10 Fragen an Eva

Nachdem es vor ein paar Tagen die Antworten von Peter auf zehn Fragen von Eva gab, hier nun die lange erwarteten Antworten von Eva auf Peters Fragen.

Hallo Eva. Neun Monate warst du auf dem nordamerikanischen Kontinent unterwegs und hast sicher einiges zu erzählen. Zu Anfang eine unvermeidliche Frage: Wo war es am Schönsten?
Gute Frage, ich weiß es nicht. Am beeindruckensten fand ich den Blick vom Top of the World Highway im Yukon Richtung Norden. Wo dir bewusst wird, dass da ab jetzt wirklich nichts menschliches mehr kommt, keine Siedlung, keine Goldsucher, nichts. nur Gebirge und irgendwas ewiges Eis. Überhaupt, Ewiges Eis, ich fand es auch sehr beeindruckend, über Grönland bzw die Arktis zu fliegen und würde dort eigentlich gerne mal hin.

Was würdest du sagen – welche Dinge könnte der gemeine Europäer / Deutsche sich vom gemeinen Nord – und Mittelamerikaner gerne mal abgucken?
Uhm, vom gemeinen Kanadier kann man sich so ungefähr alles abkucken 😉 Freundlich, entspannt, ehrlich, herzlich, liberal – so müssten viel mehr Menschen drauf sein und die Welt wäre plötzlich ein besserer Ort. Daran glaube ich fest. Außerdem finde ich es faszinierend, dass es alle Nationen schaffen, sich so am Bus anzustellen, dass es kein Gedränge und Gezerre gibt. Nur in Deutschland funktioniert das nie. Ich finde, dass könnten wir uns auch mal abkucken.

Und andersrum – was darf gerne jenseits des große Teichs bleiben bzw. sollte sich vielleicht auch dort schleunigst ändern?
Die Unselbstständigkeit mancher Menschen in Lateinamerika. Ich kann es nicht verstehen, wie man alles mögliche einfach nur starrend ertragen kann, ohne laut zu werden und mal zu fragen, was das eigentlich soll. Als wir in Nicaragua stundenlang auf der Fähre gewartet haben und sie einfach nicht losfuhr, immer mehr Leute reindrängten und niemand in der Lage war, irgendwas zu organisieren, da bin ich echt halb wahnsinnig geworden.

Was denkst du, an welche Momente wirst du dich in 5 Jahren noch mit einem Lächeln, Schmunzeln oder Schaudern erinnern?
Lächeln muss ich immer noch, wenn ich daran denke, wie du los bist, um den Waschbären aus nächster Nähe zu betrachten und er dir an dein Bein gestuppst hat und dein Gesichtsausdruck danach – Zucker!
Schaudern lässt mich diese Situation, als wir mit dem letzten Sprit und bei schwächer werdendem Tageslicht im Dschungel in Oaxaca unterwegs waren. Auch wenn sich letztlich alles in wunderbares Wohlgefallen aufgelöst hat, möchte ich das nicht nochmal erleben.

Welche Aspekte des Langzeitreisens wirst du, jetzt da du wieder in Deutschland bist, nicht wirklich vermissen?
Haha, ganz klar, das ständige Packen von Kofferraum und Rucksack. Das nervt SO HART.

Was ist an einem Leben in Deutschland, gerade im Vergleich zu einem Leben in den Ländern, die du besichtigt hast, vielleicht doch gar nicht so schlecht?
Deutschland ist ordentlich und geregelt. Das ist manchmal furchtbar anstrengend und nervig, aber man kann sich darauf verlassen. Wenn das Amt um 7 Uhr aufmachen soll, macht es um 7 auf, nicht fünf Minuten früher, nicht fünf Minuten später. Grundsätzlich finde ich das recht angenehm, gerade im Vergleich zu anderen Ländern, wo man sich eben auf gar nichts verlassen kann, Könnte mir vorstellen, dass das Leben so ganz schön anstrengend sein kann. Allein schon, wie viel sinnlose Lebenszeit man mit Warten vergeudet, das regt mich ja in Deutschland schon auf.

Was war deine kulinarischen Highlights und was würdest du kein zweites Mal mehr zu dir nehmen wollen? Oh Gott, Highlights, das ist jetzt aber wirklich fies, ich kann mich so schwer entscheiden. Der Lachs frisch geräuchert in Alaska ist toll, Sushi aus Vancouver, dann natürlich die Fischtacos auf der Baja California und Tlayudas in Oaxaca. Es gibt es fast nichts, was ich nicht nochmal essen wollen würde, aber die krosse Schweinehaut, die es in ganz Mittelamerika gibt, ist nicht meine, muss ich nicht nochmal haben.

Wenn es jedoch um zweite Male geht: Welche Orte würdest du gerne noch mindestens noch gerne ein zweites Mal sehen? Vancouver, Vancouver, Vancouver – beste Stadt der Welt im besten Land der Welt. Und ich würde gerne nochmal in Oaxaca an die Küste, irgendwie waren wir da zu kurz finde ich.

Und umgekehrt – welche Orte sind deiner Meinung nach überbewertet und lohnen vielleicht gerade mal eine Stippvisite?
Puh, gute Frage. Man sollte auf keinen Fall zu viel Zeit in Fairbanks und Anchorage verbringen – die Städte sind längst nicht so schön wie die Landschaft. Und Costa Rica, klar, ist schön, beeindruckend, tolle Tiere, kann man mal machen, aber nochmal hin würde ich da nicht. Zu teuer, zu viele komische andere Touristen. Kam mir stellenweise mehr vor wie ein Vergnügungspark.

Zum Abschluss des großen Rückblicks noch eine letzte, die allerwichtigste Frage: Wohin möchtest du mit mir in den nächsten 5 Jahren reisen?
Auf jeden Fall nach Schweden bzw nach Stockholm, da war ich nämlich noch nie. Ansonsten, wenn ich im Lotto gewinne, unbedingt Island.

10 Fragen an Peter

Es ist vorbei, wir sind wieder zuhause im muckelig-kalten Deutschland. Zeit, ein wenig zurückzublicken auf neun Monate Panamericana. Zum Anfang habe ich mir 10 Fragen für Peter ausgedacht, die er mir freundlicherweise auch noch beantwortet hat.

Peter_Grand_Canyon

1. Gibt es irgendwas, was du bereust in den 9 Monaten nicht gemacht zu haben?

Gute Frage, keine Ahnung. Auf Anhieb fällt mir nix ein, also habe ich wahrscheinlich alles gemacht, was ich machen wollte. Das wir nur so kurz in Nicaragua waren und Honduras und El Salvador gar nicht gesehen haben, das ist ein bisschen schade. Aber in Anbetracht dessen, dass die mittelamerikanischen Länder sich dann doch relativ ähnlich sind, ist das nicht soo schlimm. Achja, jetzt fällt mir doch noch was ein: Der Barranca del Cobre in Mexiko, den hätte ich noch gerne gesehen und erwandert. Da wirst du dann leider nochmal mit mir nach Mexiko fahren müssen. Schlimm, nicht?

2. Welches Erlebnis hat dich am meisten beeindruckt?

Das Monument Valley wollte ich in diesem Leben ums Verrecken mindestens einmal sehen. Als wir dann dort waren, hat mir das für die Reise nochmal ein deutlich Stück mehr Ruhe und Gelassenheit gegeben – jetzt hatte ich das ja auf jeden Fall schonmal erreicht. Kein einzelnes Ereignis, aber dennoch ungemein beeindruckend fand ich die große (Menschen-)Leere im Yukon und auf dem Weg dorthin. Diese ewige, langsame Dahingleiten mit dem Auto mitten im Nichts eröffnet einem als Europäer definitv noch einmal ein anderes Bild auf die Welt.

Denali National Park

3. Welche Sache, die wir diesmal nicht mitgenommen haben, würdest du das nächste Mal auf jeden Fall einpacken?

Ich finde, wir hatten alles, was wir gebraucht haben. Im Gegenteil: Beim nächsten Mal würde ich eher noch ein paar Sachen weglassen, um mobiler sein zu können. Eine zweite Kreditkarte, die hätte ich allerdings ruhig mitnehmen können.

