Amerika, wir kommen…

Vor einer Woche ist der erste Teil meiner Kolumne „Panamericana“ erschienen. Für die Stuttgarter Zeitung werde ich in unregelmäßiger Folge von unserer Reise, Begegnungen und Erlebnissen berichten.

Im ersten Teil geht es um den organisatorischen Wahnsinn vor so einer Weltreise, Erwartungen an die Reise und um Abschiede:

 

Kann man überhaupt Erwartungen an eine Weltreise haben, ehe sie begonnen hat? Ich sitze zwischen leeren Umzugskartons, die dringend gepackt werden müssen, im Büro wartet mein Nachfolger, der eingearbeitet werden will, Bankvollmachten müssen unterzeichnet, Wohnsitze ab- oder umgemeldet werden, Visumanträge warten auf ihre Beantragung, und ich habe das Gesundheitsamt in den vergangenen Wochen öfter besucht als in all den Jahren zuvor.

Jetzt heißt’s dauernd Abschiednehmen

Jeden Abend verabschiede ich mich von anderen Teilen meines Freundeskreises. Ich verabschiede mich aber auch von meinen Eltern, dem deutschen Frühling, meiner Lieblingslaufstrecke und von Laugengebäck. Und ich verabschiede mich von einem vorgegebenen Tagesablauf, um für ein paar Monate ein ganz anderes Leben zu führen. So stelle ich es mir zumindest vor. Ich werde mich in neuen Situationen behaupten, andere Sprachen sprechen und mir ein neues Frühstück ausdenken müssen. Gemeinsam mit meinem Freund lasse ich Stuttgart hinter mir, um auf der Panamericana den Weg zu unserem Ziel zu machen. Es existieren One-Way-Tickets für uns beide und ein grober Plan.

Mehr nicht. Auch so eine Sache, an die ich mich erst einmal gewöhnen muss in all meiner Liebe zum Organisieren und meiner – vermutlich recht deutschen – Angst vor Überraschungen.

Wie nur kauft man in einem fremden Land ein Auto?

Ich bin froh, wenn es endlich losgeht und wir im Flugzeug sitzen, denn die Reisevorbereitungen scheinen schier endlos zu sein. Und sie machen die Reise zu etwas Abstraktem, über das man ganz viel erzählt und doch gar nicht richtig nachdenken kann. Ich erhoffe mir von den vor uns liegenden Monaten in erster Linie, dass sie einfach passieren, möglichst ohne großen Plan. Dass ich viele verschiedene Menschen und ihre Schicksale und ihre Sicht auf die Welt kennenlerne. Dass ich neue Sachen lerne und mir bisher unbekannte Speisen esse. Dass ich Erfahrungen mache, an die ich mich mein Leben lang gerne zurückerinnern werde. Über einige von ihnen werde ich in unregelmäßiger Reihenfolge in der Stuttgarter Zeitung schreiben.

Bevor es so weit ist, muss ich mich aber mit ganz anderen Dingen auseinandersetzen: Wie kauft man in einem fremden Land ein Auto? Noch dazu, wenn man keine wirkliche Ahnung von Autos hat? Wie macht man Teilen der Familie klar, dass die Wahrscheinlichkeit, zum Opfer eines Bärenangriffs zu werden, zwar vorhanden, aber doch recht klein ist? Welche Sachen packt man in seinen Rucksack, wenn man vom Polarkreis bis hin zum endlos dauernden tropischen Sommer durch alle Klimazonen reisen möchte? Wie überlebt man eigentlich mehrere Monate ohne ein eigenes Sofa? Mit diesen und weiteren Fragen setzen wir uns gerade zum ersten Mal auseinander. Und ich hoffe, dass ich während unserer Reise möglichst viele davon für mich beantworten kann.

An dieser Stelle könnt ihr den Originaltext auf der Seite der Stuttgarter Zeitung nachlesen.

Die Sache mit dem Auto

So sieht es aus:
Wir brauchen für unsere Reise natürlich dringend ein Auto. Dieses soll uns als Wohnzimmer, Schlafzimmer, Homebase und fahrbarer Untersatz dienen, sprich: Es ist ziemlich wichtig, dass wir eines finden. Unsere Ansprüche sind dabei gar nicht so furchtbar hoch: Hauptsache, es ist zuverlässig und man kann darin im Zweifelsfall schlafen.

