10 Fragen an Eva

Nachdem es vor ein paar Tagen die Antworten von Peter auf zehn Fragen von Eva gab, hier nun die lange erwarteten Antworten von Eva auf Peters Fragen.

Hallo Eva. Neun Monate warst du auf dem nordamerikanischen Kontinent unterwegs und hast sicher einiges zu erzählen. Zu Anfang eine unvermeidliche Frage: Wo war es am Schönsten?
Gute Frage, ich weiß es nicht. Am beeindruckensten fand ich den Blick vom Top of the World Highway im Yukon Richtung Norden. Wo dir bewusst wird, dass da ab jetzt wirklich nichts menschliches mehr kommt, keine Siedlung, keine Goldsucher, nichts. nur Gebirge und irgendwas ewiges Eis. Überhaupt, Ewiges Eis, ich fand es auch sehr beeindruckend, über Grönland bzw die Arktis zu fliegen und würde dort eigentlich gerne mal hin.

Was würdest du sagen – welche Dinge könnte der gemeine Europäer / Deutsche sich vom gemeinen Nord – und Mittelamerikaner gerne mal abgucken?
Uhm, vom gemeinen Kanadier kann man sich so ungefähr alles abkucken 😉 Freundlich, entspannt, ehrlich, herzlich, liberal – so müssten viel mehr Menschen drauf sein und die Welt wäre plötzlich ein besserer Ort. Daran glaube ich fest. Außerdem finde ich es faszinierend, dass es alle Nationen schaffen, sich so am Bus anzustellen, dass es kein Gedränge und Gezerre gibt. Nur in Deutschland funktioniert das nie. Ich finde, dass könnten wir uns auch mal abkucken.

Und andersrum – was darf gerne jenseits des große Teichs bleiben bzw. sollte sich vielleicht auch dort schleunigst ändern?
Die Unselbstständigkeit mancher Menschen in Lateinamerika. Ich kann es nicht verstehen, wie man alles mögliche einfach nur starrend ertragen kann, ohne laut zu werden und mal zu fragen, was das eigentlich soll. Als wir in Nicaragua stundenlang auf der Fähre gewartet haben und sie einfach nicht losfuhr, immer mehr Leute reindrängten und niemand in der Lage war, irgendwas zu organisieren, da bin ich echt halb wahnsinnig geworden.

Was denkst du, an welche Momente wirst du dich in 5 Jahren noch mit einem Lächeln, Schmunzeln oder Schaudern erinnern?
Lächeln muss ich immer noch, wenn ich daran denke, wie du los bist, um den Waschbären aus nächster Nähe zu betrachten und er dir an dein Bein gestuppst hat und dein Gesichtsausdruck danach – Zucker!
Schaudern lässt mich diese Situation, als wir mit dem letzten Sprit und bei schwächer werdendem Tageslicht im Dschungel in Oaxaca unterwegs waren. Auch wenn sich letztlich alles in wunderbares Wohlgefallen aufgelöst hat, möchte ich das nicht nochmal erleben.

Welche Aspekte des Langzeitreisens wirst du, jetzt da du wieder in Deutschland bist, nicht wirklich vermissen?
Haha, ganz klar, das ständige Packen von Kofferraum und Rucksack. Das nervt SO HART.

Was ist an einem Leben in Deutschland, gerade im Vergleich zu einem Leben in den Ländern, die du besichtigt hast, vielleicht doch gar nicht so schlecht?
Deutschland ist ordentlich und geregelt. Das ist manchmal furchtbar anstrengend und nervig, aber man kann sich darauf verlassen. Wenn das Amt um 7 Uhr aufmachen soll, macht es um 7 auf, nicht fünf Minuten früher, nicht fünf Minuten später. Grundsätzlich finde ich das recht angenehm, gerade im Vergleich zu anderen Ländern, wo man sich eben auf gar nichts verlassen kann, Könnte mir vorstellen, dass das Leben so ganz schön anstrengend sein kann. Allein schon, wie viel sinnlose Lebenszeit man mit Warten vergeudet, das regt mich ja in Deutschland schon auf.

Was war deine kulinarischen Highlights und was würdest du kein zweites Mal mehr zu dir nehmen wollen? Oh Gott, Highlights, das ist jetzt aber wirklich fies, ich kann mich so schwer entscheiden. Der Lachs frisch geräuchert in Alaska ist toll, Sushi aus Vancouver, dann natürlich die Fischtacos auf der Baja California und Tlayudas in Oaxaca. Es gibt es fast nichts, was ich nicht nochmal essen wollen würde, aber die krosse Schweinehaut, die es in ganz Mittelamerika gibt, ist nicht meine, muss ich nicht nochmal haben.

Wenn es jedoch um zweite Male geht: Welche Orte würdest du gerne noch mindestens noch gerne ein zweites Mal sehen? Vancouver, Vancouver, Vancouver – beste Stadt der Welt im besten Land der Welt. Und ich würde gerne nochmal in Oaxaca an die Küste, irgendwie waren wir da zu kurz finde ich.

Und umgekehrt – welche Orte sind deiner Meinung nach überbewertet und lohnen vielleicht gerade mal eine Stippvisite?
Puh, gute Frage. Man sollte auf keinen Fall zu viel Zeit in Fairbanks und Anchorage verbringen – die Städte sind längst nicht so schön wie die Landschaft. Und Costa Rica, klar, ist schön, beeindruckend, tolle Tiere, kann man mal machen, aber nochmal hin würde ich da nicht. Zu teuer, zu viele komische andere Touristen. Kam mir stellenweise mehr vor wie ein Vergnügungspark.

Zum Abschluss des großen Rückblicks noch eine letzte, die allerwichtigste Frage: Wohin möchtest du mit mir in den nächsten 5 Jahren reisen?
Auf jeden Fall nach Schweden bzw nach Stockholm, da war ich nämlich noch nie. Ansonsten, wenn ich im Lotto gewinne, unbedingt Island.

10 Fragen an Peter

Es ist vorbei, wir sind wieder zuhause im muckelig-kalten Deutschland. Zeit, ein wenig zurückzublicken auf neun Monate Panamericana. Zum Anfang habe ich mir 10 Fragen für Peter ausgedacht, die er mir freundlicherweise auch noch beantwortet hat.

Peter_Grand_Canyon

1. Gibt es irgendwas, was du bereust in den 9 Monaten nicht gemacht zu haben?

Gute Frage, keine Ahnung. Auf Anhieb fällt mir nix ein, also habe ich wahrscheinlich alles gemacht, was ich machen wollte. Das wir nur so kurz in Nicaragua waren und Honduras und El Salvador gar nicht gesehen haben, das ist ein bisschen schade. Aber in Anbetracht dessen, dass die mittelamerikanischen Länder sich dann doch relativ ähnlich sind, ist das nicht soo schlimm. Achja, jetzt fällt mir doch noch was ein: Der Barranca del Cobre in Mexiko, den hätte ich noch gerne gesehen und erwandert. Da wirst du dann leider nochmal mit mir nach Mexiko fahren müssen. Schlimm, nicht?

2. Welches Erlebnis hat dich am meisten beeindruckt?

Das Monument Valley wollte ich in diesem Leben ums Verrecken mindestens einmal sehen. Als wir dann dort waren, hat mir das für die Reise nochmal ein deutlich Stück mehr Ruhe und Gelassenheit gegeben – jetzt hatte ich das ja auf jeden Fall schonmal erreicht. Kein einzelnes Ereignis, aber dennoch ungemein beeindruckend fand ich die große (Menschen-)Leere im Yukon und auf dem Weg dorthin. Diese ewige, langsame Dahingleiten mit dem Auto mitten im Nichts eröffnet einem als Europäer definitv noch einmal ein anderes Bild auf die Welt.

Denali National Park

3. Welche Sache, die wir diesmal nicht mitgenommen haben, würdest du das nächste Mal auf jeden Fall einpacken?

Ich finde, wir hatten alles, was wir gebraucht haben. Im Gegenteil: Beim nächsten Mal würde ich eher noch ein paar Sachen weglassen, um mobiler sein zu können. Eine zweite Kreditkarte, die hätte ich allerdings ruhig mitnehmen können.

4. Welche Tiersichtung fandest du am beeindruckendsten?

Uff, das ist schwierig. Waschbärwelpen, schimpfende Aras, Schwarzbärchen, die man mit Pfanne und Löffel scheppernd vom Müll vertreiben muss, Weißkopfseeadler, die in Taubenpopulationsgröße in den Bäumen sitzen, und und und. Es gab dermaßen viel, das fällt schon schwer. Das Allerbeeindruckendste war für mich aber wohl der Wolf, der im Cape Scott Provincial Park auf Vancouver Island an diesem einem Morgen von Links nach rechts über den Sandstrand trottete, keine zwei Meter von den eigenen Füßen entfernt, und im Vorbeigehen nur einmal kurz den Kopf wendete, dabei aber kein Bisschen seinen Trott verlangsamte. Das war ziemlich großartig. Ganz schön drahtig, so ein Wolf. Wie ein Marathonläufer im Körper eines Raubtiers.

5. Worauf sollte man unbedingt achten, wenn man ein Auto zum Reisen kauft?

Reserverad, Wagenheber, Starthilfekabel. Besorgt euch das, ihr werdet es euch selbst danken. Verrostet sollte natürlich auch nix sein, wichtiger ist allerdings, ob der Mensch, der euch das Auto verkaufen will vertrauenswürdig ist. Schließlich werdet ihr keine Unsummen für ein gutes Auto ausgeben können oder wollen, einige Macken wird es daher schon haben. Damit es nix Gravierendes ist und ihr kein böses Erwachen erlebt bzw. auch einen fairen Preis zahlt, solltet ihr den Verkäufer gut einschätzen können. Reklamieren und Rückgabe gibt es nämlich nicht.

Auto an Strand

6. Welche von deinen Erwartungen an die Reise hat sich bewahrheitet?

So viele konkrete Erwartungen hatte ich gar nicht. Die USA sind für mich weiterhin ein Land, dem ich zwiespältig gegenüber stehe – mit dem dortigen Verständnis von Freundlichkeit werde ich in diesem Leben einfach nicht mehr warm. Das mit dem Spanisch lernen hat ungefähr so funktioniert, wie ich es mir dachte: Es reicht jetzt für alles mehr oder weniger touristische, eine echte Unterhaltung kann ich aber nicht führen. So komisch es klingt, ich hatte auch erwartet, dass neun Monate zwar eine lange Zeit sind und sie im Verlauf der Reise genauso lang wirken, dass sie im Rückblick aber doch nur ein Teil und ein Abschnitt des Lebens und eigentlich auch viel zu schnell vergangen sind. Hachja.

