Wie sonst ist es zu erklären, dass man sich nicht einfach ein kühles Helles kaufen und damit an den Strand spazieren kann? Stattdessen: Trinkverbote. Besonders British Columbia ist in dieser Hinsicht ein Beispiel an Widersprüchlichkeit, wie ich schon einmal bei einem Beitrag über Vancouver darstellte. Medizinisches Canabis – ja, Shots trinken – ja, Bierchen am Strand – nein. Die Logik will mir einfach nicht in den Kopf gehen, ist aber bedauerlicherweise in jedem der drei Staaten anzutreffen. Eine weitere Schwierigkeit stellen die Trinkzeiten dar. Bei mir ist es normalerweise ja nunmal so, dass ich auch unter der Woche lieber um 22 Uhr nochmal auf 2 Biertje in die Kneipe springe und dann eben um halb eins rausgekehrt werde. Zu den normalen Schließzeiten eben. Um 22 Uhr haben hierzulande die Kneipen aber oftmals schon zu. Kein Scherz. Da kann man froh sein, wenn am Wochenende mal eine Lokalität bis zwölf auf hat und unter der Woche nicht schon um neun schließt. Mehr als einmal standen mein Bierdurst und ich so vor verschlossenen Türen. Bemerkenswerte Ausnahme ist dabei ausgerechnet das dünnbesiedelste Gebiet, der Yukon. In Whitehorse standen die Menschen vor dem Dirty Northern um 22 Uhr Schlange, in Dawson schloß um elf zwar die großartige Westminster Hotel Bar hinter uns die Pforten, glücklicherweise hatte aber das nicht minder großartige Bombay Peggy’s Pub noch für ein paar Stündchen länger seine Pforten geöffnet. Vor diesem Hintergrund hat sich der Yukon auf jeden Fall einen Sonderpunkt verdient. Einen Extrapunkt Abzug hingegen verdient sich British Columbia für seine 10% Sondersteuer auf Alkohol und nochmal dreimal mehr für die Tatsache, dass die Preise auf der Karte allermeistens ohne Steuern ausgezeichnet sind. Verbraucherschutz, anyone? Immerhin nennt British Columbia halt auch Vancouver sein eigen und damit die Mezqualeria, die 33 acres Brauerei und viele andere tolle Läden. Somit holt es seinen Abzug auch gleich wieder rein. Unterm Strich stehen damit Ak und B.C. bei 1 Punkt und die Y.T. bei 2 Punkten.

Öko-Bonus: Die deutsche Leitkultur steht für so viele wundervolle Dinge – Goethe, Beethoven, Flüchlingswohnheime anzünden oder Mülltrennung. Dachte ich zumindest, bis ich nach Kanada gereist bin, denn hier wird Mülltrennung noch einmal auf die Spitze getrieben. Überall stehen (mindestens) zwei Mülleimer rum, einen für Müll und einen für recyclebares Material. Manchmal stehen aber auch bis zu zehn Behälter an einem Ort und das einzige, das man (noch) nicht finden kann, scheint ein eigener Container für Altschnur zu sein. Achja, auch eine andere urdeutsche Errungenschaft haben sich die Kanadier längst zu eigen gemacht, das Dosenpfand. Und selbst wenn es hier nur bei ausbaubaren 2 Cent pro Dose oder Pfandflasche liegt, sind dieselben von der Gesellschaft weggeworfenen Randgruppen wie in Deutschland dabei, die Reste der Wegwerfgesellschaft für ihr persönliches Überleben zu nutzen. Dafür gibt es in B.C. anscheinend steuerfinanzierte, freie Krankenversicherungen und das ist für ein nordamerikanisches Sozialsystem eher revolutionär….. anderes Thema. Dazu vielleicht wann anders ein paar Bemerkungen. Auf jeden Fall verdient sich auch in puncto Öko British Columbia einen Sonderpunkt, den für Existenz einer Kampagne gegen Laufenlassen des Motors nämlich. Eine völlig schwachsinnige Sache, die ich noch nie verstanden habe. Wenn du aus deinem Auto aussteigst, dann machh es doch verdammt nochmal aus davor. Das führt bzw. fährt doch zu nix, außer natürlich zu verpesteter Luft, verbranntem Geld und ein paar Äonen mehr Treibhausgasen. Gefühlt war die Alaskaner hierbei besonders schlimm, aber vielleicht irre ich mich auch. Auf jeden fall verdient sich Alaska in Kombination mit der Tatsache, dass dort riesige Wohnmobile von der Größe eines Lastenschleppers Jeeps hinter sich an der Änhängerkupplung hinterher ziehen, einen Minuspunkt. Ich meine ok, manche Menschen haber dort einfach nur dieses mobile Zuhause und kein Haus oder keine Wohnung, aber irgendwo hört es mit der Riesenhaftigkeit, der Schwere und mehr Power auch mal auf. Immerhin hat Alaska aber auch unfassbar große und unfassbar viele Nationalparks, die man mit seinen fahrbaren Tourbussen besichtigen kann. Daher bekommt AK in dieser Kategorie zumindest noch 1 Punkt, die Y.T. hingegen 2 Punkte und B.C. 3 Punkte.

