Las Vegas, Baby.

Vor Las Vegas hatte ich ehrlich gesagt ein bißchen Angst. Ich habe mir die Stadt total hässlich, laut, nervig und total kitschig vorgestellt. Hinfahren wollte ich vorallem aus Gründen der Konträrfaszination. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ich bin mir sicher, es ist nicht beabsichtigt, aber humortechnisch trifft Las Vegas voll und ganz meinen Geschmack. Alles ist hier ein bißchen größer, absurder, lauter und bunter. Du willst ein Haifischaquarium in deinem Hotel? In Vegas geht das. Du willst Tierbabys besichtigen, dich an einem Bungeeseil von einem Turm stürzen oder in einer Pyramide übernachten? In Vegas geht das. Da baut man dann auch den Trevi-Brunnen nach, wenns ins Konzept passt. Tragischerweise kosten viele Attraktionen extra, wofür wir zu geizig waren und so konnte ich das Haifischaquarium nicht besichtigen. Außerdem kann man in Las Vegas tatsächlich rauchend und mit einem Bier in der Hand durch die Straßen laufen. Im kompletten Rest der USA wäre das sowas von undenkbar. Hier rauchen auch plötzlich alle und erwachsen aussehende Menschen entblöden sich nicht, mit einem Cocktail“glas“ in Form eines Frauenbeines durch die Gegend zu laufen.

Außerdem sind in Las Vegas dank der großen Konkurrenz die Hotelpreise gerade zu unverschämt niedrig, jedenfalls im Verhältnis zum Rest der USA. Da kann sich auch die budgetreisende Agency ausnahmsweise sogar mal ein Hotelzimmer leisten. Ich bin sehr froh, auf Fiona gehört zu haben, so konnte ich nicht nur in einem riesigen Hotelbett schlafen, sondern auch schlechte HappyHour Cocktails am hauseigenen Pool trinken. Außerdem gab es in unserem in die Jahre gekommenen Hotelcasino am Ende des Strips die Möglichkeit, sich gratis Las Vegas aus der Höhe anzusehen, sowas nimmt man ja auch gerne mit. Auf die Möglichkeit, in irgendwelchen Karussells in dieser Höhe über den Abgrund hinauszufahren, haben wir aber dankend verzichtet.

Trevi Brunnen Las Vegas

Es hat mir großen Spaß gemacht, mit einem Bier in der Hand den Strip hoch- und runterzulaufen und die überkanditelten und überzogenen Hotelkomplexe zu besichtigen. Da jagt ein Superlativ das Nächste. Besonders hübsch gemacht fand ich das Konzept des „New York, New York“ Casinos, das überraschenderweise New York als Motto hat. Hier wird die Skyline von New York nachgebaut. Außerdem gibt es dort einen Shake Shack Burgerladen, was ziemlich praktisch ist, denn so konnten wir da auch mal Essen gehen. Das Einzige, was ich am Konzept Las Vegas wirklich nicht verstehe, ist das Glücksspiel. Die armen Menschen sitzen den ganzen Tag und die ganze Nacht an irgendwelchen blinkenden Maschinen und warten darauf, dass der Zufallsgenerator ihnen Glück bringt. Warum? Spiele wie Poker oder Roulette verstehe ich. Aber auf einen Automaten starren, irgendwas drücken und das dann Spiel nennen?

Zum Glück muss ich ja nicht alles verstehen, sondern kann stattdessen auch behämmerte Fotos vor kitschigen Büsten machen, die auf dem Bürgersteig rumstehen.

Las Vegas Downtown

Ansonsten ist die Altstadt von Las Vegas des Nächtens definitiv einen Besuch wert. Hier gibt es ein paar alt-ehrwürdige Lokale, in denen man den berühmten Krabbencocktail essen kann, den schon Elvis aß. Außerdem kann man einer irren Musik- und Lichtshow beiwohnen. Die blinkenden Reklamen wirken heute retro und altbacken, vor ein paar Jahrzehnten waren sie sicher der ganz große Scheiß. Bei Tag ist es in erster Linie heiß, so dass man sich zumindest im Sommer nicht so arg viel draußen bewegen sollte. Empfehlenswert ist da das (klimatisierte) Mafia-Museum, ansonsten gibt es ja Pools und (klimatisierte) Casinos.