7. Welche nicht?

Wir sind langsamer vorangekommen, als ich erwartet hatte. Es gab einfach so viel zu sehen Links und Rechts des Weges. Ich hätte auch nicht gedacht, dass Kanada ein dermaßen freundliches und großartiges Land ist. Außerdem hatte ich nicht erwartet, dass die mexikanische Küche so viel mehr ist als Tacos oder Burritos. Die steht in Geschmack und Vielfalt beispielsweise der italienischen Küche in nichts nach. Umgekehrt hätte ich aber auch nicht erwartet, dass es in Mittelamerika eine derart strenge Reis- und Bohnendiät gibt. Der Pazifik ist in Mittelamerika deutlich wärmer als gedacht und ich wusste zwar, dass die Karibik ein wunderschönes Meer sein soll, dermaßen Türkis hatte ich sie mir aber auch nicht vorgestellt. Reisen ist anstrengender als ich dachte – es ist zwar irgendwie Urlaub, aber eigentlich auch nicht. Irgendetwas muss immer organisiert werden, sonst hast du nämlich kein Geld mehr, nix zu essen oder hockst Nachts auf der Straße an einem Ort, an dem man wirklich nicht bleiben möchte. Wochenende gibt es auch nicht, klingt komisch, ist aber so.

8. Welches Bier hat dir am besten geschmeckt?

Kann mich an keins erinnern, dass es wert wäre, diese Frage ernsthaft zu beantworten. Klar gab es auch ein paar okaye Biere, aber nichts, das längerfristig in Erinnerung bleibt. Der kanadische Gewürztraminer, der ist allerdings verdammt lecker. Hätte ich so auch nicht erwartet.

9. Welchen Rat würdest du jemandem geben, der die gleiche Reise machen will?

Der wichtigste Rat – Mach es! Eine Langzeitreise öffnet nochmal anders die Augen, als es ein Urlaub kann und ich glaube auch, als es ein Auslandssemester oder Auslandsjahr kann. Plane gut, für manche Orte, Erlebnisse und Reservierungen braucht es einige Wochen Vorlaufzeit. Bleib trotzdem flexibel, lass dir genug Freiheiten, Links und Rechts des Weges nach Spannendem zu schauen. Nimm jemanden mit, dem du erzählen kannst was du denkst, der Hostelsmalltalk unter Travellern wird dir auf Dauer nicht reichen. Überleg dir gut, ob du einen Kompromiss eingehen möchtest, vielleicht ergibt sich die Gelegenheit nie wieder, dass du tun kannst was du in diesem Moment auch wirklich tun willst, jetzt und an diesem Ort. Geh nie ohne dein Handtuch aus dem Haus.

Vancouver

10. Welche meiner Angewohnheiten hat dich am meisten genervt?

Schön, dass du nur nach einer Angewohnheit fragst, das spart mir das mühsame Aufzählen. Spaß beiseite, ich hätte mir niemand besseres als Begleitung für diese Reise wünschen können. Du bist eben manchmal eine Zippe und ich bin ein sturer Bock. Wenn du mich aber so fragst: Ein bisschen mehr Optimismus und bisschen weniger „ich hab keine Lust mehr, ich will nach Hause“ würden dir sicher nicht schaden.

Oaxaca und Chiapas

Oaxaca und Chiapas sind (Achtung, Spoiler!) die schönsten und großartigsten Flecken, die es in Mexiko gibt. Jetzt, wo wir die meisten Bundesstaaten in Mexiko bereist haben – es fehlen vor allem Chihuahua und Nueva Leon im Norden, Veracruz im Osten und Guerrero im Süden – schält sich diese Erkenntnis nach und nach aus all den bereisten Städten, verzehrten Gerichten und beschnorchelten Stränden ziemlich klar heraus. Hier ist der Versuch, einige der Highlights in Worte zu fassen.

Die Strände Oaxacas

Von allen Küsten, die wir in dieser Reise bislang besichtigt haben, sind vielleicht nur die zerklüfteten Felsen Oregons noch großartiger als die malerischen Sandbuchten an der Küste Oaxacas. Wirklich miteinander vergleichen lassen sich diese beiden aber sowieso nicht. Egal ob in Puerto Escondido die kleinere Playa Carrizalillo, der gesamte Abschnitt von Mazunte bis San Augustinillo oder die wundervolle Playa an der Bahía San Agustín bei La Crucecita / Bahias de Huatulco – überall locken kleine Palapas, wo sich unter Palmendächern wundervoll eine frisch vom Baum geschlagene, eisgekühlte Kokosnuss trinken lässt. Danach vielleicht einen Happen Ceviche mitsamt dem Inneren der Kokosnuss, die man sich gerade öffnen ließ und alles herunterspülen mit einer würzigen Michelada oder einer Paloma, inklusive Salzrand am Glas. Man denkt ja schließlich an seine Elektrolyte. Zum Abschluss im warmen Wasser planschen, wieder hinsetzen, die gesamte Prozedur wiederholen. So kann man schon ein paar Tage ganz gut rumkriegen.


San Cristobal de las Casas

Die wahrscheinlich schönste Stadt Mexikos liegt in Chiapas. San Cristobal de las Casas ist nicht besonders herausragend, es gibt keine einzelne große Sehenswürdigkeit, nichts was man unbedingt dort machen sollte. Es ist einfach nur eine hübsche, alte, gut restaurierte und farbenprächtige Stadt, die nur so strotz vor netten Bars und Cafés. Zudem ist sie durch ihre zentrale Lage in Chiapas der perfekte Ausgangspunkt für Tagesausflüge zu eigentlich fast allen größeren Ausflugszielen in der Region. Hierhin würde ich auf jeden Fall noch ein zweites Mal reisen.

Weihnachten mit Marshmellow am Lagerfeuer

Weihnachten mit Marshmellow am Lagerfeuer

Alte Steine

Die vorkolumbianische Geschichte Mexikos (vorkolumbianisch bedeutet vor Kolumbus, nicht vor Kolumbien) ist die Geschichte vieler verschiedener Volksgruppen, die zum Ende des 15. Jahrhunderts von den Mexica / den Azteken zunehmend dominiert wurde. Den Mexikaner als solchen gibt es nicht, genauso wenig wie den mexikanischen Ureinwohner an sich. Früher wurde in Mexiko anscheinend vor allem zwischen zugewanderten Spanier und deren Nachkommen, dem Indigenen Bevölkerungsanteil, sowie den Mestizen / den Mischlingen aus beider Gruppen unterschieden wurde, so werden die verschiedenen First Nations heute schon klar voneinander abgegrenzt betrachtet. Dennoch spielt dieser rassistische Blickwinkel auf Mexiko leider nach wie vor eine Rolle, wie man schon allein an der Verteilung des Wohlstands im Land betrachten kann – wohlhabend sind nämlich vor allen Dingen die Weißen. Naja. Oaxaca ist auf jeden Fall Kernland von Zapoteken und Mixteken, von denen vor allem die Zapoteken durchaus vorzeigbare Tempelkomplexe hinterlassen haben. Chiapas hingegen markiert die westliche Grenze der Maya, deren Siedlungsgebiet bis in den Süden nach Honduras und El Salvador reicht und die sich, untergliedert in Dutzende Stadtstaaten, eigentlich ständig gegenseitig bekriegten. Von den Maya ist auch in Chiapas einige zu sehen, vor allem Palenque könnte manchen Menschen ein Begriff sein. Noch großartiger fand ich jedoch Toniná, eine große Ruine zwischen Palenque und San Cristobal de las Casas, bei der man frei auf allen dort anzutreffenden Alten Steinen herumspringen und eine riesige und steile Pyramide besteigen kann. Sonst sind bei den Ruinen viele Bereiche abgesperrt. Toniná jedoch ist ein großartiger Abenteuerspielplatz.

Toniná, ein Abenteuerspielplatz

Toniná, ein Abenteuerspielplatz

Mole, Mezcal, Kässpätzle und Co

Die Küche Oaxacas ist vor allem berühmt für ihre Saucen, ihre Molen. Besonders die schwarze Mole, in die neben zigllionen Kräutern auch ein wenig Schokolade gehört, ist berühmt. Ehrlich gesagt hat mir jedoch genau diese nicht so gut geschmeckt. Warum weiß ich auch nicht genau, müsst ihr selbst probieren. Vielleicht liegt es auch an mir, dem anderen Teil der Agency hat sie nämlich ganz hervorragend gemundet. An der Schokolade kann e auf jeden Fall nicht liegen, die ist nämlich so anders, so viel besser, als alles was man in Europa finden kann. Nicht so süß, dafür viel viel würziger. Unfassbar gut! Eher belanglos sind hingegen Heuschrecken. Einmal gegessen, abgehakt. Nicht weil es irgendwie eklig ist, sondern weil sie schlicht und ergreifend keinen wirklichen Eigengeschmack haben. Den hat hingegen Tasajo, luftgetrocknetes Rindfleisch, das gerne in Tlayudas, großen Tortillas, die mit Bohnen, Käse (der Käse aus Oaxaca ist salzig, faserig und zurecht berühmt) und Avocado über dem offenen Holzkohlengrill gebraten werden, serviert wird. An der Küste gibt es dann, natürlich, Fisch. Überall gibt es Mezcal. Als bekennender Scotchtrinker meine ich: ein ganz hervorragendes Destillat, vor allem nach ein paar zusätzlichen Jahren in einem Holzfass. Oaxaca ist ziemlich stolz auf seinen Mezcal und überall gibt es kleine Brennereien. Deren Erzeugnisse werden dann vor allem in Probierstuben ausgeschenkt, von denen es allein in der Provinzhauptstadt Oaxaca de Juarez gefühlte Hundert gibt.

