Die Tropen

Für alle, die es noch nicht wussten: Es ist heiß in den Tropen. Unfassbar heiß. Während ich gerade um 08:11 Uhr Ortszeit im Bus sitze und schreibe, zeigt das Außenthermometer bereits 30,8 Grad an, so heiß ist es. Wer hier zwischen neun, spätestens zehn Uhr morgens und drei Uhr nachmittags versucht etwas im Freien zu schaffen, der muss entweder ein zu bemitleidender Bauarbeiter sein oder dem hat die Sonne das Hirn schon längst vollständig ausgebrannt. So werden die frühen Morgenstunden plötzlich selbst für den größten Morgenmuffel zur Zeit der Verheißungen, in der man gefahrlos den nächsten wundervollen Nationalpark begutachten und bewandern kann. Der örtlichen Tierwelt geht es nämlich überraschenderweise genauso wie dem Menschen und viele Arten sind entweder nachtaktiv oder sie verlegen ihre Such- und Fressperioden in den frühen Morgen oder den späten Nachmittag. So sieht man mitten am Tage nur ein paar mäßig begeistert zwitschernde Vögel umherfliegen, allen voran ein paar leuchtend gefärbte Aras. Die hören sich dann aber auch wirklich so an, als wären die Seelen von Waldorf & Statler aus ihren Puppen in die regenbogengefärbten Papageien gefahren, einzig und allein um den lieben langen Tag zu fluchen, zu schimpfen und ihr Leid zu klagen.

 

Nicht mal mehr zum Brüllen haben die Brüllaffen die Kraft

Nicht mal mehr zum Brüllen haben die Brüllaffen die Kraft.

Verständlich, denn gerade in der Mittagszeit ist der Schatten kurz und zur Hitze kommt auch noch die direkte Sonneneinstrahlung hinzu. Das ist dann nochmal ein ganz anderer Schnack. Auf dieser Reise haben wir schon den ein oder anderen eher unwirtlichen Ort besichtigt, inklusive einer Nacht im Death Valley im Spätsommer, mitten in der Mojave-Wüste. Das war auch so eine wundervolle Schnappsidee, die sich einmal zu machen wirklich lohnt. Ein zweites Mal dann aber eher doch nicht. Dennoch ist das Death Valley ein paar Tausend Kilometer nördlich der Tropen und irgendwie muss das eine recht deutliche Auswirkung auf die Intensität der Sonnenstrahlen haben (muss am Einfallswinkel liegen, glaube ich zumindest). Hier in Mittelamerika, das nicht mal direkt am Äquator liegt, fühlt man sich jedenfalls relativ schnell wie ein Brathuhn, das nach und nach so richtig schön knusprig und kross wird. Das macht einen Besuch an einem der vielen wundervollen Strände am Pazifik oder der Karibik mitunter zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Zumal das Meerwasser zwar Abkühlung verspricht, diese aber auch nur eingeschränkt einhalten kann, mit knapp 30 Grad hat es nämlich auch eher Badewannentemperatur. Egal, ab in die Fluten, der Wind auf der nassen Haut wird danach zumindest für ein wenig Verdunstungskälte sorgen. Auf geht’s, raus aus der Deckung der Palmen, über den schwarzen Vulkansteinsand, der sich innerhalb der letzten paar Stunden in der prallen Sonne so sehr aufgeheizt hat, dass mancher danach beim Gedanken an die eigenen Fußsohlen wieder das erwähnte Brathuhn im Sinn hat. Einen Vorteil hat die Mittagshitze am Strand dann aber doch: In dieser Zeit halten sich die Sandflies, diese allergrausamsten aller Stechfliegen, die sich nicht damit begnügen, dein Blut zu trinken, sondern dir lieber dein Fleisch vom Knochen beißen, zurück.