San Francisco

Man, was hatte ich mich auf San Francisco gefreut. Endlich mal wieder eine Großstadt, endlich mal wieder eine richtige, zentrale Wohnung mit Bad, Kühlschrank und Couch. (Durch eine glückliche Fügung konnten wir die Wohnung von Bekannten bewohnen, danke dafür.) Endlich mal wieder richtig frühstücken, mit Wurst und Käse und Schinken und guten Brötchen!
Außerdem war ungefähr jeder zweite Mensch in meinem Freundeskreis schon mindestens 1 Mal in der Stadt, entsprechend viel – und überwiegend euphorisches – hatte ich gehört.

Was kann ich nun selbst berichten?

1.) Wir haben ungefähr die einzige Woche mit schlechtem Wetter im ganzen Jahr erwischt. Während wir in der Stadt waren, hat es sogar zwei Mal geregnet und es war ziemlich kalt und ungemütlich. Deswegen sind wir nicht mit dem Fahrrad über die Golden Gate Bridge gefahren, was ich dem Wettergott übel nehme. Dafür kann ich aber weltexklusiv berichten: Auch in San Francisco regnet es!! Ich habe es selbst gesehen! Was euch aber eigentlich interessiert: Die Brücke. Bitte, hier ist sie.

Golden Gate Bridge

2.) Mit einem unfassbar gut bezahlten Job würde ich gerne hier leben wollen. Im Ernst, San Francisco besticht nicht nur durch gute Restaurants, schöne Bars und ein riesiges Gastroangebot, sondern auch durch einen gewissen Grad an Schrammeligkeit und Abgeratztheit. Es gibt billige Tacerías, es gibt teures Gourmetfood, es gibt tatsächlich gute Bäckereien und Käse und die Umgebung von San Francisco ist auch ziemlich hübsch. (Küste! Natur! Meersfrüchte!) Wenn man genug Geld hat, kann man sich hier sicher ein wunderschönes Leben machen. Californien ist teuer, San Francisco toppt nochmal alles. Wenn man kein Geld hat, ist das Leben in dieser Stadt entsprechend kompliziert bzw. gar nicht möglich.

Chinatown

3.) Die soziale Ungleichheit ist unfassbar groß und offensichtlich. Wir waren für meine Kolumne in der Stuttgarter Zeitung einen Tag im Stadtteil „Tenderloin“ unterwegs und haben eine kirchliche NGO besucht, die sich um Obdachlose und Arme kümmert. Selten habe ich so etwas gesehen. Wir sind gar nicht so viel auf der Straße herum gelaufen, doch die paar Minuten haben gereicht, um mehrere Menschen beim offenen Drogenkonsum zu beobachten. Die Menschen sehen fertig aus, abgekämpft und ungesund. In einer Art und Weise, wie man es aus Deutschland tatsächlich nicht kennt. Und das in einer Stadt, in der kein kleiner Teil der Bevölkerung 4000 Dollar pro Monat an Miete zahlen kann, weil es halt geht.

4.) Der Nebel – joar, als Norddeutsche kennt man das ja. Es zieht plötzlich auf, die Luftfeuchtigkeit ist auf einmal bei 90% und man sieht nicht mehr viel. Trotzdem beeindruckend, wenn der Nebel über die Golden Gate Bridge zieht und es plötzlich kalt wird. Ebenso faszinierend sind die Mikroklimata in der Stadt. Während es auf der einen Seite irgendeines der ca. 10000 Hügel nebelig und feucht ist, kann es ein paar Meter weiter auf der anderen Seite locker ein paar Grad wärmer sein. Überhaupt, diese Hügel. Die Höhenunterschiede hier sind echt krass. Man kann ohne Probleme dieselbe Straße für einen Kilometer entlang gehen und in dieser Zeit 3 Hügel überwinden. Gerade, wenn man mit dem Rad unterwegs ist, ist das ein echtes Abenteuer.