Tostadas mit frischen Shrimps und Avocado

Tostadas mit frischen Shrimps und Avocado

Chiapas ist mir kulinarisch nicht ganz so bewusst in Erinnerung geblieben wie Oaxaca. Einmal habe ich geschmortes Schwein in Kürbiskernsauce gegessen, das war ganz lecker, aber nach Kürbiskernen geschmeckt hat es nicht wirklich. Dafür darf ich Freuden berichtet, dass die wahrscheinlich besten Kässpätzle außerhalb Schwabens in einer kleinen Restaurantbar in Palenque zu finden sind. Frisch geschabte Spätzle mit ordentlich Käse und einer ausreichenden Menge Zwiebeln. Großes Kompliment an das Chely’s – ernsthaft, ich habe viele Kässpätzle in Stuttgart gegessen, die da nicht mithalten konnten.

 

Einfache mexikanische Küche: Pescadillos

Einfache mexikanische Küche: Pescadillos

Großartige Menschen

Dieser Moment, als wir einsehen mussten, dass der Routenplaner von Google Maps uns leider nicht über eine halbwegs normale Straße, sondern auf dem seiner Meinung nach schnellsten Weg mitten durch den Dschungel Oaxacas lotste. Über Erdpisten mit teilweise drei oder vier Spurrillen, die jede für sich 80cm tief war und dabei Steigungen von 10-15% überwand. Durch einen Fluss, bei dem wir Glück hatten, dass jemand vor uns kleine Steinchen in die sandige Furt gelegt hatte. Durch ein Gebiet, das so arm ist, dass die Menschen am Wegesrand noch regelmäßig einen Sack Reis von der Regierung geliefert bekommen. Leider war es in diesem Moment zu spät umzudrehen. Schließlich wurde es schon langsam dunkel und die verdammte Tankanzeige blinkte seit zwanzig Minuten. Abwärts fuhren wir nur noch im Leerlauf und wo die nächste Tankstelle ist, keine Ahnung. Schließlich hatten wir schon seit ein paar Stunden keinen Empfang mehr. Liebes Google Maps, danke für nichts. Dann aber doch: Ein Dorf. Licht. Menschen. Die erste Frage: Gibt es Benzin? Die zweite Frage: Wird die Straße irgendwann auch noch besser? Können wir das in der Dunkelheit mit unserer alten Rosinante weiter fahren? Die Antworten: Ja und Ja. Selten war ich so erleichtert. Keine fünf Minuten später wurden wir zum einzigen Laden in der Stadt geführt, in dem uns der Inhaber aus einem Fass in seiner Garage heraus ein paar Liter Benzin verkaufen konnte. Mittlerweile war es stockdunkel. Als wir den Menschen aus dem Dorf bei einer Cola erzählten, auf welcher Strecke wir zu ihnen gekommen sind – ein lautes Lachen. Aber sie hatten Recht, die Straße wurde danach tatsächlich besser und so schafften wir es doch noch am selben Tag hinunter ans Meer nach Puerto Escondido. Wir zahlten für das Benzin und die Cola, sonst für nichts. In einem Land, in dem sonst jeder Furz berechnet und als Dienstleistung mit einem kleinen oder größeren Trinkgeld bedacht wird. In einer Region, in der viele Menschen so arm sind, dass sie zum Überleben noch Reis von der Regierung erhalten. Genau dort wollten die Menschen nichts und waren fast beleidigt, als wir Ihnen etwas für ihre Hilfe anbieten wollten. Es sei ja normal zu helfen. Großartige Menschen!

Natur, Natur, Natur

  • Das karge Inland von Oaxaca und - huch, eine Pyramide

Ein großer Vorteil an den vielen Ruinen in Chiapas ist, dass sie oftmals mitten im Dschungel liegen und dementsprechend auch dieser zugänglich ist, wenn man sich ein paar alte Steine anschaut. So fährt man zum Beispiel erstmal eine Stunde auf einem kleinen Motorboot über den Grenzfluss zwischen Guatemala und Mexiko, um nach Yaxchilán zu gelangen, das malerisch und abgelegen inmitten einer Flussschleife daliegt. In Yaxchilán angekommen sind die Ruinen zwar recht gut freigelegt, dennoch gibt es jede Menge riesiger Bäume, an denen sich hoch über einem die Brüllaffen und –äffchen entlanghangeln. Nettes Plus. In Oaxaca hingegen kann es gut sein, dass man auf der Fahrt zum Canyoning ein paar Nasenbären am Wegesrand spielen sieht oder die Ausfahrt zum Canon del Sumidero, ein durchaus beeindruckender, bis zu 1km tiefer Canyon, der vom Wasser eines Stausees gefüllt ist, den Blick auf ein paar in der Sonne liegende Krokodile beinhaltet. Nach ein paar Monaten Mexiko habe ich mich mittlerweile damit abgefunden, dass es kaum möglich ist, die hiesige Natur auf eigene Faust zu erkunden. Dafür gibt es schlichtweg nicht genug Arbeit hier – würden die notwendigen Informationen einfach allen problemlos und kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, hätten Heerscharen von Tourguides kein Auskommen mehr. So passt es auch ins Bild, dass man für den sehr gut zugänglichen Nationalpark der Lagos de Montebello nicht einmal, sondern gleich zweimal Eintritt berappeln muss: Einmal an den Staat Mexiko und einmal an die Gemeinde, die direkt an einem der Seen liegt. Einige der Naturschätze sind sogar derart wichtig für die lokale Wirtschaft, dass sich an ihnen größere Konflikte entzünden. So möchte die Bundesregierung von Mexiko schon seit längerem ein großes Ressort an den wirklich wunderschönen Wasserfällen Agua Azul und Misol-Ha bauen, samt neuer Autobahn, die dann San Cristobal de las Casas mit Palenque verbinden würde. Dagegen wehren sich die Anwohner vor Ort, die befürchten, dass ihr Stück vom Kuchen hierdurch kleiner und kleiner und kleiner würde und die in ihrem Widerstand von den Zapatisten unterstützt werden, einer linken Gruppierung, die sich vor knapp 30 Jahren einen kleinen Bürgerkrieg mit der Mexikanischen Regierung lieferte, weil sich große Teile der Bevölkerung schlicht vergessen oder über den Tisch gezogen fühlte. So zumindest habe ich den Konflikt verstanden. Bislang gibt es kein Ressort, braucht es meiner Meinung nach auch nicht, die Wasserfälle sind für sich gesehen schon schön genug. Die Straße allerdings, die könnte das Land durchaus gebrauchen, denn bislang ist die Infrastruktur in vielen Teilen von Chiapas doch recht dürftig. Es ist eben immer dasselbe: Wenn man die Natur in einem Land sehen will, und die Menschen dort ein Auskommen davon haben wollen, dann muss man auch irgendwie dorthin kommen. Deswegen braucht es in manchen Ländern nicht nur größere Schutzgebiete, sondern auch neue Straßen. Ein schwieriger Spagat.

México City

México City – was war ich gespannt. Eine der größten Städte der Welt, Hauptstadt des Smogs, reichste Stadt in ganz Mittelamerika – México City vereint viele Superlative auf sich. Wir hatten ungeplant sehr viel Zeit, die Stadt kennenzulernen. Unser Auto Rosinante musste nach mehr als 35.000 gefahrenen Kilometern ein paar Reparaturen über sich ergehen lassen und diese zogen sich über 2,5 Wochen hin, in denen wir in der Stadt festsaßen. (Nach übereinstimmender Meinung der Mexikaner haben wir damit außerordentliches Glück gehabt und einen wahnsinnig schnellen Mechaniker erwischt, aber das ist eine andere Geschichte…)

México City ist tatsächlich voller Gegensätze, schäbige Tacostände stehen hier direkt neben edlen Boutiquen, Aztekenruinen neben modernen Hotels. Es gibt Bretterbuden genauso wie Businesshochhäuser, eine respektable Anzahl von Parks, Grünflächen und begrünten Straßen kämpft redlich aber erfolglos gegen den Smog. Leider hat irgendein blödes A*schloch mir in der Stadt mein Handy geklaut, darunter hat mein Eindruck etwas gelitten.

Die Stadt hat mich sehr an Madrid erinnert. In México City ist das koloniale Erbe der Spanier sehr sichtbar, sichtbarer als in anderen Landesteilen. Ein Großteil der Bevölkerung ist weißhäutig, es gibt überall Churros und Jamón Serrano und gefühlt kaufen 80% der Bewohner*innen ihre Bekleidung beim spanischen Modehaus „ZARA“. Auch sonst ist die Stadt in vielen Belangen sehr europäisch geprägt. Das hat Vor- und Nachteile. So gab es das erste Mal seit gefühlten Ewigkeiten wieder richtig gutes Brot und vernünftigen Gin Tonic. Die Preise sind allerdings entsprechend hoch, das Verkehrsaufkommen in México-City genau so schlimm, wie man es sich vorstellt. Die Stadt ist besonders nachmittags ein einziger Stau, wer mit dem Auto oder dem Bus unterwegs ist, hat viel Spaß. Auch die Metro ist zu Stoßzeiten rappelvoll – wer sich dafür interessiert, kann ja bei Youtube mal nach „Metro Mexico City“ suchen, da bekommt man einen guten Einblick.

Ansonsten ist México City in erster Linie riesig und voll. Man braucht ewig, um von einem Stadtteil in den anderen zu kommen, wie in jeder anderen Großstadt auch. Die Stadt beherbergt ein paar wirklich großartige Museen, wie das Frida Kahlo Museum oder das Anthropologiemuseum. Während ersteres in erster Linie Geburtshaus der berühmten Künstlerin ist, besticht letzteres durch eine unfassbare Menge an alten Steinen. Hier wird die gesamte Geschichte des Prähispanischen México erzählt, von den Teuteken über die Azteken zu den Mayas. Viele, bei Ausgrabungen gefundenen Stücke sind hier ausgestellt. Das Museum ist so umfangreich, dass man unter Umständen mehr als einen Tag dafür einplanen muss. Passenderweise ist das Museum im Bosque de Chapultepec angesiedelt, dem größten innerstädtischen Park von ganz México. Hier locken zahlreiche niedliche und freche Eichhörnchen, EICHHÖRNCHEN!

