Mosquitos

Was soll ich sagen? Ich HASSE Mosquitos. Mindestens so sehr, wie sie mich lieben. Im Ernst, solltet ihr jemals vorhaben in ein Malariagebiet zu fahren, bucht mich. Ihr werdet garantiert keinen einzigen Stich davon tragen.

Die unendlichen Weiten des nordamerikanischen Nordens bestehen vor allem aus dem Sumpfland der Tundra und dem borealem Nadelwald der Taiga, die im Sommer beide schön feucht und sumpfig sind. Könnte es hier eventuell Schnaken geben? Klingt es nach einer hervorragenden Idee mit zuckersüßem Blut in jene Breiten zu reisen? Aber sicher doch!

Am treffendsten beschreiben für mich die biologische Familie der Stechmücken (Culicidae) dabei folgende Verse, die ich in einem kleinen Hotel in den schottischen Highlands gefunden habe:

 

„Noo the inveroran midgie is a carnivore elite
With a mouth like Jaws and teeth like saws that grind ye till ye greet
With an ice axe in his oxter and tricounis on his feet
He goes hunting human meat in Inveroran“

 

 

Schluss, aus, Ende. Im nächsten Leben wünsche ich mir einen zentimerdicken Wasserfilm auf der Haut. Oder alternativ ein Ganzkörpermosquitonetz. Wenn ihr bis dahin eine sich kratzende, fluchende und wild um sich schlagende Blutkonserve auf zwei Beinen sehen wollt, ihr findet mich direkt unter dem 10cm dicken, summenden Brocken Stechvieh in eurer Nähe. Food that hasn’t died. Wünscht mir Glück.

 

 

Der Regenwald

Wenn ich mir den Regenwald vorstelle, dann habe ich wahrscheinlich die gleichen Bilder vor Augen wie die meisten Menschen: Dampfende Hitze, dichtes Blätterwerk, umherfliegende Kolibris und in der Ferne ein paar schreiende Affen. Dazu vielleicht noch einen Jaguar oder einen Tiger und ganz sicher so große Bäume, dass es scheint, sie würden sich bis in den Himmel erstrecken.

Was ich mir ganz sicher nicht vorgestellt habe, ist einen Regenwald fernab des Äquators auf Vancouver Island zu finden.

Das faszinierende dabei ist: Der nördliche Regenwald hier in Kanadas Süden ist in wirklich vielen Punkten genau so, wie ich mir den tropischen Regenwald vorgestellt habe, nur eben mit ein paar Eigenheiten. Es herrscht eine dampfende Hitze, zumindest jetzt im Sommer, wie in einem Gewächshaus. Dichtes Blätterwerk, häufiger aber auch Nadelwerk, versperrt den Blick in die Ferne und nach oben. Flechten und Moose, die von allen Bäumen ranken, tun ihr Übriges. Blickt man doch einmal durch das dichte Grün hindurch, ist nicht selten der Pazifik zu sehen. Der nördliche Regenwald ist vor allem ein Küstenregenwald, nur hier ist es mild genug, dass der notwendige, massive Niederschlag auch im Winter als Regen und nicht als Schnee vom Himmel fällt.

Kolibris fliegen durch die Luft (kein Scheiß – und ich dachte, die gibt es wirklich nur in den Tropen). Es gibt zwar keine Jaguare oder Tiger, dafür aber Pumas, Wölfe und Bären. Wir hatten im Cape Scott Provincial Park ganz im Norden von Vancouver Island sogar das Glück, einen Wolf und einen Bären aus nächster Nähe sehen zu können. Die haben sich überhaupt nicht für uns interessiert. Der Bär drehte einfach weiter Steine am Pazifikstrand um, damit er die sich darunter versteckenden Krebse schnappen konnte, während der Wolf seelenruhig an unserem Zelt vorbei trabte. Nur füttern sollte man die Tiere nicht, denn gewöhnen sie sich an das leicht zu ergatternde Futter, kommen den Menschen dauerhaft näher, werden zur Gefahr – und erschossen. Besonders Bären sind für diese Art von Konditionierung empfänglich, intelligente Tiere eben. Darum steht auch an jedem Rastplatz unmissverständlich: „A fed bear is a dead bear.“IMG_20150623_130341

Außerdem gibt es im hiesigen Regenwald riesige Zedern, manche davon bis zu 1000 Jahre alt, die 5 Menschen gemeinsam nicht umfassen könnten und scheinbar ewig in den Himmel ragen. Nur Affen, die haben wir bislang nicht gesehen. Wobei wir bei einem Spaziergang auf dem Rain Forest Trail im Pazifik Rim Nationalpark doch einmal kurz zusammengezuckt sind. Waren das gerade Affenlaute, die wir hörten? Zur Aufklärung: Affen waren es tatsächlich nicht, aber man muss den hiesigen Raben doch große Komplimente für ihre Fähigkeit der Stimmennachahmung machen. Das liebestolle Gekrähe klingt tatsächlich fast so wie Affengebrüll.

