#Vancity

Vancouver. Eine Stadt ungefähr so groß wie Stuttgart. Mit einer Metropolregion drumherum, ungefähr so groß wie die Region Stuttgart. Dafür aber mit dem Pazifik nebenan, einem Downtown + Skyline und schneebedeckten Bergen in Sichtweite. So weit die offensichtlichen Gemeinsamkeiten und Unterschieden zweier Städte. Darüber hinaus ist Vancouver aber auch eine typisch nordamerikanische Stadt – und irgendwie auch wieder so gar nicht.

Wie das gemeint ist? Ein Beispiel: In Vancouver sind die Menschen freundlich. Die ersten Worte beim Betreten eines Geschäftes sind grundsätzlich „Hi, how are you?“, eigentlich interessiert sich aber kein Schwein dafür, wie es dir wirklich geht. So weit, so nordamerikanisch. Andererseits sind die Menschen hier wirklich freundlich: Sie sagen beim Aussteigen „Thank you“ zum Busfahrer, sie geben jederzeit ihrer Sitzplatz für ältere Menschen her, sie bremsen eigentlich immer für Fußgänger oder Enten samt Entenwelpen und sie helfen einem bei jeder kulturellen Unwissenheit und erklären jeden Weg mit aller Zeit der Welt. Und das Servicepersonal ist zumindest ein klein bisschen weniger exaltiert, als ich das in einigen Städten an der amerikanischen Ostküste erleben durfte. Zum Glück, irgendwann hätte ich einem Kellner wohl sonst mit dem Arsch ins Gesicht springen müssen.

Ein weiteres Beispiel? Wie in Nordamerika üblich ist Alkohol schweineteuer und darf unter keinen Umständen bei strahlendem Sonnenschein und kühlendem Wind im Park, am Strand oder irgendwo sonst im Freien getrunken werden. Dafür wird schon um 17 Uhr nachmittags in der Bar ein Shot nach dem anderen gekippt. Ist ja schließlich Happy Hour. Außerdem ist Rauchen total verpönnt – im Park und am Strand auch schonmal gleich gar nicht. Naja, ist bestimmt auch besser für die Gesundheit. Denn schließlich müssen sowieso schon sehr viele Menschen, bedauerswerterweise auch schon in jungen Jahren, an unfassbaren Schmerzen und besonders fiesen Krankheiten leiden. Krankheiten, bei denen nur die beste Naturmedizin hilft: Canabis. Gerne auch mal in medizinischen Einrichtungen mit klangvollen Namen wie „Hemp, Hemp, Hooray“ gekauft, in denen zum Glück immer ein „doctor on duty“ bereit steht. Ehrlich gesagt ist es mir ein Rätsel, warum man diese Pseudoregulierung nicht einfach bleiben lässt und Canabis einfach ganz legalisiert, ändern würde das mit Sicherheit nichts hier.

Insgesamt ist Vancouver eine wirklich lebenswerte Stadt. Klar muss man einzelne Aspekte davon unbedingt ausnehmen, allein die Sache mit den unendlich langen Wegen für Fußgänger, die Städte fernab von Mitteleuropa meistens halt so an sich haben. Oder die Sache mit dem Aquarium in Vancouver – wieso zur Hölle muss man im 21. Jahrhundert noch Delphinshows anbieten?! Zumal der Pazifik echt nebenan liegt und dort auch ohne Probleme sogar freilebende Wale beobachtet werden können.

Zum Glück ist Vancouver in einigen anderen Punkten deulich weiter. So halten homosexuelle Paare nicht nur in der Öffentlichkeit in aller Selbstverständlichkeit Händchen und es juckt keine Sau, sie können darüber hinaus auch heiraten und Kinder adoptieren, wie in ganz Kanada übrigens. Dazu gibt es in der Davie Street auch mal einen Regenbogen statt eines Zebrastreifens auf der Straße. Außerdem sind einige Stadtviertel derart bunt gesprickt mit unterschiedlichen Läden aus unterschiedlichen Kulturen, das man einfach nur neidisch auf diese unglaublich großartige Vielfalt sein kann. Wenn Multi-Kulti aus einer Mezcaleria, einem belgischen Bierpub, Pho-Suppenküchen , Tandoori-Grills, Whiskyfachgeschäften und einer amerikanischen Sportsbar besteht, dann immer her damit!

Last, but not least: Waschbären gibt es in Vancouver auch.

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