Oregon

Was sagt es eigentlich über ein Land aus, wenn es sich nicht nur ein Nationalsäugetier (Biber), einen Nationalbaum (Douglas-Tanne), ein Nationalkrustentier (dungeness crab) und ein Nationalgetränk (Milch) erwählt, sondern auch eine Nationalmikrobe? Es bedeutet einiges – wenn denn diese Nationalmikrobe ausgerechnet die Brauhefe ist.

  • Strand am Cape Blanco
Nun bin ich ja was Bier angeht eher ein Purist – gebt mir ein Augustiner und ich bin glücklich – dennoch muss ich nach einem Besuch in Oregon sagen, dass auch die Menschen hier leckeres Bier brauen. Auch wenn es nicht immer das hält, was es verspricht: Das „Hefeweizen“ schmeckt zwar lecker, aber nicht nach Hefe und das „Kölsch“ nicht so schnell abgestanden wie das original Kölner Kölsch. Anders ist eben oft auch besser. In Portland jedenfalls werden die amerikanischen Varianten derselben ebenso oft ausgeschenkt wie IPA, Summer Ale oder auch „Radler“, gerne auch mal mit einem Snack auf „Sauerteig“-Brot. So viele deutsche Worte wie zur Zeit haben sich wohl selten zuvor in die englische Sprache eingenistet – und besser als „Weltschmerz“ oder „Blitzkrieg“ sind sie allemal.

Aber weg von der Sprache und zurück zu Oregon. Nur auf Craft Bier sollte man diesen Staat nämlich auf keinen Fall reduzieren, auch wenn die Oregonesen (?) so stolz auf ihr zweites Nationalgetränk sind, dass sie den Genuss desselben sogar in Parks, Stränden und Biergärten zulassen, in denen auch gleichzeitig geraucht werden darf. Für die Zustände, die ich bislang in den USA erlebt habe, muss diese liberale Geisteshaltung eigentlich fast schon der Vorhort der Hölle sein. Und dann dürfen die Oregoner (??) auch noch legal kiffen – wenn das nicht der Satan persönlich angeordnet hat…

Egal, denn die landschaftliche Vielfalt in Oregon könnte man dafür im Gegenzug geradezu als himmlisch bezeichnen. Es gibt den übriggebliebenen Krater eines Supervulkans, der nun ein 500m tiefer See mit absurd blauem Wasser ist, eine Insel im ultratiefen, aber nicht soo großen See inklusive. Es gibt ausgedorrte Steppen und lichte Tannenwälder im Inland und eine 400 Meilen lange und geradezu aberwitzig schöne Küste. Man findet putzige kleine Städtchen wie Astoria und eine angenehm unamerikanische Großstadt mit Portland, die nicht aus einem abgestorbenen Wolkenkratzerwüsten-Downtown samt Suburbs besteht und zu Fuß und mit einem wirklich guten öffentlichen Nahverkehrssystem (sorry Seattle) besichtigt werden kann. Und es ist günstig, verglichen mit Californien und Washington zumindest.

Auch auf die Gefahr hin mich fast schon wie das Fremdenverkehrsamt der Oregoni (???) anzuhören – eine Reise durch Oregon wäre allein schon den Flug über den großen Teich wert.

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