10 Fragen an Eva

Nachdem es vor ein paar Tagen die Antworten von Peter auf zehn Fragen von Eva gab, hier nun die lange erwarteten Antworten von Eva auf Peters Fragen.

Hallo Eva. Neun Monate warst du auf dem nordamerikanischen Kontinent unterwegs und hast sicher einiges zu erzählen. Zu Anfang eine unvermeidliche Frage: Wo war es am Schönsten?
Gute Frage, ich weiß es nicht. Am beeindruckensten fand ich den Blick vom Top of the World Highway im Yukon Richtung Norden. Wo dir bewusst wird, dass da ab jetzt wirklich nichts menschliches mehr kommt, keine Siedlung, keine Goldsucher, nichts. nur Gebirge und irgendwas ewiges Eis. Überhaupt, Ewiges Eis, ich fand es auch sehr beeindruckend, über Grönland bzw die Arktis zu fliegen und würde dort eigentlich gerne mal hin.

Was würdest du sagen – welche Dinge könnte der gemeine Europäer / Deutsche sich vom gemeinen Nord – und Mittelamerikaner gerne mal abgucken?
Uhm, vom gemeinen Kanadier kann man sich so ungefähr alles abkucken 😉 Freundlich, entspannt, ehrlich, herzlich, liberal – so müssten viel mehr Menschen drauf sein und die Welt wäre plötzlich ein besserer Ort. Daran glaube ich fest. Außerdem finde ich es faszinierend, dass es alle Nationen schaffen, sich so am Bus anzustellen, dass es kein Gedränge und Gezerre gibt. Nur in Deutschland funktioniert das nie. Ich finde, dass könnten wir uns auch mal abkucken.

Und andersrum – was darf gerne jenseits des große Teichs bleiben bzw. sollte sich vielleicht auch dort schleunigst ändern?
Die Unselbstständigkeit mancher Menschen in Lateinamerika. Ich kann es nicht verstehen, wie man alles mögliche einfach nur starrend ertragen kann, ohne laut zu werden und mal zu fragen, was das eigentlich soll. Als wir in Nicaragua stundenlang auf der Fähre gewartet haben und sie einfach nicht losfuhr, immer mehr Leute reindrängten und niemand in der Lage war, irgendwas zu organisieren, da bin ich echt halb wahnsinnig geworden.

Was denkst du, an welche Momente wirst du dich in 5 Jahren noch mit einem Lächeln, Schmunzeln oder Schaudern erinnern?
Lächeln muss ich immer noch, wenn ich daran denke, wie du los bist, um den Waschbären aus nächster Nähe zu betrachten und er dir an dein Bein gestuppst hat und dein Gesichtsausdruck danach – Zucker!
Schaudern lässt mich diese Situation, als wir mit dem letzten Sprit und bei schwächer werdendem Tageslicht im Dschungel in Oaxaca unterwegs waren. Auch wenn sich letztlich alles in wunderbares Wohlgefallen aufgelöst hat, möchte ich das nicht nochmal erleben.

Welche Aspekte des Langzeitreisens wirst du, jetzt da du wieder in Deutschland bist, nicht wirklich vermissen?
Haha, ganz klar, das ständige Packen von Kofferraum und Rucksack. Das nervt SO HART.

Was ist an einem Leben in Deutschland, gerade im Vergleich zu einem Leben in den Ländern, die du besichtigt hast, vielleicht doch gar nicht so schlecht?
Deutschland ist ordentlich und geregelt. Das ist manchmal furchtbar anstrengend und nervig, aber man kann sich darauf verlassen. Wenn das Amt um 7 Uhr aufmachen soll, macht es um 7 auf, nicht fünf Minuten früher, nicht fünf Minuten später. Grundsätzlich finde ich das recht angenehm, gerade im Vergleich zu anderen Ländern, wo man sich eben auf gar nichts verlassen kann, Könnte mir vorstellen, dass das Leben so ganz schön anstrengend sein kann. Allein schon, wie viel sinnlose Lebenszeit man mit Warten vergeudet, das regt mich ja in Deutschland schon auf.

Was war deine kulinarischen Highlights und was würdest du kein zweites Mal mehr zu dir nehmen wollen? Oh Gott, Highlights, das ist jetzt aber wirklich fies, ich kann mich so schwer entscheiden. Der Lachs frisch geräuchert in Alaska ist toll, Sushi aus Vancouver, dann natürlich die Fischtacos auf der Baja California und Tlayudas in Oaxaca. Es gibt es fast nichts, was ich nicht nochmal essen wollen würde, aber die krosse Schweinehaut, die es in ganz Mittelamerika gibt, ist nicht meine, muss ich nicht nochmal haben.

Wenn es jedoch um zweite Male geht: Welche Orte würdest du gerne noch mindestens noch gerne ein zweites Mal sehen? Vancouver, Vancouver, Vancouver – beste Stadt der Welt im besten Land der Welt. Und ich würde gerne nochmal in Oaxaca an die Küste, irgendwie waren wir da zu kurz finde ich.

Und umgekehrt – welche Orte sind deiner Meinung nach überbewertet und lohnen vielleicht gerade mal eine Stippvisite?
Puh, gute Frage. Man sollte auf keinen Fall zu viel Zeit in Fairbanks und Anchorage verbringen – die Städte sind längst nicht so schön wie die Landschaft. Und Costa Rica, klar, ist schön, beeindruckend, tolle Tiere, kann man mal machen, aber nochmal hin würde ich da nicht. Zu teuer, zu viele komische andere Touristen. Kam mir stellenweise mehr vor wie ein Vergnügungspark.

Zum Abschluss des großen Rückblicks noch eine letzte, die allerwichtigste Frage: Wohin möchtest du mit mir in den nächsten 5 Jahren reisen?
Auf jeden Fall nach Schweden bzw nach Stockholm, da war ich nämlich noch nie. Ansonsten, wenn ich im Lotto gewinne, unbedingt Island.

10 Fragen an Peter

Es ist vorbei, wir sind wieder zuhause im muckelig-kalten Deutschland. Zeit, ein wenig zurückzublicken auf neun Monate Panamericana. Zum Anfang habe ich mir 10 Fragen für Peter ausgedacht, die er mir freundlicherweise auch noch beantwortet hat.

Peter_Grand_Canyon

1. Gibt es irgendwas, was du bereust in den 9 Monaten nicht gemacht zu haben?

Gute Frage, keine Ahnung. Auf Anhieb fällt mir nix ein, also habe ich wahrscheinlich alles gemacht, was ich machen wollte. Das wir nur so kurz in Nicaragua waren und Honduras und El Salvador gar nicht gesehen haben, das ist ein bisschen schade. Aber in Anbetracht dessen, dass die mittelamerikanischen Länder sich dann doch relativ ähnlich sind, ist das nicht soo schlimm. Achja, jetzt fällt mir doch noch was ein: Der Barranca del Cobre in Mexiko, den hätte ich noch gerne gesehen und erwandert. Da wirst du dann leider nochmal mit mir nach Mexiko fahren müssen. Schlimm, nicht?

2. Welches Erlebnis hat dich am meisten beeindruckt?

Das Monument Valley wollte ich in diesem Leben ums Verrecken mindestens einmal sehen. Als wir dann dort waren, hat mir das für die Reise nochmal ein deutlich Stück mehr Ruhe und Gelassenheit gegeben – jetzt hatte ich das ja auf jeden Fall schonmal erreicht. Kein einzelnes Ereignis, aber dennoch ungemein beeindruckend fand ich die große (Menschen-)Leere im Yukon und auf dem Weg dorthin. Diese ewige, langsame Dahingleiten mit dem Auto mitten im Nichts eröffnet einem als Europäer definitv noch einmal ein anderes Bild auf die Welt.