Eichhorn

Auch Coyoacan, der Stadtteil, in dem das Geburtshaus von Frida Kahlo liegt, taugt für einen Besuch. Hier gibt es viele alte Kaffeeröstereien und einen lebhaften Hauptplatz. Ob das Museum selbst einen Besuch wert ist, weiß ich nicht. Der Eintrittspreis ist verhältnismäßig hoch. Unbedingt einen Besuch wert sind allerdings das Museo de Bellas Artes, vorallem wegen der Wandgemälde. Direkt daneben befindet sich der Palacio de Correos, das alte, prachtvolle Postgebäude. Auch den Regierungspalast fand ich eindrucksvoll, das Gelände selbst ist riesig und auch hier gibt es einige Wandgemälde zu besichtigen. Ansonsten ist die Innenstadt vorallem voller Menschen und sehr sehr laut. Wer einkaufen will, sollte es lieber in einem der zahlreichen Shoppingcenter versuchen, im Stadtzentrum gibt es nur Ramschläden.

Mural_Mexico_City

Dank zahlreicher Erdbeben und dank des Untergrunds, auf dem die Stadt gebaut wurde, sind viele der älteren Gebäude schief und krum und man wundert sich, warum sie überhaupt noch stehen. Überhaupt, alte Gebäude: Die beiden schönsten Stadtteile México Citys sind für mich Roma Norte und die Colonia Condesa, beide südlich des Stadtzentrums gelegen. Hier gibt es breite begrünte Straßen und hübsche Wohnhäuser aus der Jahrhundertwende, einige mit schönen Jugendstilfassaden. Condesa ist der gediegenere Stadtteil von beiden, hier gibt es schicke Restaurants. In Roma Norte gibt es mehr Bars und Mexikaner behaupten, dort gebe es Hipster. Grundsätzlich ist México-City eine sehr vornehme Stadt. Die meisten Restaurants und Bars sind herausgeputzt schick. Man trägt seinen Reichtum sehr offensichtlich zur Schau, was zuweilen etwas seltsam anmutet. Schrammelige Indiebars sucht man hier mehr oder weniger vergebens, was ich persönlich schade finde. Den Wohlstand der Stadt merkt man in den innenstadtnahen Wohngebieten buchstäblich an jeder Straßenecke.

Eine Sache, die so ziemlich jeder Tourist in Mexico City macht: Zum Wrestling gehen. Der Traumsport meiner frühen Teeniejahre ist hier als „Lucha Libre“ immer noch sehr populär. Aber irgendwie haben uns die Kämpfe nicht so gefesselt. Es lag vielleicht am Abend, aber Stimmung wollte nicht so recht aufkommen. Man merkt, so richtig vom Hocker gerissen hat mich Mexiko City nicht, trotz beeindruckender Museen, angenehmem Klima, guter Getränke und der Tatsache, dass ich endlich mal wieder regelmäßig joggen gehen konnte. Ob es jetzt daran lag, dass meine Laune dank der Reparatur von Rosinante und dem Verlust meines Handys nicht die beste war, oder an der Abwesenheit einer alternativen Szene, kann ich nicht so genau sagen.

Park. #df #dfmx #mxdf #mexicocity #mexico_maravilloso #latergram #parklife #mexico

Ein von Eva Horn (@habichthorn) gepostetes Foto am

Kurz, México City ist eine Oase für den geneigten Weltreisenden, wenn er/sie endlich mal wieder ordentliches Brot essen möchte bzw. einen Urlaub vom restlichen Mexiko braucht oder die wichtigsten Museen des Landes sehen will, aber länger als ein paar Tage muss man sich hier nicht aufhalten.

Mexico_City

Wie du in Mexico als Vegetarier überlebst, ohne Mangelerscheinungen zu bekommen

Um das Wichtigste vorwegzunehmen: Selbstverständlich wirst du in Mexico nicht verhungern, im Gegenteil, du wirst einige wirklich tolle, spannende Sachen essen.

1.) Lerne zumindest ein paar Brocken Spanisch
Dieser Tipp gilt natürlich auch für Fleischesser, aber für dich als Vegetarier ganz besonders. Du musst nämlich im Zweifelsfall immer nachfragen, ob irgendwo Fleisch/Hühnchen/Eier/was auch immer drin ist, denn Zutatenlisten suchst du in den Straßenständen und Garküchen vergeblich. Du fragst also, ob sie auch etwas sin carne (Fleisch), Pollo (Hühnchen), Pescado (Fisch) haben. Vielleicht hast du ja Glück. Du musst außerdem davon ausgehen, dass die Auszeichnung „vegetarisch“ nicht unbedingt bedeutet, dass das Essen fleischfrei ist. Möglicherweise enthält es nur kein rotes Fleisch, warum auch immer. Aber wer fragt, gewinnt.
2.) Wer nicht frühstückt, der nicht gewinnt
Da viele mexikanische Frühstücksgerichte aus den Zutaten Eier, Bohnen, Salsa und Tortillas zusammengewürfelt sind, hast du zumindest als Ovolacto-Vegetarier einiges an Auswahl. Da gibt es zum Beispiel Chilaquiles, Tacochips in grüner oder roter Chillisauce, mit Käse und Creme Fraiche überkippt, nach Wunsch auch mit Rührei (Huevos rotos) oder Spiegelei (huevos estrellados). Außerdem gibt es viele vegetarische Omelettes, Spiegeleier mit Bohnen und Tomatensauce und einiges mehr. Im Zweifelsfall kannst du auch darum bitten, den Schinken (tocino) einfach wegzulassen. Vorsicht ist allerdings bei den in Mexico sehr beliebten Frühstückssuppen angesagt, denn sie werden in den allermeisten Fällen mit Fleischbrühe angesetzt.


3.) Je gehobener, desto fleischlastiger
Auch in Mexico gilt: Regionales Gemüse = preiswert, Fleisch = verhältnismäßig teuer. Entsprechend wirst du in den teuersten Restaurants wahrscheinlich kein einziges vegetarisches Hauptgericht finden. Fleisch ist schließlich Luxus und der will zelebriert werden. In diesem Fall hilft dir eine Eigenschaft, die du auf zahlreichen Familienfeiern in gutbürgerlichen Wirtsstuben perfektioniert hast: Das Essen von Beilagen. Gebratenes Gemüse, Pommes, Grillkartoffeln – irgendwas wird sich schon finden. In Mexico wird zudem meistens mit Pflanzenöl angebraten, das heißt, auch da hast du eine Sorge weniger. Oder du hältst dich an die Vorspeisen, Guacamole mit Taco Chips gibt es beispielsweise fast überall.
4.) Streetfood vegetarisch
Halte dich hier an Elote (Maiskolben), Tamales (in Maisblättern gedämpfter Maisgries mit zumeist vegetarischer Füllung), Nopales (eine Kaktussorte), schwarze Maisfladen mit Bohnen und Käsefüllung. Generell sind Bohnen und Käse dein Freund, denn an den meisten Tacoständen ist das das Einzige, was du überhaupt essen kannst. Quesadillas (Tacos mit geschmolzenem Käse) sind auch immer eine gute Idee, vergiss nur nicht zu fragen, ob sich darin nicht doch Hühnchen versteckt.

Tamal mit Sour Cream

Tamales mit Sour Cream

5.) Je größer die Stadt, desto größer die Auswahl
Irgendwie auch logisch. Wenn du also auch mal abends eine warme Hauptspeise essen willst, halte dich in großen Städten am besten an italienische und japanische Restaurants. Pizza gibt es wirklich überall, die Qualität ist halt teilweise echt bescheiden. Auch Burgerläden können eine gute Idee sein, denn dort gibt es ja zumindest immer Pommes und den unvermeidlichen Pilzburger. In Städten, in denen es viele Gringos (weiße Ausländer) gibt, gibt es mit ziemlicher Sicherheit auch ein paar Läden für diese Kundschaft, die auch einiges an vegetarischen Gerichten haben, die Frage ist halt, ob du immer in solchen Lokalen essen willst. Je abgelegener und damit auch ärmlicher die Landstriche werden, desto weniger Auswahl gibt es logischerweise. In den großen Städten gibt es mittlerweile auch ein paar vegetarische und vegane Restaurants.
6.) Backwaren
Immer eine gute Idee. Süße gefüllte Empanadas, Bananenbrot und andere Backwaren sind nun mal in der Regel ohne tierische Produkte gemacht, kosten meistens wirklich nicht viel und sind in weiten Teilen Mexicos erhältlich. Auch Eis gibt es in Mexico wirklich überall und in sämtlichen Aggregatzuständen, von Eis am Stiel über Kratzeis bis hin zum Eisbecher.


7.) Im Supermarkt
Um es mal so zu sagen: Ersatzprodukte gibt es in Mexico kaum und wenn, dann sind sie unfassbar teuer. Ich war in Mexico City in einem Bioladen und kann berichten, dass ein kleines Stück Tofu dort bis zu 140 Peso kostet. In den meisten konventionellen Supermärkten brauchst du gar nicht erst mit dem Suchen anzufangen. Dafür kannst du dir dort Brot, Gemüse und Käse kaufen und dir deine Vesper einfach selbst machen. Mandel- und Reismilch für deinen Kaffee solltest du ebenfalls in vielen Supermärkten finden.
8.) Es geht um Saft!
Die Mexikaner trinken sehr gerne und häufig frisch gepresste und zusammengemixte Säfte. Diese gibt es auch mit sattmachenden Zutaten wie Haferflocken. Auf jedem noch so kleinen Markt wirst du einen solchen Stand finden. Genauso häufig sind Stände, die klein geschnittenes, frisches Obst, wie zum Beispiel Melone oder Ananas verkaufen. Auch frische Kokosnüsse, aus denen du dann mit einem Strohhalm das Kokoswasser trinken kannst, gibt es zumindest im Süden des Landes reichlich.
9.) Präkolumbische Küche
Die Küche aus der Zeit, bevor die spanischen Eroberer kamen und viele alte Traditionen verdrängten, ist traditionell nicht besonders fleischlastig und wird erfreulicherweise in den letzten Jahren wieder entdeckt. Alte Obst- und Gemüsesorten werden wiederentdeckt und finden ihren Weg in die Restaurants. Fleischmassen wird man in solchen Restaurants – zu deinem Glück – eher nicht finden, dafür Gerichte mit Zucciniblüten oder verschiedenen alten Maissorten.