Endabrechnung: Keine Ahnung, bestimmt kommt irgendein Ergebnis raus, wenn man jetzt die einzelnen, willkürlich verteilten Punkte zusammen zählen würde. Mir zumindest ist dieses Ergebnis ziemlich egal. Fakt bleibt so oder so, dass mir diese erste Etappe durch den Nordwesten Nordamerikas all das gebracht hat, was ich von ihr erwartet habe: Gold, Bären, Lachs und unendlich weite und leere Landschaften. Sie hat mir auch Dinge offenbart, die ich hier nicht vermutet oder überhaupt für möglich gehalten hätte – die Kolibris und der Regenwald, Wohnmobile von den Außmaßen eines Gigaliners oder freundliche Grenzbeamte der USA. Wenn unsere weitere Etappen auch so verlaufen sollten, dann bin ich jedenfalls verdammt glücklich darüber, mich für diese Reise entschieden zu haben.

Alaska, Teil eins.

Wir sind gerade in Summerland, Okanagan, dem heißesten Fleckchen Kanada. Ausgerechnet hier, bei über 30 Grad schreibe ich nun also mit halb aufgeweichtem Hirn einen Text über Alaska. Challenge exepted.

Eva Denali

Alaska, das heißt in erster Linie: Ganz viel Natur, viele Highwaykilometer und wenig Menschen. Nicht ganz so wenige wie im Yukon, aber trotzdem, Alaska ist weit davon entfernt, dicht besiedelt zu sein. Und das ist auch gut so. Fairbanks und Anchorage, die beiden mit Abstand größten Städte des Landes, bestechen in erster Linie durch ihre Hässlichkeit. Anchorage musste in den 1960er Jahren nach einem schweren Erdbeben mehr oder weniger über Nacht wieder aus dem Boden gestampft werden und das sieht man der Stadt auch an. Es gibt es paar ganz schöne Parks aber das wars dann auch schon. In erster Linie gibt es viele Supermärkte und sonstige Infrastruktur, die man braucht, um sich möglichst lange wieder in der Natur aufhalten zu können. Außerdem gibt es ein paar Kinos und wir haben sogar eine passable Cocktailbar gefunden. Ansonsten gilt: Lebensmittel in Alaska sind teuer, Essen gehen ist noch teurer.

Fairbanks besticht in erster Linie durch zwei große Armee- bzw Luftwaffenstützpunkte, außerdem dient die Stadt als Drehscheibe für den Weg weit in den Norden. Auch hier gibt es zahlreiche Supermärkte und andere Infrastruktur.

Kommen wir nun zu den schönen Seiten Alaskas, die außerhalb der Städte zu finden sind. Schon die Einreise über den „Top of the World“ Highway ist ein Erlebnis. Man fährt ganz weit oben durch menschenleere Gebirgszüge, die Landschaft ist karg und unendlich weit. Die Grenzstation ist lediglich im Sommer geöffnet und liegt am ungefähr höchsten Punkt der Passstraße. Für US-amerikanische Grenzbeamte sind die Menschen dort unfassbar freundlich und entspannt.

Auf dem Weg gibt es nur eine Tankstelle und auch sonst außer ein paar Goldschürferhütten keine Zeichen von Zivilisation und so ist man froh, dass es in Tok, einem typischen hässlichen amerikanischen Straßenkreuzungsdorf, zahlreiche Tankstellen und einen Supermarkt gibt.

Aber ich wollte ja von der Natur erzählen. Da ist zunächst natürlich der Denali, Alaskas wohl bekanntester Nationalpark. Er liegt direkt am Highway zwischen Fairbanks und Anchorage und ist entsprechend leicht zu erreichen. Das merkt man, denn es ist VOLL mit Rentnergruppen aus aller Welt, die anscheinend kollektiv beschlossen haben, dass der Besuch des Denali zu einem gelungenen Ruhestand unbedingt dazu gehört. Mit großem Glück bekommen wir den letzten Platz auf dem riesigen Campingplatz am Eingang des Denali. Unseren Shuttlebus in den Nationalpark hinein haben wir in weiser Voraussicht schon ein paar Tage vorher im Internet gebucht.
Für den Denali sollte man sich unbedingt ein paar Tage Zeit nehmen, haben wir gehört. Ich kann das nur so weitergeben. Wir waren 2,5 Tage im Nationalpark unterwegs. Die genauen Modalitäten, Eintrittspreise und Shuttlebusse kann man auf der wirklich ausführlichen und pädagogisch wertvollen Homepage nachlesen.

Peter_Denali

Am ersten Tag laufen wir ein paar Kilometer in der Nähe des Eingangs und stehen plötzlich vor der parkeigenen Schlittenhundzucht. Die tägliche Show ist gerade zu Ende gegangen und die Hunde werden gefüttert. Vor einem Käfig ist eine größere Menschentraube: SCHLITTENHUNDWELPEN!!1! Ich mag ja Hunde ja eigentlich gar nicht so gerne, aber Schlittenhunde schon. Und Welpen noch viel mehr. In Gedanken sehe ich mich schon die Rangerinnen ablenken und mit einem putzigen Haufen Hund den Park verlassen, entscheide mich aber im letzten Moment dagegen, diesen Plan umzusetzen. Die süßen Dinger sind schließlich Profis und brauchen professionelles Training.