Denali National Park

3. Welche Sache, die wir diesmal nicht mitgenommen haben, würdest du das nächste Mal auf jeden Fall einpacken?

Ich finde, wir hatten alles, was wir gebraucht haben. Im Gegenteil: Beim nächsten Mal würde ich eher noch ein paar Sachen weglassen, um mobiler sein zu können. Eine zweite Kreditkarte, die hätte ich allerdings ruhig mitnehmen können.

4. Welche Tiersichtung fandest du am beeindruckendsten?

Uff, das ist schwierig. Waschbärwelpen, schimpfende Aras, Schwarzbärchen, die man mit Pfanne und Löffel scheppernd vom Müll vertreiben muss, Weißkopfseeadler, die in Taubenpopulationsgröße in den Bäumen sitzen, und und und. Es gab dermaßen viel, das fällt schon schwer. Das Allerbeeindruckendste war für mich aber wohl der Wolf, der im Cape Scott Provincial Park auf Vancouver Island an diesem einem Morgen von Links nach rechts über den Sandstrand trottete, keine zwei Meter von den eigenen Füßen entfernt, und im Vorbeigehen nur einmal kurz den Kopf wendete, dabei aber kein Bisschen seinen Trott verlangsamte. Das war ziemlich großartig. Ganz schön drahtig, so ein Wolf. Wie ein Marathonläufer im Körper eines Raubtiers.

5. Worauf sollte man unbedingt achten, wenn man ein Auto zum Reisen kauft?

Reserverad, Wagenheber, Starthilfekabel. Besorgt euch das, ihr werdet es euch selbst danken. Verrostet sollte natürlich auch nix sein, wichtiger ist allerdings, ob der Mensch, der euch das Auto verkaufen will vertrauenswürdig ist. Schließlich werdet ihr keine Unsummen für ein gutes Auto ausgeben können oder wollen, einige Macken wird es daher schon haben. Damit es nix Gravierendes ist und ihr kein böses Erwachen erlebt bzw. auch einen fairen Preis zahlt, solltet ihr den Verkäufer gut einschätzen können. Reklamieren und Rückgabe gibt es nämlich nicht.

Auto an Strand

6. Welche von deinen Erwartungen an die Reise hat sich bewahrheitet?

So viele konkrete Erwartungen hatte ich gar nicht. Die USA sind für mich weiterhin ein Land, dem ich zwiespältig gegenüber stehe – mit dem dortigen Verständnis von Freundlichkeit werde ich in diesem Leben einfach nicht mehr warm. Das mit dem Spanisch lernen hat ungefähr so funktioniert, wie ich es mir dachte: Es reicht jetzt für alles mehr oder weniger touristische, eine echte Unterhaltung kann ich aber nicht führen. So komisch es klingt, ich hatte auch erwartet, dass neun Monate zwar eine lange Zeit sind und sie im Verlauf der Reise genauso lang wirken, dass sie im Rückblick aber doch nur ein Teil und ein Abschnitt des Lebens und eigentlich auch viel zu schnell vergangen sind. Hachja.

7. Welche nicht?

Wir sind langsamer vorangekommen, als ich erwartet hatte. Es gab einfach so viel zu sehen Links und Rechts des Weges. Ich hätte auch nicht gedacht, dass Kanada ein dermaßen freundliches und großartiges Land ist. Außerdem hatte ich nicht erwartet, dass die mexikanische Küche so viel mehr ist als Tacos oder Burritos. Die steht in Geschmack und Vielfalt beispielsweise der italienischen Küche in nichts nach. Umgekehrt hätte ich aber auch nicht erwartet, dass es in Mittelamerika eine derart strenge Reis- und Bohnendiät gibt. Der Pazifik ist in Mittelamerika deutlich wärmer als gedacht und ich wusste zwar, dass die Karibik ein wunderschönes Meer sein soll, dermaßen Türkis hatte ich sie mir aber auch nicht vorgestellt. Reisen ist anstrengender als ich dachte – es ist zwar irgendwie Urlaub, aber eigentlich auch nicht. Irgendetwas muss immer organisiert werden, sonst hast du nämlich kein Geld mehr, nix zu essen oder hockst Nachts auf der Straße an einem Ort, an dem man wirklich nicht bleiben möchte. Wochenende gibt es auch nicht, klingt komisch, ist aber so.

8. Welches Bier hat dir am besten geschmeckt?

Kann mich an keins erinnern, dass es wert wäre, diese Frage ernsthaft zu beantworten. Klar gab es auch ein paar okaye Biere, aber nichts, das längerfristig in Erinnerung bleibt. Der kanadische Gewürztraminer, der ist allerdings verdammt lecker. Hätte ich so auch nicht erwartet.

9. Welchen Rat würdest du jemandem geben, der die gleiche Reise machen will?

Der wichtigste Rat – Mach es! Eine Langzeitreise öffnet nochmal anders die Augen, als es ein Urlaub kann und ich glaube auch, als es ein Auslandssemester oder Auslandsjahr kann. Plane gut, für manche Orte, Erlebnisse und Reservierungen braucht es einige Wochen Vorlaufzeit. Bleib trotzdem flexibel, lass dir genug Freiheiten, Links und Rechts des Weges nach Spannendem zu schauen. Nimm jemanden mit, dem du erzählen kannst was du denkst, der Hostelsmalltalk unter Travellern wird dir auf Dauer nicht reichen. Überleg dir gut, ob du einen Kompromiss eingehen möchtest, vielleicht ergibt sich die Gelegenheit nie wieder, dass du tun kannst was du in diesem Moment auch wirklich tun willst, jetzt und an diesem Ort. Geh nie ohne dein Handtuch aus dem Haus.

Vancouver

10. Welche meiner Angewohnheiten hat dich am meisten genervt?

Schön, dass du nur nach einer Angewohnheit fragst, das spart mir das mühsame Aufzählen. Spaß beiseite, ich hätte mir niemand besseres als Begleitung für diese Reise wünschen können. Du bist eben manchmal eine Zippe und ich bin ein sturer Bock. Wenn du mich aber so fragst: Ein bisschen mehr Optimismus und bisschen weniger „ich hab keine Lust mehr, ich will nach Hause“ würden dir sicher nicht schaden.

Von Chickenbussen, Kaffee und nicht immer freundlichen Menschen

Das erste Land auf unserer Reise, zu dem mein Fazit durchaus gemischt ausfällt. Wir sind jetzt ja ohne eigenes Auto unterwegs (dazu ein anderes Mal mehr), was vor allem bedeutet, dass wir nicht mehr alleine und unabhängig dahin fahren können, wo wir hinwollen. Wo wir auch schon beim großen Problem wären, was ich mit Guatemala hatte. In Flores im Norden von Guatemala, einer Region, wo es außer den weltberühmten Ruinen von Tikal nichts gibt, mit dem man groß Geld verdienen kann. Außer halt Touristen, die kommen dafür aber zuverlässig und haben mehr Geld, als die allermeisten Einheimischen. Und das merkt man leider auch. Die Hostelpreise sind total überzogen und man muss sich wirklich anstrengen, an gesicherte Informationen zu kommen. Es war mir zum Beispiel trotz guter Spanischkenntnisse nicht möglich, herauszufinden, welches der preiswerteste Bus von Flores zur Weiterreise nach Rio Dulce ist. Am Ende mussten wir dann irgendeinen nehmen, von dem ich glaube, dass wir damit noch gut weggekommen sind. Wenn man im Internet recherchiert, finden sich jedenfalls die haarsträubensten Geschichten und Berichte. Ich war daher sehr froh, dass wir schon vorher beschlossen hatten, uns Tikal zu klemmen, weil wir beide keine Lust mehr auf überteuerte alte Steine hatten. Somit waren wir nur zwei Nächte in Flores (die Stadt selbst ist ganz ok, aber keineswegs so schön, dass sie alleine einen Besuch rechtfertigt). Tikal hingegen muss wirklich beeindruckend sein, ich bereue aber trotzdem nichts.