Karl, San Francisco Nebel

5.) Was kann ich noch so sagen: Wenn ihr nicht noch nach Mexiko fahrt, geht in San Fransisco mexikanisch essen. Am Besten ständig und viel davon. Überhaupt, Streetfood, haut euch den Wanst voll, der Rest ist eh zu teuer.
Und wer richtig gute Cocktails mag (und ja, ich schaue da euch an @moefju und lieber Micha), get ins „Bourbon and Bragg“, aber vergesst nicht, zu reservieren. Fahrt Fahrrad, geht in die Rainbow Grocery. Wenn ihr gerne 4,50 Dollar für ein Croisant bezahlen wollt, geht zur Tartine Bakery. Wenn ihr für einen Dollar einen riesigen Teigflatschen mit Füllung essen wollt, geht nach Chinatown, sucht euch dort eine Bäckerei und schaut nach Steamed Buns. Wer auf Tourikonträrfaszination steht, der sollte unbedingt den Fishermens Wharf besichtigen. Am Wochenende könnte man sich ein Eis bei der B-Rite Creamery holen und sich dann zum Hipster und Hippies anschauen in den Dolores Park setzen. Oder so.
Oder ihr macht es besser als wir und fahrt auf Leihrädern über die Golden Gate Bridge. Und dann gibt es ja noch den Ozean vor der Tür. Und viele Cafés, in die man sich setzen kann. Ach, am Besten, ihr fahrt einfach hin und macht euch euer eigenes Bild.

Deutschland – ein amerikanischer Traum

Das beliebteste Small-Talk-Thema in den USA ist höchstwahrscheinlich „Where are you from?“ – „Wo kommst du her?“ Sobald eine Diskussion zwischen zwei Fremden beginnt, kann man sich sicher sein, dass innerhalb der ersten zwei Minuten diese Frage gestellt werden wird. Auch wir haben auf unserer Reise diese Frage daher schon unzählige Male gestellt bekommt und durften daraufhin unzählige Male mit „Germany“ antworten. In so ziemlich allen Rektionen war daraufhin eine Herzlichkeit und eine Freude zu spüren, die über die übliche amerikanische Freundlichkeit hinausgeht und eigentlich nur einen Schluss zulässt: Deutschland hat in den USA einen verdammt guten Ruf. Zum Teil geht das sicherlich auf die Renaissance deutscher Kultur in den USA zurück, Bier und Backwaren sind mehr als Lebensmittel, eher Trends, und die grundsätzliche Kompetenz der Deutschen in der Herstellung dieser Güter wird überall anerkannt. Außerdem wird in wirklich jedem noch so kleinen Kaff zur Zeit ein „Oktoberfest“ abgehalten. Aber auch bei ganz anderen Belangen ist Zuneigung gegenüber Deutschland zu spüren, so zum Beispiel bei der Berichterstattung über die Asylpolitik. Die Aufnahme von Tausenden von Flüchtlingen aus Österreich waren Big News und die deutsche Humanität wurde von den Menschen allseits bewundert, die Schließung der Grenzen kurze Zeit darauf wurde hingegen kaum registriert. Spätestens an diesem Punkt wurde mir die Zuneigung für Deutschland ein wenig unheimlich. Zeit sich zu fragen, woher der gute Ruf Deutschlands in den USA eigentlich herrührt.


An dieser Stelle möchte ich daher eine These anbringen: Deutschland ist in den USA so beliebt, weil die neuere Geschichte Deutschlands den amerikanischen Traum wie eine Aufführung der Augsburger Puppenkiste aussehen lässt. Vom Tellerwäscher zum Millionär? Kinkerlitzchen! Deutschland war nicht nur irgendein Jungchen, geboren in arme Verhältnisse, gefangen in unverschuldeter Unmündigkeit. Nein, Deutschland war ein verurteilter Schwerverbrecher, ein richtiges Badass, das zwar schon lange ziemlich dick im Geschäft war, aber mit mehr als zweifelhaften Mitteln. Kaiserreich und der 1. Weltkrieg – Deutschland war zwar groß und mächtig, aber im Kern seines Wesens eher ein Slumlord und ein Gangster, als ein strahlender Held. Und dann kam der 2. Weltkrieg und die Unmenschlichkeit der Shoa. Deutschland wurde besiegt, in Nürnberg verurteilt und gelobte Besserung.
Und Deutschland lieferte. Angetrieben von einem unermüdlichen Arbeitseifer, Innovations- und Schaffenskraft und endlich mit der richtigen moralischen Einstellung gesegnet schaffte Deutschland den Aufstieg. Vom Schwerverbrecher zum Millionär. Und dann die Wende und die Wiedervereinigung, ein friedlicher Sieg über den verhassten sozialistischen Feind. Deutschland hatte sich nicht nur gebessert, war endlich beseelt durch ein integeres Volk, nein, nach 1989 war es zudem der lebende Beweis für die Überlegenheit des Kapitalismus über den Kommunismus. Ein Deutschland mit einem Politik- und Wirtschaftssystem, das den Deutschen nicht mehr nur nach der Niederlage aufgezwungen wurde, nein, das sie jetzt auch wirklich wollten, aus tiefstem Inneren, und dafür sogar die Gefahren einer gewaltsamen Niederschlagung ihrer Proteste auf sich nahmen, wie es zuvor in anderen kommunistischen Regimen geschehen war. Und danach? Das Märchen ging weiter, Deutschland wuchs weiter, prosperierte und mehrte seinen Wohlstand, übernahm seine Verantwortung und eine Führungsrolle in der EU und auch wenn man sich nicht immer einig ist – Deutschland ist heute groß, selbstständig, hat seine üble Vergangenheit hinter sich gelassen und betreibt Charity, wie der humane Umgang mit den Flüchtlingen geradezu beweist.