Am nächsten Tag warten wir dann auf den Shuttlebus, der uns (und ein paar der oben schon erwähnten RenterInnen) in den Nationalpark hineinfährt. Privat-PKWs dürfen nur die ersten 20 km auf der einzigen Straße, die in den Park hineinführt, fahren, danach geht es nur noch mit einem der Busse weiter. So sitzen wir also 3 Stunden in dem Bus, der immer wieder langsamer fährt, weil irgendwo „Wildlife“ zu sehen ist. Die meisten Menschen warten sehnsüchtig auf ihre Chance, einen Grizzlie in freier Wildbahn zu sehen. Wir hingegen wollen in erster Linie am Endpunkt des Busses ankommen, denn dort wollen wir querfeldein wandern gehen. Wir fragen also nach guten Routen und laufen schließlich einen riesigen Strom entlang. Die Flüsse in Alaska sind in der Regel weit ausgebreitet, dass Flussbett ist mehrere Kilometer breit. Während wir durch das steinige Flussbett stolpern, sehe ich plötzlich einen Grizzlie, zum Glück mehrere 100 Meter entfernt. Der Bär interessiert sich zum Glück nicht die Bohne für uns und quert das Flussbett. Ich schwanke zwischen „OH MEIN GOTT ein Grizzlie wie toll!!“ und „OH MEIN GOTT ein Grizzlie, hoffentlich kommt er nicht näher!!“. Das Tier ist riesig und wir bleiben angemessen beeindruckt zurück. Nachdem der Bär nicht mehr zu sehen ist, wagen wir uns wieder zurück zur Bushaltestelle. Da wir keinen kleinkindgroßen Fotoapparat besitzen, gibt es leider kein Foto davon.

Auf dem Rückweg sehen wir nochmal einen Bären, diesmal ein deutlich kleineres Tier. Die Menschen im Bus sind beeindruckt und ihre meterlangen Fotoapparate klicken wie wild. Ihr Tag war erfolgreich, denn sie haben einen Bären gesehen.

Am dritten Tag entscheiden wir uns, mit dem Auto die erlaubten 20 km in den Park hineinzufahren und dort wandern zu gehen. Der Weg entpuppt sich als wunderschöne, aber auch anstrengende Gebirgswanderung mit schönen Panoramaausblicken. Als wir nach dem Rückweg gerade ins Auto einsteigen wollen, wird es um uns herum laut und Menschen zücken ihre riesigen Fotoapparate. Wir sehen uns um und tatsächlich: Ein Rentier mit beeindruckendem Geweih läuft nur wenige Meter an uns und den anderen Touristen vorbei.

Rentier

Wir haben Glück, am nächsten Tag ist das Wetter launisch, es regnet in regelmäßigen Abständen und wir fahren weiter Richtung Anchorage.

Zwischen Pazifik und Regenwald..

Vor einiger Zeit schon ist der zweite Teil meiner Kolumne für die Stuttgarter Zeitung gedruckt worden. Nun gibt es ihn auch online.

In diesem Teil geht es um Nationalparks, Natur, wilde Tiere und zwei Frauen, die wir auf unserer Reise getroffen haben.

Vancouver Island – Es ist ein Job, man wird dafür bezahlt – und es ist der schönste Job der Welt.“ Die junge Rangerin, die wir im Cape Scott Provincial Park an der äußersten Nordspitze von Vancouver Island treffen, strahlt. Sie ist gerade am Rangerhaus angekommen und damit heute schon 18 Kilometer durch den kanadischen Regenwald gewandert. Bis Ende September wird sie im Wechsel mit zwei Kolleginnen die Wanderwege im Provincial Park (vergleichbar mit unseren Nationalparks) pflegen, die Parkbenutzungsberechtigungen eintreiben, die sanitären Anlagen säubern und Wölfe und Bären beobachten. Den Blick auf den feinkörnigen Sandstrand und den knallblauen Pazifik gibt es dabei gratis dazu. Dafür liegen zwei Stunden Fahrt auf verschiedenen Schotterpisten und ein fünfstündiger Marsch durch den Regenwald zwischen ihr und der nächsten Kneipe.

Wie weit weg das ist, haben wir selbst schmerzvoll festgestellt, werden aber mit einem fast menschenleeren Sandstrand, einem malerischen Sonnenuntergang und Tierbegegnungen für unsere Mühen belohnt. Wir beobachten einen Schwarzbären, wie er Krebse sucht, und am nächsten Morgen läuft ein Wolf nur ein paar Meter von unserem Zelt entfernt den Strand entlang. Er taxiert uns kurz und läuft unbeeindruckt seiner Wege.

Rita, die gute Seele der Campingplätze

Einen Wolf bekommt man im Morton Lake Provincial Park eher selten zu Gesicht. Dort, weiter im Süden der Insel, „nur“ 20 Kilometer von der nächsten asphaltierten Straße und eine Fahrtstunde von der nächsten Stadt entfernt, treffen wir auf Rita Robson. Die grauhaarige Frau mit dem lauten Lachen und feinen Humor arbeitet gemeinsam mit ihrem Mann in der Sommersaison seit einigen Jahren als Aufsicht und Frau für Alles auf verschiedenen Campingplätzen. Auch sie strahlt, wenn sie von ihrer Arbeit erzählt. Den Sommer verbringt Rita in ihrem Wohnwagen am Ufer des kleinen Sees, kümmert sich um die sanitären Anlagen, die Buchhaltung, verkauft Feuerholz und unterhält sich mit ihren Gästen. Für zehn Dollar Gebühr am Tag bekommen diese einen Stellplatz für Zelt und Auto, eine Feuerstelle, saubere Plumpsklos mit Klopapier und – wie im Falle von Morton Lake – zuweilen einen kristallklaren Badesee direkt vor der Tür.

