Zwischen Pazifik und Regenwald..

Vor einiger Zeit schon ist der zweite Teil meiner Kolumne für die Stuttgarter Zeitung gedruckt worden. Nun gibt es ihn auch online.

In diesem Teil geht es um Nationalparks, Natur, wilde Tiere und zwei Frauen, die wir auf unserer Reise getroffen haben.

Vancouver Island – Es ist ein Job, man wird dafür bezahlt – und es ist der schönste Job der Welt.“ Die junge Rangerin, die wir im Cape Scott Provincial Park an der äußersten Nordspitze von Vancouver Island treffen, strahlt. Sie ist gerade am Rangerhaus angekommen und damit heute schon 18 Kilometer durch den kanadischen Regenwald gewandert. Bis Ende September wird sie im Wechsel mit zwei Kolleginnen die Wanderwege im Provincial Park (vergleichbar mit unseren Nationalparks) pflegen, die Parkbenutzungsberechtigungen eintreiben, die sanitären Anlagen säubern und Wölfe und Bären beobachten. Den Blick auf den feinkörnigen Sandstrand und den knallblauen Pazifik gibt es dabei gratis dazu. Dafür liegen zwei Stunden Fahrt auf verschiedenen Schotterpisten und ein fünfstündiger Marsch durch den Regenwald zwischen ihr und der nächsten Kneipe.

Wie weit weg das ist, haben wir selbst schmerzvoll festgestellt, werden aber mit einem fast menschenleeren Sandstrand, einem malerischen Sonnenuntergang und Tierbegegnungen für unsere Mühen belohnt. Wir beobachten einen Schwarzbären, wie er Krebse sucht, und am nächsten Morgen läuft ein Wolf nur ein paar Meter von unserem Zelt entfernt den Strand entlang. Er taxiert uns kurz und läuft unbeeindruckt seiner Wege.

Rita, die gute Seele der Campingplätze

Einen Wolf bekommt man im Morton Lake Provincial Park eher selten zu Gesicht. Dort, weiter im Süden der Insel, „nur“ 20 Kilometer von der nächsten asphaltierten Straße und eine Fahrtstunde von der nächsten Stadt entfernt, treffen wir auf Rita Robson. Die grauhaarige Frau mit dem lauten Lachen und feinen Humor arbeitet gemeinsam mit ihrem Mann in der Sommersaison seit einigen Jahren als Aufsicht und Frau für Alles auf verschiedenen Campingplätzen. Auch sie strahlt, wenn sie von ihrer Arbeit erzählt. Den Sommer verbringt Rita in ihrem Wohnwagen am Ufer des kleinen Sees, kümmert sich um die sanitären Anlagen, die Buchhaltung, verkauft Feuerholz und unterhält sich mit ihren Gästen. Für zehn Dollar Gebühr am Tag bekommen diese einen Stellplatz für Zelt und Auto, eine Feuerstelle, saubere Plumpsklos mit Klopapier und – wie im Falle von Morton Lake – zuweilen einen kristallklaren Badesee direkt vor der Tür.

Im Winter geht Rita Robson dann selbst auf Reisen. Im vergangenen Jahr ist sie den Panamakanal entlang gefahren: „Es ist faszinierend, dass sich dort seit hundert Jahren so wenig verändert hat.“ Als wir ihr von unseren Reiseplänen erzählen, ist sie begeistert und rät uns, den Panamakanal auf gar keinen Fall auszulassen. Sie ist auf Vancouver Island geboren, erzählt sie, als sie uns nach unserer Route fragt. „Früher ist man an der Küste mit dem Auto über den Strand gefahren! Das wäre heute natürlich völlig unvorstellbar.“ Ob sie nicht manchmal einsam sei, hier draußen am See, frage ich sie. Sie lacht wieder herzlich: „Ich fühle mich in der Natur viel wohler als in der Stadt.“ Deshalb sei die Arbeit perfekt für sie. Kinder und Freunde kämen regelmäßig zu Besuch. „Ich will den Job machen, solange es noch geht“, sagt Rita Robson. Sie macht nicht den Eindruck, als hätte sie vor, bald in Ruhestand zu gehen.

An dieser Stelle könnt ihr den Originaltext auf der Seite der Stuttgarter Zeitung nachlesen.

Hier findet ihr den ersten Teil meiner Kolumne.

Yukon Territories.

Nachdem wir so lange nichts von uns hören lassen haben, hier endlich ein Update. Die Internetverbindungen im Norden waren oft schlecht und gutes WLAN so rar gesät, dass andere Dinge Priorität hatten, wenn wir denn mal online waren. Ein Foto auf Instagram ist halt schneller hochgeladen als die Bilder für ein WordPressblog.

Das zur Erklärung. Nun zum Yukon.