4. Welche Tiersichtung fandest du am beeindruckendsten?

Uff, das ist schwierig. Waschbärwelpen, schimpfende Aras, Schwarzbärchen, die man mit Pfanne und Löffel scheppernd vom Müll vertreiben muss, Weißkopfseeadler, die in Taubenpopulationsgröße in den Bäumen sitzen, und und und. Es gab dermaßen viel, das fällt schon schwer. Das Allerbeeindruckendste war für mich aber wohl der Wolf, der im Cape Scott Provincial Park auf Vancouver Island an diesem einem Morgen von Links nach rechts über den Sandstrand trottete, keine zwei Meter von den eigenen Füßen entfernt, und im Vorbeigehen nur einmal kurz den Kopf wendete, dabei aber kein Bisschen seinen Trott verlangsamte. Das war ziemlich großartig. Ganz schön drahtig, so ein Wolf. Wie ein Marathonläufer im Körper eines Raubtiers.

5. Worauf sollte man unbedingt achten, wenn man ein Auto zum Reisen kauft?

Reserverad, Wagenheber, Starthilfekabel. Besorgt euch das, ihr werdet es euch selbst danken. Verrostet sollte natürlich auch nix sein, wichtiger ist allerdings, ob der Mensch, der euch das Auto verkaufen will vertrauenswürdig ist. Schließlich werdet ihr keine Unsummen für ein gutes Auto ausgeben können oder wollen, einige Macken wird es daher schon haben. Damit es nix Gravierendes ist und ihr kein böses Erwachen erlebt bzw. auch einen fairen Preis zahlt, solltet ihr den Verkäufer gut einschätzen können. Reklamieren und Rückgabe gibt es nämlich nicht.

Auto an Strand

6. Welche von deinen Erwartungen an die Reise hat sich bewahrheitet?

So viele konkrete Erwartungen hatte ich gar nicht. Die USA sind für mich weiterhin ein Land, dem ich zwiespältig gegenüber stehe – mit dem dortigen Verständnis von Freundlichkeit werde ich in diesem Leben einfach nicht mehr warm. Das mit dem Spanisch lernen hat ungefähr so funktioniert, wie ich es mir dachte: Es reicht jetzt für alles mehr oder weniger touristische, eine echte Unterhaltung kann ich aber nicht führen. So komisch es klingt, ich hatte auch erwartet, dass neun Monate zwar eine lange Zeit sind und sie im Verlauf der Reise genauso lang wirken, dass sie im Rückblick aber doch nur ein Teil und ein Abschnitt des Lebens und eigentlich auch viel zu schnell vergangen sind. Hachja.

7. Welche nicht?

Wir sind langsamer vorangekommen, als ich erwartet hatte. Es gab einfach so viel zu sehen Links und Rechts des Weges. Ich hätte auch nicht gedacht, dass Kanada ein dermaßen freundliches und großartiges Land ist. Außerdem hatte ich nicht erwartet, dass die mexikanische Küche so viel mehr ist als Tacos oder Burritos. Die steht in Geschmack und Vielfalt beispielsweise der italienischen Küche in nichts nach. Umgekehrt hätte ich aber auch nicht erwartet, dass es in Mittelamerika eine derart strenge Reis- und Bohnendiät gibt. Der Pazifik ist in Mittelamerika deutlich wärmer als gedacht und ich wusste zwar, dass die Karibik ein wunderschönes Meer sein soll, dermaßen Türkis hatte ich sie mir aber auch nicht vorgestellt. Reisen ist anstrengender als ich dachte – es ist zwar irgendwie Urlaub, aber eigentlich auch nicht. Irgendetwas muss immer organisiert werden, sonst hast du nämlich kein Geld mehr, nix zu essen oder hockst Nachts auf der Straße an einem Ort, an dem man wirklich nicht bleiben möchte. Wochenende gibt es auch nicht, klingt komisch, ist aber so.

8. Welches Bier hat dir am besten geschmeckt?

Kann mich an keins erinnern, dass es wert wäre, diese Frage ernsthaft zu beantworten. Klar gab es auch ein paar okaye Biere, aber nichts, das längerfristig in Erinnerung bleibt. Der kanadische Gewürztraminer, der ist allerdings verdammt lecker. Hätte ich so auch nicht erwartet.

9. Welchen Rat würdest du jemandem geben, der die gleiche Reise machen will?

Der wichtigste Rat – Mach es! Eine Langzeitreise öffnet nochmal anders die Augen, als es ein Urlaub kann und ich glaube auch, als es ein Auslandssemester oder Auslandsjahr kann. Plane gut, für manche Orte, Erlebnisse und Reservierungen braucht es einige Wochen Vorlaufzeit. Bleib trotzdem flexibel, lass dir genug Freiheiten, Links und Rechts des Weges nach Spannendem zu schauen. Nimm jemanden mit, dem du erzählen kannst was du denkst, der Hostelsmalltalk unter Travellern wird dir auf Dauer nicht reichen. Überleg dir gut, ob du einen Kompromiss eingehen möchtest, vielleicht ergibt sich die Gelegenheit nie wieder, dass du tun kannst was du in diesem Moment auch wirklich tun willst, jetzt und an diesem Ort. Geh nie ohne dein Handtuch aus dem Haus.

Vancouver

10. Welche meiner Angewohnheiten hat dich am meisten genervt?

Schön, dass du nur nach einer Angewohnheit fragst, das spart mir das mühsame Aufzählen. Spaß beiseite, ich hätte mir niemand besseres als Begleitung für diese Reise wünschen können. Du bist eben manchmal eine Zippe und ich bin ein sturer Bock. Wenn du mich aber so fragst: Ein bisschen mehr Optimismus und bisschen weniger „ich hab keine Lust mehr, ich will nach Hause“ würden dir sicher nicht schaden.

Essen in Mexiko, Teil eins

Nach mittlerweile 2 Monaten in Mexiko über die verschiedenen Regionalküchen schreiben und darüber, dass es „die“ mexikanische Küche überhaupt nicht gibt.

Mexiko ist ein sehr vielfältiges Land mit sehr unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, was sich logischerweise auch im Essen bzw. in der Verfügbarkeit von Lebensmitteln widerspiegelt. Es gibt ein paar Gerichte, die landesweit verkauft werden, zum Beispiel frisch gepresste Säfte, aber auch Schweinefleischtacos, gebratenes Hühnchen oder Chilaquiles, das beste Frühstück der Welt. Überhaupt ist es in Mexiko so, dass groß gefrühstückt und noch größer zu Mittag gegessen wird. Abends findet man, gerade in den ländlichen Regionen, nur noch ein paar Tacostände oder Hamburgerbratereien.

Aber der Reihe nach. Angefangen hat unsere „Wir essen uns durch Mexiko“ Mission auf der Baja California. Klimatisch bewegt man sich hier irgendwo zwischen Wüste (Norden und das Landesinnere) und Subtropen (Am Meer). Landwirtschaftlich ist hier kaum etwas zu holen, also gibt es hauptsächlich Fisch und Meeresfrüchte in sämtlichen Aggregatzuständen, denn daran ist die Region reich. Entsprechend viele Tostadas mit Ceviche bzw. Tacos mit frisch frittiertem Fisch oder Shrimps haben wir gegessen. Bemerkenswert ist, dass die meisten Fischstände nur bis zum Mittag bzw. bis zum Ausverkauf offen sind, abends gibt es dann Tacos mit Schweinefleisch bzw. Fett und Hamburger, also Sachen, bei denen kein frischer Fisch verwendet wird.

Ceviche de Pescados

Außerdem gibt es im Norden Mexikos an jeder Straßenecke Stände, an denen morgens ein Ziegenfleischgulasch, das sich Birria nennt verkauft. Das Gericht hat eine suppenähnliche Konsistenz und wird entweder mit dem Löffel gegessen oder in Tortillas gewickelt.
Birria ist DAS Essen im gesamten Norden Mexikos, der sich gefühlt von den Wüstenregionen an der Grenze zur USA bis zum Stadtrand von Mexiko City erstreckt.