Im Winter geht Rita Robson dann selbst auf Reisen. Im vergangenen Jahr ist sie den Panamakanal entlang gefahren: „Es ist faszinierend, dass sich dort seit hundert Jahren so wenig verändert hat.“ Als wir ihr von unseren Reiseplänen erzählen, ist sie begeistert und rät uns, den Panamakanal auf gar keinen Fall auszulassen. Sie ist auf Vancouver Island geboren, erzählt sie, als sie uns nach unserer Route fragt. „Früher ist man an der Küste mit dem Auto über den Strand gefahren! Das wäre heute natürlich völlig unvorstellbar.“ Ob sie nicht manchmal einsam sei, hier draußen am See, frage ich sie. Sie lacht wieder herzlich: „Ich fühle mich in der Natur viel wohler als in der Stadt.“ Deshalb sei die Arbeit perfekt für sie. Kinder und Freunde kämen regelmäßig zu Besuch. „Ich will den Job machen, solange es noch geht“, sagt Rita Robson. Sie macht nicht den Eindruck, als hätte sie vor, bald in Ruhestand zu gehen.

An dieser Stelle könnt ihr den Originaltext auf der Seite der Stuttgarter Zeitung nachlesen.

Hier findet ihr den ersten Teil meiner Kolumne.

Yukon Territories.

Nachdem wir so lange nichts von uns hören lassen haben, hier endlich ein Update. Die Internetverbindungen im Norden waren oft schlecht und gutes WLAN so rar gesät, dass andere Dinge Priorität hatten, wenn wir denn mal online waren. Ein Foto auf Instagram ist halt schneller hochgeladen als die Bilder für ein WordPressblog.

Das zur Erklärung. Nun zum Yukon.

Im Laufe unserer Fahrt ist die Nacht immer kürzer und der Tag immer länger geworden. Sowohl im Yukon als auch in Alaska scheint die Sonne gerade 19 bis 20 Stunden lang und auch „nachts“ wird es nicht wirklich dunkel. Einschlafen ohne Schlafbrille? Unmöglich. Der kurze arktische Sommer hat es in sich. Alles wächst und gedeiht. Es wird hier oben durchaus warm und die Sonne brennt auf einen herunter. An sonnigen Tagen kann man es kaum ohne Schatten aushalten und es wundert mich gar nicht mehr, warum hier oben alle so braun sind.

Wir hatten Tage, an denen es 30 Grad warm wurde und wir abends um 22 Uhr noch mit Sonnenbrille durch die Gegend gelaufen sind.
Ansonsten bedeutet Yukon vorallem: Natur, denn davon gibt es hier viel. Menschen hingegen nicht so sehr. Man fährt also stundenlang durch Wälder, Täler, an schneebedeckten Bergen vorbei. Teilweise kann man 250 km lang nicht tanken, weil es einfach keine Siedlungen gibt. So eine riesengroße Leere kann man sich als Europäer kaum vorstellen. Wenn man nicht gerade durch Wälder fährt, dann geht es an Seen vorbei, wobei nicht alle so wunderbar blau sind wie Lake Boya im äußersten Norden von British Columbia.

Boya Lake Canada

Im Yukon leben ca. 40.000 Menschen, rund 30.000 davon in der Hauptstadt Whitehorse. Man kann sich also ungefähr vorstellen, wie unfassbar bevölkert diese kanadische Provinz ist. Die Einwohner leben mittlerweile hauptsächlich vom Tourismus, aber auch von Bergbau und Fischfang. So wirklich besiedelt wurde das Yukon-Territorium erst vor rund 120 Jahren, als man hier in größeren Mengen Gold fand. Die Folge war der letzte große Goldrausch Amerikas, der in den Jahren 1886 bis 1900 viele Menschen immer weiter in den Norden spülte. Dawson wuchs innerhalb von 2 Jahren zu einer Stadt mit über 20.000 Einwohnern heran. Heute ist Dawson ein großes Freilichtmuseum, in dem man die Gebäude aus der Goldrauschzeit ansehen kann. Mittlerweile leben sogar wieder ca. 1500 Menschen in der Stadt, in den Sommermonaten sind es deutlich mehr. Alle anderen Städte sind eigentlich kleine Dörfer, umgeben von Wald und nochmehr Wald.
Während Lebensmittel und Benzin im Laufe des Weges gen Norden immer teurer werden, gehen die Bierpreise erfreulicherweise nach unten. Wenn ihr mal eine Bar sehen wollt, die nicht nur nach Goldgräberflair aussieht, sondern auch wirklich aus dieser Zeit stammt, dann kann ich euch die Bar des Westminster Hotels in Dawson ans Herz legen.
Beim Gang durch die staubigen Straßen fällt es einem schwer, sich vorzustellen, dass hier 8 Monate im Jahr strengster Winter herrscht und die Häuser auf Stelzen gebaut werden müssen, damit das Holz im Permafrost nicht verzieht.

Dawson City Yukon

Whitehorse, immerhin die Hauptstadt der Provinz Yukon, gibt sich Mühe und hat vor einigen Jahren die Uferpromenade des Yukons herausgeputzt. Ansonsten gibt es hier vorallem Supermärkte, Tankstellen und andere Infrastruktur. Erfreulicherweise haben wir ein wundervolles BBQ und zwei gute Bars gefunden. Wenn ihr also mal nach Whitehorse kommt, geht unbedingt im „Klondike BBQ“ Rippchen und gegrillten Lachs essen und trinkt in der „Miners Daughter“ ein paar Yukon-Biere. Ansonsten füllt dort eure Vorräte auf und haut ab in die Natur, die ist nämlich der Hauptdarsteller im Yukon.