Traumstrand im Parque Nacional Manuel Antonio

Traumstrand im Parque Nacional Manuel Antonio

So hilft als einziges, von Zeit zu Zeit etwas an Höhe zu gewinnen, wo die Temperaturen nicht ganz so durch Decke gehen. Ein Spaziergang im Wald ist da genau das richtige. Zum Beispiel in den großen Naturreservaten Costa Ricas, die das letzte große zusammenhängene Stück Nebelwald dort schützen und das es auch dank der vieler Kinder gibt, die zu diesem Zweck ihr Taschengeld gespendet haben. Gut, natürlich muss es einen Grund geben, warum der Nebelwald so heißt, wie er heißt. Überraschenderweise wird es auf 1500m Höhe nämlich zwar nachts doch recht frisch, am Tage hingegen ist die Sonne immer noch dieselbe Sonne und die Unmengen an gespeicherten Wasser in den Pflanzen und im Boden nur ein guter Grund dafür zu sorgen, dass eine Luftfeuchtigkeit herrscht, die manchmal nur kurz vor Dampfbad rangiert. Nach der Wanderung im Wald, wo man es trotz geradezu brüllender US-Amerikaner geschafft hat, noch eine kleine Gruppe Nasenbären zu sichten, hilft da nur eins – salzige Snacks und trinken, trinken und noch mehr trinken. Da trifft es sich gut, dass überall Verkäufer mit gesalzenen und frittierten Bananenchips herumlaufen und in Panama und Costa Rica das Leitungswasser nach längerem endlich wieder trinkbar ist. Und wenn man davon die Schnauze voll hat, gibt es zum Glück noch die vielen Shakes, die hier frisch mit dem regional produzierten Obst hergestellt werden – Papaya, Ananas, Wassermelone, Tamarinde. Lecker. Wenn das reguläre Essen da doch bloß mithalten könnte und nicht zu jeder Tageszeit aus Reis mit Bohnen besteht, zum Frühstück mit Eiern, Abends mit Brathuhn. Was sonst?

Regenwald mit Wasserfällen. Links im Bild versteckt: Ein Nasenbär.

Regenwald mit Wasserfällen. Links im Bild versteckt: Ein Nasenbär.

Dieser Waschbär wurde zu nichts gezwungen und nicht mit Essen angelockt. Er kam einfach rübergewatschelt.

Dieser Waschbär wurde zu nichts gezwungen und nicht mit Essen angelockt. Er kam einfach rübergewatschelt.

Oaxaca und Chiapas

Oaxaca und Chiapas sind (Achtung, Spoiler!) die schönsten und großartigsten Flecken, die es in Mexiko gibt. Jetzt, wo wir die meisten Bundesstaaten in Mexiko bereist haben – es fehlen vor allem Chihuahua und Nueva Leon im Norden, Veracruz im Osten und Guerrero im Süden – schält sich diese Erkenntnis nach und nach aus all den bereisten Städten, verzehrten Gerichten und beschnorchelten Stränden ziemlich klar heraus. Hier ist der Versuch, einige der Highlights in Worte zu fassen.

Die Strände Oaxacas

Von allen Küsten, die wir in dieser Reise bislang besichtigt haben, sind vielleicht nur die zerklüfteten Felsen Oregons noch großartiger als die malerischen Sandbuchten an der Küste Oaxacas. Wirklich miteinander vergleichen lassen sich diese beiden aber sowieso nicht. Egal ob in Puerto Escondido die kleinere Playa Carrizalillo, der gesamte Abschnitt von Mazunte bis San Augustinillo oder die wundervolle Playa an der Bahía San Agustín bei La Crucecita / Bahias de Huatulco – überall locken kleine Palapas, wo sich unter Palmendächern wundervoll eine frisch vom Baum geschlagene, eisgekühlte Kokosnuss trinken lässt. Danach vielleicht einen Happen Ceviche mitsamt dem Inneren der Kokosnuss, die man sich gerade öffnen ließ und alles herunterspülen mit einer würzigen Michelada oder einer Paloma, inklusive Salzrand am Glas. Man denkt ja schließlich an seine Elektrolyte. Zum Abschluss im warmen Wasser planschen, wieder hinsetzen, die gesamte Prozedur wiederholen. So kann man schon ein paar Tage ganz gut rumkriegen.


San Cristobal de las Casas

Die wahrscheinlich schönste Stadt Mexikos liegt in Chiapas. San Cristobal de las Casas ist nicht besonders herausragend, es gibt keine einzelne große Sehenswürdigkeit, nichts was man unbedingt dort machen sollte. Es ist einfach nur eine hübsche, alte, gut restaurierte und farbenprächtige Stadt, die nur so strotz vor netten Bars und Cafés. Zudem ist sie durch ihre zentrale Lage in Chiapas der perfekte Ausgangspunkt für Tagesausflüge zu eigentlich fast allen größeren Ausflugszielen in der Region. Hierhin würde ich auf jeden Fall noch ein zweites Mal reisen.