Leider ist der nördliche Regenwald, wie so viele andere Orte auch, vom Klimawandel bedroht. Wann immer wir mit Anwohner und Rangern sprachen, ist uns mitgeteilt worden, dass in den letzten Jahren nach und nach immer weniger Regen gefallen ist und die Sommer früher und trockener begonnen haben. Ein verheerender Umstand für einen Regenwald. Hinzu kommt die große Waldbrandgefahr. Ende Juni gilt auf Vancouver Island schon die allerhöchste Gefahrenstufe und alle offenen Feuer sind streng verboten – was sonst immer erst Mitte Juli oder noch später der Fall war. Man wünscht sich, dass weltweit endlich mehr gegen den Klimawandel getan wird und hofft, dass der nördliche Küstenregenwald so vielleicht erhalten werden kann.

Der ultimative Vancouverguide.

Lange hat es gedauert, aber jetzt ist sie endlich da: Unsere ultimative und unvollständige To-Do-Liste für Vancouver:

Vancouver ist eine freundliche und – soweit wir das beurteilen können – sichere Stadt. Ein Besuch lohnt sich, vorallem im Sommer. Warum, das haben wir im Folgenden für euch zusammengefasst.

Do: Streetfood essen – Downtown und Streetfood Märkte im Sommer

Vancouver ist ein Streetfoodparadies. Downtown findet sich um die Mittagszeit an nahezu jeder Ecke ein Foodtruck und gerade im Sommer wöchentlich Street Food Feste. Kluge Esser schauen auf streetfoodvancouver.ca nach, welcher Foodtruck sich wann und wo aufhält. Jeden Freitagabend im Sommer findet am Kai in North Vancouver ein Streetfoodmarkt statt. Dieser kostet keinen Eintritt und ist zudem eine fantastische Gelegenheit, mit der Fähre von Downtown (Haltestelle Waterfront) über das Wasser zu fahren und neben geilem Essen von ca. 30 Foodtrucks auch noch den Blick auf das Hochhäusermeer von Downtown Vancouver abzugreifen.

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Do: Stanley Park – drum herum joggen/fahren/spazieren

Der Stanley Park liegt an der Nordspitze von Downtown Vancouver und ist für einen Park kaum angelegt und der Wald wirkt ziemlich ursprünglich. Man kann mit dem Leihrad oder zu Fuß quer durch fahren bzw. laufen, sich an einen der drei Strände chillen, Waschbären und Eichhörnchen besichtigen und die Aussicht genießen. Oder man kann den Park umrunden – sei es joggend, auf Inlineskates, mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Die Strecke ist ca. 9 Kilometer lang und bietet großartige Ausblicke. Lediglich auf die anderen Verkehrsteilnehmer sollte man achten, manche Radler*innen wirken, als säßen sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Sattel. Stanley Park kostet übrigens auch keinen Eintritt.

Do: Grouse Grind erklimmen

Der folgende Tip ist etwas für sportliche und/oder wahnsinnige Menschen, denn der Grouse Grind ist ein ca. 3 km langer bzw. hoher Weg, der auf den Hausberg Vancouvers, den ca. 1200 Meter hoher Grouse Mountain führt. Man erklimmt also gemeinsam mit vielen anderen eine aus gefühlten 100000 Stufen bestehende Treppe, die in engen Serpentinen direkt auf den Gipfel führt. Klingt bekloppt? Ist es auch. Aber wenn man dann, komplett durchgeschwitzt und außer Atem, oben angekommen ist, hat man erstens einen netten Blick über Vancouver und die Bucht und zweitens ganz schön was geschafft. Wer nicht so sportlich bzw. wahnsinnig ist, kann auch mit der Seilbahn auf den Gipfel fahren.

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Do: Sushi essen

Angeblich gibt es in Vancouver das beste Sushi außerhalb Japans. Ob das stimmt, vermögen wir nicht zu beurteilen, aber lecker ist es allemal. Und – im Vergleich zu allem anderen Essen – wahnsinnig preiswert. Vancouver liegt direkt am Meer und sehr viele Einwohner haben asiatische Vorfahren, zwei gute Argumente dafür, sich auf alle Arten von asiatischem Essen und auf Fisch zu stürzen. Einen Überblick über gute Sushiläden bieten die gängigen Portale, Tripadvisor, Zomato etc.

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Don’t: Rauchen am Strand und Alkohol trinken in der Öffentlichkeit
In Vancouver ist es verboten, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken. Das ist schade, denn man würde sich nur allzu gerne mit einem Bier an den Strand oder in einen der Parks setzen. Außerdem ist es verboten, am Strand zu rauchen. Wers trotzdem riskieren möchte, sollte sich ein einsames Flecken suchen.

Do: Kaffee trinken und bei Nelson the Seagull das beste Brot essen

In Vancouver gibt es viele wirklich gute Coffeeshops und einige Röstereien. Was es allerdings nicht so oft gibt, ist Brot, das auch für meinen verwöhnten und Brot obsessiven Gaumen nach etwas schmeckt. Aber zum Glück gibt es Nelson the Seagull. Dieser Hipsterladen in Gastown backt sein Sauerteigbrot selbst und brüht vorzüglichen Kaffee. Und man kann nahezu den ganzen Tag über Avocado auf Brot und andere Sachen Frühstücken. WLAN gibt es auch. Nelson, wir lieben dich!

