USA – Die Nationalparks im (Mittleren) Westen

Die Nationalparks im mittleren Westen der USA sind einzigartig und wahnsinnig schön. Sie sind völlig zu Recht so beliebt bei Touristen aus der ganzen Welt. Doch was erwartet einen wo? Wir haben uns für euch durch all unsere Fotos gewühlt, um die schönsten herauszusuchen und euch einen kleinen Überblick zu geben. Viel Spaß!

Peter und Arches

I. Yosemite Valley

Unsere Rundreise beginnt im Yosemite Valley, einem der überlaufendsten Nationalparks in den USA. Ihr wollt ohne Reservierung einen Campingplatz unten im Valley aufsuchen? Vergesst es lieber. Das kleine Tal ist nunmal nicht allzu groß und damit auch noch ein bisschen Natur übrig bleibt, muss man die Zahl der Campingstellplätze unter den gefühlten 5000 halten, die hätten vermietet werden können. Durchaus nachvollziehbar bei dem kleinen, wirlich gut versteckten Naturkunstwerk – ein flaches, etwa 800 Meter breites Tal, das von Steilwänden umragt wird, die sich auch mal 1000 Meter über einem auftürmen. Dazu noch der wirklich beeindruckende Half Dome – ein Berg von einem Steinbrocken, der über dem Tal thront. Wer keinen Stellplatz im Tal ergattern konnte, sollte trotzdem nicht traurig sein, man kann ja für einen Spaziergang sein Auto unten parken und ansonsten außerhalb des Valley, aber noch auf Nationalparkgebiet, parken. Dieses umfasst nämlich noch viel mehr wunderschöne Natur und wirklich verdammt viele Wanderwege. Für Yosemite alleine könnte man eine Woche Wanderurlaub einplanen und langweilig würde einem dabei sicherlich nicht werden. Nur Eichhörnchen sollte man hier nicht füttern (wie woanders selbstverständlich auch nicht), schließlich haben Eichhörnchenflöhe vor kurzem ein paar Reisende mit der Pest infiziert. Ja, es gibt sie noch und ja, mittlerweile ist sie heilbar. Will man aber trotzdem nicht haben, also schön die Nüsschen selbst naschen und nix abgeben.

Iron Dome

Eva Yosemite

II. Death Valley

Mitten im Sommer durch die Wüste fahren? Kann man machen, machen auch viele. Mitten im Sommer in der Wüste übernachten? Kann man auch machen, machen aber kaum Leute. Wir haben für euch getestet, warum. Überraschenderweise ist es heiß, sehr heiß. Selbst nachts rutscht das Thermometer oft nicht unter 30 Grad. Man schwitzt sich buchstäblich den Arsch ab und der Ratschlag, jede Stunde mindestens einen Liter Wasser zu trinken, sollte tatsächlich eingehalten werden. Ansonsten beeindruckt das Death Valley aber durch einen beeindruckenden Sternenhimmel, viel Leere zum Starren und einen unfassbar heißen Wind. Nicht umsonst heißt eine der wenigen Oasen hier „Stovepipe wells“, also Ofenrohr. Außerdem kann man mit etwas Glück bei 60 Meter unterhalb des Meeresspiegels Koyoten beobachten.

death valley

III. Zion Canyon

Der Zion Canyon ist ziemlich genau das, was man sich unter dem Prototyp eines Canyons vorstellen kann. Steil aufragende Felden links und rechts eines kleinen Bächleins, dass sich nach starken Regenfällen irgendwo fernab im Gebirge plötzlich zu einem reißenden Strom verwandeln kann. Grandiose Ausblicke vom Rande des Canyons – sobald man einmal die lächerlichen paar hundert Meter nach oben geklettert ist. Von dort erscheint einem Zion tatsächlich wie ein Vorbote des Paradieses: Mitten in kargem Land fließt frisches Wasser und alles wirkt grüner, lebendiger als in den wunderschönen, aber schroffen Sandsteinlandschaften, durch die man sich gerade bei 35°C aufwärts gequält hat. Der Zion Nationalpark ist zwar nicht wirklich groß, aber groß genug für ein ganzes Wochenende ist er allemal. Es gibt genug Wanderwege, sodass man auch nicht zwingend den ziemlich überlaufen wirkenden Pfad nach Angels Landing gehen muss. Definitv ein Kleinod, wenn auch kein wirklich verstecktes.

