Man, was hatte ich mich auf San Francisco gefreut. Endlich mal wieder eine Großstadt, endlich mal wieder eine richtige, zentrale Wohnung mit Bad, Kühlschrank und Couch. (Durch eine glückliche Fügung konnten wir die Wohnung von Bekannten bewohnen, danke dafür.) Endlich mal wieder richtig frühstücken, mit Wurst und Käse und Schinken und guten Brötchen!
Außerdem war ungefähr jeder zweite Mensch in meinem Freundeskreis schon mindestens 1 Mal in der Stadt, entsprechend viel – und überwiegend euphorisches – hatte ich gehört.
Was kann ich nun selbst berichten?
1.) Wir haben ungefähr die einzige Woche mit schlechtem Wetter im ganzen Jahr erwischt. Während wir in der Stadt waren, hat es sogar zwei Mal geregnet und es war ziemlich kalt und ungemütlich. Deswegen sind wir nicht mit dem Fahrrad über die Golden Gate Bridge gefahren, was ich dem Wettergott übel nehme. Dafür kann ich aber weltexklusiv berichten: Auch in San Francisco regnet es!! Ich habe es selbst gesehen! Was euch aber eigentlich interessiert: Die Brücke. Bitte, hier ist sie.
2.) Mit einem unfassbar gut bezahlten Job würde ich gerne hier leben wollen. Im Ernst, San Francisco besticht nicht nur durch gute Restaurants, schöne Bars und ein riesiges Gastroangebot, sondern auch durch einen gewissen Grad an Schrammeligkeit und Abgeratztheit. Es gibt billige Tacerías, es gibt teures Gourmetfood, es gibt tatsächlich gute Bäckereien und Käse und die Umgebung von San Francisco ist auch ziemlich hübsch. (Küste! Natur! Meersfrüchte!) Wenn man genug Geld hat, kann man sich hier sicher ein wunderschönes Leben machen. Californien ist teuer, San Francisco toppt nochmal alles. Wenn man kein Geld hat, ist das Leben in dieser Stadt entsprechend kompliziert bzw. gar nicht möglich.
3.) Die soziale Ungleichheit ist unfassbar groß und offensichtlich. Wir waren für meine Kolumne in der Stuttgarter Zeitung einen Tag im Stadtteil „Tenderloin“ unterwegs und haben eine kirchliche NGO besucht, die sich um Obdachlose und Arme kümmert. Selten habe ich so etwas gesehen. Wir sind gar nicht so viel auf der Straße herum gelaufen, doch die paar Minuten haben gereicht, um mehrere Menschen beim offenen Drogenkonsum zu beobachten. Die Menschen sehen fertig aus, abgekämpft und ungesund. In einer Art und Weise, wie man es aus Deutschland tatsächlich nicht kennt. Und das in einer Stadt, in der kein kleiner Teil der Bevölkerung 4000 Dollar pro Monat an Miete zahlen kann, weil es halt geht.
4.) Der Nebel – joar, als Norddeutsche kennt man das ja. Es zieht plötzlich auf, die Luftfeuchtigkeit ist auf einmal bei 90% und man sieht nicht mehr viel. Trotzdem beeindruckend, wenn der Nebel über die Golden Gate Bridge zieht und es plötzlich kalt wird. Ebenso faszinierend sind die Mikroklimata in der Stadt. Während es auf der einen Seite irgendeines der ca. 10000 Hügel nebelig und feucht ist, kann es ein paar Meter weiter auf der anderen Seite locker ein paar Grad wärmer sein. Überhaupt, diese Hügel. Die Höhenunterschiede hier sind echt krass. Man kann ohne Probleme dieselbe Straße für einen Kilometer entlang gehen und in dieser Zeit 3 Hügel überwinden. Gerade, wenn man mit dem Rad unterwegs ist, ist das ein echtes Abenteuer.
5.) Was kann ich noch so sagen: Wenn ihr nicht noch nach Mexiko fahrt, geht in San Fransisco mexikanisch essen. Am Besten ständig und viel davon. Überhaupt, Streetfood, haut euch den Wanst voll, der Rest ist eh zu teuer.
Und wer richtig gute Cocktails mag (und ja, ich schaue da euch an @moefju und lieber Micha), get ins „Bourbon and Bragg“, aber vergesst nicht, zu reservieren. Fahrt Fahrrad, geht in die Rainbow Grocery. Wenn ihr gerne 4,50 Dollar für ein Croisant bezahlen wollt, geht zur Tartine Bakery. Wenn ihr für einen Dollar einen riesigen Teigflatschen mit Füllung essen wollt, geht nach Chinatown, sucht euch dort eine Bäckerei und schaut nach Steamed Buns. Wer auf Tourikonträrfaszination steht, der sollte unbedingt den Fishermens Wharf besichtigen. Am Wochenende könnte man sich ein Eis bei der B-Rite Creamery holen und sich dann zum Hipster und Hippies anschauen in den Dolores Park setzen. Oder so.
Oder ihr macht es besser als wir und fahrt auf Leihrädern über die Golden Gate Bridge. Und dann gibt es ja noch den Ozean vor der Tür. Und viele Cafés, in die man sich setzen kann. Ach, am Besten, ihr fahrt einfach hin und macht euch euer eigenes Bild.