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Do: Happy Hours checken – Micro Breweries

Alkohol ist teuer in Vancouver. In den meisten Pubs ist man je nach Lage und Biersorte schon mal acht kanadische Dollar ärmer. Viele Pubs, Kneipen und Restaurants haben aber eine HappyHour. Diese ist meistens zwischen 16 und 18 Uhr. Einfach aufmerksam durch die Stadt schlendern und auf entsprechende Schilder achten. Außerdem gibt es in Vancouver einige Microbreweries, die mit spannenden Bieren, IPAs und Ales locken.
Gute Gegenden für den gepflegten Alkoholgenuss sind der Commercial Drive, Gastown und das West End.

Don’t: Zu spät Essen gehen

Wir essen in Deutschland meistens zwischen 19 und 21 Uhr zu Abend. In Vancouver ist das zu spät. Viele Restaurants schließen sogar schon um 21 Uhr. Manche Imbissbuden und viele Pubs schließen die Küche erst deutlich später, aber in der Regel sollte man sich gegen 18:30 Uhr zum Essen bewegen, gerade, weil ohne Reservierung oft auch noch Wartezeit eingeplant werden muss.

Do: Mit der Fähre nach North Vancouver fahren

In Vancouver ist die Fähre, ähnlich wie in Istanbul oder in New York, ein normales Verkehrsmittel. Mit dem Metroticket kann man also auch übers Wasser fahren. Und das sollte man tun, denn auf der anderen Seite winkt nicht nur ein atemberaubender Blick auf die Skyline von Vancouver, sondern auch eine Markthalle, zahlreiche Kneipen und jeden Freitag eines der größten Street Food Feste Vancouvers.

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Don’t: Ohne passendes Kleingeld Bus fahren

Vancouver hat ein dichtes Netz des öffentlichen Personennahverkehrs. Skytrain, Fähren und zahlreiche Busse bringen einen nahezu überall hin. Allerdings sollte man immer genug Kleingeld dabei haben, denn im Bus gibt es kein Wechselgeld und es werden nur exakte Beträge akzeptiert. Übrigens: In Vancouver sind die Tickets am Wochenende und nach 18:30 Uhr deutlich billiger. Wer es in der Hand hat, geht also eher abends und am Wochenende auf große Fahrt. Außerdem gibt es in Kiosken, Apotheken und an Tankstellen 10er-Karten, die ebenfalls billiger sind als ein einfaches Ticket.

Don’t: Außerhalb von Downtown zu Fuß gehen – und Downtown Auto fahren

Weiter oben schrieb ich vom gut ausgebauten Nahverkehr, trotzdem sollte man es vermeiden, außerhalb der Innenstadt größere Strecken zu Fuß gehen zu wollen. Oft gibt es keine Fußgängerwege und die Strecken, die man zurücklegen muss, sind lang. Laut meiner Schrittzählerapp sind wir in Vancouver oft mehr als 10 km am Tag gelaufen, was eigentlich kein Problem wäre, wären die Wege ausgebaut und schön. Andersherum sollte man es unbedingt vermeiden, Downtown mit dem Auto fahren zu wollen. Es gibt kaum Parkplätze und wenn, dann sind sie teuer. Außerdem sind die Straßen voll und vor lauter Stop and Go und den zahlreichen Fussgängern kommt man kaum an sein Ziel.

Do: Zum Strand gehen
Vancouver liegt direkt am Meer, das Wasser ist allgegenwärtig, was sich an jeder zweiten Ecke bemerkbar macht. (Ich sage nur: Sushi, Salzwassergeruch, Fähre fahren, Schiffe, Hafen) Gerade jetzt im Sommer sollte man daher unbedingt eines tun: Sich zu einem der zahlreichen Strände bewegen und badenbzw planschen gehen. Viele Strände sind bewacht und verfügen über Toiletten, Liegewiesen und einen Kiosk. Der Pazifik ist außerdem recht kühl und bietet daher die perfekte Möglichkeit zur Abkühlung für überhitzte Städtetouristen.

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Fazit: Eine Stadt, in der man wundervolles Seafood bekommt, die direkt am Strand liegt und zudem nicht zu groß ist – Ihr wisst, wo ihr nächsten Sommer hinfahrt, oder?

Wie man in Kanada ein Auto kauft.

Ein Roadtrip ohne Auto ist kein Roadtrip und entsprechend ist die Suche nach einem geeigneten Auto eine ziemlich wichtige Sache.
Wir haben gerade unseren – hoffentlich – treuen Gefährten in Vancouver gekauft. Nachfolgend findest du ein paar Tips, Anregungen und Hinweise.

1.) Was für ein Auto macht für dich überhaupt Sinn?

Du solltest dir, bevor du ein Auto kaufst, überlegen, welche Sorte Auto für deinen Reiseplan das Richtige ist. Klingt einfach, ist es aber oft gar nicht. Willst du in deinem Auto schlafen oder nicht? Wie viele Kilometer muss es durchhalten? Wie werden die Straßen beschaffen sein, auf denen du vorhast zu fahren? Bist du Automechanikerin oder hast du keine Ahnung von Autos?