Unser nächster Stop war dann Rio Dulce, pittoresk an einem Arm der Karibik gelegen. Bis zum offenen Meer sind es ein paar Kilometer, deswegen ist es hier relativ sturmgeschützt. Die Lage des Örtchens zieht Segler_innen aus aller Welt an und man sieht sehr viele Boote mit us-amerikanischen oder kanadischen Flaggen. Ansonsten ist das Örtchen selbst nicht viel mehr als eine belebte Straßenkreuzung. Tragischerweise konnten wir hier nur eine Nacht verbringen. Unsere Unterkunft war wunderschön am See gelegen und nur mit einer Lancha (Böötchen) zu erreichen. Hier hätte ich gerne noch einen Tag mehr verbracht.

Rio Dulce

Irgendwie scheint es ein Naturgesetz zu sein, dass jeder Staat in Mittelamerika eine besonders gut erhaltene ehemalige spanische Kolonialstadt auf seinem Gebiet hat, die scharenweise Touristen aus aller Welt anzieht. In Guatemala heißt diese Stadt Antigua und auch wir haben dort natürlich vorbeigeschaut. Antigua ist tatsächlich ein hübsches Städtchen, viele der alten Gebäude sind von den vielen Erdbeben irgendwann teilweise zerstört worden, aber das macht sie ehrlich gesagt nur noch hübscher. Zudem punktet Antigua mit einer hübschen Lage am Fuße eines Vulkans, den man von fast jedem Ort in der Stadt sehen kann. Ansonsten gibt es hier vorallem eine hervorragende Gringo-Infrastruktur: Viele Unterkünfte für jedes Budget, Kneipen, Restaurants, gute Cafés und viele Tourenanbieter, die einen mit ihren Bussen hin- und herfahren. Fortbewegung in Guatemala ist nämlich so eine Sache. Es gibt wie in jedem Land hier so genannte „Chickenbusse“, meistens ausrangierte Schulbusse aus den USA. Diese haben in der Regel einen Fahrer und einen Assistenten, der den Fahrpreis kassiert, das Gepäck auf dem Busdach befestigt und vor allem an jeder Kreuzung laut darüber informiert, wohin dieser Bus fährt. Das Busfahrer-Assistenten-Tandem fährt auf eigene Rechnung, entsprechend gibt es auch keine Fahrpläne, sondern der Bus fährt, wenn er voll ist. Und „voll“ bedeutet nicht nur, dass jeder Sitzplatz besetzt ist, sondern auch, dass der Gang gerammelt voll ist. Zuweilen stehen Menschen in der Tür und manchmal sitzt auch jemand auf dem Dach. Über diese Art der Fortbewegung gibt es wie immer zwei Meinungen: Die einen halten das Reisen im Chickenbus für das einzig Wahre, die andern befinden es für viel zu gefährlich. Meine persönliche Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen: Sicher wird hier eher etwas geklaut und die Fahrzeuge sind nicht immer im besten Zustand, aber andererseits ist das Reisen so sehr billig und besonders bequem sind Shuttles auch nicht. Wir sind in Guatemala trotzdem oft Shuttle gefahren, was vor allem daran lag, dass die einen ohne Umsteigen von A nach B bringen und das Reisen so schneller geht. Gerade umsteigen ist mit unseren riesigen Rucksackimmobilien eine logistische Meisterleistung. Aber ich schweife ab.

Lago Atitlan

Von Antigua aus ging es für uns an den Lago Atitlan, eingeschlossen von Vulkanen und anderen hohen Bergen im Hochland von Guatemala gelegen. Hier wächst der beste Kaffee, den ich in meinem Leben bisher getrunken habe. San Pedro, das Dörfchen, was für 3 Nächte unser Zuhause war, ist ein wahrgewordener Hippietraum. Entsprechend viele haben sich hier niedergelassen. Und so kann man als Tourist zwischen vielen verschiedenen Restaurants wählen. Es gibt hier zum Beispiel ein paar israelische Läden und am Sonntag kann man am Schwimmbad des Ortes ein echt amerikanisches BBQ genießen. Unterkünfte und Essen sind nicht gerade teuer, weswegen es auch viele junge Backpacker hierhin zieht. Wir haben in San Pedro mal wieder versucht, einen Vulkan zu besteigen. Schon in Antigua waren wir auf einem, dort hatten wir aber großes Pech mit dem Wetter und man hat nichts von der versprochenen Aussicht gesehen. In San Pedro hatten wir Glück und wurden nach einem sehr anstrengenden Aufstieg mit einem großartigen Ausblick belohnt. Leider hat die heldenhafte Schreiberin dieser Zeilen die Kamera in der Unterkunft vergessen, deswegen gibt es nur die nicht ganz so beeindruckenden Handyfotos zu sehen.

Kaffeepflanze

Ich hätte ohne Probleme noch weitere Wochen in Guatemala verbringen können. So waren wir zum Beispiel gar nicht im „richtigen“ Hochland und auch die karibischen Städte an der Atlantikküste müssen wir uns ein anderes Mal ansehen. Und ich verstehe, warum Guatemala so beliebt ist. Das Land ist relativ kompakt und dennoch sehr abwechslungsreich, es verfügt über eine reiche präkolumbische Geschichte und Lebensmittel und Unterkünfte sind verhältnismäßig billig. Wir hatten in Guatemala überhaupt keine Probleme, wurden nicht ausgeraubt und außer in Flores sind wir auch nur freundlichen, hilfsbereiten Menschen begegnet. Gerade in sehr touristischen Ecken muss man aber wie ein Schießhund aufpassen, dass man nicht übers Ohr gehauen wird – und damit meine ich nicht, dass man ein bisschen mehr für seine Flasche Wasser bezahlt. So etwas ist ja fast normal und auch hinnehmbar. Aber bevor man ein Busticket kauft oder irgendetwas anderes teures bucht, muss man zwingend mehrere Meinungen einholen und sich am Besten auch noch im Internet informieren. Daraus resultiert bei mir ein gewisses Grundmisstrauen, was ich anstrengend finde.

México City

México City – was war ich gespannt. Eine der größten Städte der Welt, Hauptstadt des Smogs, reichste Stadt in ganz Mittelamerika – México City vereint viele Superlative auf sich. Wir hatten ungeplant sehr viel Zeit, die Stadt kennenzulernen. Unser Auto Rosinante musste nach mehr als 35.000 gefahrenen Kilometern ein paar Reparaturen über sich ergehen lassen und diese zogen sich über 2,5 Wochen hin, in denen wir in der Stadt festsaßen. (Nach übereinstimmender Meinung der Mexikaner haben wir damit außerordentliches Glück gehabt und einen wahnsinnig schnellen Mechaniker erwischt, aber das ist eine andere Geschichte…)

México City ist tatsächlich voller Gegensätze, schäbige Tacostände stehen hier direkt neben edlen Boutiquen, Aztekenruinen neben modernen Hotels. Es gibt Bretterbuden genauso wie Businesshochhäuser, eine respektable Anzahl von Parks, Grünflächen und begrünten Straßen kämpft redlich aber erfolglos gegen den Smog. Leider hat irgendein blödes A*schloch mir in der Stadt mein Handy geklaut, darunter hat mein Eindruck etwas gelitten.

Die Stadt hat mich sehr an Madrid erinnert. In México City ist das koloniale Erbe der Spanier sehr sichtbar, sichtbarer als in anderen Landesteilen. Ein Großteil der Bevölkerung ist weißhäutig, es gibt überall Churros und Jamón Serrano und gefühlt kaufen 80% der Bewohner*innen ihre Bekleidung beim spanischen Modehaus „ZARA“. Auch sonst ist die Stadt in vielen Belangen sehr europäisch geprägt. Das hat Vor- und Nachteile. So gab es das erste Mal seit gefühlten Ewigkeiten wieder richtig gutes Brot und vernünftigen Gin Tonic. Die Preise sind allerdings entsprechend hoch, das Verkehrsaufkommen in México-City genau so schlimm, wie man es sich vorstellt. Die Stadt ist besonders nachmittags ein einziger Stau, wer mit dem Auto oder dem Bus unterwegs ist, hat viel Spaß. Auch die Metro ist zu Stoßzeiten rappelvoll – wer sich dafür interessiert, kann ja bei Youtube mal nach „Metro Mexico City“ suchen, da bekommt man einen guten Einblick.