Auch an der Pazifikküste auf dem Festland gibt es überwiegend Fisch, hier vorallem am offenen Feuer gebraten und mit Beilagen serviert. Dem (suptropischen) Regenwald entsprechend werden hier vorallem Avocados, Bananen, Papayas und andere tropische Früchte angebaut, was sich auch auf die Speisekarte auswirkt. Solltet ihr also mal nach San Blas kommen, esst dort unbedingt Bananenbrot. Wer Glück hat (so wie wir), bekommt sogar eines, was noch warm ist. Außerdem gibt es in Mexiko, welches übrigens der weltweit größte Exporteur des besten Obstes der Welt, nämlich der Avocado ist, viel mehr Avocadosorten als bei uns in Deutschland.

Ansonsten gibt es an der Küste vorallem eines: Shrimps. Es gibt sogar eine Shrimpsinsel. Diese liegt in der Nähe von San Blas inmitten eines Geflechts aus Seen und Flussarmen und ist bekannt für Süßwassershrimps. Die gefangenen Tiere werden auf den Gehwegen des Dörfchens zum trocknen ausgelegt, was genau so bizarr aussieht, wie es sich anhört. Ansonsten gibt es ein paar Restaurants, in denen man, ihr ahnt es, Shrimpsgerichte essen kann. Wir haben dort gegessen: Getrocknete Shrimps, Shrimpsbällchen, Shrimpsempanadas, Shrimpsceviche und Shrimps in Tomatensauce. Danach wollte ich für mindestens 2 Tage keine Shrimps mehr essen.

Shrimps Ceviche

In den größeren Städten wie Guadalajara oder Guanajuato gibt es natürlich eine größere Vielfalt an Küchen. Vor allem findet man Pizzaläden, bei denen das Endprodukt aber meistens nicht viel mit einer guten italienischen Pizza zu tun hat, und amerikanische Diner, in denen es Wings und Burger gibt. Die meisten Restaurants verkaufen trotzdem mexikanische Küche.
Die Läden Guadalajaras sind vorallem bekannte für Tacos al Pastor, Carne en su jugo (quasi das gleiche wie birria, nur aus Schweinefleisch) und Tortas ahogadas. Hier wird ein Brötchen mit Schweinefleisch gefüllt und mit einer Chillitomatensauce übergossen. Ein wundervoller Katerkiller.

Überhaupt, Suppen bzw. Eintöpfe. Die mexikanische Küche ist voll davon. Ob man es nun Potzole, Carne en su Jugo, Caldo de Res oder Birria nennt, alle Eintöpfe sind gehaltvoll und deftig. Das Fleisch wird so lange gekocht, bis es zart und saftig ist. Verschiedene Salsas und Tomatensauce tut ihr übriges zum Geschmack.

Lecker Zicklein

Lecker Zicklein

Man merkt, die mexikanische Küche ist gehaltvoll, protein- und fettreich. Deswegen wundert es eigentlich auch gar nicht, dass hier sogar frittierte Schweinehaut (Chicharrón – nicht zu verwechseln mit Chicharito, der spielt bei Bayer Leverkusen) gegessen wird. Sie wird als eine Art Kräcker zu gefüllten Tacos gereicht oder einfach selbst mit verschiedenen Saucen übergossen und gegessen.

Chicharron

Und sonst so?
In manchen Ecken Mexikos gibt es erstaunlich gutes Backwerk, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Sobald man die Küstenregionen verlässt, gibt es plötzlich überall Cafés und Reposterias (Nachtischläden), in denen industriell oder von Hand gebackene Teilchen, Törtchen oder Kekse verkauft werden.
Eine Leidenschaft, die in allen Landesteilen gleichermaßen verbreitet zu sein scheint, ist die für Speiseeis. Das gibt es hier in allen erdenklichen Formen und Geschmacksrichtungen. Selbst im kleinsten Dorf gibt es eine Filiale von „Las Michoacanas“, wo man mehr oder weniger selbstgemachtes Eis am Stiel, Paleta genannt, kaufen kann. Im vornehmen Mexiko City schwört man hingegen auf italienische Eiscreme.
Fast ebenso beliebt sind Kartoffelchips, die es hier in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen und Farben gibt und die leider meistens mit einer scharfen Chilisauce ertränkt werden.

Natürlich gibt es noch ungefähr 100 Sachen mehr zu essen. Vorallem, was Streetfood und Kleinigkeiten angeht. Da gibt es zum Beispiel Tamales, die je nach Landesteil in Bananenblätter oder Maisblätter eingewickelt gedämpft werden oder Gorditas, dicke kleine Fladen, die süß oder salzig gefüllt werden.

Tamales

Ihr wollt wissen, was für ein Essensangebot einen in Mexico City erwartet oder was man in Yucatan isst? Dann müsst ihr euch noch ein wenig gedulden, mehr dazu gibt es in den nächsten Wochen.
Auch das Thema Getränke in all ihrer alkoholischen und alkoholfreien Vielfalt hat es verdient, gesondert behandelt zu werden.

Was eine gemeinsame Weltreise für eure Beziehung bedeutet

Ihr fragt euch doch sicher, wie wir uns so vertragen auf unserer Reise. Ich habe mir für ze.tt – dem Onlinejugendzeitungsprojekt (ich liebe die deutsche Sprache) der Wochenzeitung „Die Zeit“, ein paar Gedanken darüber gemacht, welche Herausforderungen einem sich so als Paar auf einer langen Reise begegnen können. Den Text könnt ihr natürlich auch bei ze.tt selbst lesen.

Für meinen Freund und mich hat sich einiges und doch gar nicht so viel geändert, seitdem wir gemeinsam die Panamericana von Alaska bis Panama bereisen. Während wir in Deutschland den größten Teil des Tages getrennt voneinander verbrachten, erleben wir gerade fast alles zusammen. Und das ist – wer hätte es gedacht – nicht immer ganz einfach.

Streit gehört zum Leben dazu – auch auf Reisen

Ich gehöre zu den Menschen, die sich auch mal streiten. Impulsiv wie ich bin, rege ich mich schnell auf – und wieder ab. Ich finde Streiten nicht schlimm, solange beide Seiten bereit zu Kompromissen sind. Wer zwanghaft versucht, jede Unstimmigkeit herunter zu schlucken, wird irgendwann platzen. Das halte ich auch auf unserer Reise so.
Manchmal merke ich aber, dass ich mit einer patzigen Antwort in Wahrheit meine eigene Unsicherheit kaschiere. Wenn ich beispielsweise Angst davor habe, im Dunkeln mit dem Auto unterwegs zu sein, sollte ich das meinem Freund sagen und ihn nicht für unser schlechtes Zeitmanagement verantwortlich machen. Gerade auf Reisen ist es empfehlenswert, ehrlich zu sein und über Ängste und Frust zu sprechen, statt sie zu verschweigen.

Man kann sich nicht so gut aus dem Weg gehen

Man streitet sich ja meistens, wenn man sich nicht aus dem Weg gehen kann. Als wir noch zu Hause waren, konnte ich mal eben für eine Stunde ins Fitnessstudio verschwinden, wenn wir uns auf die Nerven gingen. Auf unserer Reise geht das nicht. Die Folge: Wir streiten uns überwiegend im Auto, wenn wir schon sechs Stunden Fahrt hinter uns haben.
Ich erinnere mich noch, dass sich meine Eltern früher auf langen Fahrten nach einer Weile auch manchmal angeschrien haben. Mittlerweile kann ich das sehr gut nachvollziehen.

Die negativen Charaktereigenschaften des Partners (noch besser) kennenlernen

Ich bin leider mit Leib und Seele Pessimistin. Hinter jeder dunklen Wolke am Horizont wittere ich ein unfassbares Riesengewitter, das alle Straßen überschwemmen und unsere Reisepläne zunichtemachen wird. Lese ich im Internet von Entführungen, überlege ich, wie hoch die Wahrscheinlichkeit wohl ist, dass mir so etwas passiert. Mein Freund hat in solchen Momenten sicher kolossalen Spaß mit mir. Während ich meine pessimistischen Elegien vor der Reise auf mehrere Menschen verteilen konnte, treffen sie momentan fast ausschließlich ihn. In meinem Alltag in Deutschland hatte ich meinen Pessimismus besser im Griff. Die Reise zeigt mir, dass der Weg zur Zenmasterin noch ziemlich weit ist.