Zion Nationalpark

Zion Nationalpark 2

IV. Bryce Canyon

Hat jemand von euch schon einmal das sächsische Elbsandsteingebirge gesehen? Oder die Feenkamine bei Göreme in der Türkei? Dann habt ihr einen Eindruck von Bryce Canyon. Anders als der Name vermuten macht ist Bryce nämlich gar nicht wirklich ein Canyon, sondern eine Abbruchkante an einem Hochplateau. Eine Abbruchkante mit hunderten Felsnadeln aus glühend rotem Sandstein! Der Anblick ist wirklich beeindruckend, besonders vom Inspiration Point, der hoch über einem Halbrund dieser als „Hoodoos“ bezeichneten Felsnadeln liegt. Auch eine Rundwanderung durch die hoch aufragenden Felsen ist beeindruckend, wenn auch durch das ständige auf und ab etwas mühsam. Hat man Aussichtspunkt und Wanderung hinter sich, liegen die Sehenswürdigkeiten von Bryce Canyon schon hinter einem. Ein Nationalpark, der ohne Probleme an einem Tag erkundet werden kann.

Bryce Canyon Nationalpark

Bryce Canyon 2

V. Monument Valley

Die meisten Menschen haben (mindestens) einen Ort auf der Welt, den sie in diesem Leben unbedingt einmal mit eigenen Augen sehen wollen. Das kann der Mount Everest, Ankor Wat, das Great Barrier Reef oder auch das Grab von Franz Kafka sein, in jedem Fall besteht ein tiefer innerer Zwang, diesen Ort unbedingt sehen zu müssen. Nicht zu wollen, nein zu müssen, will man zum Ende seines Lebens mit heiligem Ernst sagen können, dass alles irgendwie auch ganz ok gewesen ist. Für mich war einer dieser Orte das Monument Valley. Diese großen, glühend leuchtende Tafelberge haben mich fasziniert, seitdem ich zum ersten Mal ein Bild davon gesehen habe. Lucky me, ich bin dort gewesen. Abgesehen davon, man bei einer solchen Überhöhung naturgemäß immer etwas voreingenommen ist, ist der Navajo Tribal Park (Monument Valley ist Teil des Navajo-Reservats) eine Stippvisite durchaus wert. Viel machen kann man zwar nicht – die einzige Aktivität besteht in einer 40 km langen, staubigen und löchrigen Sandpiste, die man mit seinem Auto abfahren kann – aber allein der Blick auf diese Berge ist sowas von beeindruckend. Mehr braucht es gar nicht. Das man nebenbei seine Devisen bei einem Indianerstamm ausgibt, der offensichtlich nicht den einfachen Weg des Casinobaus zur Bekämpfung der Armut gegangen ist, kann man getrost als positiven Nebeneffekt betrachten.

Monument Valley

Peter und Monument Valley

VI. Mesa Verde

Mesa Verde ist ein Hochplateau, nur ein Teil davon ist ein Nationalpark. Hier siedelten gut versteckt bis ungefähr 1300 n.Chr. Familien vom Stamm der Pueblo First Nation. Irgendwann im 13. Jahrhundert verschwanden die Menschen plötzlich, bis heute ist nicht genau geklärt, warum. Wahrscheinlich gab es eine lange Dürreperiode, in deren Folge alle Wasser- und Holzressourcen aufgebraucht wurden, was die Menschen schließlich dazu zwang, ihre Häuser zu verlassen, alles aufzugeben und weiterzuziehen. Wer sich mehr als eine der kunstvoll an den Fels geklebten Behausungen ansehen möchte, sollte sich im Visitorcenter ein Ticket für eine der zahlreichen Führungen kaufen. Frei zugänglich ist nur eine Felsstadt.
Wanderwege gibt es in Mesa Verde nur wenige, aber die paar Kilometer, die ausgebaut sind, reichen, um einen Einblick über die karge, aber schöne Landschaft auf der Hochebene zu gewinnen, die immer wieder von Canyons durchzogen wird. Außerdem kann man sich noch ein paar Peroglyphen ansehen.