Ansonsten ist México City in erster Linie riesig und voll. Man braucht ewig, um von einem Stadtteil in den anderen zu kommen, wie in jeder anderen Großstadt auch. Die Stadt beherbergt ein paar wirklich großartige Museen, wie das Frida Kahlo Museum oder das Anthropologiemuseum. Während ersteres in erster Linie Geburtshaus der berühmten Künstlerin ist, besticht letzteres durch eine unfassbare Menge an alten Steinen. Hier wird die gesamte Geschichte des Prähispanischen México erzählt, von den Teuteken über die Azteken zu den Mayas. Viele, bei Ausgrabungen gefundenen Stücke sind hier ausgestellt. Das Museum ist so umfangreich, dass man unter Umständen mehr als einen Tag dafür einplanen muss. Passenderweise ist das Museum im Bosque de Chapultepec angesiedelt, dem größten innerstädtischen Park von ganz México. Hier locken zahlreiche niedliche und freche Eichhörnchen, EICHHÖRNCHEN!

Eichhorn

Auch Coyoacan, der Stadtteil, in dem das Geburtshaus von Frida Kahlo liegt, taugt für einen Besuch. Hier gibt es viele alte Kaffeeröstereien und einen lebhaften Hauptplatz. Ob das Museum selbst einen Besuch wert ist, weiß ich nicht. Der Eintrittspreis ist verhältnismäßig hoch. Unbedingt einen Besuch wert sind allerdings das Museo de Bellas Artes, vorallem wegen der Wandgemälde. Direkt daneben befindet sich der Palacio de Correos, das alte, prachtvolle Postgebäude. Auch den Regierungspalast fand ich eindrucksvoll, das Gelände selbst ist riesig und auch hier gibt es einige Wandgemälde zu besichtigen. Ansonsten ist die Innenstadt vorallem voller Menschen und sehr sehr laut. Wer einkaufen will, sollte es lieber in einem der zahlreichen Shoppingcenter versuchen, im Stadtzentrum gibt es nur Ramschläden.

Mural_Mexico_City

Dank zahlreicher Erdbeben und dank des Untergrunds, auf dem die Stadt gebaut wurde, sind viele der älteren Gebäude schief und krum und man wundert sich, warum sie überhaupt noch stehen. Überhaupt, alte Gebäude: Die beiden schönsten Stadtteile México Citys sind für mich Roma Norte und die Colonia Condesa, beide südlich des Stadtzentrums gelegen. Hier gibt es breite begrünte Straßen und hübsche Wohnhäuser aus der Jahrhundertwende, einige mit schönen Jugendstilfassaden. Condesa ist der gediegenere Stadtteil von beiden, hier gibt es schicke Restaurants. In Roma Norte gibt es mehr Bars und Mexikaner behaupten, dort gebe es Hipster. Grundsätzlich ist México-City eine sehr vornehme Stadt. Die meisten Restaurants und Bars sind herausgeputzt schick. Man trägt seinen Reichtum sehr offensichtlich zur Schau, was zuweilen etwas seltsam anmutet. Schrammelige Indiebars sucht man hier mehr oder weniger vergebens, was ich persönlich schade finde. Den Wohlstand der Stadt merkt man in den innenstadtnahen Wohngebieten buchstäblich an jeder Straßenecke.

Eine Sache, die so ziemlich jeder Tourist in Mexico City macht: Zum Wrestling gehen. Der Traumsport meiner frühen Teeniejahre ist hier als „Lucha Libre“ immer noch sehr populär. Aber irgendwie haben uns die Kämpfe nicht so gefesselt. Es lag vielleicht am Abend, aber Stimmung wollte nicht so recht aufkommen. Man merkt, so richtig vom Hocker gerissen hat mich Mexiko City nicht, trotz beeindruckender Museen, angenehmem Klima, guter Getränke und der Tatsache, dass ich endlich mal wieder regelmäßig joggen gehen konnte. Ob es jetzt daran lag, dass meine Laune dank der Reparatur von Rosinante und dem Verlust meines Handys nicht die beste war, oder an der Abwesenheit einer alternativen Szene, kann ich nicht so genau sagen.

Park. #df #dfmx #mxdf #mexicocity #mexico_maravilloso #latergram #parklife #mexico

Ein von Eva Horn (@habichthorn) gepostetes Foto am

Kurz, México City ist eine Oase für den geneigten Weltreisenden, wenn er/sie endlich mal wieder ordentliches Brot essen möchte bzw. einen Urlaub vom restlichen Mexiko braucht oder die wichtigsten Museen des Landes sehen will, aber länger als ein paar Tage muss man sich hier nicht aufhalten.

Mexico_City

Wie du in Mexico als Vegetarier überlebst, ohne Mangelerscheinungen zu bekommen

Um das Wichtigste vorwegzunehmen: Selbstverständlich wirst du in Mexico nicht verhungern, im Gegenteil, du wirst einige wirklich tolle, spannende Sachen essen.

1.) Lerne zumindest ein paar Brocken Spanisch
Dieser Tipp gilt natürlich auch für Fleischesser, aber für dich als Vegetarier ganz besonders. Du musst nämlich im Zweifelsfall immer nachfragen, ob irgendwo Fleisch/Hühnchen/Eier/was auch immer drin ist, denn Zutatenlisten suchst du in den Straßenständen und Garküchen vergeblich. Du fragst also, ob sie auch etwas sin carne (Fleisch), Pollo (Hühnchen), Pescado (Fisch) haben. Vielleicht hast du ja Glück. Du musst außerdem davon ausgehen, dass die Auszeichnung „vegetarisch“ nicht unbedingt bedeutet, dass das Essen fleischfrei ist. Möglicherweise enthält es nur kein rotes Fleisch, warum auch immer. Aber wer fragt, gewinnt.
2.) Wer nicht frühstückt, der nicht gewinnt
Da viele mexikanische Frühstücksgerichte aus den Zutaten Eier, Bohnen, Salsa und Tortillas zusammengewürfelt sind, hast du zumindest als Ovolacto-Vegetarier einiges an Auswahl. Da gibt es zum Beispiel Chilaquiles, Tacochips in grüner oder roter Chillisauce, mit Käse und Creme Fraiche überkippt, nach Wunsch auch mit Rührei (Huevos rotos) oder Spiegelei (huevos estrellados). Außerdem gibt es viele vegetarische Omelettes, Spiegeleier mit Bohnen und Tomatensauce und einiges mehr. Im Zweifelsfall kannst du auch darum bitten, den Schinken (tocino) einfach wegzulassen. Vorsicht ist allerdings bei den in Mexico sehr beliebten Frühstückssuppen angesagt, denn sie werden in den allermeisten Fällen mit Fleischbrühe angesetzt.