In unserem Falle ist es so, dass das Auto ein paar Kilometer durchhalten muss, also haben wir versucht, eines mit möglichst wenigen Kilometern auf dem Zähler zu finden. Außerdem wollten wir ein Auto haben, was entlang der Strecke halbwegs gebräuchlich ist, damit man in Werkstätten nicht 2 Monate auf die entsprechenden Ersatzteile warten muss. Platz für zwei Personen (auch zum schlafen) und Gepäck sollte es bieten und außerdem nicht allzu alt sein, da wir uns die Option offen halten wollen, das Auto auch in anderen Ländern als Kanada verkaufen zu können. Bei älteren Autos kann das schwierig werden, bei neueren ist es wohl auf Grund des NAFTA-Abkommens zumindest in Mexiko kein Problem.

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2.) Hilfe, wo finde ich überhaupt ein Auto?

Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, deinen fahrbaren Untersatz zu finden. Erstens, du suchst bei craigslist oder kijiji nach Autos in deiner Region, die zu deinem Profil, was du unter 1.) herausgefunden hast und zu deinen preislichen Vorstellungen passen. Dort gibt es entweder Autos von Privatpersonen oder von Händlern. Du rufst dann bei den Leuten an, vereinbarst einen Termin und schaust, ob dir der Wagen taugt. Woran du das erkennst, erkläre ich später.
Zweitens, du gehst zu einem der zahlreichen Gebrauchtwarenhändler, erklärst ihm deine Anforderungen und schaust, was er (oder sie) für dich hat. Der Vorteil beim Gebrauchtwarenhändler ist, dass die Autos in der Regel durchgecheckt und repariert werden, bevor sie verkauft werden. Dadurch sind sie meistens etwas teurer, aber man muss nach dem Kauf wahrscheinlich erstmal nichts mehr investieren. Eine Garantie oder ähnliches gibt es aber auch bei Händlern meistens nicht.
Drittens: Du kaufst ein Auto von einer anderen Travellerin. Dafür gibt es auf Facebook spezielle Gruppen, die du in der Facebooksuche finden kannst. Vorteil hier: Das Auto ist schon (teilweise) umgebaut und eingerichtet und du musst nicht mehr so viel Ausrüstung kaufen. Nachteil: Du kaufst den Wagen von privat und somit gibt es keinerlei Haftung für eventuelle Schäden oder Dinge, die du erst später bemerkst.

Wir haben uns für Möglichkeit Nummer 3.) entschieden, weil gerade ein Auto, das unseren Wünschen – hoffentlich – ziemlich genau entsprach, von anderen Travellern zum Verkauf angeboten wurde. Hätte das nicht geklappt, wären wir wohl zu einem Händler gegangen.

3.) Panik! Woran erkenne ich überhaupt ein gutes Auto?

Nunja, ich bin kein Automechaniker und kein Hellseher, von daher kann ich dir auch keine 100% sicheren Tips geben, sondern nur aufzählen, worauf wir beim Kauf geachtet haben.

  • Das Auto zeigt keine oder nur wenige Spuren von Rost
  • Der Motor und alles andere unter der Motorhaube ist sauber, nicht siffig und rostfrei
  • Beim Fahren macht das Auto keine komischen Geräusche, es raucht nicht und holpert nicht
  • Die Bremsen funktionieren gut und ohne Probleme
  • Es gibt eine Dokumentation, in der aufgeschrieben wurde, was alles schon an dem Auto repariert wurde
  • Das Auto leckt nicht (Du siehst auf dem Boden, wo es stand, keine komischen Flecken)

Letztendlich musst du aber auf deinen gesunden Menschenverstand vertrauen und auch ein bißchen darauf, dass dir die Verkäufer keinen Scheiß erzählen. Am Besten, du fährst mit dem Wunschwagen zu einer der vielen Werkstätten und lässt einen Servicecheck machen. Das kostet meistens so um die 70 $ (je nach dem, was du mit der Werkstatt ausmachst), vermittelt dir aber eine gute Vorstellung davon, wie es unter deinem Auto aussieht (den Rest sieht man halt wirklich meistens selbst).
Wenn du dir nicht sicher bist, schlaf lieber eine Nacht über deine Entscheidung. Wenn du dir sicher bist, dann schlag ein, aber vergiss nicht, vorher den Preis zu verhandeln.
Bist du dir mit dem Verkäufer einig geworden, folgt Punkt 4.

4.) Und wie kaufe ich jetzt das verdammte Auto? Und wie war das jetzt mit der Versicherung?

Also zunächst achtest du bitte darauf, dass ihr einen ordentlichen Kaufvertrag abschließt. Vordrucke findest du wie immer in diesem Internet. Wichtig ist, dass der Kaufpreis, das Datum, die Vehicle Number und Unterschriften von Käufer und Verkäufer auf dem Vertrag stehen. Wie genau ihr das mit der Bezahlung regelt, ist eure Sache.

