Es ist vorbei, wir sind wieder zuhause im muckelig-kalten Deutschland. Zeit, ein wenig zurückzublicken auf neun Monate Panamericana. Zum Anfang habe ich mir 10 Fragen für Peter ausgedacht, die er mir freundlicherweise auch noch beantwortet hat.
1. Gibt es irgendwas, was du bereust in den 9 Monaten nicht gemacht zu haben?
Gute Frage, keine Ahnung. Auf Anhieb fällt mir nix ein, also habe ich wahrscheinlich alles gemacht, was ich machen wollte. Das wir nur so kurz in Nicaragua waren und Honduras und El Salvador gar nicht gesehen haben, das ist ein bisschen schade. Aber in Anbetracht dessen, dass die mittelamerikanischen Länder sich dann doch relativ ähnlich sind, ist das nicht soo schlimm. Achja, jetzt fällt mir doch noch was ein: Der Barranca del Cobre in Mexiko, den hätte ich noch gerne gesehen und erwandert. Da wirst du dann leider nochmal mit mir nach Mexiko fahren müssen. Schlimm, nicht?
2. Welches Erlebnis hat dich am meisten beeindruckt?
Das Monument Valley wollte ich in diesem Leben ums Verrecken mindestens einmal sehen. Als wir dann dort waren, hat mir das für die Reise nochmal ein deutlich Stück mehr Ruhe und Gelassenheit gegeben – jetzt hatte ich das ja auf jeden Fall schonmal erreicht. Kein einzelnes Ereignis, aber dennoch ungemein beeindruckend fand ich die große (Menschen-)Leere im Yukon und auf dem Weg dorthin. Diese ewige, langsame Dahingleiten mit dem Auto mitten im Nichts eröffnet einem als Europäer definitv noch einmal ein anderes Bild auf die Welt.
3. Welche Sache, die wir diesmal nicht mitgenommen haben, würdest du das nächste Mal auf jeden Fall einpacken?
Ich finde, wir hatten alles, was wir gebraucht haben. Im Gegenteil: Beim nächsten Mal würde ich eher noch ein paar Sachen weglassen, um mobiler sein zu können. Eine zweite Kreditkarte, die hätte ich allerdings ruhig mitnehmen können.
4. Welche Tiersichtung fandest du am beeindruckendsten?
Uff, das ist schwierig. Waschbärwelpen, schimpfende Aras, Schwarzbärchen, die man mit Pfanne und Löffel scheppernd vom Müll vertreiben muss, Weißkopfseeadler, die in Taubenpopulationsgröße in den Bäumen sitzen, und und und. Es gab dermaßen viel, das fällt schon schwer. Das Allerbeeindruckendste war für mich aber wohl der Wolf, der im Cape Scott Provincial Park auf Vancouver Island an diesem einem Morgen von Links nach rechts über den Sandstrand trottete, keine zwei Meter von den eigenen Füßen entfernt, und im Vorbeigehen nur einmal kurz den Kopf wendete, dabei aber kein Bisschen seinen Trott verlangsamte. Das war ziemlich großartig. Ganz schön drahtig, so ein Wolf. Wie ein Marathonläufer im Körper eines Raubtiers.
5. Worauf sollte man unbedingt achten, wenn man ein Auto zum Reisen kauft?
Reserverad, Wagenheber, Starthilfekabel. Besorgt euch das, ihr werdet es euch selbst danken. Verrostet sollte natürlich auch nix sein, wichtiger ist allerdings, ob der Mensch, der euch das Auto verkaufen will vertrauenswürdig ist. Schließlich werdet ihr keine Unsummen für ein gutes Auto ausgeben können oder wollen, einige Macken wird es daher schon haben. Damit es nix Gravierendes ist und ihr kein böses Erwachen erlebt bzw. auch einen fairen Preis zahlt, solltet ihr den Verkäufer gut einschätzen können. Reklamieren und Rückgabe gibt es nämlich nicht.