3.) Je gehobener, desto fleischlastiger
Auch in Mexico gilt: Regionales Gemüse = preiswert, Fleisch = verhältnismäßig teuer. Entsprechend wirst du in den teuersten Restaurants wahrscheinlich kein einziges vegetarisches Hauptgericht finden. Fleisch ist schließlich Luxus und der will zelebriert werden. In diesem Fall hilft dir eine Eigenschaft, die du auf zahlreichen Familienfeiern in gutbürgerlichen Wirtsstuben perfektioniert hast: Das Essen von Beilagen. Gebratenes Gemüse, Pommes, Grillkartoffeln – irgendwas wird sich schon finden. In Mexico wird zudem meistens mit Pflanzenöl angebraten, das heißt, auch da hast du eine Sorge weniger. Oder du hältst dich an die Vorspeisen, Guacamole mit Taco Chips gibt es beispielsweise fast überall.
4.) Streetfood vegetarisch
Halte dich hier an Elote (Maiskolben), Tamales (in Maisblättern gedämpfter Maisgries mit zumeist vegetarischer Füllung), Nopales (eine Kaktussorte), schwarze Maisfladen mit Bohnen und Käsefüllung. Generell sind Bohnen und Käse dein Freund, denn an den meisten Tacoständen ist das das Einzige, was du überhaupt essen kannst. Quesadillas (Tacos mit geschmolzenem Käse) sind auch immer eine gute Idee, vergiss nur nicht zu fragen, ob sich darin nicht doch Hühnchen versteckt.

Tamal mit Sour Cream

Tamales mit Sour Cream

5.) Je größer die Stadt, desto größer die Auswahl
Irgendwie auch logisch. Wenn du also auch mal abends eine warme Hauptspeise essen willst, halte dich in großen Städten am besten an italienische und japanische Restaurants. Pizza gibt es wirklich überall, die Qualität ist halt teilweise echt bescheiden. Auch Burgerläden können eine gute Idee sein, denn dort gibt es ja zumindest immer Pommes und den unvermeidlichen Pilzburger. In Städten, in denen es viele Gringos (weiße Ausländer) gibt, gibt es mit ziemlicher Sicherheit auch ein paar Läden für diese Kundschaft, die auch einiges an vegetarischen Gerichten haben, die Frage ist halt, ob du immer in solchen Lokalen essen willst. Je abgelegener und damit auch ärmlicher die Landstriche werden, desto weniger Auswahl gibt es logischerweise. In den großen Städten gibt es mittlerweile auch ein paar vegetarische und vegane Restaurants.
6.) Backwaren
Immer eine gute Idee. Süße gefüllte Empanadas, Bananenbrot und andere Backwaren sind nun mal in der Regel ohne tierische Produkte gemacht, kosten meistens wirklich nicht viel und sind in weiten Teilen Mexicos erhältlich. Auch Eis gibt es in Mexico wirklich überall und in sämtlichen Aggregatzuständen, von Eis am Stiel über Kratzeis bis hin zum Eisbecher.


7.) Im Supermarkt
Um es mal so zu sagen: Ersatzprodukte gibt es in Mexico kaum und wenn, dann sind sie unfassbar teuer. Ich war in Mexico City in einem Bioladen und kann berichten, dass ein kleines Stück Tofu dort bis zu 140 Peso kostet. In den meisten konventionellen Supermärkten brauchst du gar nicht erst mit dem Suchen anzufangen. Dafür kannst du dir dort Brot, Gemüse und Käse kaufen und dir deine Vesper einfach selbst machen. Mandel- und Reismilch für deinen Kaffee solltest du ebenfalls in vielen Supermärkten finden.
8.) Es geht um Saft!
Die Mexikaner trinken sehr gerne und häufig frisch gepresste und zusammengemixte Säfte. Diese gibt es auch mit sattmachenden Zutaten wie Haferflocken. Auf jedem noch so kleinen Markt wirst du einen solchen Stand finden. Genauso häufig sind Stände, die klein geschnittenes, frisches Obst, wie zum Beispiel Melone oder Ananas verkaufen. Auch frische Kokosnüsse, aus denen du dann mit einem Strohhalm das Kokoswasser trinken kannst, gibt es zumindest im Süden des Landes reichlich.
9.) Präkolumbische Küche
Die Küche aus der Zeit, bevor die spanischen Eroberer kamen und viele alte Traditionen verdrängten, ist traditionell nicht besonders fleischlastig und wird erfreulicherweise in den letzten Jahren wieder entdeckt. Alte Obst- und Gemüsesorten werden wiederentdeckt und finden ihren Weg in die Restaurants. Fleischmassen wird man in solchen Restaurants – zu deinem Glück – eher nicht finden, dafür Gerichte mit Zucciniblüten oder verschiedenen alten Maissorten.

Du merkst, es gibt auch als Vegetarier kulinarisch einiges in Mexico zu entdecken. Zum Schluss noch ein Bonustip: Chiles Rellenos, also gefüllte, paprikaähnliche Chiles mit Tomatensauce gibt es in fast jedem mexikanischen Restaurant. Im Zweifelsfall ist das deine Wahl, wenn du mal gar nichts Passendes auf der Karte entdeckst.

Essen in Mexiko, Teil eins

Nach mittlerweile 2 Monaten in Mexiko über die verschiedenen Regionalküchen schreiben und darüber, dass es „die“ mexikanische Küche überhaupt nicht gibt.

Mexiko ist ein sehr vielfältiges Land mit sehr unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, was sich logischerweise auch im Essen bzw. in der Verfügbarkeit von Lebensmitteln widerspiegelt. Es gibt ein paar Gerichte, die landesweit verkauft werden, zum Beispiel frisch gepresste Säfte, aber auch Schweinefleischtacos, gebratenes Hühnchen oder Chilaquiles, das beste Frühstück der Welt. Überhaupt ist es in Mexiko so, dass groß gefrühstückt und noch größer zu Mittag gegessen wird. Abends findet man, gerade in den ländlichen Regionen, nur noch ein paar Tacostände oder Hamburgerbratereien.

Aber der Reihe nach. Angefangen hat unsere „Wir essen uns durch Mexiko“ Mission auf der Baja California. Klimatisch bewegt man sich hier irgendwo zwischen Wüste (Norden und das Landesinnere) und Subtropen (Am Meer). Landwirtschaftlich ist hier kaum etwas zu holen, also gibt es hauptsächlich Fisch und Meeresfrüchte in sämtlichen Aggregatzuständen, denn daran ist die Region reich. Entsprechend viele Tostadas mit Ceviche bzw. Tacos mit frisch frittiertem Fisch oder Shrimps haben wir gegessen. Bemerkenswert ist, dass die meisten Fischstände nur bis zum Mittag bzw. bis zum Ausverkauf offen sind, abends gibt es dann Tacos mit Schweinefleisch bzw. Fett und Hamburger, also Sachen, bei denen kein frischer Fisch verwendet wird.

Ceviche de Pescados

Außerdem gibt es im Norden Mexikos an jeder Straßenecke Stände, an denen morgens ein Ziegenfleischgulasch, das sich Birria nennt verkauft. Das Gericht hat eine suppenähnliche Konsistenz und wird entweder mit dem Löffel gegessen oder in Tortillas gewickelt.
Birria ist DAS Essen im gesamten Norden Mexikos, der sich gefühlt von den Wüstenregionen an der Grenze zur USA bis zum Stadtrand von Mexiko City erstreckt.

Auch an der Pazifikküste auf dem Festland gibt es überwiegend Fisch, hier vorallem am offenen Feuer gebraten und mit Beilagen serviert. Dem (suptropischen) Regenwald entsprechend werden hier vorallem Avocados, Bananen, Papayas und andere tropische Früchte angebaut, was sich auch auf die Speisekarte auswirkt. Solltet ihr also mal nach San Blas kommen, esst dort unbedingt Bananenbrot. Wer Glück hat (so wie wir), bekommt sogar eines, was noch warm ist. Außerdem gibt es in Mexiko, welches übrigens der weltweit größte Exporteur des besten Obstes der Welt, nämlich der Avocado ist, viel mehr Avocadosorten als bei uns in Deutschland.