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Mit diesem Vertrag dackelst du dann (mit dem Verkäufer) zu einer der zahlreichen Versicherungsagenturen (Insuranceagencies). In British Columbia gibt es eine staatliche Autoversicherung, sie hält das Monopol, ist verpflichtend und kostet entsprechend in jeder Agentur das Gleiche. In anderen Provinzen sieht das ganz anders aus, dort kann es unter Umständen große Unterschiede von Versicherung zu Versicherung geben und ein Vergleich lohnt. Möchtest du ein Auto, was nicht in British Columbia zugelassen ist, in British Columbia kaufen und zulassen, wird es nochmal komplizierter. Dann musst du nämlich eine offizielle Inspektion machen lassen, damit das Auto die Provinz wechseln kann. Alter, denkst du jetzt, und ich dachte immer, der deutsche Föderalismus ist anstrengend und kompliziert. Pustekuchen, sage ich, du kennst den kanadischen noch nicht.

Bei der Versicherungsagentur triffst du hoffentlich auf einen freundlichen Menschen, der dir alles erklärt und deine Fragen geduldig beantwortet. Du brauchst deinen Reisepass, deinen Führerschein, eine gültige und gedeckte Kreditkarte und am besten noch einen Nachweis deiner deutschen Autoversicherung, dass du unfallfrei gefahren bist. Außerdem brauchst du eine Postadresse in British Columbia. Aber, don`t panic, ich habe gehört, dass man sich bei UPS ganz leicht eine mieten kann.

Bei der Versicherung musst du unter anderem angeben, ob du vorhast, dein Auto außerhalb von British Columbia zu fahren (sagte ich vorhin etwas vom kanadischen Föderalismus?). Sobald du deine „Heimatprovinz“ verlässt, wird die Versicherung nämlich teurer. Bitte sei hier unbedingt ehrlich, sonst greift deine Versicherung nämlich nicht und das ist im Schadensfall so ziemlich das schlimmste, was dir passieren kann. Ebenfalls solltest du die so genannte „third party coverage“ erhöhen, denn diese liegt nur bei 200.000 Euro und das ist lächerlich wenig, gerade dann, wenn man vorhat, in die USA zu reisen.
Für alle anderen Länder – außer den kanadischen Provinzen und den USA – muss man sich übrigens eine private Versicherung suchen. Hier lohnt dann wieder der Vergleich.

Dann solltest du angeben, für wie lange du die Versicherung abschließen willst. Mit einem Touristenvisum kannst du die Versicherung nicht länger als drei Monate abschließen, du musst also deinen Roadtrip entsprechend planen. Mit abgelaufenem Kennzeichen unterwegs zu sein, ist gar nicht cool und eine Straftat.
Du solltest außerdem bedenken, dass du auf den Kaufpreis deines Wagens (natürlich) auch noch Steuern zahlen musst. Dies sind 12% der Kaufsumme, also nicht eben wenig. Die Steuern zahlst du gemeinsam mit der Versicherung.

Am Ende hast du ungefähr 10 Mal deine Unterschrift irgendwo drunter gesetzt und auch der Verkäufer hat am Anfang unterschreiben müssen, um den offiziellen Kaufvertrag zu bestätigen. Ich habe gehört, dass manche Menschen auf dem offiziellen Kaufvertrag gar nicht die tatsächliche Kaufsumme angeben, um Steuern zu sparen. Ob man so etwas versuchen will, bleibt einem natürlich selbst überlassen.

Die Versicherung und die Steuer zahlst du dann vor Ort für die gewünschte Zeit mit deiner Kreditkarte. Dann bekommst du deine Nummernschilder, die du an dem Auto anbringst. Jetzt kannst du sofort losfahren. Herzlichen Glückwunsch!
Was für Equipment du für einen Roadtrip brauchst und welche Ausgaben sich nicht lohnen, erzähle ich dir zu einem späteren Zeitpunkt. Nämlich dann, wenn ich es selbst herausgefunden habe.

All along the watchtower. #stanleypark #vancity #igersvancouver #kytsch

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#Vancity

Vancouver. Eine Stadt ungefähr so groß wie Stuttgart. Mit einer Metropolregion drumherum, ungefähr so groß wie die Region Stuttgart. Dafür aber mit dem Pazifik nebenan, einem Downtown + Skyline und schneebedeckten Bergen in Sichtweite. So weit die offensichtlichen Gemeinsamkeiten und Unterschieden zweier Städte. Darüber hinaus ist Vancouver aber auch eine typisch nordamerikanische Stadt – und irgendwie auch wieder so gar nicht.

Wie das gemeint ist? Ein Beispiel: In Vancouver sind die Menschen freundlich. Die ersten Worte beim Betreten eines Geschäftes sind grundsätzlich „Hi, how are you?“, eigentlich interessiert sich aber kein Schwein dafür, wie es dir wirklich geht. So weit, so nordamerikanisch. Andererseits sind die Menschen hier wirklich freundlich: Sie sagen beim Aussteigen „Thank you“ zum Busfahrer, sie geben jederzeit ihrer Sitzplatz für ältere Menschen her, sie bremsen eigentlich immer für Fußgänger oder Enten samt Entenwelpen und sie helfen einem bei jeder kulturellen Unwissenheit und erklären jeden Weg mit aller Zeit der Welt. Und das Servicepersonal ist zumindest ein klein bisschen weniger exaltiert, als ich das in einigen Städten an der amerikanischen Ostküste erleben durfte. Zum Glück, irgendwann hätte ich einem Kellner wohl sonst mit dem Arsch ins Gesicht springen müssen.