Was für ein Märchen! Der amerikanische Traum, galore. Vom Schwerverbrecher zum gütigen Milliardär. Kein Wunder, dass Deutschland in den USA so beliebt ist. Außerdem gab es ja auch noch einen Geburtshelfer – die USA, ohne die diese Märchengeschichte nicht möglich gewesen wäre. Ein erfolgreiches und integeres Deutschland wirft also immer auch ein gutes Licht auf die USA. Da ist die Neigung groß, alles Deutsche in ein etwas besseres Licht zu rücken. Wenn es nach den USA geht, den Platz an der Sonne hat Deutschland sicher. Sich vom Glanz blenden lassen – in einer Welt von Hollywood und Fox News passiert das ja eh niemandem.

USA – Die Nationalparks im (Mittleren) Westen

Die Nationalparks im mittleren Westen der USA sind einzigartig und wahnsinnig schön. Sie sind völlig zu Recht so beliebt bei Touristen aus der ganzen Welt. Doch was erwartet einen wo? Wir haben uns für euch durch all unsere Fotos gewühlt, um die schönsten herauszusuchen und euch einen kleinen Überblick zu geben. Viel Spaß!

Peter und Arches

I. Yosemite Valley

Unsere Rundreise beginnt im Yosemite Valley, einem der überlaufendsten Nationalparks in den USA. Ihr wollt ohne Reservierung einen Campingplatz unten im Valley aufsuchen? Vergesst es lieber. Das kleine Tal ist nunmal nicht allzu groß und damit auch noch ein bisschen Natur übrig bleibt, muss man die Zahl der Campingstellplätze unter den gefühlten 5000 halten, die hätten vermietet werden können. Durchaus nachvollziehbar bei dem kleinen, wirlich gut versteckten Naturkunstwerk – ein flaches, etwa 800 Meter breites Tal, das von Steilwänden umragt wird, die sich auch mal 1000 Meter über einem auftürmen. Dazu noch der wirklich beeindruckende Half Dome – ein Berg von einem Steinbrocken, der über dem Tal thront. Wer keinen Stellplatz im Tal ergattern konnte, sollte trotzdem nicht traurig sein, man kann ja für einen Spaziergang sein Auto unten parken und ansonsten außerhalb des Valley, aber noch auf Nationalparkgebiet, parken. Dieses umfasst nämlich noch viel mehr wunderschöne Natur und wirklich verdammt viele Wanderwege. Für Yosemite alleine könnte man eine Woche Wanderurlaub einplanen und langweilig würde einem dabei sicherlich nicht werden. Nur Eichhörnchen sollte man hier nicht füttern (wie woanders selbstverständlich auch nicht), schließlich haben Eichhörnchenflöhe vor kurzem ein paar Reisende mit der Pest infiziert. Ja, es gibt sie noch und ja, mittlerweile ist sie heilbar. Will man aber trotzdem nicht haben, also schön die Nüsschen selbst naschen und nix abgeben.