Weihnachten mit Marshmellow am Lagerfeuer

Weihnachten mit Marshmellow am Lagerfeuer

Alte Steine

Die vorkolumbianische Geschichte Mexikos (vorkolumbianisch bedeutet vor Kolumbus, nicht vor Kolumbien) ist die Geschichte vieler verschiedener Volksgruppen, die zum Ende des 15. Jahrhunderts von den Mexica / den Azteken zunehmend dominiert wurde. Den Mexikaner als solchen gibt es nicht, genauso wenig wie den mexikanischen Ureinwohner an sich. Früher wurde in Mexiko anscheinend vor allem zwischen zugewanderten Spanier und deren Nachkommen, dem Indigenen Bevölkerungsanteil, sowie den Mestizen / den Mischlingen aus beider Gruppen unterschieden wurde, so werden die verschiedenen First Nations heute schon klar voneinander abgegrenzt betrachtet. Dennoch spielt dieser rassistische Blickwinkel auf Mexiko leider nach wie vor eine Rolle, wie man schon allein an der Verteilung des Wohlstands im Land betrachten kann – wohlhabend sind nämlich vor allen Dingen die Weißen. Naja. Oaxaca ist auf jeden Fall Kernland von Zapoteken und Mixteken, von denen vor allem die Zapoteken durchaus vorzeigbare Tempelkomplexe hinterlassen haben. Chiapas hingegen markiert die westliche Grenze der Maya, deren Siedlungsgebiet bis in den Süden nach Honduras und El Salvador reicht und die sich, untergliedert in Dutzende Stadtstaaten, eigentlich ständig gegenseitig bekriegten. Von den Maya ist auch in Chiapas einige zu sehen, vor allem Palenque könnte manchen Menschen ein Begriff sein. Noch großartiger fand ich jedoch Toniná, eine große Ruine zwischen Palenque und San Cristobal de las Casas, bei der man frei auf allen dort anzutreffenden Alten Steinen herumspringen und eine riesige und steile Pyramide besteigen kann. Sonst sind bei den Ruinen viele Bereiche abgesperrt. Toniná jedoch ist ein großartiger Abenteuerspielplatz.

Toniná, ein Abenteuerspielplatz

Toniná, ein Abenteuerspielplatz

Mole, Mezcal, Kässpätzle und Co

Die Küche Oaxacas ist vor allem berühmt für ihre Saucen, ihre Molen. Besonders die schwarze Mole, in die neben zigllionen Kräutern auch ein wenig Schokolade gehört, ist berühmt. Ehrlich gesagt hat mir jedoch genau diese nicht so gut geschmeckt. Warum weiß ich auch nicht genau, müsst ihr selbst probieren. Vielleicht liegt es auch an mir, dem anderen Teil der Agency hat sie nämlich ganz hervorragend gemundet. An der Schokolade kann e auf jeden Fall nicht liegen, die ist nämlich so anders, so viel besser, als alles was man in Europa finden kann. Nicht so süß, dafür viel viel würziger. Unfassbar gut! Eher belanglos sind hingegen Heuschrecken. Einmal gegessen, abgehakt. Nicht weil es irgendwie eklig ist, sondern weil sie schlicht und ergreifend keinen wirklichen Eigengeschmack haben. Den hat hingegen Tasajo, luftgetrocknetes Rindfleisch, das gerne in Tlayudas, großen Tortillas, die mit Bohnen, Käse (der Käse aus Oaxaca ist salzig, faserig und zurecht berühmt) und Avocado über dem offenen Holzkohlengrill gebraten werden, serviert wird. An der Küste gibt es dann, natürlich, Fisch. Überall gibt es Mezcal. Als bekennender Scotchtrinker meine ich: ein ganz hervorragendes Destillat, vor allem nach ein paar zusätzlichen Jahren in einem Holzfass. Oaxaca ist ziemlich stolz auf seinen Mezcal und überall gibt es kleine Brennereien. Deren Erzeugnisse werden dann vor allem in Probierstuben ausgeschenkt, von denen es allein in der Provinzhauptstadt Oaxaca de Juarez gefühlte Hundert gibt.

Tostadas mit frischen Shrimps und Avocado

Tostadas mit frischen Shrimps und Avocado

Chiapas ist mir kulinarisch nicht ganz so bewusst in Erinnerung geblieben wie Oaxaca. Einmal habe ich geschmortes Schwein in Kürbiskernsauce gegessen, das war ganz lecker, aber nach Kürbiskernen geschmeckt hat es nicht wirklich. Dafür darf ich Freuden berichtet, dass die wahrscheinlich besten Kässpätzle außerhalb Schwabens in einer kleinen Restaurantbar in Palenque zu finden sind. Frisch geschabte Spätzle mit ordentlich Käse und einer ausreichenden Menge Zwiebeln. Großes Kompliment an das Chely’s – ernsthaft, ich habe viele Kässpätzle in Stuttgart gegessen, die da nicht mithalten konnten.

