Exkurs: Urlaub in deutschen Landen

Wie sang schon dereinst Rainald Grebe: „Urlaub in Deutschland / Urlaub in der Region / 6 Wochen Oderbruch / Ich freu mich schon.“ Jaja, das Gute liegt so nah. Grund genug für die SvejdaHornTravelAgency sich während der langen Zeit bis zur Abreise noch ein wenig die Beine zu vertreten und im näheren Umland ein wenig zu wandern.

Aber wohin sollte es gehen? Schwarzwald – waren wir letztes Jahr schon. War schön. Schwäbische Alb – immer gut, aber vielleicht auch etwas, wo man noch nicht war? Unsere Wahl fiel schlussendlich auf den Hochrhöner Fernwanderweg. Dieser verläuft durch das Mittelgebirge Rhön, eine Landschaft, die ich bis dato immer in Frankreich verortete und für einen Fluss hielt.

Was also gibt es zu erzählen über Urlaub in deutschen Landen? In einer Region im Nirgendwo zwischen Hessen, Bayern und Thüringen, in der einer der bedeutendsten Ortschaften gerade einmal 4446 Einwohner hat?

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Nun ja, es ist… ganz schön. Ich meine: Es gibt Landgasthöfe mit angeschlossener Metzgerei, bei der am Frühstücksbuffet ca. drölfzighundert selbstgeklöppelte Wurstwaren liegen. Eine leckerer als die andere. Klöster, in denen feinmalziges dunkles Bier gebraut wird. Und eine Landschaft mit sanften Hügeln, torfigen Mooren und unfassbar pitoresken Wäldern. Dieser schönsten Art von Wald mit dunklem Tannengrün, einem dichten Moosteppich, Blaubeersträuchern und jeden Herbst einer geschätzten Tonne von Pfifferlingen. Deutschland ist in jenen Ecken mittlerweile sogar ein Land, an dem am Ostersonntag vier mal am Tag ein Bus zum nächsten ICE-Halt fährt.

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Genauso ist Deutschland in dieser Ecke aber auch das Land, in dem mein aus Nostalgiegründen bestelltes Banana Split immer noch als ernstzunehmendes Dessert gilt. Dieses Land, in dem junge Menschen pro Kopf 27€ in der Berghütte ausgeben (nur Getränke, kein Essen) und dann selbstverständlich mit dem Auto nach Hause fahren. Ein Land mit Fleisch allerhöchster Qualität, das die Kellnerin aber fröhlich lächelnd mit „schön durch, so wie sie es wollten“ serviert, wenn die Frau es „rare“ bestellt. Und sich für Vegetarier genau eine Option auf der Speisekarte findet – eine Ofenkartoffel. Es ist das Land der Ehebetten, in dem man mit Pech nicht nur ein Gräbele, sondern eine Mauer in der Bettmitte findet, und das Land der Osterdeko aus der Vorhölle.

Um ehrlich zu sein, manchmal mag ich dieses Deutschland. Vor allem das Essen und die Natur. Aber ich bin auch gottfroh zu wissen, dass der nächste ICE-Halt nur eine Busfahrt entfernt liegt.

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