Problem Nummer eins: Die meisten Reisenden fahren die Panamerciana in der gleichen Richtung wie wir und versuchen dann, ihr Auto nach Ende der Reise irgendwo in Südamerika zu verkaufen. Sprich: Es gibt konstant einige Angebote in Chile, Argentinen oder Perú, aber keine in Nordamerika, was für uns bedeutet, dass wir wahrscheinlich in Vancouver ein Auto von irgendeinem Händler kaufen müssen.

Das bringt uns auch schon direkt zu

Problem Nummer zwei: der Autokauf in Kanada läuft offensichtlich in der Regel problemlos (wenn man halt ein passendes findet). Nach dem Kauf schließt man eine Versicherung ab und danach werden einem die Papiere zugeschickt und man kann losfahren, wenn ich es richtig verstanden habe. Soweit, so einfach. Aber: Woher die Postadressen nehmen, wenn man nirgendwo wohnt? Schließlich ist es wirklich wichtig, dass die Papiere auch tatsächlich bei uns ankommen.

Daher die Frage an euch: Kennt ihr jemanden in Vancouver oder Umgebung, der oder die uns seine Postadresse zur Verfügung stellen könnte?
Und wenn wir gerade schon dabei sind: Habt ihr irgendwelche Tips, wo wir in Vancouver ein reisetaugliches Auto (am liebsten natürlich einen umgebauten Bus) finden könnten? Vielleicht kennt ihr ja auch hier jemanden, der jemanden kennt usw.

Vielen Dank!

Sachdienliche Hinweise werden mit Ruhm, Ehre, salbunsvollen Worten und gerne auch mit einer Postkarte belohnt.

 

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So, here we are, desperately looking for a car for our Panamericana-Trip. In fact, it will be nothing more than our livingroom, sleepingroom, homebase and last but not least our beloved vessel. As said: It`s damn important for us to find one. We don´t have high expectations: Shall be reliable and one should be albe to sleep in there in case of doubt.

Problem one: Most travelers are doing the Panamericana-Thing the same direction as we do what means that one could easily find an vehicle in Chile, Argentina or somewhere else in Southamerica but not in the North. So problably we have to buy it from a normal car retailer somewhere in and around Vancouver which leads us directly to

Problem two: Buying a car in Canada seems to be relatively easy, if i understand correctly. But you will need a postal adress to which they can send the vehicle registration certificate. And this adress needs to be supersave and relieable because we need the certificate to start our trip. But how does one get an postal adress if one does not live anywhere?

This is why we need you guys: Do you know somebody who lives in Vancouver or surroundings and may lend us his or her adress for sending the certificate? Do you know any hints or tricks how to find a car there? Or maybe you know somebody who knows someboby who wants to sell his VW Bus, GMC Vendura, whatever….

anyways, let is know, we would be deeply thankfull for your support.

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Warten auf Godot

Man denkt ja immer, vor so einer Reise muss man ganz viel vorbereiten und kommt vor lauter organisatorischen Dingen zu gar nichts anderem mehr. Ich dachte das jedenfalls immer. Rund zwei Monate vor Abflug muss ich allerdings sagen, bisher haben wir ziemlich viel gewartet. Wir warten auf verschiedene Visa (Danke Kanada), auf Versicherungen und Kündigungsbestätigungen. Die Umzugskartons liegen schon seit einigen Wochen in unserer Wohnung und warten darauf, endlich voll gemacht zu werden. Der Flug ist gebucht und ich habe schon gefühlt vor 3 Monaten angefangen, mich von meinen Freund*innen und Familienangehörigen zu verabschieden. Zwischen all dem lebt man halt weiter, geht weiter zur Arbeit, es wird Frühling.

Natürlich gibt es eine Reihe von Sachen, die wir schon (oder zumindest teilweise) erledigt haben: Diverse Impfungen zum Beispiel. Am Ende meines persönlichen Impfmarathons werde ich nicht nur alle Impfungen aus der Kindheit aufgefrischt haben, sondern auch immun sein gegen Geldfieber, Typhus, Hepatitis A+B und gegen Tollwut.

