Vor Las Vegas hatte ich ehrlich gesagt ein bißchen Angst. Ich habe mir die Stadt total hässlich, laut, nervig und total kitschig vorgestellt. Hinfahren wollte ich vorallem aus Gründen der Konträrfaszination. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ich bin mir sicher, es ist nicht beabsichtigt, aber humortechnisch trifft Las Vegas voll und ganz meinen Geschmack. Alles ist hier ein bißchen größer, absurder, lauter und bunter. Du willst ein Haifischaquarium in deinem Hotel? In Vegas geht das. Du willst Tierbabys besichtigen, dich an einem Bungeeseil von einem Turm stürzen oder in einer Pyramide übernachten? In Vegas geht das. Da baut man dann auch den Trevi-Brunnen nach, wenns ins Konzept passt. Tragischerweise kosten viele Attraktionen extra, wofür wir zu geizig waren und so konnte ich das Haifischaquarium nicht besichtigen. Außerdem kann man in Las Vegas tatsächlich rauchend und mit einem Bier in der Hand durch die Straßen laufen. Im kompletten Rest der USA wäre das sowas von undenkbar. Hier rauchen auch plötzlich alle und erwachsen aussehende Menschen entblöden sich nicht, mit einem Cocktail“glas“ in Form eines Frauenbeines durch die Gegend zu laufen.
Außerdem sind in Las Vegas dank der großen Konkurrenz die Hotelpreise gerade zu unverschämt niedrig, jedenfalls im Verhältnis zum Rest der USA. Da kann sich auch die budgetreisende Agency ausnahmsweise sogar mal ein Hotelzimmer leisten. Ich bin sehr froh, auf Fiona gehört zu haben, so konnte ich nicht nur in einem riesigen Hotelbett schlafen, sondern auch schlechte HappyHour Cocktails am hauseigenen Pool trinken. Außerdem gab es in unserem in die Jahre gekommenen Hotelcasino am Ende des Strips die Möglichkeit, sich gratis Las Vegas aus der Höhe anzusehen, sowas nimmt man ja auch gerne mit. Auf die Möglichkeit, in irgendwelchen Karussells in dieser Höhe über den Abgrund hinauszufahren, haben wir aber dankend verzichtet.
Es hat mir großen Spaß gemacht, mit einem Bier in der Hand den Strip hoch- und runterzulaufen und die überkanditelten und überzogenen Hotelkomplexe zu besichtigen. Da jagt ein Superlativ das Nächste. Besonders hübsch gemacht fand ich das Konzept des „New York, New York“ Casinos, das überraschenderweise New York als Motto hat. Hier wird die Skyline von New York nachgebaut. Außerdem gibt es dort einen Shake Shack Burgerladen, was ziemlich praktisch ist, denn so konnten wir da auch mal Essen gehen. Das Einzige, was ich am Konzept Las Vegas wirklich nicht verstehe, ist das Glücksspiel. Die armen Menschen sitzen den ganzen Tag und die ganze Nacht an irgendwelchen blinkenden Maschinen und warten darauf, dass der Zufallsgenerator ihnen Glück bringt. Warum? Spiele wie Poker oder Roulette verstehe ich. Aber auf einen Automaten starren, irgendwas drücken und das dann Spiel nennen?
Zum Glück muss ich ja nicht alles verstehen, sondern kann stattdessen auch behämmerte Fotos vor kitschigen Büsten machen, die auf dem Bürgersteig rumstehen.
Ansonsten ist die Altstadt von Las Vegas des Nächtens definitiv einen Besuch wert. Hier gibt es ein paar alt-ehrwürdige Lokale, in denen man den berühmten Krabbencocktail essen kann, den schon Elvis aß. Außerdem kann man einer irren Musik- und Lichtshow beiwohnen. Die blinkenden Reklamen wirken heute retro und altbacken, vor ein paar Jahrzehnten waren sie sicher der ganz große Scheiß. Bei Tag ist es in erster Linie heiß, so dass man sich zumindest im Sommer nicht so arg viel draußen bewegen sollte. Empfehlenswert ist da das (klimatisierte) Mafia-Museum, ansonsten gibt es ja Pools und (klimatisierte) Casinos.