Kompromisse, Kompromisse, Kompromisse

Ein weiteres Problem, das auf Reisen besonders akut wird: Was machen wir, wenn die Interessen auseinandergehen? Was, wenn der eine gerade Lust hat auf Stadt und die andere lieber weiter am Strand chillen und surfen will? Wir versuchen in solchen Situationen, einen Kompromiss zu finden, der für uns beide tragbar ist.
Die wahre Kunst ist es, auf lange Sicht so zu planen, dass sich beide Parteien in der Reisegestaltung wieder finden. Egal, wie gut man sich kennt und wie ähnlich die Interessen auch sein mögen, unterschiedliche Wünsche gehören dazu.

Teamplay

Eine weise Freundin sagte einmal, dass man als Paar das Gefühl haben muss, ein gutes Team zu sein. Auf Reisen gilt das ganz besonders, schließlich gibt es jeden Tag viele Situationen, in denen ich mich zu hundert Prozent auf meinen Freund verlassen muss und er sich auf mich. Reisen mit jemanden, der permanent vergisst, seinen Teil der Aufgaben zu erledigen oder ständig zu spät zu Treffpunkten kommt? Schwierig.

Gelassenheit!

Gemeinsame Abende auf der Couch, verkaterte Tage im Bett, zusammen Abendessen – das gibt es gerade alles nicht mehr. Auf unserer Reise haben wir andere Routinen. Das kann für Stress in der Beziehung sorgen, macht aber auch Spaß, wir wollten ja Veränderung. Die größte Herausforderung ist ohnehin die Reise selbst: Wo übernachten wir heute? Wie sicher ist der Weg, den wir fahren? Kann man das essen? Nicht immer gibt es darauf Antworten, die mich zufriedenstellen.
Das Wichtigste, was ich bisher auf unserer Reise gelernt habe: Man muss gelassener werden; sich selbst gegenüber, dem Partner gegenüber und vor allem gegenüber der fremden Umgebung. Das versuche ich mir so oft wie möglich zu sagen, wenn wir uns nach mehreren Stunden Autofahrt mal wieder in die Haare kriegen.

USA – Die Nationalparks im (Mittleren) Westen

Die Nationalparks im mittleren Westen der USA sind einzigartig und wahnsinnig schön. Sie sind völlig zu Recht so beliebt bei Touristen aus der ganzen Welt. Doch was erwartet einen wo? Wir haben uns für euch durch all unsere Fotos gewühlt, um die schönsten herauszusuchen und euch einen kleinen Überblick zu geben. Viel Spaß!

Peter und Arches

I. Yosemite Valley

Unsere Rundreise beginnt im Yosemite Valley, einem der überlaufendsten Nationalparks in den USA. Ihr wollt ohne Reservierung einen Campingplatz unten im Valley aufsuchen? Vergesst es lieber. Das kleine Tal ist nunmal nicht allzu groß und damit auch noch ein bisschen Natur übrig bleibt, muss man die Zahl der Campingstellplätze unter den gefühlten 5000 halten, die hätten vermietet werden können. Durchaus nachvollziehbar bei dem kleinen, wirlich gut versteckten Naturkunstwerk – ein flaches, etwa 800 Meter breites Tal, das von Steilwänden umragt wird, die sich auch mal 1000 Meter über einem auftürmen. Dazu noch der wirklich beeindruckende Half Dome – ein Berg von einem Steinbrocken, der über dem Tal thront. Wer keinen Stellplatz im Tal ergattern konnte, sollte trotzdem nicht traurig sein, man kann ja für einen Spaziergang sein Auto unten parken und ansonsten außerhalb des Valley, aber noch auf Nationalparkgebiet, parken. Dieses umfasst nämlich noch viel mehr wunderschöne Natur und wirklich verdammt viele Wanderwege. Für Yosemite alleine könnte man eine Woche Wanderurlaub einplanen und langweilig würde einem dabei sicherlich nicht werden. Nur Eichhörnchen sollte man hier nicht füttern (wie woanders selbstverständlich auch nicht), schließlich haben Eichhörnchenflöhe vor kurzem ein paar Reisende mit der Pest infiziert. Ja, es gibt sie noch und ja, mittlerweile ist sie heilbar. Will man aber trotzdem nicht haben, also schön die Nüsschen selbst naschen und nix abgeben.

Iron Dome

Eva Yosemite

II. Death Valley

Mitten im Sommer durch die Wüste fahren? Kann man machen, machen auch viele. Mitten im Sommer in der Wüste übernachten? Kann man auch machen, machen aber kaum Leute. Wir haben für euch getestet, warum. Überraschenderweise ist es heiß, sehr heiß. Selbst nachts rutscht das Thermometer oft nicht unter 30 Grad. Man schwitzt sich buchstäblich den Arsch ab und der Ratschlag, jede Stunde mindestens einen Liter Wasser zu trinken, sollte tatsächlich eingehalten werden. Ansonsten beeindruckt das Death Valley aber durch einen beeindruckenden Sternenhimmel, viel Leere zum Starren und einen unfassbar heißen Wind. Nicht umsonst heißt eine der wenigen Oasen hier „Stovepipe wells“, also Ofenrohr. Außerdem kann man mit etwas Glück bei 60 Meter unterhalb des Meeresspiegels Koyoten beobachten.

death valley

III. Zion Canyon

Der Zion Canyon ist ziemlich genau das, was man sich unter dem Prototyp eines Canyons vorstellen kann. Steil aufragende Felden links und rechts eines kleinen Bächleins, dass sich nach starken Regenfällen irgendwo fernab im Gebirge plötzlich zu einem reißenden Strom verwandeln kann. Grandiose Ausblicke vom Rande des Canyons – sobald man einmal die lächerlichen paar hundert Meter nach oben geklettert ist. Von dort erscheint einem Zion tatsächlich wie ein Vorbote des Paradieses: Mitten in kargem Land fließt frisches Wasser und alles wirkt grüner, lebendiger als in den wunderschönen, aber schroffen Sandsteinlandschaften, durch die man sich gerade bei 35°C aufwärts gequält hat. Der Zion Nationalpark ist zwar nicht wirklich groß, aber groß genug für ein ganzes Wochenende ist er allemal. Es gibt genug Wanderwege, sodass man auch nicht zwingend den ziemlich überlaufen wirkenden Pfad nach Angels Landing gehen muss. Definitv ein Kleinod, wenn auch kein wirklich verstecktes.

Zion Nationalpark

Zion Nationalpark 2

IV. Bryce Canyon

Hat jemand von euch schon einmal das sächsische Elbsandsteingebirge gesehen? Oder die Feenkamine bei Göreme in der Türkei? Dann habt ihr einen Eindruck von Bryce Canyon. Anders als der Name vermuten macht ist Bryce nämlich gar nicht wirklich ein Canyon, sondern eine Abbruchkante an einem Hochplateau. Eine Abbruchkante mit hunderten Felsnadeln aus glühend rotem Sandstein! Der Anblick ist wirklich beeindruckend, besonders vom Inspiration Point, der hoch über einem Halbrund dieser als „Hoodoos“ bezeichneten Felsnadeln liegt. Auch eine Rundwanderung durch die hoch aufragenden Felsen ist beeindruckend, wenn auch durch das ständige auf und ab etwas mühsam. Hat man Aussichtspunkt und Wanderung hinter sich, liegen die Sehenswürdigkeiten von Bryce Canyon schon hinter einem. Ein Nationalpark, der ohne Probleme an einem Tag erkundet werden kann.