Du merkst, es gibt auch als Vegetarier kulinarisch einiges in Mexico zu entdecken. Zum Schluss noch ein Bonustip: Chiles Rellenos, also gefüllte, paprikaähnliche Chiles mit Tomatensauce gibt es in fast jedem mexikanischen Restaurant. Im Zweifelsfall ist das deine Wahl, wenn du mal gar nichts Passendes auf der Karte entdeckst.

Das Hochland im Norden und Westen von Mexico City

Im Vergleich zu manch anderen Ländern hat Mexiko zwar eine überaus vielfältige Natur, die mit fast allen Klimazonen aufwarten kann, die es auf diesem Planeten zu finden gibt, allerdings sind ihre Schönheiten oft sehr schwer zugänglich oder nur mit einem Führer zu erreichen, der im Budget von zwei Overlandern eben nur selten drin ist. Dafür gibt es im Hochland im Norden und Westen von Mexiko City eine Vielzahl von kolonialen Städten zu sehen, die hierfür mehr als nur entschädigen. Kultur statt Natur – für den zurück liegenden Teil unser Reise und mit diesem Beitrag gibt es einen kurzen Überblick über all die Orte, die wir entlang unserer Route ins Herz Mexikos besucht haben.

Guadalajara:
Die zweitgrößte Stadt Mexikos und Hauptstadt des Bundesstaates Jalisco ist wahrscheinlich nicht ganz oben auf der Liste von Touristen, die sich das koloniale Erbe Neuspaniens ansehen wollen. Dafür gibt es einfach anderswo noch spektakulärere Altstädte, Kirchen, Fassaden, Gassen und all das. Dafür ist Guadalajara eine ausgesprochen junge Stadt mit unzähligen netten Cafés und Kneipen, bei denen man seine eigenen vier Wände eigentlich nur zum Schlafen aufsuchen möchte. Wäre ich nochmal zwanzig und wöllte ein Auslandssemester oder ein Auslandsjahr in einem spanischsprachigen Land machen – Guadalajara wäre dafür definitiv eine erste Adresse. Auch nett: Bei einem Tagesausflug erreicht man mühelos das Örtchen Tequila und kann sich ein paar Brennereien angucken, oder die Laguna Santa Maria del Oro, ein netter kleiner See in einem mittlerweile bewaldeten Vulkankrater.

Dia de las Muertos in Guadalajara

Dia de las Muertos in Guadalajara

Blick auf die Laguna Santa Maria del Oro

Blick auf die Laguna Santa Maria del Oro

Colima:
In vielerlei Hinsicht ist Colima, die Hauptstadt des gleichnamigen Zergbundesstaates, wie Guadalajara: Nicht ganz so hübsch wie andere Städte, dafür voller netter Cafés und junger Menschen. Außerdem gibt es gleich zwei Vulkane in der Nähe, von denen wir einen, den Nevado de Colima, vom Nahe gelegenen Ciudad Guzman erfolglos versucht haben zu besteigen. Keine Chance, nahe genug heran zu fahren, wenn man die Pisten dorthin und unsere Rosinante miteinander kombiniert. Wie war das nochmal mit der Natur und den Tourguides? Naja, auf jeden Fall ist vor kurzem der zweite Vulkangipfel, der Volcan de Colima, mal wieder ausgebrochen.

Uruapan:
Uruapan wäre wahrscheinlich kein wirkliches Reiseziel für die meisten Menschen, die es in das westliche Hochland Mexikos verschlägt, und auch wir wären wahrscheinlich an dieser Stadt vorbei gefahren, wenn es nicht diese eine Sache gibt, die Uruapan dann doch für einen Zwischenstop wertvoll macht. Mitten in der Stadt stößt nämlich ein unterirdischer Fluß plötzlich an die Oberfläche und wurde in eine tropische Flusslandschaft eingebettet, die einen staunen lässt. So ist der Barranca del Cupatitzio der am zweitöftesten besuchte Nationalpark Mexikos. Klar, liegt ja mitten in der Stadt. Kurz hinter Uruapan fällt der Fluss dann in einem tosenden Wasserfall in die Tiefe und natürlich kann man dort auch mit dem Pferd hinreiten, für ein paar Pesos extra, versteht sich. Zu Fuss geht es aber auch.

Nationalpark Barranca del Cupatitzio

Nationalpark Barranca del Cupatitzio

Pátzcuaro:
An dieser Stelle muss zum ersten mal erwähnt werden, dass es eine Sache gibt, die all die pueblo magicos in den verschiedenen Ecken Mexikos nachts zu wirklich wunderbaren Flecken macht: Es gibt keine Leuchtreklame. Selbst große Ketten wie der nationale Spätibetreiber Oxxo halten sich daran und pinseln ihren Namen in Rot über die Türen der wundervoll einheitlich in Weiß und Rot gekalkten Häusern. Besucht man eine solche neonfreie Altstadt einmal, dann wird schnell klar, warum noch öfter nicht nur von Luft-, sondern auch von Lichtverschutzung geredet werden sollte. Patzcuaro war durch diese Maßnahme für mich eine der schönsten Städte Mexikos bislang, wenn nicht sogar die schönste Stadt. Eine unfassbar bezaubernde, sehr frühe Kolonialarchitektur, die durch ihre frühe Gründung im Jahr 1540 und seinen frühen Reichtum begründet ist und so wohl in kaum einer anderen mexikanischen Stadt zu sehen ist. Dazu überall alte Straßenlaternen, die die Fassaden in der Nacht in ein wunderbar warmes Licht tauchen. Kein Wunder, dass Pátzcuaro am Wochenende oft von Besuchern aus anderen Städten überrannt wird.

Ruhiges Eck in Patzcuaro, die Bilder Nachts sind leider nix geworden

Ruhiges Eck in Patzcuaro, die Bilder Nachts sind leider nix geworden

 

Morelia:
Morelia ist die Haupstadt des Bundesstaates Michoacán, dem auch die Städte Uruapan und Patzcuaro angehören und der oftmals genannt wird, wenn mexikanische Regionen gesucht werden, die im War on Drugs am meisten gelitten haben. Dennoch haben wir hier, wie auch in den beiden anderen genannten Städten, keinerlei Auswirkungen des Drogenkriegs bemerken können. Morelia selbst ist kein pueblo, kein Dorf mehr, dementsprechend lässt sich die Stadt auch nicht mit einem Örtchen wie Pátzcuaro vergleichen. Hier ist nichts weißgekalkt und die Häuser sind etwas jünger, meist aus dem 19. Jahrhundert. Dennoch reiht sich Steingebäude an Steingebäude und mitten in der Stadt kann man neben einer riesigen und beeindruckenden Basilika auch ein Äquadukt beobachten. Darüber hinaus gibt es einige sehr angenehme Bars und verdammt leckere Kokosbollen, wie auch andere gute Süßspeisen, im örtlichen museo del dulce zu erwerben. Morelia ist definitiv zurecht berühmt für seine dulce.

So ungefähr sieht Morelia aus

So ungefähr sieht Morelia aus

Das Museo del Dulce hat auch einen angeschlossenen Laden. Der ist die eigentliche Hauptattraktion.

Das Museo del Dulce hat auch einen angeschlossenen Laden. Der ist die eigentliche Hauptattraktion.

Guanajuato:
Es ist wahrscheinlich nicht gelogen, wenn ich hier schreibe, dass Guanajuato die berühmteste und meistbesuchte aller mexikanischen Städte außerhalb von Mexiko City ist. Ist aber auch ein pitoresqueskes Ding. Wie so viele alte Silberstädte hat Guanajuato eine Zeit lang einfach einen Haufen Menschen beherbergt, dem das Geld nur so aus den Ohren gequolen ist. Und in Guanajuato war eine der größten und ergiebigsten Silberminen. Dementsprechend wurde Guanajuato auch zu einer wirklich verdammt prächtigen Stadt. Heute liegt sie wie all die Jahre schon in einem wahnsinnig engen Tal und wirklich niemand sollte auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwenden, mit dem Auto hinzufahren. Man wird im Verkehr stecken bleiben und bei der Suche nach einem Parkplatz verrückt werden. Ihr meint ihr kennt das aus jeder x-beliebigen Stadt? Dachte ich auch, aber das hier ist echt nochmal ein anderes Kaliber. Dafür lässt sich die gesamte Stadt eigentlich in einem Tag ablaufen. Es gibt einige Plätzchen, einen netten Aussichtspunkt, eine Kathedrale – so weit so gut, kennt man von vielen Städtchen in Mexikos Hochland. Das eigentliche Highlight aber ist die Stadt selbst und all ihre Häuschen, die sind nämlich fast ausnahmslos alle in unterschiedlichen Farben bemalt. All das Grün, Gelb, Rot, Orange, Blau und all deren verschiedene Schattierungen ergeben ein fantastisches Gesamtkunstwerk, dass vor allem von den höheren Aussichtspunkten großartig aussieht. Außerdem gibt es noch ein absurdes Unigebäude, von dem irgendjemand einmal schrieb, dass es irgendwo zwischen Märchenschloss und Hogwarts liegt. Erbaut wurde es jedoch in den 1950ern, ging also doch auch anders als Waschbeton. Wo eine Uni, da viele Studenten, und das in einer relativ kleinen, hügeligen und pitoresken Altstadt – der Vergleich mit Tübingen ist da gar nicht so abwegig. Außer, dass ich noch nicht gehört habe, dass es in Tübingen die Tradition des callejon gibt: Irgendwo an einem Platz treffen sich Musiker in Trachten, es werden Getränke verkauft und dann ziehen sie mit einer Armada von trinkenden Menschen im Schlepptau durch die Straße. Salud!

Guanajuato von oben

Guanajuato von oben

Farbige Häuser, überall

Farbige Häuser, überall

Aguascalientes:
Aguascalientes ist wieder mal eine Hauptstadt eines mexikanischen Zwergbundesstaates. Diesen Zwergbundesstaaten scheint es aus irgendwelchen Gründen allesamt recht gut zu gehen, zumindest Colima und auch Aguascalientes sind auf jeden Fall recht wohlhabend, wenn man den gängigen Statistiken vertraut. Während hingegen Colima recht hübsch ist, ist Aguascalientes so ziemlich das genaue Gegenteil. Grau, Unmengen von Ketten wie McDonalds an den Einfahrtsstraßen, statt der üblichen Taco- und Birria-Stände in den anderen Städten, keine vorhandene Altstadt. Wir fuhren hin, um uns das Museo National de la Muerte anzuschauen, aber leider war auch das relativ mau. Wenn es eine Stadt in diesem Teil Mexikos gibt, die ihr guten Gewissens verpassen könnt, Aguascalientes ist eure Wahl.