Besonders empfehlen möchte ich euch den Kluane Nationalpark, der irgendwo zwischen Alaska und dem Yukon liegt. Hier gibt es schöne, abwechslungsreiche Wanderwege und in Haines Junction sogar ein paar Bars, eine nette Bäckerei (Village Bakery, kauft dort unbedingt Himbeer- oder Cranberryscones, die sind riesig und lecker) und ein paar Campingplätze. Überhaupt, campen: Es gibt am Highway auch ein paar hervorragend ausgebaute State Parks, in denen man meistens auch campen kann. Die Plätze sind nicht so teuer und mitten in der Natur, dafür gibt es halt keine Duschen und meistens nur Plumpsklos. Aus unserer Erfahrung heraus kann ich sagen: Zum Duschen und Wäsche waschen auf einen ausgebauten (und teureren) Campingplatz gehen, ab und zu an den Highway stellen (natürlich nur dann, wenn es erlaubt ist) und die State Parks frequentieren. So kann man sich von allem das Beste abholen. Und wenn es irgendwo „free hot showers“ gibt, nutzt das aus.

Top of the world highway, Yukon

Mosquitos

Was soll ich sagen? Ich HASSE Mosquitos. Mindestens so sehr, wie sie mich lieben. Im Ernst, solltet ihr jemals vorhaben in ein Malariagebiet zu fahren, bucht mich. Ihr werdet garantiert keinen einzigen Stich davon tragen.

Die unendlichen Weiten des nordamerikanischen Nordens bestehen vor allem aus dem Sumpfland der Tundra und dem borealem Nadelwald der Taiga, die im Sommer beide schön feucht und sumpfig sind. Könnte es hier eventuell Schnaken geben? Klingt es nach einer hervorragenden Idee mit zuckersüßem Blut in jene Breiten zu reisen? Aber sicher doch!

Am treffendsten beschreiben für mich die biologische Familie der Stechmücken (Culicidae) dabei folgende Verse, die ich in einem kleinen Hotel in den schottischen Highlands gefunden habe:

 

„Noo the inveroran midgie is a carnivore elite
With a mouth like Jaws and teeth like saws that grind ye till ye greet
With an ice axe in his oxter and tricounis on his feet
He goes hunting human meat in Inveroran“

 

 

Schluss, aus, Ende. Im nächsten Leben wünsche ich mir einen zentimerdicken Wasserfilm auf der Haut. Oder alternativ ein Ganzkörpermosquitonetz. Wenn ihr bis dahin eine sich kratzende, fluchende und wild um sich schlagende Blutkonserve auf zwei Beinen sehen wollt, ihr findet mich direkt unter dem 10cm dicken, summenden Brocken Stechvieh in eurer Nähe. Food that hasn’t died. Wünscht mir Glück.

 

 

Der Regenwald

Wenn ich mir den Regenwald vorstelle, dann habe ich wahrscheinlich die gleichen Bilder vor Augen wie die meisten Menschen: Dampfende Hitze, dichtes Blätterwerk, umherfliegende Kolibris und in der Ferne ein paar schreiende Affen. Dazu vielleicht noch einen Jaguar oder einen Tiger und ganz sicher so große Bäume, dass es scheint, sie würden sich bis in den Himmel erstrecken.

Was ich mir ganz sicher nicht vorgestellt habe, ist einen Regenwald fernab des Äquators auf Vancouver Island zu finden.

Das faszinierende dabei ist: Der nördliche Regenwald hier in Kanadas Süden ist in wirklich vielen Punkten genau so, wie ich mir den tropischen Regenwald vorgestellt habe, nur eben mit ein paar Eigenheiten. Es herrscht eine dampfende Hitze, zumindest jetzt im Sommer, wie in einem Gewächshaus. Dichtes Blätterwerk, häufiger aber auch Nadelwerk, versperrt den Blick in die Ferne und nach oben. Flechten und Moose, die von allen Bäumen ranken, tun ihr Übriges. Blickt man doch einmal durch das dichte Grün hindurch, ist nicht selten der Pazifik zu sehen. Der nördliche Regenwald ist vor allem ein Küstenregenwald, nur hier ist es mild genug, dass der notwendige, massive Niederschlag auch im Winter als Regen und nicht als Schnee vom Himmel fällt.

Kolibris fliegen durch die Luft (kein Scheiß – und ich dachte, die gibt es wirklich nur in den Tropen). Es gibt zwar keine Jaguare oder Tiger, dafür aber Pumas, Wölfe und Bären. Wir hatten im Cape Scott Provincial Park ganz im Norden von Vancouver Island sogar das Glück, einen Wolf und einen Bären aus nächster Nähe sehen zu können. Die haben sich überhaupt nicht für uns interessiert. Der Bär drehte einfach weiter Steine am Pazifikstrand um, damit er die sich darunter versteckenden Krebse schnappen konnte, während der Wolf seelenruhig an unserem Zelt vorbei trabte. Nur füttern sollte man die Tiere nicht, denn gewöhnen sie sich an das leicht zu ergatternde Futter, kommen den Menschen dauerhaft näher, werden zur Gefahr – und erschossen. Besonders Bären sind für diese Art von Konditionierung empfänglich, intelligente Tiere eben. Darum steht auch an jedem Rastplatz unmissverständlich: „A fed bear is a dead bear.“IMG_20150623_130341

Außerdem gibt es im hiesigen Regenwald riesige Zedern, manche davon bis zu 1000 Jahre alt, die 5 Menschen gemeinsam nicht umfassen könnten und scheinbar ewig in den Himmel ragen. Nur Affen, die haben wir bislang nicht gesehen. Wobei wir bei einem Spaziergang auf dem Rain Forest Trail im Pazifik Rim Nationalpark doch einmal kurz zusammengezuckt sind. Waren das gerade Affenlaute, die wir hörten? Zur Aufklärung: Affen waren es tatsächlich nicht, aber man muss den hiesigen Raben doch große Komplimente für ihre Fähigkeit der Stimmennachahmung machen. Das liebestolle Gekrähe klingt tatsächlich fast so wie Affengebrüll.