Bryce Canyon Nationalpark

Bryce Canyon 2

V. Monument Valley

Die meisten Menschen haben (mindestens) einen Ort auf der Welt, den sie in diesem Leben unbedingt einmal mit eigenen Augen sehen wollen. Das kann der Mount Everest, Ankor Wat, das Great Barrier Reef oder auch das Grab von Franz Kafka sein, in jedem Fall besteht ein tiefer innerer Zwang, diesen Ort unbedingt sehen zu müssen. Nicht zu wollen, nein zu müssen, will man zum Ende seines Lebens mit heiligem Ernst sagen können, dass alles irgendwie auch ganz ok gewesen ist. Für mich war einer dieser Orte das Monument Valley. Diese großen, glühend leuchtende Tafelberge haben mich fasziniert, seitdem ich zum ersten Mal ein Bild davon gesehen habe. Lucky me, ich bin dort gewesen. Abgesehen davon, man bei einer solchen Überhöhung naturgemäß immer etwas voreingenommen ist, ist der Navajo Tribal Park (Monument Valley ist Teil des Navajo-Reservats) eine Stippvisite durchaus wert. Viel machen kann man zwar nicht – die einzige Aktivität besteht in einer 40 km langen, staubigen und löchrigen Sandpiste, die man mit seinem Auto abfahren kann – aber allein der Blick auf diese Berge ist sowas von beeindruckend. Mehr braucht es gar nicht. Das man nebenbei seine Devisen bei einem Indianerstamm ausgibt, der offensichtlich nicht den einfachen Weg des Casinobaus zur Bekämpfung der Armut gegangen ist, kann man getrost als positiven Nebeneffekt betrachten.

Monument Valley

Peter und Monument Valley

VI. Mesa Verde

Mesa Verde ist ein Hochplateau, nur ein Teil davon ist ein Nationalpark. Hier siedelten gut versteckt bis ungefähr 1300 n.Chr. Familien vom Stamm der Pueblo First Nation. Irgendwann im 13. Jahrhundert verschwanden die Menschen plötzlich, bis heute ist nicht genau geklärt, warum. Wahrscheinlich gab es eine lange Dürreperiode, in deren Folge alle Wasser- und Holzressourcen aufgebraucht wurden, was die Menschen schließlich dazu zwang, ihre Häuser zu verlassen, alles aufzugeben und weiterzuziehen. Wer sich mehr als eine der kunstvoll an den Fels geklebten Behausungen ansehen möchte, sollte sich im Visitorcenter ein Ticket für eine der zahlreichen Führungen kaufen. Frei zugänglich ist nur eine Felsstadt.
Wanderwege gibt es in Mesa Verde nur wenige, aber die paar Kilometer, die ausgebaut sind, reichen, um einen Einblick über die karge, aber schöne Landschaft auf der Hochebene zu gewinnen, die immer wieder von Canyons durchzogen wird. Außerdem kann man sich noch ein paar Peroglyphen ansehen.

Mesa Verde

Mesa Verde 2

VII. Arches

Der Arches-Nationalpark liegt am nördlichen Rand von Mormonistan (Utah), in der Nähe der Stadt Moab und ist ein Abenteuerspielplatz in beeindruckender Kulisse. „Arches“ sind natürliche Brücken, die Wind und Wasser in den roten Sandstein erodiert haben. Wandern im Arches Nationalpark bedeutet, von Stein zu Stein zu springen und Wegen zu folgen, die nur mit Steinhäufchen markiert sind. Das macht natürlich wahnsinnig viel Spaß, strengt in der Hitze aber auch wahnsinnig an. Beliebtestes Ziel ist der so genannte „Delicate Arch“, der so exponiert in der Gegend rumsteht, dass er aus der Masse der Bögen herausragt. Der Wanderweg hierhin geht über einige Kilometer über den blanken Fels, ohne das geringste Fitzelchen Schatten. Wir waren zum Glück an einem halbwegs bewölkten Tag dort, sonst wäre die Hitze wohl wirklich unerträglich gewesen.
Ansonsten lohnt sich Arches für Kinder jeden Alters.
Die Region um Moab ist grundsätzlich eine Reise wert. Das Städtchen ist als Outdoormekka bekannt, man kann hier klettern, raften und Mountainbiken. Die Campingplätze und Motels sind daher entsprechend beliebt.

Arches Natonalpark 1

Arches 2

VIII. Canyonlands

Die Canyonlands sind ein riesiger, weitläufiger Nationalpark in der Nähe von Moab. Einige Bereiche der Canyonlands können nur mit Jeeps und anderen geländegängigen Wägen befahren werden. Hier ist Wüste angesagt. Schon morgens um 8 Uhr brennt die Sonne vom Himmel und es gibt keinen Schatten. In den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts wurde hier Uran gefördert, deswegen ist die Ödnis bis heute mit einem Netz von Schotterpisten durchzogen. Früher fuhren dort die LKWs, heute kommen Jeepfahrer aus ganz Amerika hierhin, um endlich mal Gas geben zu können.
Daneben gibt es eine wahre Fülle von Wanderwegen. Einen davon haben wir getestet, was uns die bisher anstrengendste Wanderung der Reise beschert hat. Es war heiß, die Sonne hat gebrannt und wir mussten einen Canyon erst runter- und dann wieder hochsteigen. Ein Teil des Weges ging einen „Wash“ hoch, also ein Flussbett, was nur nach Regenfällen Wasser führt. Da es in diesem Teil der USA im Sommer immer wieder zu Gewittern und lokalen Regenfällen kommt, muss man dort ein wenig aufpassen.
Auch dieser Nationalpark ist sehr beeindruckend, längere Wanderungen sollte man aber nur mit ausreichend Wasser im Gepäck und wenn möglich am Morgen bzw. Vormittag durchführen.

Canyonlands 1

Canyonlands 2

IX. Sequoia National Park

Im Sequoia Nationalpark gibt es eine ganz klare Hauptattraktion: Bäume. Riesenhafte Mammutbäume, die im Englischen Redwoods und in einer alten amerikanischen Sprache Sequoias genannt werden. Die werden hier größer als irgendwo anders auf der Welt, wobei aber fein säuberlich aufgeteilt wird, welcher der vielen Sequoias denn der höchste, der voluminöseste oder der mit dem dicksten Durchmesser ist. Jaja, alles nicht so eindeutig, das mit dem Größten.

In jedem Fall ist der Sequoia Nationalpark durchaus mit einigen ansehnlichen Exemplaren ausgestattet, die man sich auf einem ultrarollstuhlgerechten kurzen Weg anschauen kann. Das mit den rollstuhlgerechten Wegen können die USA, das muss man Ihnen lassen. Außerdem gibt es noch einige andere, längere Wege und ganz in der Nähe ist sogar ein 4000m hoher Berg, der allen Bekundungen nach der mit am einfachsten zu besteigende 4000er weltweit sein soll. Nur einen Tag eingewöhnen sollte man sich davor auf etwa 2500 Meter, wegen der Höhenkrankheit. Langsam geht es zum Sequoia nämlich nicht bergauf, in 20 Meilen Anfahrt klettert man mal eben 2000 Meter in die Höhe. Oben gibt es dafür wundervolle alpine Landschaften, Rehe, die einen aus 2 Meter Entfernung blöd anglotzen und wirklich absurde Bäume, die einfach mal eben weiterleben und weiterwachsen, auch wenn das letzte große Feuer den halben Stamm weggefräst hat. So siehts aus: Der Jungbrunnen ist keine Badewanne, sondern ein 50m hoher und ebenso viele Tonnen schwerer Baum. Na dann.

Über der Baumgrenze im Sequoia

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X. Grand Canyon

Der Grand Canyon ist groß. Wirklich groß. Ich meine er ist so groß, dass man allein 4 Stunden fahren muss, um von seinem Nordrand zu seinem Südrand zu gelangen. Außenrum, versteht sich, denn eine Straße führt nicht nach unten. Nur zwei Pfade vom Süden aus und einer vom Norden, dessen obere Kante gut 300m höher liegt, als die des South Rim. Daher schneit es am Nordrand, ungefähr auf der Höhe Nordafrikas, auch deutlich mehr als am Südrand, bis zu 4 Meter im Jahr, und der nördliche Zugang zum Grand Canyon ist im Winter geschlossen. Es ist sowieso der ruhigere und beschaulichere Teil des Nationalparks, dessen südliches Ende mit McDonalds & Konsorten, eigenem Flughafen und einer eigenen Zugstrecke (in den USA!!) aufwartet, um die gut 4 Millionen Besucher pro Jahr durchzunudeln. Wobei ruhig und beschaulich nicht bedeutet, dass man im Nirgendwo und ohne Infrastruktur darben muss – eine Lodge, ein Café, ein General Store und eine Tankstelle ist auch hier zu finden. In seinen dezenten Ausprägungsformen wünsche ich mir die Infrastruktur der Nationalparks in den USA wirklich überall, wo man gerne wandern will. Außerdem am Nordrand des Grand Canyon zu finden: Ein paar mäßig spannende Wanderwege, tolle Aussichten und eine große Bisonherde. Letztere wollte ein Farmer mit Kühen kreuzen, was irgendwie doch nicht funktioniert hat. Jetzt fressen und trinken die Bisons den anderen Tieren die Lebensgrundlage weg und keiner weiß so recht, was er mit den Tierchen anfangen soll. Tjo.