Iron Dome

Eva Yosemite

II. Death Valley

Mitten im Sommer durch die Wüste fahren? Kann man machen, machen auch viele. Mitten im Sommer in der Wüste übernachten? Kann man auch machen, machen aber kaum Leute. Wir haben für euch getestet, warum. Überraschenderweise ist es heiß, sehr heiß. Selbst nachts rutscht das Thermometer oft nicht unter 30 Grad. Man schwitzt sich buchstäblich den Arsch ab und der Ratschlag, jede Stunde mindestens einen Liter Wasser zu trinken, sollte tatsächlich eingehalten werden. Ansonsten beeindruckt das Death Valley aber durch einen beeindruckenden Sternenhimmel, viel Leere zum Starren und einen unfassbar heißen Wind. Nicht umsonst heißt eine der wenigen Oasen hier „Stovepipe wells“, also Ofenrohr. Außerdem kann man mit etwas Glück bei 60 Meter unterhalb des Meeresspiegels Koyoten beobachten.

death valley

III. Zion Canyon

Der Zion Canyon ist ziemlich genau das, was man sich unter dem Prototyp eines Canyons vorstellen kann. Steil aufragende Felden links und rechts eines kleinen Bächleins, dass sich nach starken Regenfällen irgendwo fernab im Gebirge plötzlich zu einem reißenden Strom verwandeln kann. Grandiose Ausblicke vom Rande des Canyons – sobald man einmal die lächerlichen paar hundert Meter nach oben geklettert ist. Von dort erscheint einem Zion tatsächlich wie ein Vorbote des Paradieses: Mitten in kargem Land fließt frisches Wasser und alles wirkt grüner, lebendiger als in den wunderschönen, aber schroffen Sandsteinlandschaften, durch die man sich gerade bei 35°C aufwärts gequält hat. Der Zion Nationalpark ist zwar nicht wirklich groß, aber groß genug für ein ganzes Wochenende ist er allemal. Es gibt genug Wanderwege, sodass man auch nicht zwingend den ziemlich überlaufen wirkenden Pfad nach Angels Landing gehen muss. Definitv ein Kleinod, wenn auch kein wirklich verstecktes.

Zion Nationalpark

Zion Nationalpark 2

IV. Bryce Canyon

Hat jemand von euch schon einmal das sächsische Elbsandsteingebirge gesehen? Oder die Feenkamine bei Göreme in der Türkei? Dann habt ihr einen Eindruck von Bryce Canyon. Anders als der Name vermuten macht ist Bryce nämlich gar nicht wirklich ein Canyon, sondern eine Abbruchkante an einem Hochplateau. Eine Abbruchkante mit hunderten Felsnadeln aus glühend rotem Sandstein! Der Anblick ist wirklich beeindruckend, besonders vom Inspiration Point, der hoch über einem Halbrund dieser als „Hoodoos“ bezeichneten Felsnadeln liegt. Auch eine Rundwanderung durch die hoch aufragenden Felsen ist beeindruckend, wenn auch durch das ständige auf und ab etwas mühsam. Hat man Aussichtspunkt und Wanderung hinter sich, liegen die Sehenswürdigkeiten von Bryce Canyon schon hinter einem. Ein Nationalpark, der ohne Probleme an einem Tag erkundet werden kann.

Bryce Canyon Nationalpark

Bryce Canyon 2

V. Monument Valley

Die meisten Menschen haben (mindestens) einen Ort auf der Welt, den sie in diesem Leben unbedingt einmal mit eigenen Augen sehen wollen. Das kann der Mount Everest, Ankor Wat, das Great Barrier Reef oder auch das Grab von Franz Kafka sein, in jedem Fall besteht ein tiefer innerer Zwang, diesen Ort unbedingt sehen zu müssen. Nicht zu wollen, nein zu müssen, will man zum Ende seines Lebens mit heiligem Ernst sagen können, dass alles irgendwie auch ganz ok gewesen ist. Für mich war einer dieser Orte das Monument Valley. Diese großen, glühend leuchtende Tafelberge haben mich fasziniert, seitdem ich zum ersten Mal ein Bild davon gesehen habe. Lucky me, ich bin dort gewesen. Abgesehen davon, man bei einer solchen Überhöhung naturgemäß immer etwas voreingenommen ist, ist der Navajo Tribal Park (Monument Valley ist Teil des Navajo-Reservats) eine Stippvisite durchaus wert. Viel machen kann man zwar nicht – die einzige Aktivität besteht in einer 40 km langen, staubigen und löchrigen Sandpiste, die man mit seinem Auto abfahren kann – aber allein der Blick auf diese Berge ist sowas von beeindruckend. Mehr braucht es gar nicht. Das man nebenbei seine Devisen bei einem Indianerstamm ausgibt, der offensichtlich nicht den einfachen Weg des Casinobaus zur Bekämpfung der Armut gegangen ist, kann man getrost als positiven Nebeneffekt betrachten.