Ein weiteres Beispiel? Wie in Nordamerika üblich ist Alkohol schweineteuer und darf unter keinen Umständen bei strahlendem Sonnenschein und kühlendem Wind im Park, am Strand oder irgendwo sonst im Freien getrunken werden. Dafür wird schon um 17 Uhr nachmittags in der Bar ein Shot nach dem anderen gekippt. Ist ja schließlich Happy Hour. Außerdem ist Rauchen total verpönnt – im Park und am Strand auch schonmal gleich gar nicht. Naja, ist bestimmt auch besser für die Gesundheit. Denn schließlich müssen sowieso schon sehr viele Menschen, bedauerswerterweise auch schon in jungen Jahren, an unfassbaren Schmerzen und besonders fiesen Krankheiten leiden. Krankheiten, bei denen nur die beste Naturmedizin hilft: Canabis. Gerne auch mal in medizinischen Einrichtungen mit klangvollen Namen wie „Hemp, Hemp, Hooray“ gekauft, in denen zum Glück immer ein „doctor on duty“ bereit steht. Ehrlich gesagt ist es mir ein Rätsel, warum man diese Pseudoregulierung nicht einfach bleiben lässt und Canabis einfach ganz legalisiert, ändern würde das mit Sicherheit nichts hier.

Insgesamt ist Vancouver eine wirklich lebenswerte Stadt. Klar muss man einzelne Aspekte davon unbedingt ausnehmen, allein die Sache mit den unendlich langen Wegen für Fußgänger, die Städte fernab von Mitteleuropa meistens halt so an sich haben. Oder die Sache mit dem Aquarium in Vancouver – wieso zur Hölle muss man im 21. Jahrhundert noch Delphinshows anbieten?! Zumal der Pazifik echt nebenan liegt und dort auch ohne Probleme sogar freilebende Wale beobachtet werden können.

Zum Glück ist Vancouver in einigen anderen Punkten deulich weiter. So halten homosexuelle Paare nicht nur in der Öffentlichkeit in aller Selbstverständlichkeit Händchen und es juckt keine Sau, sie können darüber hinaus auch heiraten und Kinder adoptieren, wie in ganz Kanada übrigens. Dazu gibt es in der Davie Street auch mal einen Regenbogen statt eines Zebrastreifens auf der Straße. Außerdem sind einige Stadtviertel derart bunt gesprickt mit unterschiedlichen Läden aus unterschiedlichen Kulturen, das man einfach nur neidisch auf diese unglaublich großartige Vielfalt sein kann. Wenn Multi-Kulti aus einer Mezcaleria, einem belgischen Bierpub, Pho-Suppenküchen , Tandoori-Grills, Whiskyfachgeschäften und einer amerikanischen Sportsbar besteht, dann immer her damit!

Last, but not least: Waschbären gibt es in Vancouver auch.

Was ich an Deutschland vermissen werde

Noch 4 Tage bis zur Abreise. Zeit, einmal aufzuschreiben, was ich an Deutschland vermissen werde.

1.)Backwaren
Ich nutze gerade jede sich bietende Gelegenheit, Laugengebäck in mich hineinzustopfen. Deutsche Backwaren an sich sind nämlich schon großartig, aber Stuttgarter Laugengebäck ist noch besser und besser wird es einfach nicht. Ich liebe Brötchen und gutes Brot. Als ich im Rahmen meines Studiums ein Jahr in Barcelona verbrachte, vermisste ich nicht viel, aber von jedem Gast ließ ich mir Brötchen aus Deutschland mitbringen. Weil Baguette zwar gut, aber eben keine warme Laugenbrezel mit Butter ist.
Die Jahre, die ich in Stuttgart verbrachte, haben dem Ganzen nurmehr die Krone der Köstlichkeit aufgesetzt. Bäcker Frank, Bäcker Hafendörfer, ich werde euch vermissen!

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2.) Das Wetter
Verehrte Leser_innen, das ist kein Scherz. Hier gibt es Jahreszeiten! Abwechslungsreiches Wetter! Schnee, Regen, Graupel, Sonne, Hagel, Temperaturen von -20 bis +40 Grad! Herbststürme, Sommergewitter, Schneetreiben, Sonnenuntergänge – das Wetter hier ist alles, aber nicht langweilig und deshalb werde ich es vermissen.

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3.) Deutsche Zuverlässigkeit
Deutschland kann furchtbar anstrengend sein. Menschen, die einmal versucht haben, 3 Minuten nach Ende der Öffnungszeiten in einem Einwohnermeldeamt bedient zu werden, wissen, wovon ich rede. In der Regel hat man nämlich keine Chance. Alles läuft nach Plan und alles hält sich an die Regeln. Ich kann davon ausgehen, dass das Einwohnermeldeamt am nächsten Tag pünktlich wieder aufmacht.
In Deutschland kommen Busse meistens pünktlich und es existiert ein Fahrplan, alles ist penibel genau ausgeschildert, es gibt für jeden Scheiß ein Formular und eine Stelle, an die man sich wenden kann. Man könnte sagen, Anarchie in jeder Form ist dem Deutschen fremd. Oft genug verzweifelte ich an der deutschen Liebe zu korrektem Verhalten und Bürokratie. Allerdings ist so alles relativ leicht zu berechnen und es gibt weniger Überraschungen – und das werde ich sicher vermissen.