Leider ist der nördliche Regenwald, wie so viele andere Orte auch, vom Klimawandel bedroht. Wann immer wir mit Anwohner und Rangern sprachen, ist uns mitgeteilt worden, dass in den letzten Jahren nach und nach immer weniger Regen gefallen ist und die Sommer früher und trockener begonnen haben. Ein verheerender Umstand für einen Regenwald. Hinzu kommt die große Waldbrandgefahr. Ende Juni gilt auf Vancouver Island schon die allerhöchste Gefahrenstufe und alle offenen Feuer sind streng verboten – was sonst immer erst Mitte Juli oder noch später der Fall war. Man wünscht sich, dass weltweit endlich mehr gegen den Klimawandel getan wird und hofft, dass der nördliche Küstenregenwald so vielleicht erhalten werden kann.

Der ultimative Vancouverguide.

Lange hat es gedauert, aber jetzt ist sie endlich da: Unsere ultimative und unvollständige To-Do-Liste für Vancouver:

Vancouver ist eine freundliche und – soweit wir das beurteilen können – sichere Stadt. Ein Besuch lohnt sich, vorallem im Sommer. Warum, das haben wir im Folgenden für euch zusammengefasst.

Do: Streetfood essen – Downtown und Streetfood Märkte im Sommer

Vancouver ist ein Streetfoodparadies. Downtown findet sich um die Mittagszeit an nahezu jeder Ecke ein Foodtruck und gerade im Sommer wöchentlich Street Food Feste. Kluge Esser schauen auf streetfoodvancouver.ca nach, welcher Foodtruck sich wann und wo aufhält. Jeden Freitagabend im Sommer findet am Kai in North Vancouver ein Streetfoodmarkt statt. Dieser kostet keinen Eintritt und ist zudem eine fantastische Gelegenheit, mit der Fähre von Downtown (Haltestelle Waterfront) über das Wasser zu fahren und neben geilem Essen von ca. 30 Foodtrucks auch noch den Blick auf das Hochhäusermeer von Downtown Vancouver abzugreifen.

Ein von @altersvejda gepostetes Foto am

Do: Stanley Park – drum herum joggen/fahren/spazieren

Der Stanley Park liegt an der Nordspitze von Downtown Vancouver und ist für einen Park kaum angelegt und der Wald wirkt ziemlich ursprünglich. Man kann mit dem Leihrad oder zu Fuß quer durch fahren bzw. laufen, sich an einen der drei Strände chillen, Waschbären und Eichhörnchen besichtigen und die Aussicht genießen. Oder man kann den Park umrunden – sei es joggend, auf Inlineskates, mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Die Strecke ist ca. 9 Kilometer lang und bietet großartige Ausblicke. Lediglich auf die anderen Verkehrsteilnehmer sollte man achten, manche Radler*innen wirken, als säßen sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Sattel. Stanley Park kostet übrigens auch keinen Eintritt.

Do: Grouse Grind erklimmen

Der folgende Tip ist etwas für sportliche und/oder wahnsinnige Menschen, denn der Grouse Grind ist ein ca. 3 km langer bzw. hoher Weg, der auf den Hausberg Vancouvers, den ca. 1200 Meter hoher Grouse Mountain führt. Man erklimmt also gemeinsam mit vielen anderen eine aus gefühlten 100000 Stufen bestehende Treppe, die in engen Serpentinen direkt auf den Gipfel führt. Klingt bekloppt? Ist es auch. Aber wenn man dann, komplett durchgeschwitzt und außer Atem, oben angekommen ist, hat man erstens einen netten Blick über Vancouver und die Bucht und zweitens ganz schön was geschafft. Wer nicht so sportlich bzw. wahnsinnig ist, kann auch mit der Seilbahn auf den Gipfel fahren.

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Do: Sushi essen

Angeblich gibt es in Vancouver das beste Sushi außerhalb Japans. Ob das stimmt, vermögen wir nicht zu beurteilen, aber lecker ist es allemal. Und – im Vergleich zu allem anderen Essen – wahnsinnig preiswert. Vancouver liegt direkt am Meer und sehr viele Einwohner haben asiatische Vorfahren, zwei gute Argumente dafür, sich auf alle Arten von asiatischem Essen und auf Fisch zu stürzen. Einen Überblick über gute Sushiläden bieten die gängigen Portale, Tripadvisor, Zomato etc.

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Don’t: Rauchen am Strand und Alkohol trinken in der Öffentlichkeit
In Vancouver ist es verboten, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken. Das ist schade, denn man würde sich nur allzu gerne mit einem Bier an den Strand oder in einen der Parks setzen. Außerdem ist es verboten, am Strand zu rauchen. Wers trotzdem riskieren möchte, sollte sich ein einsames Flecken suchen.

Do: Kaffee trinken und bei Nelson the Seagull das beste Brot essen

In Vancouver gibt es viele wirklich gute Coffeeshops und einige Röstereien. Was es allerdings nicht so oft gibt, ist Brot, das auch für meinen verwöhnten und Brot obsessiven Gaumen nach etwas schmeckt. Aber zum Glück gibt es Nelson the Seagull. Dieser Hipsterladen in Gastown backt sein Sauerteigbrot selbst und brüht vorzüglichen Kaffee. Und man kann nahezu den ganzen Tag über Avocado auf Brot und andere Sachen Frühstücken. WLAN gibt es auch. Nelson, wir lieben dich!