Monument Valley

Peter und Monument Valley

VI. Mesa Verde

Mesa Verde ist ein Hochplateau, nur ein Teil davon ist ein Nationalpark. Hier siedelten gut versteckt bis ungefähr 1300 n.Chr. Familien vom Stamm der Pueblo First Nation. Irgendwann im 13. Jahrhundert verschwanden die Menschen plötzlich, bis heute ist nicht genau geklärt, warum. Wahrscheinlich gab es eine lange Dürreperiode, in deren Folge alle Wasser- und Holzressourcen aufgebraucht wurden, was die Menschen schließlich dazu zwang, ihre Häuser zu verlassen, alles aufzugeben und weiterzuziehen. Wer sich mehr als eine der kunstvoll an den Fels geklebten Behausungen ansehen möchte, sollte sich im Visitorcenter ein Ticket für eine der zahlreichen Führungen kaufen. Frei zugänglich ist nur eine Felsstadt.
Wanderwege gibt es in Mesa Verde nur wenige, aber die paar Kilometer, die ausgebaut sind, reichen, um einen Einblick über die karge, aber schöne Landschaft auf der Hochebene zu gewinnen, die immer wieder von Canyons durchzogen wird. Außerdem kann man sich noch ein paar Peroglyphen ansehen.

Mesa Verde

Mesa Verde 2

VII. Arches

Der Arches-Nationalpark liegt am nördlichen Rand von Mormonistan (Utah), in der Nähe der Stadt Moab und ist ein Abenteuerspielplatz in beeindruckender Kulisse. „Arches“ sind natürliche Brücken, die Wind und Wasser in den roten Sandstein erodiert haben. Wandern im Arches Nationalpark bedeutet, von Stein zu Stein zu springen und Wegen zu folgen, die nur mit Steinhäufchen markiert sind. Das macht natürlich wahnsinnig viel Spaß, strengt in der Hitze aber auch wahnsinnig an. Beliebtestes Ziel ist der so genannte „Delicate Arch“, der so exponiert in der Gegend rumsteht, dass er aus der Masse der Bögen herausragt. Der Wanderweg hierhin geht über einige Kilometer über den blanken Fels, ohne das geringste Fitzelchen Schatten. Wir waren zum Glück an einem halbwegs bewölkten Tag dort, sonst wäre die Hitze wohl wirklich unerträglich gewesen.
Ansonsten lohnt sich Arches für Kinder jeden Alters.
Die Region um Moab ist grundsätzlich eine Reise wert. Das Städtchen ist als Outdoormekka bekannt, man kann hier klettern, raften und Mountainbiken. Die Campingplätze und Motels sind daher entsprechend beliebt.

Arches Natonalpark 1

Arches 2

VIII. Canyonlands

Die Canyonlands sind ein riesiger, weitläufiger Nationalpark in der Nähe von Moab. Einige Bereiche der Canyonlands können nur mit Jeeps und anderen geländegängigen Wägen befahren werden. Hier ist Wüste angesagt. Schon morgens um 8 Uhr brennt die Sonne vom Himmel und es gibt keinen Schatten. In den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts wurde hier Uran gefördert, deswegen ist die Ödnis bis heute mit einem Netz von Schotterpisten durchzogen. Früher fuhren dort die LKWs, heute kommen Jeepfahrer aus ganz Amerika hierhin, um endlich mal Gas geben zu können.
Daneben gibt es eine wahre Fülle von Wanderwegen. Einen davon haben wir getestet, was uns die bisher anstrengendste Wanderung der Reise beschert hat. Es war heiß, die Sonne hat gebrannt und wir mussten einen Canyon erst runter- und dann wieder hochsteigen. Ein Teil des Weges ging einen „Wash“ hoch, also ein Flussbett, was nur nach Regenfällen Wasser führt. Da es in diesem Teil der USA im Sommer immer wieder zu Gewittern und lokalen Regenfällen kommt, muss man dort ein wenig aufpassen.
Auch dieser Nationalpark ist sehr beeindruckend, längere Wanderungen sollte man aber nur mit ausreichend Wasser im Gepäck und wenn möglich am Morgen bzw. Vormittag durchführen.