4.) Die deutsche Bahn
Ja, ich weiß, es ist ungewöhnlich, aber ich mag die Deutsche Bahn. Die meisten Züge fahren pünktlich und wenn nicht, dann kann man sich ein Fahrgastrechteformular ausdrucken, ausfüllen und bekommt problemlos einen Teil seiner Fahrtkosten zurück erstattet. Abgesehen davon sind die Züge meistens sauber, das Personal meistens freundlich und die Sitze bequem. Das Streckennetz der Deutschen Bahn sucht weltweit seines Gleichen, engmaschiger ist kaum ein anderes. Man kommt von Stuttgart aus problemlos mehrmals am Tag und bis spät in die Nacht in alle anderen deutschen Großstädte. Ich mag die Bahn.

5.) Mittelgebirge
Mittelgebirge sind super. Man kann dort prima wandern, ohne alle drei Meter über Skorpione, giftige Schlangen oder anderes Getier zu stolpern, die Wanderwege sind (siehe Punkt 3) perfekt ausgeschildert und in der Regel auch für Menschen mit Höhenangst gut schaffbar. Hinter jeder dritten Ecke steht eine Bank, auf der sich ausgezeichnet Rast machen lässt und Gasthöfe gibt es in nahezu jedem Ort. Man kann beim Wandern ausgezeichnet Greifvögel, Schwalben oder anderes beobachten. Nennt mich spießig, aber ich finde das toll.

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6.) Bier
Auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Ich finde IPAs doof und bevorzuge Pils oder Export. Ich brauche keine exotischen Zutaten oder gar Geschmacksrichtungen, wenn es um meinen geliebten Gerstensaft geht. Deshalb werde ich deutsches Bier vermissen.

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7.) Regionale Köstlichkeiten
Ich bin großer Freund der deutschen Küche, wenn sie denn gut gemacht ist. Ich mag Zwiebelrostbraten, Forelle, Maultaschen und Schnitzel. Entsprechend werde ich natürlich die deutsche Küche vermissen, allerdings warten da ja viele spannende neue Gerichte und Aromen darauf, mich über meinen Abschiedsschmerz hinweg zu trösten.

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Was ich an Stuttgart vermissen werde

Es wird ernst. Der letzte Arbeitstag ist vorbei, bei der Abschiedsfeier wurden die angesammelten Gin-Vorräte erfolgreich vernichtet. Ein letzter Besuch in Bremen stand an und meine Schwester hat sich erfolgreich verheiratet. Die allermeisten Bücher, Platten, Möbel und das restliche Gedöns sind trocken und sicher eingelagert. Zeit an all das zu denken, was mit an meiner Heimatstadt mit Sicherheit fehlen wird.

  • Die Selbstverständlicheit im Zusammenwachsen unterschiedlicher Kulturen. In Stuttgart haben 38% der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Der zweithöchste Wert in Deutschland. Das Schöne aber ist: Durch die lange Tradition als Industriestandort und die Ankunft und das Hierbleiben vieler Gastarbeiter ist das schnurzpiepegal. Natürlich gibt es auch in Stuttgart (und vor allem in ein paar Orten in der Region) Idioten und Alltagsrassismen, wie leider an so vielen Orten. Mir kommt es aber trotzdem vor, als sei dies hier viel weniger der Fall als anderso – weswegen in Stuttgart schon 8000 Menschen gegen Pegida demonstriert haben, als die noch nicht einmal eine einzige Kundgebund hier abhielten.
  • Linsen und Spätzle.IMG_20150525_200408
  • Das Lehen und auch die Imme. Eckkneipen im besten Sinne des Wortes. Das Lehen als Institution im Viertel, das so heißt wie es selbst. Die Imme auf dem besten Weg zum selben Status. Beides verlängerte Wohnzimmer, beide mit Herz für den Bierdurst um zehn Uhr Abends.
  • Meine Arbeit und meine Kollegen. Ich hatte das Glück, dass ich in meinem Studium für jeweils drei Monate in fünf verschiedenen Gebieten der Sozialen Arbeit mit fünf verschiedenen Zielgruppen und in fünf verschiedenen Teams arbeiten durfte. Und zum Schluss dort bleiben konnte, wo es mir am Besten gefallen hat.
  • Deutsches Brot und Deutsches Bier. Ich wüsste nicht, was ich zuerst für die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit vorschlagen würde. Wobei, eigentlich doch. Passables Bier habe ich auch schon in anderen Ländern getrunken, aber so ein Kürbiskernbrötchen? Oder ein Sauerteigbrot? Gut, dass zumindest letzteres als Sourdough Bread bei den globalen Foodstern derzeit so angesagt ist.