Mesa Verde

Mesa Verde 2

VII. Arches

Der Arches-Nationalpark liegt am nördlichen Rand von Mormonistan (Utah), in der Nähe der Stadt Moab und ist ein Abenteuerspielplatz in beeindruckender Kulisse. „Arches“ sind natürliche Brücken, die Wind und Wasser in den roten Sandstein erodiert haben. Wandern im Arches Nationalpark bedeutet, von Stein zu Stein zu springen und Wegen zu folgen, die nur mit Steinhäufchen markiert sind. Das macht natürlich wahnsinnig viel Spaß, strengt in der Hitze aber auch wahnsinnig an. Beliebtestes Ziel ist der so genannte „Delicate Arch“, der so exponiert in der Gegend rumsteht, dass er aus der Masse der Bögen herausragt. Der Wanderweg hierhin geht über einige Kilometer über den blanken Fels, ohne das geringste Fitzelchen Schatten. Wir waren zum Glück an einem halbwegs bewölkten Tag dort, sonst wäre die Hitze wohl wirklich unerträglich gewesen.
Ansonsten lohnt sich Arches für Kinder jeden Alters.
Die Region um Moab ist grundsätzlich eine Reise wert. Das Städtchen ist als Outdoormekka bekannt, man kann hier klettern, raften und Mountainbiken. Die Campingplätze und Motels sind daher entsprechend beliebt.

Arches Natonalpark 1

Arches 2

VIII. Canyonlands

Die Canyonlands sind ein riesiger, weitläufiger Nationalpark in der Nähe von Moab. Einige Bereiche der Canyonlands können nur mit Jeeps und anderen geländegängigen Wägen befahren werden. Hier ist Wüste angesagt. Schon morgens um 8 Uhr brennt die Sonne vom Himmel und es gibt keinen Schatten. In den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts wurde hier Uran gefördert, deswegen ist die Ödnis bis heute mit einem Netz von Schotterpisten durchzogen. Früher fuhren dort die LKWs, heute kommen Jeepfahrer aus ganz Amerika hierhin, um endlich mal Gas geben zu können.
Daneben gibt es eine wahre Fülle von Wanderwegen. Einen davon haben wir getestet, was uns die bisher anstrengendste Wanderung der Reise beschert hat. Es war heiß, die Sonne hat gebrannt und wir mussten einen Canyon erst runter- und dann wieder hochsteigen. Ein Teil des Weges ging einen „Wash“ hoch, also ein Flussbett, was nur nach Regenfällen Wasser führt. Da es in diesem Teil der USA im Sommer immer wieder zu Gewittern und lokalen Regenfällen kommt, muss man dort ein wenig aufpassen.
Auch dieser Nationalpark ist sehr beeindruckend, längere Wanderungen sollte man aber nur mit ausreichend Wasser im Gepäck und wenn möglich am Morgen bzw. Vormittag durchführen.

Canyonlands 1

Canyonlands 2

IX. Sequoia National Park

Im Sequoia Nationalpark gibt es eine ganz klare Hauptattraktion: Bäume. Riesenhafte Mammutbäume, die im Englischen Redwoods und in einer alten amerikanischen Sprache Sequoias genannt werden. Die werden hier größer als irgendwo anders auf der Welt, wobei aber fein säuberlich aufgeteilt wird, welcher der vielen Sequoias denn der höchste, der voluminöseste oder der mit dem dicksten Durchmesser ist. Jaja, alles nicht so eindeutig, das mit dem Größten.