Ansonsten gibt es an der Küste vorallem eines: Shrimps. Es gibt sogar eine Shrimpsinsel. Diese liegt in der Nähe von San Blas inmitten eines Geflechts aus Seen und Flussarmen und ist bekannt für Süßwassershrimps. Die gefangenen Tiere werden auf den Gehwegen des Dörfchens zum trocknen ausgelegt, was genau so bizarr aussieht, wie es sich anhört. Ansonsten gibt es ein paar Restaurants, in denen man, ihr ahnt es, Shrimpsgerichte essen kann. Wir haben dort gegessen: Getrocknete Shrimps, Shrimpsbällchen, Shrimpsempanadas, Shrimpsceviche und Shrimps in Tomatensauce. Danach wollte ich für mindestens 2 Tage keine Shrimps mehr essen.

Shrimps Ceviche

In den größeren Städten wie Guadalajara oder Guanajuato gibt es natürlich eine größere Vielfalt an Küchen. Vor allem findet man Pizzaläden, bei denen das Endprodukt aber meistens nicht viel mit einer guten italienischen Pizza zu tun hat, und amerikanische Diner, in denen es Wings und Burger gibt. Die meisten Restaurants verkaufen trotzdem mexikanische Küche.
Die Läden Guadalajaras sind vorallem bekannte für Tacos al Pastor, Carne en su jugo (quasi das gleiche wie birria, nur aus Schweinefleisch) und Tortas ahogadas. Hier wird ein Brötchen mit Schweinefleisch gefüllt und mit einer Chillitomatensauce übergossen. Ein wundervoller Katerkiller.

Überhaupt, Suppen bzw. Eintöpfe. Die mexikanische Küche ist voll davon. Ob man es nun Potzole, Carne en su Jugo, Caldo de Res oder Birria nennt, alle Eintöpfe sind gehaltvoll und deftig. Das Fleisch wird so lange gekocht, bis es zart und saftig ist. Verschiedene Salsas und Tomatensauce tut ihr übriges zum Geschmack.

Lecker Zicklein

Lecker Zicklein

Man merkt, die mexikanische Küche ist gehaltvoll, protein- und fettreich. Deswegen wundert es eigentlich auch gar nicht, dass hier sogar frittierte Schweinehaut (Chicharrón – nicht zu verwechseln mit Chicharito, der spielt bei Bayer Leverkusen) gegessen wird. Sie wird als eine Art Kräcker zu gefüllten Tacos gereicht oder einfach selbst mit verschiedenen Saucen übergossen und gegessen.

Chicharron

Und sonst so?
In manchen Ecken Mexikos gibt es erstaunlich gutes Backwerk, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Sobald man die Küstenregionen verlässt, gibt es plötzlich überall Cafés und Reposterias (Nachtischläden), in denen industriell oder von Hand gebackene Teilchen, Törtchen oder Kekse verkauft werden.
Eine Leidenschaft, die in allen Landesteilen gleichermaßen verbreitet zu sein scheint, ist die für Speiseeis. Das gibt es hier in allen erdenklichen Formen und Geschmacksrichtungen. Selbst im kleinsten Dorf gibt es eine Filiale von „Las Michoacanas“, wo man mehr oder weniger selbstgemachtes Eis am Stiel, Paleta genannt, kaufen kann. Im vornehmen Mexiko City schwört man hingegen auf italienische Eiscreme.
Fast ebenso beliebt sind Kartoffelchips, die es hier in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen und Farben gibt und die leider meistens mit einer scharfen Chilisauce ertränkt werden.

Natürlich gibt es noch ungefähr 100 Sachen mehr zu essen. Vorallem, was Streetfood und Kleinigkeiten angeht. Da gibt es zum Beispiel Tamales, die je nach Landesteil in Bananenblätter oder Maisblätter eingewickelt gedämpft werden oder Gorditas, dicke kleine Fladen, die süß oder salzig gefüllt werden.

Tamales

Ihr wollt wissen, was für ein Essensangebot einen in Mexico City erwartet oder was man in Yucatan isst? Dann müsst ihr euch noch ein wenig gedulden, mehr dazu gibt es in den nächsten Wochen.
Auch das Thema Getränke in all ihrer alkoholischen und alkoholfreien Vielfalt hat es verdient, gesondert behandelt zu werden.

Was eine gemeinsame Weltreise für eure Beziehung bedeutet

Ihr fragt euch doch sicher, wie wir uns so vertragen auf unserer Reise. Ich habe mir für ze.tt – dem Onlinejugendzeitungsprojekt (ich liebe die deutsche Sprache) der Wochenzeitung „Die Zeit“, ein paar Gedanken darüber gemacht, welche Herausforderungen einem sich so als Paar auf einer langen Reise begegnen können. Den Text könnt ihr natürlich auch bei ze.tt selbst lesen.

Für meinen Freund und mich hat sich einiges und doch gar nicht so viel geändert, seitdem wir gemeinsam die Panamericana von Alaska bis Panama bereisen. Während wir in Deutschland den größten Teil des Tages getrennt voneinander verbrachten, erleben wir gerade fast alles zusammen. Und das ist – wer hätte es gedacht – nicht immer ganz einfach.

Streit gehört zum Leben dazu – auch auf Reisen

Ich gehöre zu den Menschen, die sich auch mal streiten. Impulsiv wie ich bin, rege ich mich schnell auf – und wieder ab. Ich finde Streiten nicht schlimm, solange beide Seiten bereit zu Kompromissen sind. Wer zwanghaft versucht, jede Unstimmigkeit herunter zu schlucken, wird irgendwann platzen. Das halte ich auch auf unserer Reise so.
Manchmal merke ich aber, dass ich mit einer patzigen Antwort in Wahrheit meine eigene Unsicherheit kaschiere. Wenn ich beispielsweise Angst davor habe, im Dunkeln mit dem Auto unterwegs zu sein, sollte ich das meinem Freund sagen und ihn nicht für unser schlechtes Zeitmanagement verantwortlich machen. Gerade auf Reisen ist es empfehlenswert, ehrlich zu sein und über Ängste und Frust zu sprechen, statt sie zu verschweigen.

Man kann sich nicht so gut aus dem Weg gehen

Man streitet sich ja meistens, wenn man sich nicht aus dem Weg gehen kann. Als wir noch zu Hause waren, konnte ich mal eben für eine Stunde ins Fitnessstudio verschwinden, wenn wir uns auf die Nerven gingen. Auf unserer Reise geht das nicht. Die Folge: Wir streiten uns überwiegend im Auto, wenn wir schon sechs Stunden Fahrt hinter uns haben.
Ich erinnere mich noch, dass sich meine Eltern früher auf langen Fahrten nach einer Weile auch manchmal angeschrien haben. Mittlerweile kann ich das sehr gut nachvollziehen.

Die negativen Charaktereigenschaften des Partners (noch besser) kennenlernen

Ich bin leider mit Leib und Seele Pessimistin. Hinter jeder dunklen Wolke am Horizont wittere ich ein unfassbares Riesengewitter, das alle Straßen überschwemmen und unsere Reisepläne zunichtemachen wird. Lese ich im Internet von Entführungen, überlege ich, wie hoch die Wahrscheinlichkeit wohl ist, dass mir so etwas passiert. Mein Freund hat in solchen Momenten sicher kolossalen Spaß mit mir. Während ich meine pessimistischen Elegien vor der Reise auf mehrere Menschen verteilen konnte, treffen sie momentan fast ausschließlich ihn. In meinem Alltag in Deutschland hatte ich meinen Pessimismus besser im Griff. Die Reise zeigt mir, dass der Weg zur Zenmasterin noch ziemlich weit ist.

Kompromisse, Kompromisse, Kompromisse

Ein weiteres Problem, das auf Reisen besonders akut wird: Was machen wir, wenn die Interessen auseinandergehen? Was, wenn der eine gerade Lust hat auf Stadt und die andere lieber weiter am Strand chillen und surfen will? Wir versuchen in solchen Situationen, einen Kompromiss zu finden, der für uns beide tragbar ist.
Die wahre Kunst ist es, auf lange Sicht so zu planen, dass sich beide Parteien in der Reisegestaltung wieder finden. Egal, wie gut man sich kennt und wie ähnlich die Interessen auch sein mögen, unterschiedliche Wünsche gehören dazu.