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Do: Happy Hours checken – Micro Breweries

Alkohol ist teuer in Vancouver. In den meisten Pubs ist man je nach Lage und Biersorte schon mal acht kanadische Dollar ärmer. Viele Pubs, Kneipen und Restaurants haben aber eine HappyHour. Diese ist meistens zwischen 16 und 18 Uhr. Einfach aufmerksam durch die Stadt schlendern und auf entsprechende Schilder achten. Außerdem gibt es in Vancouver einige Microbreweries, die mit spannenden Bieren, IPAs und Ales locken.
Gute Gegenden für den gepflegten Alkoholgenuss sind der Commercial Drive, Gastown und das West End.

Don’t: Zu spät Essen gehen

Wir essen in Deutschland meistens zwischen 19 und 21 Uhr zu Abend. In Vancouver ist das zu spät. Viele Restaurants schließen sogar schon um 21 Uhr. Manche Imbissbuden und viele Pubs schließen die Küche erst deutlich später, aber in der Regel sollte man sich gegen 18:30 Uhr zum Essen bewegen, gerade, weil ohne Reservierung oft auch noch Wartezeit eingeplant werden muss.

Do: Mit der Fähre nach North Vancouver fahren

In Vancouver ist die Fähre, ähnlich wie in Istanbul oder in New York, ein normales Verkehrsmittel. Mit dem Metroticket kann man also auch übers Wasser fahren. Und das sollte man tun, denn auf der anderen Seite winkt nicht nur ein atemberaubender Blick auf die Skyline von Vancouver, sondern auch eine Markthalle, zahlreiche Kneipen und jeden Freitag eines der größten Street Food Feste Vancouvers.

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Don’t: Ohne passendes Kleingeld Bus fahren

Vancouver hat ein dichtes Netz des öffentlichen Personennahverkehrs. Skytrain, Fähren und zahlreiche Busse bringen einen nahezu überall hin. Allerdings sollte man immer genug Kleingeld dabei haben, denn im Bus gibt es kein Wechselgeld und es werden nur exakte Beträge akzeptiert. Übrigens: In Vancouver sind die Tickets am Wochenende und nach 18:30 Uhr deutlich billiger. Wer es in der Hand hat, geht also eher abends und am Wochenende auf große Fahrt. Außerdem gibt es in Kiosken, Apotheken und an Tankstellen 10er-Karten, die ebenfalls billiger sind als ein einfaches Ticket.

Don’t: Außerhalb von Downtown zu Fuß gehen – und Downtown Auto fahren

Weiter oben schrieb ich vom gut ausgebauten Nahverkehr, trotzdem sollte man es vermeiden, außerhalb der Innenstadt größere Strecken zu Fuß gehen zu wollen. Oft gibt es keine Fußgängerwege und die Strecken, die man zurücklegen muss, sind lang. Laut meiner Schrittzählerapp sind wir in Vancouver oft mehr als 10 km am Tag gelaufen, was eigentlich kein Problem wäre, wären die Wege ausgebaut und schön. Andersherum sollte man es unbedingt vermeiden, Downtown mit dem Auto fahren zu wollen. Es gibt kaum Parkplätze und wenn, dann sind sie teuer. Außerdem sind die Straßen voll und vor lauter Stop and Go und den zahlreichen Fussgängern kommt man kaum an sein Ziel.

Do: Zum Strand gehen
Vancouver liegt direkt am Meer, das Wasser ist allgegenwärtig, was sich an jeder zweiten Ecke bemerkbar macht. (Ich sage nur: Sushi, Salzwassergeruch, Fähre fahren, Schiffe, Hafen) Gerade jetzt im Sommer sollte man daher unbedingt eines tun: Sich zu einem der zahlreichen Strände bewegen und badenbzw planschen gehen. Viele Strände sind bewacht und verfügen über Toiletten, Liegewiesen und einen Kiosk. Der Pazifik ist außerdem recht kühl und bietet daher die perfekte Möglichkeit zur Abkühlung für überhitzte Städtetouristen.

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Fazit: Eine Stadt, in der man wundervolles Seafood bekommt, die direkt am Strand liegt und zudem nicht zu groß ist – Ihr wisst, wo ihr nächsten Sommer hinfahrt, oder?

Die ersten Tage in Canada

Dieser Text wurde geschrieben auf der Terrasse eines Airbnb-Appartments in Burnaby in der Nähe von Vancouver.

Tatsache, wir sind jetzt wirklich in Kanada. Der Flug war lang und nicht ohne Komplikationen. (An dieser Stelle nur so viel: Versucht am besten nicht, ohne Rückflugticket nach Kanada einreisen zu wollen, alles andere bedeutet Stress.) Andererseits flogen wir quasi komplett über Grönland und das ewige Eis am Nordpol und ich muss ehrlich sagen, dass ich etwas schöneres noch nie gesehen habe.

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Die Einreise nach Kanada war wider Erwarten total problemlos, der Grenzbeamte hatte wohl einen guten Tag erwischt und ließ uns fast ohne detaillierte Fragen, und vor allem ohne Visumseinschränkung ins Land. Nun dürfen wir 6 Monate als Touristen im Land bleiben, was gut ist.

Pünktlich mit unserer Landung kam auch der Sommer nach Vancouver, was auch gut ist. Seitdem wir hier sind, hat es noch nicht geregnet und ich glaube, ich habe noch nicht mal eine Wolke gesehen. Vielleicht gibt es gar keine Wolken in Vancouver?

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Dafür haben wir schon andere Sachen gesehen: Krebse zum Beispiel, amerikanische Riesenkiefern, einen Kolibri und einen echten freilebenden Waschbären.