Dass es mit dem Kreuzen von Tieren auch besser funktionieren kann, kann man am South Rim und am Grund des Grand Canyon beobachten. Denn ohne Mulis, die den beschwerlichen Weg zur Phantom Ranch, einer Lodge und einem Campground ganz unten am Colorado River, mit allerlei Gepäck auf sich nehmen, wäre ein Abstieg und eine Übernachtung nach 12 km Wegstrecke und 1400 Höhenmeter sicher weniger angenehm. Schließlich sorgen die Packtiere dafür, dass man auch auf der Ranch noch ein kühles Biertje trinken kann, bevor man sich am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe wieder auf den Weg nach oben macht. Und früh sollte man aufstehen, damit man auf dem Bright Angel Trail aufwärts noch die meiste Zeit im Schatten laufen kann. Andernfalls darf man sich getrost darauf einstellen, bei gefühlten 50° im Devil’s Corkscrew, einem von mehreren fiesen Aufstiegsstellen, rösten zu lassen. Egal, weiter, immer weiter. Denn abgesehen vom Gefühl, einmal bis zum Grund des Grand Canyon und wieder hoch gelaufen zu sein, wartet am obersten Rand des Canyons im General Store ja noch eine andere Großartigkeit: Ein Erdnußbuttereis.

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Beweisbild: Am Grunde des Grand Canyon

Beweisbild: Am Grunde des Grand Canyon

Erst die Kirschen, dann das Bier

Für den vierten Teil meiner Kolumne für die Stuttgarter Zeitung bin ich unter die Kirschpflücker*innen gegangen. Peter und ich haben 9 Tage bei der Ernte im kanadischen Okanagan Valley geholfen.

Es war eine spannende Erfahrung, aber ich bin auch froh, dass wir jetzt weiterreisen und ich keine Kirschen mehr sehen muss“, sage ich zu meinem Freund, als wir nach neun durchgearbeiteten Tagen im Innenhof der Kirschfarm sitzen und mit unseren Kollegen das Ende der Kirschernte feiern. Elf Tage haben wir im Okanagan Valley, der heißesten und trockensten Ecke Kanadas verbracht und jeden Tag bis zu neun Stunden lang am Fließband Kirschen sortiert und gepackt, um unsere klamme Reisekasse aufzufüllen.

Der größte Teil der 60 Erntehelfer stammt aus dem französischen Teil Kanadas, aber wir lernen auch Deutsche, Tschechen und Holländer kennen. Der älteste ist 33 Jahre alt, der Jüngste erst 19. Die Erntehelfer sind Reisende wie wir und versuchen, möglichst viel Geld zu verdienen, um danach weiter reisen zu können. Fast alle campen auf dem Gelände, auf dem es eine voll ausgestattete Küche, Duschen und Toiletten gibt.

Nach der Ernte kreisen Bierdosen und Weinflaschen

Die Arbeitstage laufen meist nach dem gleichen Muster ab. Wir stehen morgens – viel zu früh – auf, frühstücken, packen den ganzen Vormittag Kirschen, machen Mittagspause, packen den ganzen Nachmittag Kirschen. Danach geht es entweder an den Strand oder in den Supermarkt um Essen einzukaufen. Abends sitzen wir zusammen, Bierdosen und Weinflaschen kreisen. Die Atmosphäre bewegt sich irgendwo zwischen Feriencamp und Hippiekommune. Wir erzählen uns gegenseitig von unseren Reise- und Lebensplänen und holen uns Tipps und Anregungen.

Nach zwei Tagen haben wir uns an die Arbeit am Fließband gewöhnt, können uns nebenbei unterhalten und lernen unsere Kollegen besser kennen. Da sind Audrey und Jesse, ein frankokanadisches Pärchen Mitte zwanzig, das campen war und nun Geld braucht, um weiter Urlaub machen zu können. Eigentlich wollten sie maximal zwei Wochen auf der Kirschfarm verbringen, haben ihren Aufenthalt aber wegen der verhältnismäßig gut bezahlten Arbeit und der netten Kollegen verlängert. Da ist Chris, ebenfalls Frankokanadier, bei dem nach der Ernte zwei Monate Asien auf dem Programm stehen. Danach will er vielleicht bei der Ernte in Australien helfen, ein Restaurant eröffnen oder „etwas ganz anderes machen“. Die Australierin Madeleine möchte nach Alaska und dann weiter nach Mexiko reisen. Kaum jemand macht Pläne, die über die nächsten Monate hinausgehen.

Nun soll es Richtung Süden gehen

Um ihren Sommer im Kirschhain zu verbringen, haben die meisten Franko­kanadier eine Strecke von mehr als 4000 Kilometer zurückgelegt. In Quebec gibt es kaum Ferienjobs, und außerdem ist das Wetter nicht so schön, erzählen sie uns. Die meisten verbinden das Nützliche mit dem Angenehmen und fahren weiter in den Westen, Richtung Vancouver oder Vancouver Island, um noch ein paar Wochen den Sommer zu genießen – ganz ohne frühes Aufstehen und Kirschernte. Auch wir ziehen weiter, allerdings in Richtung Süden, wo Portland, Seattle­ und San Francisco auf uns warten.

An dieser Stelle könnt ihr den Originaltext auf der Seite der Stuttgarter Zeitung nachlesen.

Oregon

Was sagt es eigentlich über ein Land aus, wenn es sich nicht nur ein Nationalsäugetier (Biber), einen Nationalbaum (Douglas-Tanne), ein Nationalkrustentier (dungeness crab) und ein Nationalgetränk (Milch) erwählt, sondern auch eine Nationalmikrobe? Es bedeutet einiges – wenn denn diese Nationalmikrobe ausgerechnet die Brauhefe ist.

  • Strand am Cape Blanco
Nun bin ich ja was Bier angeht eher ein Purist – gebt mir ein Augustiner und ich bin glücklich – dennoch muss ich nach einem Besuch in Oregon sagen, dass auch die Menschen hier leckeres Bier brauen. Auch wenn es nicht immer das hält, was es verspricht: Das „Hefeweizen“ schmeckt zwar lecker, aber nicht nach Hefe und das „Kölsch“ nicht so schnell abgestanden wie das original Kölner Kölsch. Anders ist eben oft auch besser. In Portland jedenfalls werden die amerikanischen Varianten derselben ebenso oft ausgeschenkt wie IPA, Summer Ale oder auch „Radler“, gerne auch mal mit einem Snack auf „Sauerteig“-Brot. So viele deutsche Worte wie zur Zeit haben sich wohl selten zuvor in die englische Sprache eingenistet – und besser als „Weltschmerz“ oder „Blitzkrieg“ sind sie allemal.