Teamplay

Eine weise Freundin sagte einmal, dass man als Paar das Gefühl haben muss, ein gutes Team zu sein. Auf Reisen gilt das ganz besonders, schließlich gibt es jeden Tag viele Situationen, in denen ich mich zu hundert Prozent auf meinen Freund verlassen muss und er sich auf mich. Reisen mit jemanden, der permanent vergisst, seinen Teil der Aufgaben zu erledigen oder ständig zu spät zu Treffpunkten kommt? Schwierig.

Gelassenheit!

Gemeinsame Abende auf der Couch, verkaterte Tage im Bett, zusammen Abendessen – das gibt es gerade alles nicht mehr. Auf unserer Reise haben wir andere Routinen. Das kann für Stress in der Beziehung sorgen, macht aber auch Spaß, wir wollten ja Veränderung. Die größte Herausforderung ist ohnehin die Reise selbst: Wo übernachten wir heute? Wie sicher ist der Weg, den wir fahren? Kann man das essen? Nicht immer gibt es darauf Antworten, die mich zufriedenstellen.
Das Wichtigste, was ich bisher auf unserer Reise gelernt habe: Man muss gelassener werden; sich selbst gegenüber, dem Partner gegenüber und vor allem gegenüber der fremden Umgebung. Das versuche ich mir so oft wie möglich zu sagen, wenn wir uns nach mehreren Stunden Autofahrt mal wieder in die Haare kriegen.

Las Vegas, Baby.

Vor Las Vegas hatte ich ehrlich gesagt ein bißchen Angst. Ich habe mir die Stadt total hässlich, laut, nervig und total kitschig vorgestellt. Hinfahren wollte ich vorallem aus Gründen der Konträrfaszination. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ich bin mir sicher, es ist nicht beabsichtigt, aber humortechnisch trifft Las Vegas voll und ganz meinen Geschmack. Alles ist hier ein bißchen größer, absurder, lauter und bunter. Du willst ein Haifischaquarium in deinem Hotel? In Vegas geht das. Du willst Tierbabys besichtigen, dich an einem Bungeeseil von einem Turm stürzen oder in einer Pyramide übernachten? In Vegas geht das. Da baut man dann auch den Trevi-Brunnen nach, wenns ins Konzept passt. Tragischerweise kosten viele Attraktionen extra, wofür wir zu geizig waren und so konnte ich das Haifischaquarium nicht besichtigen. Außerdem kann man in Las Vegas tatsächlich rauchend und mit einem Bier in der Hand durch die Straßen laufen. Im kompletten Rest der USA wäre das sowas von undenkbar. Hier rauchen auch plötzlich alle und erwachsen aussehende Menschen entblöden sich nicht, mit einem Cocktail“glas“ in Form eines Frauenbeines durch die Gegend zu laufen.

Außerdem sind in Las Vegas dank der großen Konkurrenz die Hotelpreise gerade zu unverschämt niedrig, jedenfalls im Verhältnis zum Rest der USA. Da kann sich auch die budgetreisende Agency ausnahmsweise sogar mal ein Hotelzimmer leisten. Ich bin sehr froh, auf Fiona gehört zu haben, so konnte ich nicht nur in einem riesigen Hotelbett schlafen, sondern auch schlechte HappyHour Cocktails am hauseigenen Pool trinken. Außerdem gab es in unserem in die Jahre gekommenen Hotelcasino am Ende des Strips die Möglichkeit, sich gratis Las Vegas aus der Höhe anzusehen, sowas nimmt man ja auch gerne mit. Auf die Möglichkeit, in irgendwelchen Karussells in dieser Höhe über den Abgrund hinauszufahren, haben wir aber dankend verzichtet.

Trevi Brunnen Las Vegas

Es hat mir großen Spaß gemacht, mit einem Bier in der Hand den Strip hoch- und runterzulaufen und die überkanditelten und überzogenen Hotelkomplexe zu besichtigen. Da jagt ein Superlativ das Nächste. Besonders hübsch gemacht fand ich das Konzept des „New York, New York“ Casinos, das überraschenderweise New York als Motto hat. Hier wird die Skyline von New York nachgebaut. Außerdem gibt es dort einen Shake Shack Burgerladen, was ziemlich praktisch ist, denn so konnten wir da auch mal Essen gehen. Das Einzige, was ich am Konzept Las Vegas wirklich nicht verstehe, ist das Glücksspiel. Die armen Menschen sitzen den ganzen Tag und die ganze Nacht an irgendwelchen blinkenden Maschinen und warten darauf, dass der Zufallsgenerator ihnen Glück bringt. Warum? Spiele wie Poker oder Roulette verstehe ich. Aber auf einen Automaten starren, irgendwas drücken und das dann Spiel nennen?

Zum Glück muss ich ja nicht alles verstehen, sondern kann stattdessen auch behämmerte Fotos vor kitschigen Büsten machen, die auf dem Bürgersteig rumstehen.

Las Vegas Downtown

Ansonsten ist die Altstadt von Las Vegas des Nächtens definitiv einen Besuch wert. Hier gibt es ein paar alt-ehrwürdige Lokale, in denen man den berühmten Krabbencocktail essen kann, den schon Elvis aß. Außerdem kann man einer irren Musik- und Lichtshow beiwohnen. Die blinkenden Reklamen wirken heute retro und altbacken, vor ein paar Jahrzehnten waren sie sicher der ganz große Scheiß. Bei Tag ist es in erster Linie heiß, so dass man sich zumindest im Sommer nicht so arg viel draußen bewegen sollte. Empfehlenswert ist da das (klimatisierte) Mafia-Museum, ansonsten gibt es ja Pools und (klimatisierte) Casinos.

Schweinereien von der Straße

Wisst ihr, was (neben vielen anderen Aspekten) so großartig an der Kolumne für die Stuttgarter Zeitung ist? Ich muss mir den Kopf nicht zerhirnen und zermatern, um eine superkreative Überschrift für meine Texte zu finden. Das macht die Zeitung für mich.

In meiner aktuellen Kolumne dreht sich überraschenderweise alles um mexikanisches Streetfood. Für die Recherche fräse ich mich seit nunmehr drei Wochen durch verschiedene Tacostände. Ein schweres Opfer! (Leider teilweise wirklich, denn seitdem wir im Lande sind, wechseln wir uns munter mit Magenverstimmungen und anderen Kränkeleien ab. Die letzten Monate war keiner von uns krank, wir holen das gerade konzentriert nach.)

Hier nun aber der Kolumnentext über Tacos, Carnitas und co.

Streetfood gilt als hip in unseren Breitengraden. Auf der Baja California im Nordwesten Mexikos gehören die Büdchen zum gewöhnlichen Straßenbild. Was auf den Maistacos landet, ist nicht nur vertrauenserweckend.

Streetfood ist in Deutschland voll im Trend. Seit Mitte dieses Jahres gibt es auch in Stuttgart regelmäßig „Streetfoodfeste“. Hier auf der Baja California im Nordwesten Mexikos würden die Menschen wahrscheinlich ungläubig schauen, wenn ich ihnen erzählen würde, dass ausgerechnet in Deutschland Streetfood der neuste Schrei ist. Hier sind die Büdchen, die an der Straße oder an Plätzen stehen, nämlich nichts Besonderes, für das man sogar Eintritt zahlt, sondern der Ort, an dem man sich sein Mittagessen oder einen schnellen Snack holt. Egal ob Schüler, Polizist oder Rentner – alle stehen zusammen am Büdchen und essen Streetfood.