 

Einfache mexikanische Küche: Pescadillos

Einfache mexikanische Küche: Pescadillos

Großartige Menschen

Dieser Moment, als wir einsehen mussten, dass der Routenplaner von Google Maps uns leider nicht über eine halbwegs normale Straße, sondern auf dem seiner Meinung nach schnellsten Weg mitten durch den Dschungel Oaxacas lotste. Über Erdpisten mit teilweise drei oder vier Spurrillen, die jede für sich 80cm tief war und dabei Steigungen von 10-15% überwand. Durch einen Fluss, bei dem wir Glück hatten, dass jemand vor uns kleine Steinchen in die sandige Furt gelegt hatte. Durch ein Gebiet, das so arm ist, dass die Menschen am Wegesrand noch regelmäßig einen Sack Reis von der Regierung geliefert bekommen. Leider war es in diesem Moment zu spät umzudrehen. Schließlich wurde es schon langsam dunkel und die verdammte Tankanzeige blinkte seit zwanzig Minuten. Abwärts fuhren wir nur noch im Leerlauf und wo die nächste Tankstelle ist, keine Ahnung. Schließlich hatten wir schon seit ein paar Stunden keinen Empfang mehr. Liebes Google Maps, danke für nichts. Dann aber doch: Ein Dorf. Licht. Menschen. Die erste Frage: Gibt es Benzin? Die zweite Frage: Wird die Straße irgendwann auch noch besser? Können wir das in der Dunkelheit mit unserer alten Rosinante weiter fahren? Die Antworten: Ja und Ja. Selten war ich so erleichtert. Keine fünf Minuten später wurden wir zum einzigen Laden in der Stadt geführt, in dem uns der Inhaber aus einem Fass in seiner Garage heraus ein paar Liter Benzin verkaufen konnte. Mittlerweile war es stockdunkel. Als wir den Menschen aus dem Dorf bei einer Cola erzählten, auf welcher Strecke wir zu ihnen gekommen sind – ein lautes Lachen. Aber sie hatten Recht, die Straße wurde danach tatsächlich besser und so schafften wir es doch noch am selben Tag hinunter ans Meer nach Puerto Escondido. Wir zahlten für das Benzin und die Cola, sonst für nichts. In einem Land, in dem sonst jeder Furz berechnet und als Dienstleistung mit einem kleinen oder größeren Trinkgeld bedacht wird. In einer Region, in der viele Menschen so arm sind, dass sie zum Überleben noch Reis von der Regierung erhalten. Genau dort wollten die Menschen nichts und waren fast beleidigt, als wir Ihnen etwas für ihre Hilfe anbieten wollten. Es sei ja normal zu helfen. Großartige Menschen!