Aber weg von der Sprache und zurück zu Oregon. Nur auf Craft Bier sollte man diesen Staat nämlich auf keinen Fall reduzieren, auch wenn die Oregonesen (?) so stolz auf ihr zweites Nationalgetränk sind, dass sie den Genuss desselben sogar in Parks, Stränden und Biergärten zulassen, in denen auch gleichzeitig geraucht werden darf. Für die Zustände, die ich bislang in den USA erlebt habe, muss diese liberale Geisteshaltung eigentlich fast schon der Vorhort der Hölle sein. Und dann dürfen die Oregoner (??) auch noch legal kiffen – wenn das nicht der Satan persönlich angeordnet hat…

Egal, denn die landschaftliche Vielfalt in Oregon könnte man dafür im Gegenzug geradezu als himmlisch bezeichnen. Es gibt den übriggebliebenen Krater eines Supervulkans, der nun ein 500m tiefer See mit absurd blauem Wasser ist, eine Insel im ultratiefen, aber nicht soo großen See inklusive. Es gibt ausgedorrte Steppen und lichte Tannenwälder im Inland und eine 400 Meilen lange und geradezu aberwitzig schöne Küste. Man findet putzige kleine Städtchen wie Astoria und eine angenehm unamerikanische Großstadt mit Portland, die nicht aus einem abgestorbenen Wolkenkratzerwüsten-Downtown samt Suburbs besteht und zu Fuß und mit einem wirklich guten öffentlichen Nahverkehrssystem (sorry Seattle) besichtigt werden kann. Und es ist günstig, verglichen mit Californien und Washington zumindest.

Auch auf die Gefahr hin mich fast schon wie das Fremdenverkehrsamt der Oregoni (???) anzuhören – eine Reise durch Oregon wäre allein schon den Flug über den großen Teich wert.

Alaska, Teil zwei

Hier nun, mit weniger weichem Hirn, der zweite Teil des großen Alaskareiseberichts.

Wie ich im ersten Teil schon sagte, kann man Anchorage aus touristischer Sicht beiseite lassen. Die Halbinsel, die sich an Anchorage anschließt, lohnt aber einen Besuch. Leider hatten wir sehr schlechtes Wetter und wenig Zeit, so dass wir nur ein wenig am Turnagain-Arm entlang gefahren sind. Eigentlich wollten wir uns einen Gletscher ankucken, der in einen See kalbt, aber das Wetter hat uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber allein schon der Blick aufs eisblaue Gletscherwasser war beeindruckend. Außerdem sieht der Pazifik hier aus wie die Nordsee und als Norddeutsche bekomme ich dann sofort Heimweh und will ganz viele Fotos von grauem Schlick machen.

Wir sind dann also weiter Richtung Süden gefahren, am Wrangell St. Elias Nationalpark vorbei. Falls ihr mal 300 Dollar übrig habt, macht doch einen Gletscherrundflug und erzählt mir, wie der Blick so war, ich hatte dafür leider nicht das nötige Kleingeld. Das ist leider die Kehrseite der Medaille. Die USA an sich sind schon teuer, in Alaska zahlt man dann zusätzlich noch drauf. Nehmt bloß genug Geld mit. Dafür kann man aber in Alaska in der Regel auf jedem Parkplatz entlang der Highways nächtigen und dadurch Geld sparen, wenn es einem nichts ausmacht, direkt an der Straße zu schlafen. Aber ich schweife ab. Am Wrangell Nationalpark vorbei fuhren wir zum Kluane Nationalpark. Dieser liegt dann wieder im Yukon, aber das macht ja nichts. Der Kluane ist nicht ganz so überlaufen wie die anderen Nationalparks in der Ecke und bietet Wandermöglichkeiten und schöne Ausblicke. In Haines Junction (mit ca 250 Einwohnern übrigens eine der größten „Städte“ im Yukon) kann man ganz ausgezeichnete Cranberriescones essen, was man auf gar keinen Fall versäumen sollte.
Ansonsten ist das große Highlight hier der Highway zwischen Haines Junction und Haines, welches dann wieder in Alaska liegt. Man fährt über 1000 Meter hohe Passstraßen und die Landschaft ist beeindruckend karg und gleichzeitig voller Leben. Das klingt furchtbar kitschig, ist aber wirklich so.

Haines selbst ist eine kleine entspannte Stadt am Wasser, die zum Glück nur recht selten von Kreuzfahrtschiffen heimgesucht wird. Hier kann man wunderbaren geräucherten Lachs kaufen, es gibt tatsächlich einen bezahlbaren Campingplatz mitten in der Stadt und die Wanderung auf den Hausberg Mount Ripinsky ist zwar hart anstrengend (vorallem mit Höhenangst), aber der Blick auf die umliegenden Gletscher und das Meer entschädigt für die Qualen.

Da ein Abstecher nach Juneau zeitlich nicht drin war, sind wir dann mit der Fähre weiter nach Skagway gefahren. Hier erlebt der geneigte Besucher, was passieren kann, wenn man 5-6 riesige Kreuzfahrtschiffe auf ein kleines Städtchen loslässt. Es ist verstörend. Die ganze Stadt quillt über mit Rentnern und Menschen, die schon mit 35 im geistigen Rentenalter sind und jedes zweite Haus beherbergt einen garantiert authentischen Goldrauschjuwelenladen.
Wir haben diesen Ort so schnell wie möglich hinter uns gelassen. Hinter Skagway wird es dann nämlich wieder sehr sehr schön. Der Highway schlängelt sich wieder auf über 1000 Meter in die Höhe und die Landschaft ist noch beeindruckender als auf der kanadischen Seite zwischen Haines Junction und Haines. Dieser Abstecher hat sich definitiv gelohnt.

Auf den Spuren der Goldgräber

Ich habe gesehen, dass ich den dritten Teil meiner Reisekolumne für die Stuttgarter Zeitung noch gar nicht online gestellt habe. Na so etwas aber auch.

In diesem Teil geht es um den Goldrausch am Klondike und seine Bedeutung für die Geschichte Kanadas und der USA.

Einst trieb es Tausende in den Norden Kanadas. Noch heute wird in Dawson City geschürft. Unsere Kolumnistin Eva Horn hat sich am Zusammenfluss von Yukon und Klondike vorgestellt, wie es früher war.

Dawson City – Während ich diesen Text schreibe, sitze ich in dem Auto, das seit ungefähr fünf Wochen mein Zuhause ist. Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Stunden ich hier drin verbracht habe, aber es sind viele. Das Auto ist unser Kleiderschrank, unser Schlafzimmer, unsere Küche und nicht zuletzt unser Fortbewegungsmittel. Mehr als 6000 Kilometer haben wir schon zurück­gelegt, haben es über einsame Pässe und Straßen über die Yukon-Territorien nach Alaska geschafft. Im Gegensatz zu den meisten anderen Campern haben wir keinen Wohn­wagen der Größe eines Gigaliners, trotzdem ist unsere Art des Reisens geradezu luxuriös, im Vergleich mit den Widrigkeiten, die Menschen vor 120 Jahren auf sich nahmen, um an den Yukon oder nach Alaska zu reisen.

Bei eisiger Kälte sind sie über tief verschneite Pässe gelaufen, oft mit ihrem kompletten Hausstand auf dem Rücken. Nur die Wohlhabenderen konnten sich einen Träger leisten. Schon die Überfahrt von der amerikanischen Westküste gen Norden war gefährlich, zahlreiche Schiffswracks entlang der Küste zeugen davon. Heute kann man auf dem Highway unkompliziert reisen (wenn man von Schlaglöchern und anderen Straßenschäden absieht) und die beeindruckende, raue Landschaft auf sich wirken lassen. Lediglich das Sitzfleisch wird auf eine harte Probe gestellt.
Im Jahre 1897 hatten die Reisenden anderes im Sinn als Landschaft und wilde Tiere zu betrachten. Man hatte an einem Nebenfluss des Yukon, dem Klondike River, größere Mengen Gold gefunden. Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und trieb mehr als 100 000 Glücksucher in den hohen Norden, löste den letzten großen Goldrausch der Geschichte aus und machte den Klondike River und Dawson City zu einem Mythos. Das Leben der indigenen Bevölkerung der Region änderte sich innerhalb weniger Jahre tiefgreifend. Viele Menschen starben an Krankheiten, die die Siedler einschleppten. Auch die Lebensweise der Stämme veränderte sich.

Nach und nach wird uns bewusst, wie wichtig die verschiedenen Goldräusche für die kanadische und amerikanische Geschichte sind. Überall finden sich Überbleibsel dieser Vergangenheit, manche werden kreativ genutzt. Lehrtafeln erzählen vom Leben der indigenen Bevölkerung, von Goldsuchern, Nachtclubtänzerinnen und ganzen Familien, die in den Norden wanderten. Bis heute wird in der Region Gold geschürft, mit immer moderneren Methoden, um dem Gestein noch das letzte bisschen Goldstaub abzutrotzen. Auch Touristen dürfen an einigen Claims Gold schürfen, also versuchen auch wir unser Glück.