6. Welche von deinen Erwartungen an die Reise hat sich bewahrheitet?
So viele konkrete Erwartungen hatte ich gar nicht. Die USA sind für mich weiterhin ein Land, dem ich zwiespältig gegenüber stehe – mit dem dortigen Verständnis von Freundlichkeit werde ich in diesem Leben einfach nicht mehr warm. Das mit dem Spanisch lernen hat ungefähr so funktioniert, wie ich es mir dachte: Es reicht jetzt für alles mehr oder weniger touristische, eine echte Unterhaltung kann ich aber nicht führen. So komisch es klingt, ich hatte auch erwartet, dass neun Monate zwar eine lange Zeit sind und sie im Verlauf der Reise genauso lang wirken, dass sie im Rückblick aber doch nur ein Teil und ein Abschnitt des Lebens und eigentlich auch viel zu schnell vergangen sind. Hachja.
7. Welche nicht?
Wir sind langsamer vorangekommen, als ich erwartet hatte. Es gab einfach so viel zu sehen Links und Rechts des Weges. Ich hätte auch nicht gedacht, dass Kanada ein dermaßen freundliches und großartiges Land ist. Außerdem hatte ich nicht erwartet, dass die mexikanische Küche so viel mehr ist als Tacos oder Burritos. Die steht in Geschmack und Vielfalt beispielsweise der italienischen Küche in nichts nach. Umgekehrt hätte ich aber auch nicht erwartet, dass es in Mittelamerika eine derart strenge Reis- und Bohnendiät gibt. Der Pazifik ist in Mittelamerika deutlich wärmer als gedacht und ich wusste zwar, dass die Karibik ein wunderschönes Meer sein soll, dermaßen Türkis hatte ich sie mir aber auch nicht vorgestellt. Reisen ist anstrengender als ich dachte – es ist zwar irgendwie Urlaub, aber eigentlich auch nicht. Irgendetwas muss immer organisiert werden, sonst hast du nämlich kein Geld mehr, nix zu essen oder hockst Nachts auf der Straße an einem Ort, an dem man wirklich nicht bleiben möchte. Wochenende gibt es auch nicht, klingt komisch, ist aber so.
8. Welches Bier hat dir am besten geschmeckt?
Kann mich an keins erinnern, dass es wert wäre, diese Frage ernsthaft zu beantworten. Klar gab es auch ein paar okaye Biere, aber nichts, das längerfristig in Erinnerung bleibt. Der kanadische Gewürztraminer, der ist allerdings verdammt lecker. Hätte ich so auch nicht erwartet.
9. Welchen Rat würdest du jemandem geben, der die gleiche Reise machen will?
Der wichtigste Rat – Mach es! Eine Langzeitreise öffnet nochmal anders die Augen, als es ein Urlaub kann und ich glaube auch, als es ein Auslandssemester oder Auslandsjahr kann. Plane gut, für manche Orte, Erlebnisse und Reservierungen braucht es einige Wochen Vorlaufzeit. Bleib trotzdem flexibel, lass dir genug Freiheiten, Links und Rechts des Weges nach Spannendem zu schauen. Nimm jemanden mit, dem du erzählen kannst was du denkst, der Hostelsmalltalk unter Travellern wird dir auf Dauer nicht reichen. Überleg dir gut, ob du einen Kompromiss eingehen möchtest, vielleicht ergibt sich die Gelegenheit nie wieder, dass du tun kannst was du in diesem Moment auch wirklich tun willst, jetzt und an diesem Ort. Geh nie ohne dein Handtuch aus dem Haus.
10. Welche meiner Angewohnheiten hat dich am meisten genervt?
Schön, dass du nur nach einer Angewohnheit fragst, das spart mir das mühsame Aufzählen. Spaß beiseite, ich hätte mir niemand besseres als Begleitung für diese Reise wünschen können. Du bist eben manchmal eine Zippe und ich bin ein sturer Bock. Wenn du mich aber so fragst: Ein bisschen mehr Optimismus und bisschen weniger „ich hab keine Lust mehr, ich will nach Hause“ würden dir sicher nicht schaden.