Natur, Natur, Natur

  • Das karge Inland von Oaxaca und - huch, eine Pyramide

Ein großer Vorteil an den vielen Ruinen in Chiapas ist, dass sie oftmals mitten im Dschungel liegen und dementsprechend auch dieser zugänglich ist, wenn man sich ein paar alte Steine anschaut. So fährt man zum Beispiel erstmal eine Stunde auf einem kleinen Motorboot über den Grenzfluss zwischen Guatemala und Mexiko, um nach Yaxchilán zu gelangen, das malerisch und abgelegen inmitten einer Flussschleife daliegt. In Yaxchilán angekommen sind die Ruinen zwar recht gut freigelegt, dennoch gibt es jede Menge riesiger Bäume, an denen sich hoch über einem die Brüllaffen und –äffchen entlanghangeln. Nettes Plus. In Oaxaca hingegen kann es gut sein, dass man auf der Fahrt zum Canyoning ein paar Nasenbären am Wegesrand spielen sieht oder die Ausfahrt zum Canon del Sumidero, ein durchaus beeindruckender, bis zu 1km tiefer Canyon, der vom Wasser eines Stausees gefüllt ist, den Blick auf ein paar in der Sonne liegende Krokodile beinhaltet. Nach ein paar Monaten Mexiko habe ich mich mittlerweile damit abgefunden, dass es kaum möglich ist, die hiesige Natur auf eigene Faust zu erkunden. Dafür gibt es schlichtweg nicht genug Arbeit hier – würden die notwendigen Informationen einfach allen problemlos und kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, hätten Heerscharen von Tourguides kein Auskommen mehr. So passt es auch ins Bild, dass man für den sehr gut zugänglichen Nationalpark der Lagos de Montebello nicht einmal, sondern gleich zweimal Eintritt berappeln muss: Einmal an den Staat Mexiko und einmal an die Gemeinde, die direkt an einem der Seen liegt. Einige der Naturschätze sind sogar derart wichtig für die lokale Wirtschaft, dass sich an ihnen größere Konflikte entzünden. So möchte die Bundesregierung von Mexiko schon seit längerem ein großes Ressort an den wirklich wunderschönen Wasserfällen Agua Azul und Misol-Ha bauen, samt neuer Autobahn, die dann San Cristobal de las Casas mit Palenque verbinden würde. Dagegen wehren sich die Anwohner vor Ort, die befürchten, dass ihr Stück vom Kuchen hierdurch kleiner und kleiner und kleiner würde und die in ihrem Widerstand von den Zapatisten unterstützt werden, einer linken Gruppierung, die sich vor knapp 30 Jahren einen kleinen Bürgerkrieg mit der Mexikanischen Regierung lieferte, weil sich große Teile der Bevölkerung schlicht vergessen oder über den Tisch gezogen fühlte. So zumindest habe ich den Konflikt verstanden. Bislang gibt es kein Ressort, braucht es meiner Meinung nach auch nicht, die Wasserfälle sind für sich gesehen schon schön genug. Die Straße allerdings, die könnte das Land durchaus gebrauchen, denn bislang ist die Infrastruktur in vielen Teilen von Chiapas doch recht dürftig. Es ist eben immer dasselbe: Wenn man die Natur in einem Land sehen will, und die Menschen dort ein Auskommen davon haben wollen, dann muss man auch irgendwie dorthin kommen. Deswegen braucht es in manchen Ländern nicht nur größere Schutzgebiete, sondern auch neue Straßen. Ein schwieriger Spagat.

USA – Die Nationalparks im (Mittleren) Westen

Die Nationalparks im mittleren Westen der USA sind einzigartig und wahnsinnig schön. Sie sind völlig zu Recht so beliebt bei Touristen aus der ganzen Welt. Doch was erwartet einen wo? Wir haben uns für euch durch all unsere Fotos gewühlt, um die schönsten herauszusuchen und euch einen kleinen Überblick zu geben. Viel Spaß!

Peter und Arches

I. Yosemite Valley

Unsere Rundreise beginnt im Yosemite Valley, einem der überlaufendsten Nationalparks in den USA. Ihr wollt ohne Reservierung einen Campingplatz unten im Valley aufsuchen? Vergesst es lieber. Das kleine Tal ist nunmal nicht allzu groß und damit auch noch ein bisschen Natur übrig bleibt, muss man die Zahl der Campingstellplätze unter den gefühlten 5000 halten, die hätten vermietet werden können. Durchaus nachvollziehbar bei dem kleinen, wirlich gut versteckten Naturkunstwerk – ein flaches, etwa 800 Meter breites Tal, das von Steilwänden umragt wird, die sich auch mal 1000 Meter über einem auftürmen. Dazu noch der wirklich beeindruckende Half Dome – ein Berg von einem Steinbrocken, der über dem Tal thront. Wer keinen Stellplatz im Tal ergattern konnte, sollte trotzdem nicht traurig sein, man kann ja für einen Spaziergang sein Auto unten parken und ansonsten außerhalb des Valley, aber noch auf Nationalparkgebiet, parken. Dieses umfasst nämlich noch viel mehr wunderschöne Natur und wirklich verdammt viele Wanderwege. Für Yosemite alleine könnte man eine Woche Wanderurlaub einplanen und langweilig würde einem dabei sicherlich nicht werden. Nur Eichhörnchen sollte man hier nicht füttern (wie woanders selbstverständlich auch nicht), schließlich haben Eichhörnchenflöhe vor kurzem ein paar Reisende mit der Pest infiziert. Ja, es gibt sie noch und ja, mittlerweile ist sie heilbar. Will man aber trotzdem nicht haben, also schön die Nüsschen selbst naschen und nix abgeben.