Im Reiseführer haben wir gelesen, dass man mit mitteleuropäischem Magen am besten nur gut gekühlte Lebensmittel aus dem Supermarkt essen soll, doch wir werfen schon nach dem zweiten Tacostand, an dem wir hinter der Grenze vorbeifahren, die meisten Bedenken über Bord. So schlecht kann die Qualität des Essens ja nicht sein, wenn die Leute hier Schlange stehen. Und lecker sieht es auch noch aus. Es gibt, was diese trockene Region hergibt: überwiegend rohe Meeresfrüchte in zitroniger Soße (hierzulande unter dem Namen Ceviche gerade schwer im Trend) und Fisch, der hier frisch frittiert auf den Taco kommt.

Hinweisschilder zu den Öffnungszeiten gibt es nicht

Ein paar Tage später finden wir ein Büdchen, in dem irgendwas mit Carnitas verkauft wird. Wir bestellen drauf los, ohne genau zu wissen, was wir da tun. Vor unseren Augen werden Schweinefleisch und Schweinefett zerhackt, zusammengemischt und uns dann auf einem Maistaco gereicht, dazu gibt es frittierte Schweinehaut – ganz sicher nichts für jeden Geschmack. Einer der Köche winkt uns heran und will wissen, woher wir kommen. Er erzählt uns dann, dass Schweinefleisch aus Deutschland in Mexiko einen besonders guten Ruf habe. Wir befinden, dass mexikanisches Schwein auch ordentlich schmeckt, und bekommen seine Visitenkarte und gute Wünsche mit auf den Weg.

Wie anders war alles in den USA und in Kanada. In Städten wie San Francisco, Portland oder Vancouver ist Streetfood ein fester Bestandteil des Speiseangebots. In den Innenstädten stehen gut ausgerüstete Imbisswägen, die auf Kundschaft aus den umliegenden Bürogebäuden warten, die zur Mittagspause ausschwärmt. Hier kann man selbstverständlich mit Kreditkarte bezahlen. Die Speisekarten sind bedruckt und die meisten Trucks haben ihren eigenen Internetauftritt, auf dem man nachlesen kann, wo genau der Truck zu finden ist. Außerdem bekommt man eine fertige Portion über den Tresen gereicht. In Mexiko läuft alles ein bisschen anders: Auf jedem Tresen stehen verschiedene Soßen, Limetten und klein geschnittene Tomaten, von denen man sich nehmen kann. Für den Touristenmagen bisweilen ein Abenteuer, denn ausgewiesen sind die Soßen natürlich nicht. Manche Stände öffnen ausschließlich morgens, andere erst am Abend. Hinweisschilder zu den Öffnungszeiten gibt es nicht. Die Speisekarten sind auf Holztafeln gemalt, das Menü ändert sich eh nur selten. Die Begeisterung für die Speisen allerdings ist riesengroß und Generationen wie Gesellschaftsschichten übergreifend.

San Francisco

Man, was hatte ich mich auf San Francisco gefreut. Endlich mal wieder eine Großstadt, endlich mal wieder eine richtige, zentrale Wohnung mit Bad, Kühlschrank und Couch. (Durch eine glückliche Fügung konnten wir die Wohnung von Bekannten bewohnen, danke dafür.) Endlich mal wieder richtig frühstücken, mit Wurst und Käse und Schinken und guten Brötchen!
Außerdem war ungefähr jeder zweite Mensch in meinem Freundeskreis schon mindestens 1 Mal in der Stadt, entsprechend viel – und überwiegend euphorisches – hatte ich gehört.

Was kann ich nun selbst berichten?

1.) Wir haben ungefähr die einzige Woche mit schlechtem Wetter im ganzen Jahr erwischt. Während wir in der Stadt waren, hat es sogar zwei Mal geregnet und es war ziemlich kalt und ungemütlich. Deswegen sind wir nicht mit dem Fahrrad über die Golden Gate Bridge gefahren, was ich dem Wettergott übel nehme. Dafür kann ich aber weltexklusiv berichten: Auch in San Francisco regnet es!! Ich habe es selbst gesehen! Was euch aber eigentlich interessiert: Die Brücke. Bitte, hier ist sie.

Golden Gate Bridge

2.) Mit einem unfassbar gut bezahlten Job würde ich gerne hier leben wollen. Im Ernst, San Francisco besticht nicht nur durch gute Restaurants, schöne Bars und ein riesiges Gastroangebot, sondern auch durch einen gewissen Grad an Schrammeligkeit und Abgeratztheit. Es gibt billige Tacerías, es gibt teures Gourmetfood, es gibt tatsächlich gute Bäckereien und Käse und die Umgebung von San Francisco ist auch ziemlich hübsch. (Küste! Natur! Meersfrüchte!) Wenn man genug Geld hat, kann man sich hier sicher ein wunderschönes Leben machen. Californien ist teuer, San Francisco toppt nochmal alles. Wenn man kein Geld hat, ist das Leben in dieser Stadt entsprechend kompliziert bzw. gar nicht möglich.

Chinatown

3.) Die soziale Ungleichheit ist unfassbar groß und offensichtlich. Wir waren für meine Kolumne in der Stuttgarter Zeitung einen Tag im Stadtteil „Tenderloin“ unterwegs und haben eine kirchliche NGO besucht, die sich um Obdachlose und Arme kümmert. Selten habe ich so etwas gesehen. Wir sind gar nicht so viel auf der Straße herum gelaufen, doch die paar Minuten haben gereicht, um mehrere Menschen beim offenen Drogenkonsum zu beobachten. Die Menschen sehen fertig aus, abgekämpft und ungesund. In einer Art und Weise, wie man es aus Deutschland tatsächlich nicht kennt. Und das in einer Stadt, in der kein kleiner Teil der Bevölkerung 4000 Dollar pro Monat an Miete zahlen kann, weil es halt geht.

4.) Der Nebel – joar, als Norddeutsche kennt man das ja. Es zieht plötzlich auf, die Luftfeuchtigkeit ist auf einmal bei 90% und man sieht nicht mehr viel. Trotzdem beeindruckend, wenn der Nebel über die Golden Gate Bridge zieht und es plötzlich kalt wird. Ebenso faszinierend sind die Mikroklimata in der Stadt. Während es auf der einen Seite irgendeines der ca. 10000 Hügel nebelig und feucht ist, kann es ein paar Meter weiter auf der anderen Seite locker ein paar Grad wärmer sein. Überhaupt, diese Hügel. Die Höhenunterschiede hier sind echt krass. Man kann ohne Probleme dieselbe Straße für einen Kilometer entlang gehen und in dieser Zeit 3 Hügel überwinden. Gerade, wenn man mit dem Rad unterwegs ist, ist das ein echtes Abenteuer.

Karl, San Francisco Nebel

5.) Was kann ich noch so sagen: Wenn ihr nicht noch nach Mexiko fahrt, geht in San Fransisco mexikanisch essen. Am Besten ständig und viel davon. Überhaupt, Streetfood, haut euch den Wanst voll, der Rest ist eh zu teuer.
Und wer richtig gute Cocktails mag (und ja, ich schaue da euch an @moefju und lieber Micha), get ins „Bourbon and Bragg“, aber vergesst nicht, zu reservieren. Fahrt Fahrrad, geht in die Rainbow Grocery. Wenn ihr gerne 4,50 Dollar für ein Croisant bezahlen wollt, geht zur Tartine Bakery. Wenn ihr für einen Dollar einen riesigen Teigflatschen mit Füllung essen wollt, geht nach Chinatown, sucht euch dort eine Bäckerei und schaut nach Steamed Buns. Wer auf Tourikonträrfaszination steht, der sollte unbedingt den Fishermens Wharf besichtigen. Am Wochenende könnte man sich ein Eis bei der B-Rite Creamery holen und sich dann zum Hipster und Hippies anschauen in den Dolores Park setzen. Oder so.
Oder ihr macht es besser als wir und fahrt auf Leihrädern über die Golden Gate Bridge. Und dann gibt es ja noch den Ozean vor der Tür. Und viele Cafés, in die man sich setzen kann. Ach, am Besten, ihr fahrt einfach hin und macht euch euer eigenes Bild.