Im Laufe unserer Fahrt ist die Nacht immer kürzer und der Tag immer länger geworden. Sowohl im Yukon als auch in Alaska scheint die Sonne gerade 19 bis 20 Stunden lang und auch „nachts“ wird es nicht wirklich dunkel. Einschlafen ohne Schlafbrille? Unmöglich. Der kurze arktische Sommer hat es in sich. Alles wächst und gedeiht. Es wird hier oben durchaus warm und die Sonne brennt auf einen herunter. An sonnigen Tagen kann man es kaum ohne Schatten aushalten und es wundert mich gar nicht mehr, warum hier oben alle so braun sind.

Wir hatten Tage, an denen es 30 Grad warm wurde und wir abends um 22 Uhr noch mit Sonnenbrille durch die Gegend gelaufen sind.
Ansonsten bedeutet Yukon vorallem: Natur, denn davon gibt es hier viel. Menschen hingegen nicht so sehr. Man fährt also stundenlang durch Wälder, Täler, an schneebedeckten Bergen vorbei. Teilweise kann man 250 km lang nicht tanken, weil es einfach keine Siedlungen gibt. So eine riesengroße Leere kann man sich als Europäer kaum vorstellen. Wenn man nicht gerade durch Wälder fährt, dann geht es an Seen vorbei, wobei nicht alle so wunderbar blau sind wie Lake Boya im äußersten Norden von British Columbia.

Boya Lake Canada

Im Yukon leben ca. 40.000 Menschen, rund 30.000 davon in der Hauptstadt Whitehorse. Man kann sich also ungefähr vorstellen, wie unfassbar bevölkert diese kanadische Provinz ist. Die Einwohner leben mittlerweile hauptsächlich vom Tourismus, aber auch von Bergbau und Fischfang. So wirklich besiedelt wurde das Yukon-Territorium erst vor rund 120 Jahren, als man hier in größeren Mengen Gold fand. Die Folge war der letzte große Goldrausch Amerikas, der in den Jahren 1886 bis 1900 viele Menschen immer weiter in den Norden spülte. Dawson wuchs innerhalb von 2 Jahren zu einer Stadt mit über 20.000 Einwohnern heran. Heute ist Dawson ein großes Freilichtmuseum, in dem man die Gebäude aus der Goldrauschzeit ansehen kann. Mittlerweile leben sogar wieder ca. 1500 Menschen in der Stadt, in den Sommermonaten sind es deutlich mehr. Alle anderen Städte sind eigentlich kleine Dörfer, umgeben von Wald und nochmehr Wald.
Während Lebensmittel und Benzin im Laufe des Weges gen Norden immer teurer werden, gehen die Bierpreise erfreulicherweise nach unten. Wenn ihr mal eine Bar sehen wollt, die nicht nur nach Goldgräberflair aussieht, sondern auch wirklich aus dieser Zeit stammt, dann kann ich euch die Bar des Westminster Hotels in Dawson ans Herz legen.
Beim Gang durch die staubigen Straßen fällt es einem schwer, sich vorzustellen, dass hier 8 Monate im Jahr strengster Winter herrscht und die Häuser auf Stelzen gebaut werden müssen, damit das Holz im Permafrost nicht verzieht.

Dawson City Yukon

Whitehorse, immerhin die Hauptstadt der Provinz Yukon, gibt sich Mühe und hat vor einigen Jahren die Uferpromenade des Yukons herausgeputzt. Ansonsten gibt es hier vorallem Supermärkte, Tankstellen und andere Infrastruktur. Erfreulicherweise haben wir ein wundervolles BBQ und zwei gute Bars gefunden. Wenn ihr also mal nach Whitehorse kommt, geht unbedingt im „Klondike BBQ“ Rippchen und gegrillten Lachs essen und trinkt in der „Miners Daughter“ ein paar Yukon-Biere. Ansonsten füllt dort eure Vorräte auf und haut ab in die Natur, die ist nämlich der Hauptdarsteller im Yukon.

Besonders empfehlen möchte ich euch den Kluane Nationalpark, der irgendwo zwischen Alaska und dem Yukon liegt. Hier gibt es schöne, abwechslungsreiche Wanderwege und in Haines Junction sogar ein paar Bars, eine nette Bäckerei (Village Bakery, kauft dort unbedingt Himbeer- oder Cranberryscones, die sind riesig und lecker) und ein paar Campingplätze. Überhaupt, campen: Es gibt am Highway auch ein paar hervorragend ausgebaute State Parks, in denen man meistens auch campen kann. Die Plätze sind nicht so teuer und mitten in der Natur, dafür gibt es halt keine Duschen und meistens nur Plumpsklos. Aus unserer Erfahrung heraus kann ich sagen: Zum Duschen und Wäsche waschen auf einen ausgebauten (und teureren) Campingplatz gehen, ab und zu an den Highway stellen (natürlich nur dann, wenn es erlaubt ist) und die State Parks frequentieren. So kann man sich von allem das Beste abholen. Und wenn es irgendwo „free hot showers“ gibt, nutzt das aus.

Top of the world highway, Yukon