Eine Langzeitreisekrankenversicherung haben wir auch beide abgeschlossen, ebenso haben wir jetzt internationale Führerscheine.

Und sonst? Ich kaufe nicht mehr so viele Klamotten wie früher, weil ich mir immer sage, dass ich sie eh nicht werde mitnehmen können. Und irgendwann wird sicher auch eine bestimmte Firma verstehen, dass ich mich aus Deutschland verabschiede, ihre Dienste nicht mehr genießen kann und mich aus meinem Vertrag lassen, da bin ich sicher.

Die Reise kommt mir momentan noch sehr weit weg vor. Ich bin gespannt, an welchem Punkt sich das ändert.

Die Panamericana oder „wo fahrt ihr eigentlich hin?“

Wenn man mich fragt, was ich in den kommenden Monaten zu tun gedenke, ist die Antwort meist: „Ich werde zusammen mit Peter die Panamericana fahren“. Aber das stimmt nur so halb.

Wahr ist, dass wir uns bei der Planung unserer Reiseroute an der Panamericana orientieren werden. Die Panamericana ist ein System von Schnellstraßen, ihr Netzwerk umfasst etwa 48.000 km Schnellstraße und ist in seiner längsten Nord-Süd-Verbindung etwa 25.750 km lang. (wikipedia weiß mehr, falls ihr euch interessiert…)
Die Panamericana beginnt historisch gesehen erst in Texas an der us-amerikanischen Grennze und führt an Mexiko-Stadt und San Salvador vorbei. Zwischen Panamá und Kolumbien ist die Panamericana offiziell unterbrochen. Zwischen den beiden Ländern liegen ca 60 km undurchdringlicher Regenwald, von dessen Betreten aus diversen Gründen ausdrücklich abgeraten wird. Somit bleibt einem nichts anders übrig, als sein Auto verschiffen zu lassen. In Südamerika führt die bekannteste Variante der Panamericana an Quito und Lima vorbei, am pazifischen Ozean entlang – und schließlich nach Buenos Aires. Von dort aus geht es weiter nach Feuerland. Soweit die Theorie.

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In der Praxis starten wir in Kanada, genauer gesagt in Vancouver. Dort landet irgendwann Anfang Juni unser Flieger und dort werden wir auch versuchen, ein Auto zu kaufen, mit dem wir reisen wollen. Im Idealfall ist es eines, in dem wir schlafen können. Falls also jemand sachdienliche Hinweise zum Autokauf in Vancouver hat, immer her damit!
Wenn wir ein Auto erworben haben, geht es für uns hoch nach Alaska, das ist jedenfalls der Plan. Dort ist dann gerade Sommer und ich freue mich wie ein Schnitzel auf Lachs und Präriehunde (ersterer vorallem zum Essen). Danach fahren wir durch Kanada zurück und durch die USA. Und dann enden auch schon unsere genauen Pläne. Fest steht, wir wollen gerne nach San Francisco und dann halt „irgendwie runter“ Richtung Mexiko. Aber wie genau und welche Abstecher wir in dieser Zeit machen werden, keine Ahnung… Allerdings, und das schränkt uns ein wenig ein, haben wir nur 90 Tage Zeit, um vom einen Ende der USA (Alaska) zum anderen Ende (New Mexiko oder Texas) zu kommen, dann läuft bekanntermaßen das Visum ab.

Und danach: Auf dem Plan stehen natürlich Mexiko, Costa Rica, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Panamá. Wie es nach der Querung Lateinamerikas für uns weiter geht, entscheiden wir irgendwann spontan. Erstmal müssen wir schauen, wie viel Zeit wir überhaupt bis Panama benötigen. Denn schließlich soll der Weg ja das Ziel sein. Und dafür braucht es Zeit und kein hektisches Wettrennen darum, so schnell wie möglich irgendwo zu sein.
Wie genau unsere Route dann aussehen wird, werdet ihr auf diesem Blog erfahren – ihr müsst also wohl oder übel dran bleiben.

An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert: Welche Stadt, welche Sehenswürdigkeit dürfen wir auf gar keinen Fall auslassen? Wo habt ihr Verwandte, Freund*innen oder Bekannte, die wir besuchen können?
Wir freuen uns über jeden Hinweis und auf eure Ideen.