Zacatecas:
Was die Pracht und die Farbigkeit angeht, kann Zacatecas vielleicht nicht ganz mit Guanajuato mithalten. Dennoch ist die Stadt definitiv ein hübscher Flecken Erde. An den Hängen von Zacatecas hat während der mexikanischen Revolution die legendäre Division del Norte unter Führung von Pancho Villa anscheinend einen großen Sieg davongetragen, daher gibt es auf dem Hausberg oberhalb von Zacatecas auch ein großes Denkmal zu Ehren der Helden. Außerdem dort vorhanden: Eine Seilbahn, ein grandioser Ausblick und ein Schrein zu Ehren des Schutzheiligen der Bergleute. Natürlich ist Zacatecas auch wieder eine Silberstadt und hier kann man sogar eine alte Mine im Rahmen einer Führung besichtigen. Wer sich für Mineralien und halb-anzügliche, halb-keusche Witze von Tourguides interessiert, dem wird die Führung gefallen, alle anderen setzen sich lieber an einen der vielen Plätze, trinken ein Nachmittagsbier mehr und erfreuen sich am Anblick von einem wirklich beeindruckenden Haufen alter, in Kolonialarchitektur gegossener Steine. Und hat vielleicht Glück, dass sich die Zacatekatz einem vor die Füße wirft und gekrault werden will.

Unterhalb von Zacatecas: Silber

Unterhalb von Zacatecas: Silber

Hostel mit Aussicht

Hostel mit Aussicht

Die Zacatekatz

Die Zacatekatz

Real de Catorce:
Kleinod, Hidden Gem – Ausdrücke, von denen keiner auch nur ansatzweise an Real de Catorce heranreicht. Früher, im 18. Jahrhundert, haben hier 30.000 Menschen in Steinhäusern gewohnt und habe, natürlich, Silber abgebaut. Später dann wurde die Mine geschlossen und es gab für so viele Menschen schlichtweg keinen Grund mehr, in dieser einsamen Gegend zu leben. Daher stehen in Real de Catorce heute Unmengen Gebäude leer und verfallen vor sich hin. Nur der ein oder andere Esel wird noch in den Ruinen geparkt und wartet auf einen Ausritt. Hier ist der Fluss der Zeit ganz langsam, schwer, in der Hitze des Tages fast so klebrig wie der Schweiß, der einem wie Sirup von der Stirn fliesst. Schon die Anfahrt nach Real de Catorce stimmt einen darauf ein: Nach einer unendlichen Weile durchs Nichts des Bundesstaates San Luis Potosi sind noch einmal 25 km Kopfsteinpflaster zu bewältigen, bevor man an einem gut 100 Jahre alten, nassen und einspurigen Tunnel angelangt. Passiert man diesen, ist man im Tal von Real de Catorce und die Welt, sie könnte kaum weiter entfernt liegen. Oberhalb der Stadt, am Pass, den unzählige Pferde und Esel vor dem Bau des Tunnels überquert haben müssen, liegt dann eine Geisterstadt, ein pueblo fantasma, die zeigt, wie es auch Real de Catorce ergehen hätte können, wenn es in den letzten Jahren nicht von dem ein oder anderen Traveler entdeckt worden wäre. Dutzende von verfallenen Häusern, eine Kirche samt Marktplatz, eine alte Hahnenkampfarena, alles verfallen und von riesigen Nopal-Kakteen und einigen Bäumen, die aus den alten Brunnen herauswachsen, überwuchert. Mehr Geisterstadt geht nicht. Und wenn man von der kleinen Wanderung wieder unten im Tal angekommen ist, wartet die Dorfgemeinschaft vielleicht schon wieder auf den Beginn des nächsten Rodeos.

Das Tal am Ende der Welt

Das Tal am Ende der Welt

Pueblo Fantasma

Pueblo Fantasma

Volkssport Rodeo

Volkssport Rodeo

San Luis Potosi:
Schon wieder eine Stadt, die genauso heißt wie ihr dazugehöriger Bundesstaat. Bei all den vielen Städten, die wir auf unserer Reise durch das westliche und nördliche Hochland zurückgelegt haben, es muss ja eine geben, an die ich mich nicht so gut erinnere. Wobei, vielleicht liegt das auch am Pulque, den wir dort mit Freude in uns hinein gegossen haben. Ein teuflisches Zeug, dieser Pulque. Grundsätzlich ist das ganze ein Moschd, nicht aus Äpfeln oder Birnen, sondern aus dem, was halt in Mexiko wächst: Der Agave. Lässt man sich seinen Krug in der Pulqueria seines Vertrauens füllen, hat man folglich keine Ahnung, wie stark das leicht säuerliche, leicht nussige Gebräu ist, das man da trinkt. So haben zwei Krüge Pulque für einen herausragenden Kater mehr als nur ausgereicht. Ansonsten ist San Luis Potosi meiner Erinnerung nach mit ein paar netten Kirchen bebaut, die wir aber allesamt links liegen gelassen haben. Keine Ahnung wie es euch geht, aber mit ein paar wenigen Ausnahmen geht es mir ja so: Kennste eine Kirche, dann kennste alle.

San Luis Potosi

San Luis Potosi

San Miguel de Allende:
Unsere letzte Etappe auf unserem Weg nach Mexiko City war die Expat-Hochburg San Miguel de Allende. Habe ich etwas über Kirchen geschrieben? Die am Hauptplatz in San Miguel de Allende ist auf jeden Fall sehr sehr hübsch, zumindest von Außen. Zudem liegt sie an einem der schönsten Jardins, dieser Mischung aus Garten, Park und Platz, die häufiger in den mexikanischen Innenstädten zu finden sind, die ich bislang gesehen habe. Die gesamte Altstadt ist hier hübsch restauriert und man merkt an jeder Ecke das Geld, das von Außen in den Ort herein getragen wird. So überrascht es auch nicht, das man in San Miguel de Allende französische Bäckereien, Bagelläden, Bio-Kooperativen mit Humussandwiches und eine beachtliche Anzahl amerikanischer Steakrestaurants findet. Dafür gibt es keine Tacostände, sondern ausschließlich Stände, die einem Obst oder Eis anbieten. Und hier ist das Problem: Ich mag ja gerne ein gutes französisches Baguette und ein Eclaire, aber auf meinen Taco mit Chorizo und Quesillo verzichte ich in Mexiko dann auch eher ungern.

Jardin Allende samt Kirche

Jardin Allende samt Kirche

 

 

Bread lovers heaven. #breadlover #mexico #cumpanio #sanmigueldeallende #expatmexico #bakery #svejdahornmexico

 

Ein von Eva Horn (@habichthorn) gepostetes Foto am

Essen in Mexiko, Teil eins

Nach mittlerweile 2 Monaten in Mexiko über die verschiedenen Regionalküchen schreiben und darüber, dass es „die“ mexikanische Küche überhaupt nicht gibt.

Mexiko ist ein sehr vielfältiges Land mit sehr unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, was sich logischerweise auch im Essen bzw. in der Verfügbarkeit von Lebensmitteln widerspiegelt. Es gibt ein paar Gerichte, die landesweit verkauft werden, zum Beispiel frisch gepresste Säfte, aber auch Schweinefleischtacos, gebratenes Hühnchen oder Chilaquiles, das beste Frühstück der Welt. Überhaupt ist es in Mexiko so, dass groß gefrühstückt und noch größer zu Mittag gegessen wird. Abends findet man, gerade in den ländlichen Regionen, nur noch ein paar Tacostände oder Hamburgerbratereien.

Aber der Reihe nach. Angefangen hat unsere „Wir essen uns durch Mexiko“ Mission auf der Baja California. Klimatisch bewegt man sich hier irgendwo zwischen Wüste (Norden und das Landesinnere) und Subtropen (Am Meer). Landwirtschaftlich ist hier kaum etwas zu holen, also gibt es hauptsächlich Fisch und Meeresfrüchte in sämtlichen Aggregatzuständen, denn daran ist die Region reich. Entsprechend viele Tostadas mit Ceviche bzw. Tacos mit frisch frittiertem Fisch oder Shrimps haben wir gegessen. Bemerkenswert ist, dass die meisten Fischstände nur bis zum Mittag bzw. bis zum Ausverkauf offen sind, abends gibt es dann Tacos mit Schweinefleisch bzw. Fett und Hamburger, also Sachen, bei denen kein frischer Fisch verwendet wird.

Ceviche de Pescados

Außerdem gibt es im Norden Mexikos an jeder Straßenecke Stände, an denen morgens ein Ziegenfleischgulasch, das sich Birria nennt verkauft. Das Gericht hat eine suppenähnliche Konsistenz und wird entweder mit dem Löffel gegessen oder in Tortillas gewickelt.
Birria ist DAS Essen im gesamten Norden Mexikos, der sich gefühlt von den Wüstenregionen an der Grenze zur USA bis zum Stadtrand von Mexiko City erstreckt.

Auch an der Pazifikküste auf dem Festland gibt es überwiegend Fisch, hier vorallem am offenen Feuer gebraten und mit Beilagen serviert. Dem (suptropischen) Regenwald entsprechend werden hier vorallem Avocados, Bananen, Papayas und andere tropische Früchte angebaut, was sich auch auf die Speisekarte auswirkt. Solltet ihr also mal nach San Blas kommen, esst dort unbedingt Bananenbrot. Wer Glück hat (so wie wir), bekommt sogar eines, was noch warm ist. Außerdem gibt es in Mexiko, welches übrigens der weltweit größte Exporteur des besten Obstes der Welt, nämlich der Avocado ist, viel mehr Avocadosorten als bei uns in Deutschland.

Ansonsten gibt es an der Küste vorallem eines: Shrimps. Es gibt sogar eine Shrimpsinsel. Diese liegt in der Nähe von San Blas inmitten eines Geflechts aus Seen und Flussarmen und ist bekannt für Süßwassershrimps. Die gefangenen Tiere werden auf den Gehwegen des Dörfchens zum trocknen ausgelegt, was genau so bizarr aussieht, wie es sich anhört. Ansonsten gibt es ein paar Restaurants, in denen man, ihr ahnt es, Shrimpsgerichte essen kann. Wir haben dort gegessen: Getrocknete Shrimps, Shrimpsbällchen, Shrimpsempanadas, Shrimpsceviche und Shrimps in Tomatensauce. Danach wollte ich für mindestens 2 Tage keine Shrimps mehr essen.