Iron Dome

Eva Yosemite

II. Death Valley

Mitten im Sommer durch die Wüste fahren? Kann man machen, machen auch viele. Mitten im Sommer in der Wüste übernachten? Kann man auch machen, machen aber kaum Leute. Wir haben für euch getestet, warum. Überraschenderweise ist es heiß, sehr heiß. Selbst nachts rutscht das Thermometer oft nicht unter 30 Grad. Man schwitzt sich buchstäblich den Arsch ab und der Ratschlag, jede Stunde mindestens einen Liter Wasser zu trinken, sollte tatsächlich eingehalten werden. Ansonsten beeindruckt das Death Valley aber durch einen beeindruckenden Sternenhimmel, viel Leere zum Starren und einen unfassbar heißen Wind. Nicht umsonst heißt eine der wenigen Oasen hier „Stovepipe wells“, also Ofenrohr. Außerdem kann man mit etwas Glück bei 60 Meter unterhalb des Meeresspiegels Koyoten beobachten.

death valley

III. Zion Canyon

Der Zion Canyon ist ziemlich genau das, was man sich unter dem Prototyp eines Canyons vorstellen kann. Steil aufragende Felden links und rechts eines kleinen Bächleins, dass sich nach starken Regenfällen irgendwo fernab im Gebirge plötzlich zu einem reißenden Strom verwandeln kann. Grandiose Ausblicke vom Rande des Canyons – sobald man einmal die lächerlichen paar hundert Meter nach oben geklettert ist. Von dort erscheint einem Zion tatsächlich wie ein Vorbote des Paradieses: Mitten in kargem Land fließt frisches Wasser und alles wirkt grüner, lebendiger als in den wunderschönen, aber schroffen Sandsteinlandschaften, durch die man sich gerade bei 35°C aufwärts gequält hat. Der Zion Nationalpark ist zwar nicht wirklich groß, aber groß genug für ein ganzes Wochenende ist er allemal. Es gibt genug Wanderwege, sodass man auch nicht zwingend den ziemlich überlaufen wirkenden Pfad nach Angels Landing gehen muss. Definitv ein Kleinod, wenn auch kein wirklich verstecktes.

Zion Nationalpark

Zion Nationalpark 2

IV. Bryce Canyon

Hat jemand von euch schon einmal das sächsische Elbsandsteingebirge gesehen? Oder die Feenkamine bei Göreme in der Türkei? Dann habt ihr einen Eindruck von Bryce Canyon. Anders als der Name vermuten macht ist Bryce nämlich gar nicht wirklich ein Canyon, sondern eine Abbruchkante an einem Hochplateau. Eine Abbruchkante mit hunderten Felsnadeln aus glühend rotem Sandstein! Der Anblick ist wirklich beeindruckend, besonders vom Inspiration Point, der hoch über einem Halbrund dieser als „Hoodoos“ bezeichneten Felsnadeln liegt. Auch eine Rundwanderung durch die hoch aufragenden Felsen ist beeindruckend, wenn auch durch das ständige auf und ab etwas mühsam. Hat man Aussichtspunkt und Wanderung hinter sich, liegen die Sehenswürdigkeiten von Bryce Canyon schon hinter einem. Ein Nationalpark, der ohne Probleme an einem Tag erkundet werden kann.

Bryce Canyon Nationalpark

Bryce Canyon 2

V. Monument Valley

Die meisten Menschen haben (mindestens) einen Ort auf der Welt, den sie in diesem Leben unbedingt einmal mit eigenen Augen sehen wollen. Das kann der Mount Everest, Ankor Wat, das Great Barrier Reef oder auch das Grab von Franz Kafka sein, in jedem Fall besteht ein tiefer innerer Zwang, diesen Ort unbedingt sehen zu müssen. Nicht zu wollen, nein zu müssen, will man zum Ende seines Lebens mit heiligem Ernst sagen können, dass alles irgendwie auch ganz ok gewesen ist. Für mich war einer dieser Orte das Monument Valley. Diese großen, glühend leuchtende Tafelberge haben mich fasziniert, seitdem ich zum ersten Mal ein Bild davon gesehen habe. Lucky me, ich bin dort gewesen. Abgesehen davon, man bei einer solchen Überhöhung naturgemäß immer etwas voreingenommen ist, ist der Navajo Tribal Park (Monument Valley ist Teil des Navajo-Reservats) eine Stippvisite durchaus wert. Viel machen kann man zwar nicht – die einzige Aktivität besteht in einer 40 km langen, staubigen und löchrigen Sandpiste, die man mit seinem Auto abfahren kann – aber allein der Blick auf diese Berge ist sowas von beeindruckend. Mehr braucht es gar nicht. Das man nebenbei seine Devisen bei einem Indianerstamm ausgibt, der offensichtlich nicht den einfachen Weg des Casinobaus zur Bekämpfung der Armut gegangen ist, kann man getrost als positiven Nebeneffekt betrachten.