Eine unvollständige Liste, es gibt noch soviel mehr zu vermissen: Der Kessel. Die Aussicht. Die Weinberge und die Besenwirtschaften. Zwiebelkuchen, Sauerbraten, Maultaschen, Laugenbrötchen (und noch so viel mehr kulinarisches). Der Schloßgarten und die Bärenseen. Das Schwäbische und seine Schimpfwörter: Saubeudel, Grasdaggl und Lombaseggl. Die Bundesliga und meinen VFB, der irgendwann sicher wieder um einen einstelligen Tabellenplatz spielen wird. Viele liebgewonnene Freunde und der Großteil meiner Familie. Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als in Zukunft noch das ein oder andere mal in Stuttgart vorbei zu schauen.

Warten auf Godot

Man denkt ja immer, vor so einer Reise muss man ganz viel vorbereiten und kommt vor lauter organisatorischen Dingen zu gar nichts anderem mehr. Ich dachte das jedenfalls immer. Rund zwei Monate vor Abflug muss ich allerdings sagen, bisher haben wir ziemlich viel gewartet. Wir warten auf verschiedene Visa (Danke Kanada), auf Versicherungen und Kündigungsbestätigungen. Die Umzugskartons liegen schon seit einigen Wochen in unserer Wohnung und warten darauf, endlich voll gemacht zu werden. Der Flug ist gebucht und ich habe schon gefühlt vor 3 Monaten angefangen, mich von meinen Freund*innen und Familienangehörigen zu verabschieden. Zwischen all dem lebt man halt weiter, geht weiter zur Arbeit, es wird Frühling.

Natürlich gibt es eine Reihe von Sachen, die wir schon (oder zumindest teilweise) erledigt haben: Diverse Impfungen zum Beispiel. Am Ende meines persönlichen Impfmarathons werde ich nicht nur alle Impfungen aus der Kindheit aufgefrischt haben, sondern auch immun sein gegen Geldfieber, Typhus, Hepatitis A+B und gegen Tollwut.

Eine Langzeitreisekrankenversicherung haben wir auch beide abgeschlossen, ebenso haben wir jetzt internationale Führerscheine.

Und sonst? Ich kaufe nicht mehr so viele Klamotten wie früher, weil ich mir immer sage, dass ich sie eh nicht werde mitnehmen können. Und irgendwann wird sicher auch eine bestimmte Firma verstehen, dass ich mich aus Deutschland verabschiede, ihre Dienste nicht mehr genießen kann und mich aus meinem Vertrag lassen, da bin ich sicher.

Die Reise kommt mir momentan noch sehr weit weg vor. Ich bin gespannt, an welchem Punkt sich das ändert.

Der Masterplan

Ordnung ist das halbe Leben. Oder so ähnlich. In jedem Falle gilt es für jede Form des Urlaubs einige Planungen zu machen. Und durch Planungen werden bestimmte Erwartungen an den Verlauf der Reise aufgeworfen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERADiese Erwartungen können dabei auf zwei Arten beschrieben werden. Einerseits werden schon im Vorfeld verschiedene potenziell eintretende Ereignisse berücksichtigt. Dies macht es möglich, sich darauf ausgerichtete Lösungsstrategien zurecht zu legen. Werde ich zum Beispiel krank, dann habe ich eine Krankenversicherung und kann auch in den USA zu einem Arzt gehen ohne mich komplett zu verschulden. Bis zu welchem Grad der Wahrscheinlichkeit eines potentiell eintretenden Ereignisses eine Lösungsstrategie entwickelt wurde bestimmt dabei die Genauigkeit der Planung. Insgesamt ist das eine recht logische und formale Herangehensweise. Sie gibt einem aber auch die Gewissheit, dass man in seinen Planungen vorankommt. Sie macht den Planungsfortschritt messbar.

Andererseits können Erwartungen auch über ihrer Auswirkungen auf das eigene Gefühlsleben beschrieben werden. So kann ich mir zum Beispiel ausmalen, wie es ist, wenn ich in Alaska von einem Bären angefallen werde. Oder ich denke darüber nach wie ich mich fühle, wenn ich mit wehenden Haaren, im Cabrio sitzend, bei strahlendem Sonnenschein über die Golden Gate Bridge nach San Francisco einreite. Die potenziell eintretenden Ereignisse sind mal schöner, mal nicht ganz so schön. Das bedeutet dann aber, dass jegliche Planung auch ein Mittel zur Selbststeuerung und zur Selbstkontrolle ist. Angenehme Dinge will ich geschehen machen, nich so dolle will ich vermeiden. Durch gute Planung kann ich also nicht nur beeinflussen was mir passiert, sondern auch, wie es mir geht.

Klar ist aber auch: Bei einer 7 Monate langen Reise kann viel mehr passieren, als man vorab berücksichtgen könnte. Das macht die Planung einerseits mangelhaft und andererseits zu einem willentlich herbeigeführten Kontrollverlust. Und trotzdem ist gerade das der spannende Punkt: Das Ungefähre, das im besten Sinne Unerfüllte.

Es ist eine Binsenweisheit, dass nicht alles im Leben planbar ist. Eine wohlbegründete Ahnung zu haben und vorbereitet zu sein – gut, das ist wichtig. Letzten Endes ist es aber genauso wichtig, die Dinge zulassen zu können. Darauf zu vertrauen, dass man im Zweifel auch ohne Vorbereitung für jede Situation gewappnet ist. Dieses Selbstbewusstsein macht aus einem Plan noch etwas vielfach besseres: Einen Masterplan.