Canyonlands 1

Canyonlands 2

IX. Sequoia National Park

Im Sequoia Nationalpark gibt es eine ganz klare Hauptattraktion: Bäume. Riesenhafte Mammutbäume, die im Englischen Redwoods und in einer alten amerikanischen Sprache Sequoias genannt werden. Die werden hier größer als irgendwo anders auf der Welt, wobei aber fein säuberlich aufgeteilt wird, welcher der vielen Sequoias denn der höchste, der voluminöseste oder der mit dem dicksten Durchmesser ist. Jaja, alles nicht so eindeutig, das mit dem Größten.

In jedem Fall ist der Sequoia Nationalpark durchaus mit einigen ansehnlichen Exemplaren ausgestattet, die man sich auf einem ultrarollstuhlgerechten kurzen Weg anschauen kann. Das mit den rollstuhlgerechten Wegen können die USA, das muss man Ihnen lassen. Außerdem gibt es noch einige andere, längere Wege und ganz in der Nähe ist sogar ein 4000m hoher Berg, der allen Bekundungen nach der mit am einfachsten zu besteigende 4000er weltweit sein soll. Nur einen Tag eingewöhnen sollte man sich davor auf etwa 2500 Meter, wegen der Höhenkrankheit. Langsam geht es zum Sequoia nämlich nicht bergauf, in 20 Meilen Anfahrt klettert man mal eben 2000 Meter in die Höhe. Oben gibt es dafür wundervolle alpine Landschaften, Rehe, die einen aus 2 Meter Entfernung blöd anglotzen und wirklich absurde Bäume, die einfach mal eben weiterleben und weiterwachsen, auch wenn das letzte große Feuer den halben Stamm weggefräst hat. So siehts aus: Der Jungbrunnen ist keine Badewanne, sondern ein 50m hoher und ebenso viele Tonnen schwerer Baum. Na dann.

Über der Baumgrenze im Sequoia

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X. Grand Canyon

Der Grand Canyon ist groß. Wirklich groß. Ich meine er ist so groß, dass man allein 4 Stunden fahren muss, um von seinem Nordrand zu seinem Südrand zu gelangen. Außenrum, versteht sich, denn eine Straße führt nicht nach unten. Nur zwei Pfade vom Süden aus und einer vom Norden, dessen obere Kante gut 300m höher liegt, als die des South Rim. Daher schneit es am Nordrand, ungefähr auf der Höhe Nordafrikas, auch deutlich mehr als am Südrand, bis zu 4 Meter im Jahr, und der nördliche Zugang zum Grand Canyon ist im Winter geschlossen. Es ist sowieso der ruhigere und beschaulichere Teil des Nationalparks, dessen südliches Ende mit McDonalds & Konsorten, eigenem Flughafen und einer eigenen Zugstrecke (in den USA!!) aufwartet, um die gut 4 Millionen Besucher pro Jahr durchzunudeln. Wobei ruhig und beschaulich nicht bedeutet, dass man im Nirgendwo und ohne Infrastruktur darben muss – eine Lodge, ein Café, ein General Store und eine Tankstelle ist auch hier zu finden. In seinen dezenten Ausprägungsformen wünsche ich mir die Infrastruktur der Nationalparks in den USA wirklich überall, wo man gerne wandern will. Außerdem am Nordrand des Grand Canyon zu finden: Ein paar mäßig spannende Wanderwege, tolle Aussichten und eine große Bisonherde. Letztere wollte ein Farmer mit Kühen kreuzen, was irgendwie doch nicht funktioniert hat. Jetzt fressen und trinken die Bisons den anderen Tieren die Lebensgrundlage weg und keiner weiß so recht, was er mit den Tierchen anfangen soll. Tjo.