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Bisher scheint es mir, als würde sich das öffentliche Leben hier in British Columbia nicht allzu sehr von dem in den USA unterscheiden. Alkohol ist unfassbar teuer und es ist strikt verboten und verpönt, diesen in der Öffentlichkeit, also auch in Parks oder am Strand, zu trinken. Zigaretten sind ebenso unfassbar teuer und kaum jemand raucht. Die Autos sind riesig, die Lebensmittelpackungen im Supermarkt auch. Aber wer kennt es nicht, dieses plötzliche Verlangen nach einer 1 kg Packung Margarine? Hier in Kanada kann man diesem Verlangen nachgeben. Ist das nicht großartig? Außerdem scheint Vancouver ein wildes Land zu sein, denn gefühlt jeder Zweite fährt einen riesigen Monsterpickup, wahrscheinlich größer als das durchschnittliche WG-Zimmer in dieser teuren Stadt.

Mittlerweile haben wir auch herausgefunden, dass die Preise, die irgendwo angegeben sind, nicht die tatsächlichen Preise sind, weil meistens noch irgendeine komische Steuer hinzukommt.

Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. So hilfsbereit, dass man keine 10 Sekunden irgendwo rumstehen kann, ohne dass einen jemand fragt, ob man etwas suchen würde. Kein Wunder, dass hier fast jeder junge Mensch ein Smartphone hat, in das er unentwegt starrt, denn nur so gelingt es einem wohl, ein paar Minuten unbemerkt in einer Ecke zu stehen.
Dafür findet sich aber ständig jemand, der einen an der Supermarktkasse vorlässt und jede noch so blöde Frage wird gewissenhaft beantwortet. So viel Freundlichkeit ist für Norddeutsche wie mich manchmal schwer zu ertragen, aber eigentlich ganz ok.

Außerdem gibt es hier erfreulich viele richtig gute Kaffeeläden und kleine Röstereien. Auch Craftbier ist voll im Trend und wird in nahezu jedem Laden ausgeschenkt. Und es gibt Foodtrucks, viele Foodtrucks. Man kann in Vancouver also richtig viel Geld für tolle Sachen ausgeben.

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Die Panamericana oder „wo fahrt ihr eigentlich hin?“

Wenn man mich fragt, was ich in den kommenden Monaten zu tun gedenke, ist die Antwort meist: „Ich werde zusammen mit Peter die Panamericana fahren“. Aber das stimmt nur so halb.

Wahr ist, dass wir uns bei der Planung unserer Reiseroute an der Panamericana orientieren werden. Die Panamericana ist ein System von Schnellstraßen, ihr Netzwerk umfasst etwa 48.000 km Schnellstraße und ist in seiner längsten Nord-Süd-Verbindung etwa 25.750 km lang. (wikipedia weiß mehr, falls ihr euch interessiert…)
Die Panamericana beginnt historisch gesehen erst in Texas an der us-amerikanischen Grennze und führt an Mexiko-Stadt und San Salvador vorbei. Zwischen Panamá und Kolumbien ist die Panamericana offiziell unterbrochen. Zwischen den beiden Ländern liegen ca 60 km undurchdringlicher Regenwald, von dessen Betreten aus diversen Gründen ausdrücklich abgeraten wird. Somit bleibt einem nichts anders übrig, als sein Auto verschiffen zu lassen. In Südamerika führt die bekannteste Variante der Panamericana an Quito und Lima vorbei, am pazifischen Ozean entlang – und schließlich nach Buenos Aires. Von dort aus geht es weiter nach Feuerland. Soweit die Theorie.

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In der Praxis starten wir in Kanada, genauer gesagt in Vancouver. Dort landet irgendwann Anfang Juni unser Flieger und dort werden wir auch versuchen, ein Auto zu kaufen, mit dem wir reisen wollen. Im Idealfall ist es eines, in dem wir schlafen können. Falls also jemand sachdienliche Hinweise zum Autokauf in Vancouver hat, immer her damit!
Wenn wir ein Auto erworben haben, geht es für uns hoch nach Alaska, das ist jedenfalls der Plan. Dort ist dann gerade Sommer und ich freue mich wie ein Schnitzel auf Lachs und Präriehunde (ersterer vorallem zum Essen). Danach fahren wir durch Kanada zurück und durch die USA. Und dann enden auch schon unsere genauen Pläne. Fest steht, wir wollen gerne nach San Francisco und dann halt „irgendwie runter“ Richtung Mexiko. Aber wie genau und welche Abstecher wir in dieser Zeit machen werden, keine Ahnung… Allerdings, und das schränkt uns ein wenig ein, haben wir nur 90 Tage Zeit, um vom einen Ende der USA (Alaska) zum anderen Ende (New Mexiko oder Texas) zu kommen, dann läuft bekanntermaßen das Visum ab.

Und danach: Auf dem Plan stehen natürlich Mexiko, Costa Rica, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Panamá. Wie es nach der Querung Lateinamerikas für uns weiter geht, entscheiden wir irgendwann spontan. Erstmal müssen wir schauen, wie viel Zeit wir überhaupt bis Panama benötigen. Denn schließlich soll der Weg ja das Ziel sein. Und dafür braucht es Zeit und kein hektisches Wettrennen darum, so schnell wie möglich irgendwo zu sein.
Wie genau unsere Route dann aussehen wird, werdet ihr auf diesem Blog erfahren – ihr müsst also wohl oder übel dran bleiben.

An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert: Welche Stadt, welche Sehenswürdigkeit dürfen wir auf gar keinen Fall auslassen? Wo habt ihr Verwandte, Freund*innen oder Bekannte, die wir besuchen können?
Wir freuen uns über jeden Hinweis und auf eure Ideen.