In jedem Fall ist der Sequoia Nationalpark durchaus mit einigen ansehnlichen Exemplaren ausgestattet, die man sich auf einem ultrarollstuhlgerechten kurzen Weg anschauen kann. Das mit den rollstuhlgerechten Wegen können die USA, das muss man Ihnen lassen. Außerdem gibt es noch einige andere, längere Wege und ganz in der Nähe ist sogar ein 4000m hoher Berg, der allen Bekundungen nach der mit am einfachsten zu besteigende 4000er weltweit sein soll. Nur einen Tag eingewöhnen sollte man sich davor auf etwa 2500 Meter, wegen der Höhenkrankheit. Langsam geht es zum Sequoia nämlich nicht bergauf, in 20 Meilen Anfahrt klettert man mal eben 2000 Meter in die Höhe. Oben gibt es dafür wundervolle alpine Landschaften, Rehe, die einen aus 2 Meter Entfernung blöd anglotzen und wirklich absurde Bäume, die einfach mal eben weiterleben und weiterwachsen, auch wenn das letzte große Feuer den halben Stamm weggefräst hat. So siehts aus: Der Jungbrunnen ist keine Badewanne, sondern ein 50m hoher und ebenso viele Tonnen schwerer Baum. Na dann.

Über der Baumgrenze im Sequoia

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X. Grand Canyon

Der Grand Canyon ist groß. Wirklich groß. Ich meine er ist so groß, dass man allein 4 Stunden fahren muss, um von seinem Nordrand zu seinem Südrand zu gelangen. Außenrum, versteht sich, denn eine Straße führt nicht nach unten. Nur zwei Pfade vom Süden aus und einer vom Norden, dessen obere Kante gut 300m höher liegt, als die des South Rim. Daher schneit es am Nordrand, ungefähr auf der Höhe Nordafrikas, auch deutlich mehr als am Südrand, bis zu 4 Meter im Jahr, und der nördliche Zugang zum Grand Canyon ist im Winter geschlossen. Es ist sowieso der ruhigere und beschaulichere Teil des Nationalparks, dessen südliches Ende mit McDonalds & Konsorten, eigenem Flughafen und einer eigenen Zugstrecke (in den USA!!) aufwartet, um die gut 4 Millionen Besucher pro Jahr durchzunudeln. Wobei ruhig und beschaulich nicht bedeutet, dass man im Nirgendwo und ohne Infrastruktur darben muss – eine Lodge, ein Café, ein General Store und eine Tankstelle ist auch hier zu finden. In seinen dezenten Ausprägungsformen wünsche ich mir die Infrastruktur der Nationalparks in den USA wirklich überall, wo man gerne wandern will. Außerdem am Nordrand des Grand Canyon zu finden: Ein paar mäßig spannende Wanderwege, tolle Aussichten und eine große Bisonherde. Letztere wollte ein Farmer mit Kühen kreuzen, was irgendwie doch nicht funktioniert hat. Jetzt fressen und trinken die Bisons den anderen Tieren die Lebensgrundlage weg und keiner weiß so recht, was er mit den Tierchen anfangen soll. Tjo.

Dass es mit dem Kreuzen von Tieren auch besser funktionieren kann, kann man am South Rim und am Grund des Grand Canyon beobachten. Denn ohne Mulis, die den beschwerlichen Weg zur Phantom Ranch, einer Lodge und einem Campground ganz unten am Colorado River, mit allerlei Gepäck auf sich nehmen, wäre ein Abstieg und eine Übernachtung nach 12 km Wegstrecke und 1400 Höhenmeter sicher weniger angenehm. Schließlich sorgen die Packtiere dafür, dass man auch auf der Ranch noch ein kühles Biertje trinken kann, bevor man sich am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe wieder auf den Weg nach oben macht. Und früh sollte man aufstehen, damit man auf dem Bright Angel Trail aufwärts noch die meiste Zeit im Schatten laufen kann. Andernfalls darf man sich getrost darauf einstellen, bei gefühlten 50° im Devil’s Corkscrew, einem von mehreren fiesen Aufstiegsstellen, rösten zu lassen. Egal, weiter, immer weiter. Denn abgesehen vom Gefühl, einmal bis zum Grund des Grand Canyon und wieder hoch gelaufen zu sein, wartet am obersten Rand des Canyons im General Store ja noch eine andere Großartigkeit: Ein Erdnußbuttereis.

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Beweisbild: Am Grunde des Grand Canyon

Beweisbild: Am Grunde des Grand Canyon

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