Dass es mit dem Kreuzen von Tieren auch besser funktionieren kann, kann man am South Rim und am Grund des Grand Canyon beobachten. Denn ohne Mulis, die den beschwerlichen Weg zur Phantom Ranch, einer Lodge und einem Campground ganz unten am Colorado River, mit allerlei Gepäck auf sich nehmen, wäre ein Abstieg und eine Übernachtung nach 12 km Wegstrecke und 1400 Höhenmeter sicher weniger angenehm. Schließlich sorgen die Packtiere dafür, dass man auch auf der Ranch noch ein kühles Biertje trinken kann, bevor man sich am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe wieder auf den Weg nach oben macht. Und früh sollte man aufstehen, damit man auf dem Bright Angel Trail aufwärts noch die meiste Zeit im Schatten laufen kann. Andernfalls darf man sich getrost darauf einstellen, bei gefühlten 50° im Devil’s Corkscrew, einem von mehreren fiesen Aufstiegsstellen, rösten zu lassen. Egal, weiter, immer weiter. Denn abgesehen vom Gefühl, einmal bis zum Grund des Grand Canyon und wieder hoch gelaufen zu sein, wartet am obersten Rand des Canyons im General Store ja noch eine andere Großartigkeit: Ein Erdnußbuttereis.

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Beweisbild: Am Grunde des Grand Canyon

Beweisbild: Am Grunde des Grand Canyon

Oregon

Was sagt es eigentlich über ein Land aus, wenn es sich nicht nur ein Nationalsäugetier (Biber), einen Nationalbaum (Douglas-Tanne), ein Nationalkrustentier (dungeness crab) und ein Nationalgetränk (Milch) erwählt, sondern auch eine Nationalmikrobe? Es bedeutet einiges – wenn denn diese Nationalmikrobe ausgerechnet die Brauhefe ist.

  • Strand am Cape Blanco
Nun bin ich ja was Bier angeht eher ein Purist – gebt mir ein Augustiner und ich bin glücklich – dennoch muss ich nach einem Besuch in Oregon sagen, dass auch die Menschen hier leckeres Bier brauen. Auch wenn es nicht immer das hält, was es verspricht: Das „Hefeweizen“ schmeckt zwar lecker, aber nicht nach Hefe und das „Kölsch“ nicht so schnell abgestanden wie das original Kölner Kölsch. Anders ist eben oft auch besser. In Portland jedenfalls werden die amerikanischen Varianten derselben ebenso oft ausgeschenkt wie IPA, Summer Ale oder auch „Radler“, gerne auch mal mit einem Snack auf „Sauerteig“-Brot. So viele deutsche Worte wie zur Zeit haben sich wohl selten zuvor in die englische Sprache eingenistet – und besser als „Weltschmerz“ oder „Blitzkrieg“ sind sie allemal.

Aber weg von der Sprache und zurück zu Oregon. Nur auf Craft Bier sollte man diesen Staat nämlich auf keinen Fall reduzieren, auch wenn die Oregonesen (?) so stolz auf ihr zweites Nationalgetränk sind, dass sie den Genuss desselben sogar in Parks, Stränden und Biergärten zulassen, in denen auch gleichzeitig geraucht werden darf. Für die Zustände, die ich bislang in den USA erlebt habe, muss diese liberale Geisteshaltung eigentlich fast schon der Vorhort der Hölle sein. Und dann dürfen die Oregoner (??) auch noch legal kiffen – wenn das nicht der Satan persönlich angeordnet hat…

Egal, denn die landschaftliche Vielfalt in Oregon könnte man dafür im Gegenzug geradezu als himmlisch bezeichnen. Es gibt den übriggebliebenen Krater eines Supervulkans, der nun ein 500m tiefer See mit absurd blauem Wasser ist, eine Insel im ultratiefen, aber nicht soo großen See inklusive. Es gibt ausgedorrte Steppen und lichte Tannenwälder im Inland und eine 400 Meilen lange und geradezu aberwitzig schöne Küste. Man findet putzige kleine Städtchen wie Astoria und eine angenehm unamerikanische Großstadt mit Portland, die nicht aus einem abgestorbenen Wolkenkratzerwüsten-Downtown samt Suburbs besteht und zu Fuß und mit einem wirklich guten öffentlichen Nahverkehrssystem (sorry Seattle) besichtigt werden kann. Und es ist günstig, verglichen mit Californien und Washington zumindest.

Auch auf die Gefahr hin mich fast schon wie das Fremdenverkehrsamt der Oregoni (???) anzuhören – eine Reise durch Oregon wäre allein schon den Flug über den großen Teich wert.