Monument Valley

Peter und Monument Valley

VI. Mesa Verde

Mesa Verde ist ein Hochplateau, nur ein Teil davon ist ein Nationalpark. Hier siedelten gut versteckt bis ungefähr 1300 n.Chr. Familien vom Stamm der Pueblo First Nation. Irgendwann im 13. Jahrhundert verschwanden die Menschen plötzlich, bis heute ist nicht genau geklärt, warum. Wahrscheinlich gab es eine lange Dürreperiode, in deren Folge alle Wasser- und Holzressourcen aufgebraucht wurden, was die Menschen schließlich dazu zwang, ihre Häuser zu verlassen, alles aufzugeben und weiterzuziehen. Wer sich mehr als eine der kunstvoll an den Fels geklebten Behausungen ansehen möchte, sollte sich im Visitorcenter ein Ticket für eine der zahlreichen Führungen kaufen. Frei zugänglich ist nur eine Felsstadt.
Wanderwege gibt es in Mesa Verde nur wenige, aber die paar Kilometer, die ausgebaut sind, reichen, um einen Einblick über die karge, aber schöne Landschaft auf der Hochebene zu gewinnen, die immer wieder von Canyons durchzogen wird. Außerdem kann man sich noch ein paar Peroglyphen ansehen.

Mesa Verde

Mesa Verde 2

VII. Arches

Der Arches-Nationalpark liegt am nördlichen Rand von Mormonistan (Utah), in der Nähe der Stadt Moab und ist ein Abenteuerspielplatz in beeindruckender Kulisse. „Arches“ sind natürliche Brücken, die Wind und Wasser in den roten Sandstein erodiert haben. Wandern im Arches Nationalpark bedeutet, von Stein zu Stein zu springen und Wegen zu folgen, die nur mit Steinhäufchen markiert sind. Das macht natürlich wahnsinnig viel Spaß, strengt in der Hitze aber auch wahnsinnig an. Beliebtestes Ziel ist der so genannte „Delicate Arch“, der so exponiert in der Gegend rumsteht, dass er aus der Masse der Bögen herausragt. Der Wanderweg hierhin geht über einige Kilometer über den blanken Fels, ohne das geringste Fitzelchen Schatten. Wir waren zum Glück an einem halbwegs bewölkten Tag dort, sonst wäre die Hitze wohl wirklich unerträglich gewesen.
Ansonsten lohnt sich Arches für Kinder jeden Alters.
Die Region um Moab ist grundsätzlich eine Reise wert. Das Städtchen ist als Outdoormekka bekannt, man kann hier klettern, raften und Mountainbiken. Die Campingplätze und Motels sind daher entsprechend beliebt.

Arches Natonalpark 1

Arches 2

VIII. Canyonlands

Die Canyonlands sind ein riesiger, weitläufiger Nationalpark in der Nähe von Moab. Einige Bereiche der Canyonlands können nur mit Jeeps und anderen geländegängigen Wägen befahren werden. Hier ist Wüste angesagt. Schon morgens um 8 Uhr brennt die Sonne vom Himmel und es gibt keinen Schatten. In den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts wurde hier Uran gefördert, deswegen ist die Ödnis bis heute mit einem Netz von Schotterpisten durchzogen. Früher fuhren dort die LKWs, heute kommen Jeepfahrer aus ganz Amerika hierhin, um endlich mal Gas geben zu können.
Daneben gibt es eine wahre Fülle von Wanderwegen. Einen davon haben wir getestet, was uns die bisher anstrengendste Wanderung der Reise beschert hat. Es war heiß, die Sonne hat gebrannt und wir mussten einen Canyon erst runter- und dann wieder hochsteigen. Ein Teil des Weges ging einen „Wash“ hoch, also ein Flussbett, was nur nach Regenfällen Wasser führt. Da es in diesem Teil der USA im Sommer immer wieder zu Gewittern und lokalen Regenfällen kommt, muss man dort ein wenig aufpassen.
Auch dieser Nationalpark ist sehr beeindruckend, längere Wanderungen sollte man aber nur mit ausreichend Wasser im Gepäck und wenn möglich am Morgen bzw. Vormittag durchführen.

Canyonlands 1

Canyonlands 2

IX. Sequoia National Park

Im Sequoia Nationalpark gibt es eine ganz klare Hauptattraktion: Bäume. Riesenhafte Mammutbäume, die im Englischen Redwoods und in einer alten amerikanischen Sprache Sequoias genannt werden. Die werden hier größer als irgendwo anders auf der Welt, wobei aber fein säuberlich aufgeteilt wird, welcher der vielen Sequoias denn der höchste, der voluminöseste oder der mit dem dicksten Durchmesser ist. Jaja, alles nicht so eindeutig, das mit dem Größten.