Dawson City ist heute ein lebendes Museum mit 1600 Bewohnern. Viele Häuser von damals sind stehen geblieben und wurden zum Teil aufwendig restauriert. Im Sommer dauert der Tag bis zu 21 Stunden, alles blüht, wächst und gedeiht, und die Stadt ist gefüllt mit jungen Menschen aus Vancouver oder Toronto, die in den Restaurants, Bars und Museen arbeiten. Genug Zeit für uns, in den Kneipen von Dawson Bier zu trinken und uns zu überlegen, welcher Goldsucher wohl vor 120 Jahren auf unserem Platz saß.

An dieser Stelle könnt ihr den Originaltext auf der Seite der Stuttgarter Zeitung nachlesen.

Alaska, Teil eins.

Wir sind gerade in Summerland, Okanagan, dem heißesten Fleckchen Kanada. Ausgerechnet hier, bei über 30 Grad schreibe ich nun also mit halb aufgeweichtem Hirn einen Text über Alaska. Challenge exepted.

Eva Denali

Alaska, das heißt in erster Linie: Ganz viel Natur, viele Highwaykilometer und wenig Menschen. Nicht ganz so wenige wie im Yukon, aber trotzdem, Alaska ist weit davon entfernt, dicht besiedelt zu sein. Und das ist auch gut so. Fairbanks und Anchorage, die beiden mit Abstand größten Städte des Landes, bestechen in erster Linie durch ihre Hässlichkeit. Anchorage musste in den 1960er Jahren nach einem schweren Erdbeben mehr oder weniger über Nacht wieder aus dem Boden gestampft werden und das sieht man der Stadt auch an. Es gibt es paar ganz schöne Parks aber das wars dann auch schon. In erster Linie gibt es viele Supermärkte und sonstige Infrastruktur, die man braucht, um sich möglichst lange wieder in der Natur aufhalten zu können. Außerdem gibt es ein paar Kinos und wir haben sogar eine passable Cocktailbar gefunden. Ansonsten gilt: Lebensmittel in Alaska sind teuer, Essen gehen ist noch teurer.

Fairbanks besticht in erster Linie durch zwei große Armee- bzw Luftwaffenstützpunkte, außerdem dient die Stadt als Drehscheibe für den Weg weit in den Norden. Auch hier gibt es zahlreiche Supermärkte und andere Infrastruktur.

Kommen wir nun zu den schönen Seiten Alaskas, die außerhalb der Städte zu finden sind. Schon die Einreise über den „Top of the World“ Highway ist ein Erlebnis. Man fährt ganz weit oben durch menschenleere Gebirgszüge, die Landschaft ist karg und unendlich weit. Die Grenzstation ist lediglich im Sommer geöffnet und liegt am ungefähr höchsten Punkt der Passstraße. Für US-amerikanische Grenzbeamte sind die Menschen dort unfassbar freundlich und entspannt.

Auf dem Weg gibt es nur eine Tankstelle und auch sonst außer ein paar Goldschürferhütten keine Zeichen von Zivilisation und so ist man froh, dass es in Tok, einem typischen hässlichen amerikanischen Straßenkreuzungsdorf, zahlreiche Tankstellen und einen Supermarkt gibt.

Aber ich wollte ja von der Natur erzählen. Da ist zunächst natürlich der Denali, Alaskas wohl bekanntester Nationalpark. Er liegt direkt am Highway zwischen Fairbanks und Anchorage und ist entsprechend leicht zu erreichen. Das merkt man, denn es ist VOLL mit Rentnergruppen aus aller Welt, die anscheinend kollektiv beschlossen haben, dass der Besuch des Denali zu einem gelungenen Ruhestand unbedingt dazu gehört. Mit großem Glück bekommen wir den letzten Platz auf dem riesigen Campingplatz am Eingang des Denali. Unseren Shuttlebus in den Nationalpark hinein haben wir in weiser Voraussicht schon ein paar Tage vorher im Internet gebucht.
Für den Denali sollte man sich unbedingt ein paar Tage Zeit nehmen, haben wir gehört. Ich kann das nur so weitergeben. Wir waren 2,5 Tage im Nationalpark unterwegs. Die genauen Modalitäten, Eintrittspreise und Shuttlebusse kann man auf der wirklich ausführlichen und pädagogisch wertvollen Homepage nachlesen.

Peter_Denali

Am ersten Tag laufen wir ein paar Kilometer in der Nähe des Eingangs und stehen plötzlich vor der parkeigenen Schlittenhundzucht. Die tägliche Show ist gerade zu Ende gegangen und die Hunde werden gefüttert. Vor einem Käfig ist eine größere Menschentraube: SCHLITTENHUNDWELPEN!!1! Ich mag ja Hunde ja eigentlich gar nicht so gerne, aber Schlittenhunde schon. Und Welpen noch viel mehr. In Gedanken sehe ich mich schon die Rangerinnen ablenken und mit einem putzigen Haufen Hund den Park verlassen, entscheide mich aber im letzten Moment dagegen, diesen Plan umzusetzen. Die süßen Dinger sind schließlich Profis und brauchen professionelles Training.

Am nächsten Tag warten wir dann auf den Shuttlebus, der uns (und ein paar der oben schon erwähnten RenterInnen) in den Nationalpark hineinfährt. Privat-PKWs dürfen nur die ersten 20 km auf der einzigen Straße, die in den Park hineinführt, fahren, danach geht es nur noch mit einem der Busse weiter. So sitzen wir also 3 Stunden in dem Bus, der immer wieder langsamer fährt, weil irgendwo „Wildlife“ zu sehen ist. Die meisten Menschen warten sehnsüchtig auf ihre Chance, einen Grizzlie in freier Wildbahn zu sehen. Wir hingegen wollen in erster Linie am Endpunkt des Busses ankommen, denn dort wollen wir querfeldein wandern gehen. Wir fragen also nach guten Routen und laufen schließlich einen riesigen Strom entlang. Die Flüsse in Alaska sind in der Regel weit ausgebreitet, dass Flussbett ist mehrere Kilometer breit. Während wir durch das steinige Flussbett stolpern, sehe ich plötzlich einen Grizzlie, zum Glück mehrere 100 Meter entfernt. Der Bär interessiert sich zum Glück nicht die Bohne für uns und quert das Flussbett. Ich schwanke zwischen „OH MEIN GOTT ein Grizzlie wie toll!!“ und „OH MEIN GOTT ein Grizzlie, hoffentlich kommt er nicht näher!!“. Das Tier ist riesig und wir bleiben angemessen beeindruckt zurück. Nachdem der Bär nicht mehr zu sehen ist, wagen wir uns wieder zurück zur Bushaltestelle. Da wir keinen kleinkindgroßen Fotoapparat besitzen, gibt es leider kein Foto davon.

Auf dem Rückweg sehen wir nochmal einen Bären, diesmal ein deutlich kleineres Tier. Die Menschen im Bus sind beeindruckt und ihre meterlangen Fotoapparate klicken wie wild. Ihr Tag war erfolgreich, denn sie haben einen Bären gesehen.

Am dritten Tag entscheiden wir uns, mit dem Auto die erlaubten 20 km in den Park hineinzufahren und dort wandern zu gehen. Der Weg entpuppt sich als wunderschöne, aber auch anstrengende Gebirgswanderung mit schönen Panoramaausblicken. Als wir nach dem Rückweg gerade ins Auto einsteigen wollen, wird es um uns herum laut und Menschen zücken ihre riesigen Fotoapparate. Wir sehen uns um und tatsächlich: Ein Rentier mit beeindruckendem Geweih läuft nur wenige Meter an uns und den anderen Touristen vorbei.

Rentier

Wir haben Glück, am nächsten Tag ist das Wetter launisch, es regnet in regelmäßigen Abständen und wir fahren weiter Richtung Anchorage.