Shrimps Ceviche

In den größeren Städten wie Guadalajara oder Guanajuato gibt es natürlich eine größere Vielfalt an Küchen. Vor allem findet man Pizzaläden, bei denen das Endprodukt aber meistens nicht viel mit einer guten italienischen Pizza zu tun hat, und amerikanische Diner, in denen es Wings und Burger gibt. Die meisten Restaurants verkaufen trotzdem mexikanische Küche.
Die Läden Guadalajaras sind vorallem bekannte für Tacos al Pastor, Carne en su jugo (quasi das gleiche wie birria, nur aus Schweinefleisch) und Tortas ahogadas. Hier wird ein Brötchen mit Schweinefleisch gefüllt und mit einer Chillitomatensauce übergossen. Ein wundervoller Katerkiller.

Überhaupt, Suppen bzw. Eintöpfe. Die mexikanische Küche ist voll davon. Ob man es nun Potzole, Carne en su Jugo, Caldo de Res oder Birria nennt, alle Eintöpfe sind gehaltvoll und deftig. Das Fleisch wird so lange gekocht, bis es zart und saftig ist. Verschiedene Salsas und Tomatensauce tut ihr übriges zum Geschmack.

Lecker Zicklein

Lecker Zicklein

Man merkt, die mexikanische Küche ist gehaltvoll, protein- und fettreich. Deswegen wundert es eigentlich auch gar nicht, dass hier sogar frittierte Schweinehaut (Chicharrón – nicht zu verwechseln mit Chicharito, der spielt bei Bayer Leverkusen) gegessen wird. Sie wird als eine Art Kräcker zu gefüllten Tacos gereicht oder einfach selbst mit verschiedenen Saucen übergossen und gegessen.

Chicharron

Und sonst so?
In manchen Ecken Mexikos gibt es erstaunlich gutes Backwerk, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Sobald man die Küstenregionen verlässt, gibt es plötzlich überall Cafés und Reposterias (Nachtischläden), in denen industriell oder von Hand gebackene Teilchen, Törtchen oder Kekse verkauft werden.
Eine Leidenschaft, die in allen Landesteilen gleichermaßen verbreitet zu sein scheint, ist die für Speiseeis. Das gibt es hier in allen erdenklichen Formen und Geschmacksrichtungen. Selbst im kleinsten Dorf gibt es eine Filiale von „Las Michoacanas“, wo man mehr oder weniger selbstgemachtes Eis am Stiel, Paleta genannt, kaufen kann. Im vornehmen Mexiko City schwört man hingegen auf italienische Eiscreme.
Fast ebenso beliebt sind Kartoffelchips, die es hier in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen und Farben gibt und die leider meistens mit einer scharfen Chilisauce ertränkt werden.

Natürlich gibt es noch ungefähr 100 Sachen mehr zu essen. Vorallem, was Streetfood und Kleinigkeiten angeht. Da gibt es zum Beispiel Tamales, die je nach Landesteil in Bananenblätter oder Maisblätter eingewickelt gedämpft werden oder Gorditas, dicke kleine Fladen, die süß oder salzig gefüllt werden.

Tamales

Ihr wollt wissen, was für ein Essensangebot einen in Mexico City erwartet oder was man in Yucatan isst? Dann müsst ihr euch noch ein wenig gedulden, mehr dazu gibt es in den nächsten Wochen.
Auch das Thema Getränke in all ihrer alkoholischen und alkoholfreien Vielfalt hat es verdient, gesondert behandelt zu werden.

Sind (Nord-)Mexikaner die besseren Deutschen?

Um sofort einem Missverständnis vorzubeugen: Diese Frage ist nicht ironisch, sie ist völlig ernst gemeint! Bei Gott, es gibt einfach so viele Hinweise darauf, dass Mexikaner schlicht und ergreifend die besseren Deutschen sind. Denn zumindest im Norden Mexikos wurde deutsches Kulturgut bewahrt, perfektioniert und wird auch heute noch mit einem unbändigen Stolz zur Schau getragen.

Erstes Beispiel: Blasmusik. Gibt es eine deutschere Fernsehshow als den Musikantenstadl? Eben. Und in Mexiko, zumindest im Norden, wird der Tuba noch die Ehre zuteil, die sie verdient. Da schallt es und pumpt aus unzähligen Lautsprechern im Rhytmus des norteño, der Blechblasinstrumente und der Akkordeons und das ganze klingt in seinen popigsten Momenten dann so. Habt ihr bemerkt wieviele Aufrufe das Video hat? Das ist hier WIRKLICH populäre Musik. Aber nicht nur in seinen glattgebügelten Ausprägungen für ein RTL-affines Publikum. So wird auch schonmal ganz politisch motiviert geblasen, wie ihr hier hören und sehen könnt. Alles in allem finde ich, dass #mexikofürmoik in 2016 ganz groß durchstarten sollte. Zurück zu den Wurzeln deutschen Musikgutes, hin zu einer Mexikanisierung der bundesdeutschen Radiolandschaft! Pfüat di!

Wenn dieses mexikanische Krokodil groß ist, würde es gerne Karl Moik kennen lernen.

Wenn dieses mexikanische Krokodil groß ist, würde es gerne Karl Moik kennen lernen.

Und was passt besser zu einer guten Portion Humpamusik? Richtig, eine Maß Bier! Gut, dass auch dieser Umstand im Norden Mexikos bedacht wurde. Ok, manchmal kommen die Bierkrüge dabei auch mit Tomatensaft, Limette und Chilirand als Michelada daher, aber zumindest einem Teil der agency schmeckt auch diese Kombination ganz hervorragend. Über die Grausamkeiten, die mithilfe von Mango an Bier verübt werden dürfen, müssen Deutsche und Mexikaner sich zwar noch einmal ausgiebig unterhalten, aber hey, in meinem Studentenjob in einem deutschen Getränkemarkt war mir auch schonmal ein Becks mit Cappuccino-Aroma vor die Nase gelaufen. Wie heißt es schön: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.

Also, es wurde ordentlich Maßbier getankt und im Hintergrund spielen die Wildecker Herzbuben einen zünftigen mexikanischen norteño – auf welchen Gedanken würde ein guter Deutscher denn jetzt als nächstes kommen? Richtig, erstmal eine Polonaise starten! Gut, spätestens jetzt werden geneigte Leser_innen bemerken, dass dieser Text so ganz ernst auch nicht gemeint ist. Trotzdem muss hier gesagt werden, dass selbst in einem ganz unverdächtigen Laden wie der Mezcaleria Pare de Sufrir in Guadalajara, wo Menschen Mezcal und Bier trinken, Orangen mit Chilisalz schlozen und zu ganz angenehmen Salsaklängen tanzen, wie aus dem Nichts heraus eine Polonaise geformt wurde. Verstörendes Mexiko.

Nicht der mexikanische Siegelhopfen. Dafür Grundlage für lecker Mezcal.

Nicht der mexikanische Siegelhopfen. Dafür Grundlage für lecker Mezcal.

Eine weitere Sache, die die Nähe der Mexikaner zur deutschen Volksseele (muahaha) zeigt, ist der offensichtliche Hang zu Weltschmerz, Verzweiflung und Schwarzmalerei. Jeder der das bezweifelt möge sich einen beliebigen mexikanischen Schlager übersetzen. Kostprobe gefällig? Hier die Übersetzung eines Teils von „La Camisa negra“:

Scheint so, als wäre ich jetzt wieder allein. / Du hast mich nach Strich und Faden belogen. / Was für ein verdammter Tag, an dem ich dich traf, / und vom starken Gift deiner Liebe trank.

Du hast mich mit Schmerz und Sehnsucht nach dem Tod sitzengelassen. / Ich habe den bitteren Hauch des Abschieds eingeatmet. / Seitdem kann ich nur noch schwarze Hemden tragen. / Das Abbild meiner Seele.

Starker Tobak, hmm? Der Unterschied ist nur: Hier wird das Ganze zu jeder sich bietenden Gelegenheit von Dutzenden Kehlen so enthusiastisch intoniert, wie es sonst eigentlich nur hormonverstörte Teenanger unter der Dusche zustande bringen würden. Das gleiche zu den Feierlichkeiten zum Dia de los Muertos, zum Tag der Toten. Da werden riesige Altäre gebaut, der Verstorbenen, der Vergänglichkeit und des allgegenwärtigen Todes gedacht, das ganze aber nicht ernst, bedächtig und betroffen aufgezogen, sondern das Lachen aus dem Keller geholt und mit Zuckertotenköpfen, Kinderschminke und Parties verziert. Wenn das nicht die bessere Variante von Weltschmerz ist, dann weiß ich auch nicht weiter.

Natürlich hat auch dieser Text keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, daher sei nur noch erwähnt, dass noch viele weitere Beispiele für die Seelenverwandschaft von Mexikaner und Deutschen gefunden werden könnten, etwa die Vorliebe der Mexikaner für den VW Jetta. Zwar scheint die pure Menge Eiscreme, die viele Mexikaner jeden Tag verdrücken, auch auf eine gewisse Affinität zur La dolce vita hinzuweisen und die Nähe zu Spanischen Traditionen und die Vielfalt der indigenen Kulturen sind nun auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Dennoch muss an dieser die deutliche Forderung formuliert werden, dass Pegida und Konsorten erstmal eine ordentliche Deutschlehre in Mexiko absolvieren sollten, bevor sie weiter die Schutzbedürftigkeit der deutschen Leitkultur proklamieren dürfen. Wobei, das kann man ja auch niemandem zumuten.

Erste Schritte in Mexiko / Die Baja California

Kinder, wie die Zeit vergeht. Schon seit einem Monat turnen wir nun durch Mexiko und haben dabei einmal die gesamte Baja California von Nord nach Süd durchquert. Zeit für ein paar Zeilen über die ersten Eindrücke von Mexiko im Allgemeinen und der Baja California im Besonderen.