In jedem Fall ist der Sequoia Nationalpark durchaus mit einigen ansehnlichen Exemplaren ausgestattet, die man sich auf einem ultrarollstuhlgerechten kurzen Weg anschauen kann. Das mit den rollstuhlgerechten Wegen können die USA, das muss man Ihnen lassen. Außerdem gibt es noch einige andere, längere Wege und ganz in der Nähe ist sogar ein 4000m hoher Berg, der allen Bekundungen nach der mit am einfachsten zu besteigende 4000er weltweit sein soll. Nur einen Tag eingewöhnen sollte man sich davor auf etwa 2500 Meter, wegen der Höhenkrankheit. Langsam geht es zum Sequoia nämlich nicht bergauf, in 20 Meilen Anfahrt klettert man mal eben 2000 Meter in die Höhe. Oben gibt es dafür wundervolle alpine Landschaften, Rehe, die einen aus 2 Meter Entfernung blöd anglotzen und wirklich absurde Bäume, die einfach mal eben weiterleben und weiterwachsen, auch wenn das letzte große Feuer den halben Stamm weggefräst hat. So siehts aus: Der Jungbrunnen ist keine Badewanne, sondern ein 50m hoher und ebenso viele Tonnen schwerer Baum. Na dann.

Über der Baumgrenze im Sequoia

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X. Grand Canyon

Der Grand Canyon ist groß. Wirklich groß. Ich meine er ist so groß, dass man allein 4 Stunden fahren muss, um von seinem Nordrand zu seinem Südrand zu gelangen. Außenrum, versteht sich, denn eine Straße führt nicht nach unten. Nur zwei Pfade vom Süden aus und einer vom Norden, dessen obere Kante gut 300m höher liegt, als die des South Rim. Daher schneit es am Nordrand, ungefähr auf der Höhe Nordafrikas, auch deutlich mehr als am Südrand, bis zu 4 Meter im Jahr, und der nördliche Zugang zum Grand Canyon ist im Winter geschlossen. Es ist sowieso der ruhigere und beschaulichere Teil des Nationalparks, dessen südliches Ende mit McDonalds & Konsorten, eigenem Flughafen und einer eigenen Zugstrecke (in den USA!!) aufwartet, um die gut 4 Millionen Besucher pro Jahr durchzunudeln. Wobei ruhig und beschaulich nicht bedeutet, dass man im Nirgendwo und ohne Infrastruktur darben muss – eine Lodge, ein Café, ein General Store und eine Tankstelle ist auch hier zu finden. In seinen dezenten Ausprägungsformen wünsche ich mir die Infrastruktur der Nationalparks in den USA wirklich überall, wo man gerne wandern will. Außerdem am Nordrand des Grand Canyon zu finden: Ein paar mäßig spannende Wanderwege, tolle Aussichten und eine große Bisonherde. Letztere wollte ein Farmer mit Kühen kreuzen, was irgendwie doch nicht funktioniert hat. Jetzt fressen und trinken die Bisons den anderen Tieren die Lebensgrundlage weg und keiner weiß so recht, was er mit den Tierchen anfangen soll. Tjo.

Dass es mit dem Kreuzen von Tieren auch besser funktionieren kann, kann man am South Rim und am Grund des Grand Canyon beobachten. Denn ohne Mulis, die den beschwerlichen Weg zur Phantom Ranch, einer Lodge und einem Campground ganz unten am Colorado River, mit allerlei Gepäck auf sich nehmen, wäre ein Abstieg und eine Übernachtung nach 12 km Wegstrecke und 1400 Höhenmeter sicher weniger angenehm. Schließlich sorgen die Packtiere dafür, dass man auch auf der Ranch noch ein kühles Biertje trinken kann, bevor man sich am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe wieder auf den Weg nach oben macht. Und früh sollte man aufstehen, damit man auf dem Bright Angel Trail aufwärts noch die meiste Zeit im Schatten laufen kann. Andernfalls darf man sich getrost darauf einstellen, bei gefühlten 50° im Devil’s Corkscrew, einem von mehreren fiesen Aufstiegsstellen, rösten zu lassen. Egal, weiter, immer weiter. Denn abgesehen vom Gefühl, einmal bis zum Grund des Grand Canyon und wieder hoch gelaufen zu sein, wartet am obersten Rand des Canyons im General Store ja noch eine andere Großartigkeit: Ein Erdnußbuttereis.

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Beweisbild: Am Grunde des Grand Canyon

Beweisbild: Am Grunde des Grand Canyon