Es liegt in der Natur eines Roadtrips, dass man viel Zeit auf den Straßen und im Verkehr eines jeweiligen Landes verbringt und die allgemeine Verkehrsmoral (was für ein Wort!) der Menschen in diesem Land sehr gut kennen lernt. Mexiko ist in diesem Punkt… atemberaubend! Fantastisch! Großartig! Selbst die legendäre (und wirklich vorhandene) kanadische Freundlichkeit muss auf der Straße gegenüber der mexikanische Freundlichkeit zurückstecken. LKW-Fahrer zeigen einem bei kurvigen Strecken mit dem Blinker an, ob man gefahrlos überholen kann. In Städten gibt es oftmals keine Ampeln und kein „Rechts vor Links“, sondern auf jeder Seite ein Stopschild und reihum darf von jeder Seite ein Auto rüber fahren. Das funktioniert dann selbst bei dreispurigen Straßen reibungslos, weil jeder auf den anderen aufpasst. Es wird kaum gehupt, alles fliesst irgendwie chaotisch vor sich hin und der gesamte Straßenverkehr ist am ehesten als riesige shared space-Zone zu begreifen – und es funktioniert. Da können sich einige vordergründig besser organisierte Länder echt ne Scheibe abschneiden.

Ein ständiger Begleiter auf den Straßen Mexikos ist dabei die Armee. Die ständigen Sturmgewehre sind ein Anblick, an den man sich erstmal gewöhnen muss. Zur mexikanischen Armee muss jedoch eine Sache gesagt werden: Sie ist echt in Ordnung! Normalerweise bin ich ja kein Fan von Armeen, aber diese hier fährt eben Streife, wie sonst die Polizei, und hat Kontrollpunkte, an denen sie dein Auto kontrolliert, so wie sonst die Polizei. Und das Beste: Sie tut all dies ohne willkürliche Rechnungen zu stellen, so wie sonst die Polizei. Vor allem die policia municipal, die Dorfpolizei, kann einem in diesem Zusammenhang schwer aufstoßen. Ernsthaft, da ist mir das Militär lieber.Wüste, überall Wüste

Außerdem überall anzutreffen auf Mexikos Straßen: Hunde. So wie in Istanbul und auf Sizilien eine unfassbare Anzahl von Katzen herumstreunt, so sind auf der Baja California Straßenhunde allgegenwärtig. Einige haben eine Existenz als Wachhund gefunden und blaffen alles an, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, andere irren mit eingezogenen Schwanz über die Straßen und durch die Dörfer und wurden dabei schon bestimmt 50 mal fast überfahren. Wer hier Straßenhunde retten und in andere Länder importieren will – viel Glück!

Wo in den USA in der Gastronomie viel zu viele Kellner für viel zu wenig Arbeit herumrennen und verzweifelt versuchen, eine Beschäftigung zu simulieren, so stehen in Mexiko in der Gastronomie viel zu viele Menschen für viel zu wenig Arbeit einfach rum. Ist ja auch schließlich nix zu tun. Was das Arbeitsleben angeht, scheint das Mexiko ziemlich gut zu beschreiben – es ist eben so viel Arbeit da, wie da ist, und die wird dann durch alle Bewohner eines Ortes geteilt. Vielleicht hat man dadurch am Ende des Monats nicht soo viel Pesos in den Taschen, dafür muss man nur an einem Tag in der Woche im Eisladen schaffen und alle im Dorf haben ein Auskommen, das sie über die Runden bringt. So ungefähr habe ich mir den realen Sozialismus vorgestellt und genau das ist in vielen Ecken der Baja California genau so zu beobachten gewesen – Baustellen, bei denen 5 Personen zuschauen, während eine Person arbeitet inklusive. Das Ganze gipfelt dann in der staatlichen Erdölgesellschaft Pemex, die ein unfassbares Tankstellennetz betreibt, bei denen auf eine Zapfsäule mindestens ein angestellter Tankwart kommt. Eine gigantische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Auf der einen Seite Ok, haben viele Leute einen Job. Auf der anderen Seite habe ich gelesen, dass Pemex Geld für den Bau neuer Raffinerien fehlt und Mexiko unter Strich trotz seines Ölreichtums Öl importieren muss. Von Investitionen in E-Zapfsäulen mal ganz zu schweigen. So herum betrachtet irgendwie auch wieder Schwachsinn.


Mittlerweile sind wir ja wieder in Gefielden angekommen, in denen die Landschaft in einem fantastischen Grün erstrahlt. Gott, wie gut das tut! Immer nur Wüste sehen schlägt tatsächlich aufs Gemüt, zumindest dem gemäßigte Breitengradkind in mir. Und Wüste gibt es verdammt viel auf der Baja California. Eigentlich gibt es sogar fast ausschließlich Wüste auf der Baja, wenn man mal von einigen wenigen palmengesäumten Oasen absieht. Wie anders sich da doch die Welt unter der Meeresoberfläche darstellt. Tropische Fische, riesige Walhaie, Delfinfamilien und sanft dahingleitende Mantarochen. Alles gesehen. Wer auf Tauchen oder Schnorcheln steht, der sollte wirklich einmal im Leben auf die Baja California fahren.

Viel wäre noch zu beschreiben:Von halb fertig gebauten Häuser, die hier in Unmengen rumstehen, von einwandfreien rohen Meeresfrüchten und Montezuma, dessen Rache einen auch auf anderen Wegen ereilen kann, vom deutlich zu beobachtenden Stadt-Land-Gefälle, dass sich in Arm und Reich, dunklerer und hellerer Haut und noch ein paar anderen Dingen beobachten lässt. Aber davon wird vielleicht noch an anderer Stelle berichtet, Mexiko wird uns schließlich noch eine Weile begleiten.

Schweinereien von der Straße

Wisst ihr, was (neben vielen anderen Aspekten) so großartig an der Kolumne für die Stuttgarter Zeitung ist? Ich muss mir den Kopf nicht zerhirnen und zermatern, um eine superkreative Überschrift für meine Texte zu finden. Das macht die Zeitung für mich.

In meiner aktuellen Kolumne dreht sich überraschenderweise alles um mexikanisches Streetfood. Für die Recherche fräse ich mich seit nunmehr drei Wochen durch verschiedene Tacostände. Ein schweres Opfer! (Leider teilweise wirklich, denn seitdem wir im Lande sind, wechseln wir uns munter mit Magenverstimmungen und anderen Kränkeleien ab. Die letzten Monate war keiner von uns krank, wir holen das gerade konzentriert nach.)

Hier nun aber der Kolumnentext über Tacos, Carnitas und co.

Streetfood gilt als hip in unseren Breitengraden. Auf der Baja California im Nordwesten Mexikos gehören die Büdchen zum gewöhnlichen Straßenbild. Was auf den Maistacos landet, ist nicht nur vertrauenserweckend.

Streetfood ist in Deutschland voll im Trend. Seit Mitte dieses Jahres gibt es auch in Stuttgart regelmäßig „Streetfoodfeste“. Hier auf der Baja California im Nordwesten Mexikos würden die Menschen wahrscheinlich ungläubig schauen, wenn ich ihnen erzählen würde, dass ausgerechnet in Deutschland Streetfood der neuste Schrei ist. Hier sind die Büdchen, die an der Straße oder an Plätzen stehen, nämlich nichts Besonderes, für das man sogar Eintritt zahlt, sondern der Ort, an dem man sich sein Mittagessen oder einen schnellen Snack holt. Egal ob Schüler, Polizist oder Rentner – alle stehen zusammen am Büdchen und essen Streetfood.

Im Reiseführer haben wir gelesen, dass man mit mitteleuropäischem Magen am besten nur gut gekühlte Lebensmittel aus dem Supermarkt essen soll, doch wir werfen schon nach dem zweiten Tacostand, an dem wir hinter der Grenze vorbeifahren, die meisten Bedenken über Bord. So schlecht kann die Qualität des Essens ja nicht sein, wenn die Leute hier Schlange stehen. Und lecker sieht es auch noch aus. Es gibt, was diese trockene Region hergibt: überwiegend rohe Meeresfrüchte in zitroniger Soße (hierzulande unter dem Namen Ceviche gerade schwer im Trend) und Fisch, der hier frisch frittiert auf den Taco kommt.

Hinweisschilder zu den Öffnungszeiten gibt es nicht

Ein paar Tage später finden wir ein Büdchen, in dem irgendwas mit Carnitas verkauft wird. Wir bestellen drauf los, ohne genau zu wissen, was wir da tun. Vor unseren Augen werden Schweinefleisch und Schweinefett zerhackt, zusammengemischt und uns dann auf einem Maistaco gereicht, dazu gibt es frittierte Schweinehaut – ganz sicher nichts für jeden Geschmack. Einer der Köche winkt uns heran und will wissen, woher wir kommen. Er erzählt uns dann, dass Schweinefleisch aus Deutschland in Mexiko einen besonders guten Ruf habe. Wir befinden, dass mexikanisches Schwein auch ordentlich schmeckt, und bekommen seine Visitenkarte und gute Wünsche mit auf den Weg.

Wie anders war alles in den USA und in Kanada. In Städten wie San Francisco, Portland oder Vancouver ist Streetfood ein fester Bestandteil des Speiseangebots. In den Innenstädten stehen gut ausgerüstete Imbisswägen, die auf Kundschaft aus den umliegenden Bürogebäuden warten, die zur Mittagspause ausschwärmt. Hier kann man selbstverständlich mit Kreditkarte bezahlen. Die Speisekarten sind bedruckt und die meisten Trucks haben ihren eigenen Internetauftritt, auf dem man nachlesen kann, wo genau der Truck zu finden ist. Außerdem bekommt man eine fertige Portion über den Tresen gereicht. In Mexiko läuft alles ein bisschen anders: Auf jedem Tresen stehen verschiedene Soßen, Limetten und klein geschnittene Tomaten, von denen man sich nehmen kann. Für den Touristenmagen bisweilen ein Abenteuer, denn ausgewiesen sind die Soßen natürlich nicht. Manche Stände öffnen ausschließlich morgens, andere erst am Abend. Hinweisschilder zu den Öffnungszeiten gibt es nicht. Die Speisekarten sind auf Holztafeln gemalt, das Menü ändert sich eh nur selten. Die Begeisterung für die Speisen allerdings ist riesengroß und Generationen wie Gesellschaftsschichten übergreifend.